Psalm 131




Skulptur von Fritz Nuss vor der Ev. Stadtkirche Schorndorf; im Hintergrund: Tafel mit dem Text von Psalm 131,2.


Der kurze Psalm 131 ist nach der Zählung der Septuaginta und der Vulgata Psalm 130. In mittelalterlich-lateinischer Tradition wird er auch nach seinen Anfangsworten benannt: Domine, non est exaltatum cor meum. Er gehört zur Gruppe der Wallfahrtspsalmen (Psalm 120 bis Psalm 134).




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Inhalt

    • 1.1 Masoretischer Text

      • 1.1.1 Gebet einer Frau?


      • 1.1.2 Unterschiedliche Interpretationen des Kindes (גמל) in 2b



    • 1.2 Septuaginta und Vulgata



  • 2 Rezeption

    • 2.1 Stundengebet


    • 2.2 Musik



  • 3 Weblinks


  • 4 Literatur


  • 5 Einzelnachweise




Inhalt |



Masoretischer Text |


Psalm 131 gilt in der neueren Forschung oft als Frauentext, d. h. als weisheitlich-meditativer Text im Mund einer Beterin. Nachdem sie zwei Lebensentwürfe „Stolz“ (Vers 1) und „Ruhe in JHWH“ (Vers 2) kontrastiert hat, entschied sich die Beterin für die zweite Option und wünscht in Vers 3 auch Israel insgesamt eine solche Ruhe in Gott.



Gebet einer Frau? |


Diese Deutung ergibt sich aus einer sehr wörtlichen Übersetzung des masoretischen Textes von Vers 2b: כגמל עלי אמו כגמל עלי נפשי׃ „Wie ein kleines Kind auf / bei seiner Mutter, wie das kleine Kind auf / bei mir – so ist meine Seele (ergänze: bei dir, JHWH).“[1]


Manche Exegeten sehen in diesem Vers die realistische Darstellung einer Frau, die mit ihrem Kind auf dem Rücken (oder auf den Schultern) nach Jerusalem wandert: der Vers „ist das Selbstbildnis der Psalmistin auf dem Pilgerweg.“[2]



Unterschiedliche Interpretationen des Kindes (גמל) in 2b |


  • Einheitsübersetzung 1980 Wie ein kleines Kind bei der Mutter ist meine Seele still in mir.

  • Zürcher Bibel Wie ein entwöhntes Kind bei seiner Mutter, wie das entwöhnte Kind ist meine Seele ruhig in mir.

  • Einheitsübersetzung 2016 Wie ein gestilltes Kind bei seiner Mutter, wie das gestillte Kind, so ist meine Seele in mir.

  • Lutherbibel 2017 Wie ein kleines Kind bei seiner Mutter, wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir.

Meist versteht man unter גמל ein entwöhntes Kind; zum Verständnis dieses Bildes ist aber zu bedenken, dass lange gestillt wurde: „Unsere Rabbinen lehrten: Ein Kind muss 24 Monate lang gestillt werden. ... Rabbi Joschua sagte: Sogar vier oder fünf Jahre.[3] Nach 2. Makkabäer 7, 27 wurden Kinder in hellenistischer Zeit drei Jahre lang gestillt.



Septuaginta und Vulgata |


Die Septuaginta entnimmt Vers 2 einen anderen Sinn: Εἰ μὴ ἐταπεινοφρόνουν ἀλλὰ ὕψωσα τὴν ψυχήν μου ὡς τὸ ἀπογεγαλακτισμένον ἐπὶ τὴν μητέρα αὐτοῦ ὡς ἀνταπόδοσις ἐπὶ τὴν ψυχήν μου. „Wenn ich nicht gering denken würde, sondern meine Seele erhöbe, (dann wäre ich) wie das entwöhnte Kind gegenüber seiner Mutter, (dann wäre deine Strafe) wie Vergeltung gegenüber meiner Seele.[4]


Ebenso versteht die Vulgata den Text: Si non humiliter sentiebam, sed exaltavi animam meam ; sicut ablactatus est super matre sua, ita retributio in anima mea.



Rezeption |



Stundengebet |


Nach dem Benediktinischen Antiphonale wird Psalm 131 in der Mittagshore am Donnerstag gebetet,[5] außerdem mittags im Commune-Offizium für heilige Frauen.[6]



Musik |



  • Heinrich Schütz: Domine, non est exaltatum cor meum. SWV 78-80


Weblinks |


Volltext in verschiedenen Übersetzungen:



  • Lutherübersetzung: LUT


  • Einheitsübersetzung: EU


  • Gute Nachricht Bibel: GNB


Literatur |



  • Erich Zenger / Frank-Lothar Hossfeld: Psalmen 101–150 (Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament). Freiburg – Basel – Wien 2008, S. 595–610.


  • Klaus Seybold: Die Psalmen (Handbuch zum Alten Testament) J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1996


Einzelnachweise |



  1. Erich Zenger: Stuttgarter Psalter. S. 357. 


  2. Klaus Seybold: Die Psalmen. S. 495. 


  3. Talmud Ketubot. S. 60 a, abgerufen am 30. Dezember 2017 (englisch). 


  4. Wolfgang Kraus, Martin Karrer (Hrsg.): Septuaginta Deutsch: Das griechische Alte Testament in deutscher Übersetzung. Stuttgart 2009, S. 884. 


  5. Abtei Münsterschwarzach (Hrsg.): Benediktinisches Antiphonale. 3. Auflage. Band 2. Münsterschwarzach 2007, S. 111–112. 


  6. Benediktinisches Antiphonale. Band 2, S. 165. 


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