Kielbogen


Ein Kielbogen, auch Eselsrücken, Sattelbogen, Schottischer Bogen oder Akkolade genannt, bezeichnet in der Architektur einen Bogen mit geschweiften Kanten, die im unteren Teil konvex und im oberen Teil konkav geschwungen sind. Der Umriss des Bogens gleicht damit einem auf den Kopf gestellten Schiffskiel.




(v. l. n. r.) flacher oder gedrückter Kielbogen, normaler Kielbogen, „Eselsrücken“





Chaitya-Blendfensterdekor am vedika-Zaun des Stupa von Bharhut (2./1. Jh. v. Chr.)




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Konstruktion


  • 2 Geschichte

    • 2.1 Ursprung


    • 2.2 Entwicklung



  • 3 Beispiele


  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise




Konstruktion |


Plastisch gestaltete Kielbögen haben meist einen inneren und einen äußeren Bogen; diese können einheitlich gestaltet sein, doch in vielen Fällen ist der innere (untere) Bogen ein Rund- oder Spitzbogen, wohingegen der äußere (obere) Bogen als „Eselsrücken“ ausgebildet ist. Insgesamt ist eine Vielzahl von Variationsmöglichkeiten zu beobachten.


Die Mittelpunkte der zwei unteren Kreisbögen liegen innerhalb, die der oberen Kreisbögen außerhalb des Bogenfeldes. Wenn beide unteren Kreismittelpunkte in einem Punkt zusammenfallen, entsteht eine geläufige Form des Kielbogens, liegen sie auseinander, erhält der Bogen eine gedrücktere Form. Wenn der Bogen hingegen derart konstruiert ist, dass er eine Variante des Spitzbogens ist, der nur einen kleinen Gegenbogen an der Spitze besitzt, wird er „Eselsrücken“ oder „Eselsbogen“ genannt; der Name leitet sich vom herausragenden Rückgrat des Esels ab.[1][2]



Geschichte |





Bimaran-Reliquiar, Afghanistan
ca. 30 v. Chr. oder 1. Jh. n. Chr.



Ursprung |


Der Kielbogen scheint seinen Ursprung in Indien zu haben, wo bereits seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. Eingänge zu den buddhistischen Höhlenklöstern in dieser Weise überhöht wurden. Die Hintergründe einer solchen Gestaltungsform sind unklar, doch sind Ähnlichkeiten zu den in ähnlicher Weise angespitzten Blättern des Bodhi-Baums oder zu einer in Indien verbreiteten Gebetshaltung mit erhobenen und über dem Kopf zusammengepressten Händen augenfällig; es könnte sich jedoch auch um eine rein architektur-ästhetisch zu verstehende Mittenbetonung oder -überhöhung handeln. In späterer Zeit wurden derartige Eingangsgestaltungen jedenfalls zu Fenstern (kudus) umfunktioniert und noch später entwickelten sich daraus blinde Dekorelemente (chandrasalas), die häufig zu größeren Zierpaneelen (udgamas) kombiniert wurden.



Entwicklung |


In der islamischen Baukunst kamen Kielbögen erst in der Zeit um 1100 in Gebrauch. In der persischen und ägyptischen Architektur erlebten sie erste Höhepunkte, doch tauchen sie vereinzelt im 12. Jahrhundert auch im Maghreb und in Andalusien auf.


In Mittel- und Nordeuropa kamen Kielbögen – von wenigen Ausnahmen in Buchmalereien abgesehen – erst ab dem 13./14. Jahrhundert in der Spätgotik in Gebrauch – als früheste Beispiele gelten gemeinhin einige der Eleanor-Kreuze in England. Kielbögen finden sich besonders häufig als oberer Abschluss eines Portal- oder Fensterrahmens, entweder als entsprechend geformte Archivolten, Fensterstürze oder Ziergiebel in Form von Verdachungen oder Bekrönungen. Entsprechend werden diese Bauelemente als „Kielbogenfenster“ bzw. „Kielbogenportale“ bezeichnet.



Beispiele |


Indien


Islam


Europa



Literatur |


  • Roswitha Beyer: Eselsrücken, in: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. 6, 1968, Sp. 1–22.


Weblinks |



 Commons: Kielbögen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

  • Beispiele für Kielbogenportale


Einzelnachweise |



  1. Eselsbogen im Universal-Lexikon, abgerufen am 20. Juni 2015


  2. Eselsrücken bei Duden Online, abgerufen am 20. Juni 2015


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