Troas





Landkarte der Troas



Troas (griechisch Τρῳάς) ist der antike Name einer Landschaft im nordwestlichen Teil Kleinasiens, südöstlich der Meerenge der Dardanellen (im Altertum Hellespont) und nördlich der Insel Lesbos. Ein Bergmassiv im Südosten und Osten trennte sie vom Rest Kleinasiens. Die Troas umgab die antike Stadt Troja. Nach Stephanos von Byzanz nannte man die Troas auch Teukris, Dardania oder Xanthe.[1]




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Topografie


  • 2 Namensherkunft


  • 3 Geschichte


  • 4 Literatur


  • 5 Einzelnachweise


  • 6 Weblinks




Topografie |


Das Gebiet der Troas bestand aus dem Einzugsgebiet dreier Flüsse, des Simoïs (Dümrek Çayı) im Norden, des Skamander (Karamenderes Çayı) und des Satnioeis (Tuzla Çayı) im Süden. Im Westen und Süden grenzte sie an das Ägäische Meer, die Nord- und Ostgrenze war schon in der Antike unklar (vgl. Strabon: Geôgraphiká. 13. Buch).[2] Strabon orientierte sich an Homer, als er die Nordostgrenze der Troas an den Fluss Aisepos (Gönen Çayı) und die Südostgrenze an den Golf von Adramyttion (Edremit Körfezi) legte.[1] Die Troas wurde größtenteils von den Verzweigungen des bis zu 1774 Metern Höhe steil aufsteigenden waldreichen Idagebirges (Kaz Dağı) eingenommen, zwischen denen sich nur das Tal des Skamander hinzieht, der zum Hellespont hinab mehrere breitere Stufenebenen durchfließt.



Namensherkunft |


Die Troas wurde nach ihren Bewohnern, den bei Homer genannten Trojanern (Τρῶες Trōes), benannt.[1] Das Volk erhielt seinen Namen von einem mythischen Eponymos, dem König Tros, einem Enkel des Dardanos. Zur Herkunft der Trojaner und einer Verwandtschaft mit anderen Völkern ist nichts bekannt, Reste einer eigenen Sprache sind nicht erhalten. Vermutungen gehen in Richtung eines thrakischen oder phrygischen Ursprungs.[1] Strabon (13,I,8) bezeichnete die Trojaner (Troer) als Teil der Thraker.[3]





Landschaft der Troas



Teile der Troas waren in der griechischen Mythologie der Schauplatz des Trojanischen Krieges. Das in der Troas gelegene homerische Ilios ist nach einer bis heute umstrittenen Theorie, die der Indogermanist Paul Kretschmer schuf und die aktuell unter anderem vom Altorientalisten Frank Starke und vom Altphilologen Joachim Latacz vertreten wird, mit dem in hethitischen Quellen mehrmals genannten Wilusa zu verbinden. Demnach war der altgriechische Name von Wilusa in mykenischer Zeit Wilios, woraus durch Wegfall des „W“ (Digamma) bereits in vorhomerischer Zeit Ilios oder Ilion wurde.


Ferner wird von den Anhängern dieser Forschungsmeinung vertreten, dass das in hethitischen Archiven genannte Taruiša mit der Troas (oder Troja) verbunden werden kann. So vermutet Latacz, dass Hethiter/Luwier und Griechen eine zugrundeliegende ältere Ortsnamensform zu unterschiedlichen Zeiten in ihre Sprachen übernahmen (Taruwisa/Tru(w)isa – Troia).[4] Im Gegensatz zu einer von ihm angenommenen Unmöglichkeit einer rein indogermanischen Lautgleichung zwischen den beiden Ortsbezeichnungen hält Ivo Hajnal die Möglichkeit einer relativen formalen Identität des homerischen Τροίη mit dem hethitischen Taruiša für gegeben.[5]



Geschichte |


Das Gebiet der Troas war schon in der Jungsteinzeit (Neolithikum) besiedelt. In der Ebene des unteren und dem Tal des oberen Skamander fanden sich Siedlungsspuren der frühen Bronzezeit.[1]





Griechische Siedlungsgebiete an der Ägäis im 5. Jh. v. Chr.



Ab dem frühen 1. Jahrtausend v. Chr. wurde die Troas, namentlich an der Küste, vor allem von Aiolern besiedelt. Wichtigere Orte aus griechischer Zeit, die auch Münzen ausprägten, sind vor allem Abydos, Alexandria Troas, Antandros, Assos, Birytis, Dardanos, Gargara, Gergis, Hamaxitos, Kebrene, Kolone, Lamponeia, Lampsakos, Neandreia und Skepsis.





Obol aus Neandreia (Troas) mit Widder und NEAN, um 400 v. Chr., vgl. Szaiert/Sear Nr. 4091


Die Landschaft gehörte in der Diadochenzeit zur Region Mysien. Im Römischen Reich war sie Teil der römischen Provinz Asia. Unter byzantinischer Herrschaft gehörte die Troas zum Thema der Ägäischen Inseln, und während des Osmanischen Reichs war sie Teil von Bigha.


Heute ist die Troas Teil der türkischen Provinz Çanakkale und umfasst das Gebiet der Halbinsel von Biga (Biga Yarımadası).[6] Am südwestlichen Kap Bababurun liegt mit Babakale der westlichste Punkt des kleinasiatischen Festlands.



Literatur |



  • Heinrich Schliemann: Troja: Ergebnisse meiner neuesten Ausgrabungen. Auf der Baustelle von Troja, in den Heldengräbern, Bunarbaschi und anderen Orten der Troas im Jahre 1882. F. A. Brockhaus, Leipzig 1884 (Digitalisat [abgerufen am 25. Juli 2017]). 


  • John M. Cook: The Troad. An archaeological and topographical study. Clarendon Press, Oxford 1973. ISBN 0-19-813165-8

  • Catherine Hofmann: Die homerische Troas oder Wie lassen sich Epos, Terrain und Karte zur Übereinstimmung bringen? In: Cartographica Helvetica 25 (2002) S. 37–46 Volltext


  • Justus Cobet: Die Troas als historische Landschaft. In: Dagmar Unverhau (Hrsg.): Geschichtsdeutung auf alten Karten. Archäologie und Geschichte. Harrassowitz, Wiesbaden 2003. S. 332–377. ISBN 3-447-04813-1

  • Günther A. Wagner, Ernst Pernicka, Hans-Peter Uerpmann (Hrsg.): Troia and the Troad. Scientific approaches. Springer, Berlin [u. a.] 2003. ISBN 3-540-43711-8

  • Alexandra Trachsel: La Troade. Un paysage et son héritage littéraire. Les commentaires antiques sur la Troade, leur genèse et leur influence. Schwabe, Basel 2007. ISBN 978-3-7965-2254-3


  • Volker Höhfeld (Hrsg.): Stadt und Landschaft Homers. Ein historisch-geografischer Führer für Troia und Umgebung. Zabern, Mainz 2009, ISBN 3-8053-4076-1


Einzelnachweise |



  1. abcde Elmar Schwertheim: Troas. In: Hubert Cancik, Helmuth Schneider (Hrsg.): Der Neue Pauly: Enzyklopädie der Antike. Band 12/1. WBG, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-534-26764-4, Sp. 849. 


  2. Albert Forbiger (Hrsg.): Strabo’s Erdbeschreibung. Band 6. Krais & Hoffmann, Stuttgart 1859 (Digitalisat [abgerufen am 23. Juli 2017]). 


  3. Albert Forbiger (Hrsg.): Strabo’s Erdbeschreibung. Band 6. Krais & Hoffmann, Stuttgart 1859, S. 9 (Digitalisat [abgerufen am 25. Juli 2017]). 


  4. Joachim Latacz: Troia und Homer. Der Weg zur Lösung eines alten Rätsels. 6. Auflage. Koehler & Amelang, Leipzig 2010, ISBN 978-3-7338-0332-2, Ist ›Troia‹ = ›Taruwisa‹/›Tru(w)isa‹?, S. 152. 


  5. Ivo Hajnal: Ṷiluša – Taruiša. Sprachwissenschaftliche Nachbetrachtungen zum Beitrag von Susanne Heinhold-Krahmer. In: Christoph Ulf (Hrsg.): Der neue Streit um Troja. C.H.Beck, München 2003, ISBN 978-3-406-50998-8, S. 172 (Digitalisat [abgerufen am 24. Juli 2017]). 


  6. Elmar Schwertheim: Troas. In: Hubert Cancik, Helmuth Schneider (Hrsg.): Der Neue Pauly: Enzyklopädie der Antike. Band 12/1. WBG, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-534-26764-4, Sp. 848. 


Weblinks |



 Commons: Troas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

39.926626.499Koordinaten: 39° 56′ N, 26° 30′ O







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