Departamento Santa Cruz


















-17.333333333333-61.5Koordinaten: 17° S, 62° W


Das Departamento Santa Cruz liegt im Osten Boliviens. Es hat eine Fläche von 370.621 km² und (nach der Volkszählung 2012) 2.655.084 Einwohner. Die Hauptstadt ist Santa Cruz de la Sierra.




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Geographie


  • 2 Bevölkerung


  • 3 Provinzen


  • 4 Größte Städte


  • 5 Politik

    • 5.1 Autonomie-Referendum


    • 5.2 Regionalwahlen 2010



  • 6 Wirtschaft

    • 6.1 Landwirtschaft


    • 6.2 Energie


    • 6.3 Tourismus



  • 7 Literaturhinweise


  • 8 Einzelnachweise


  • 9 Weblinks




Geographie |


Das Departamento Santa Cruz erstreckt sich von der Cordillera Oriental am Ostrand der Anden ins flache Tiefland des Amazonasbeckens und des Gran Chaco. Santa Cruz grenzt im Osten an Brasilien und im Südosten an Paraguay. Innerhalb Boliviens grenzt Santa Cruz an das Departamento Beni im Norden, das Departamento Cochabamba im Westen und das Departamento Chuquisaca im Südwesten.


Das Klima ist tropisch mit einer Regenzeit im Sommer. Durch kalte Südwinde mit polarem Ursprung (Surazos) kann es insbesondere im Winter zu kurzzeitigen Kälteeinbrüchen kommen. Die Vegetation im Flachland reicht vom Regenwald im feuchten Norden des Departamentos bis zu Savanne im trockenen Gran Chaco.



Bevölkerung |


Die Einwohnerzahl des Departamento Santa Cruz ist in den vergangenen sechzig Jahren auf mehr als das Zehnfache angestiegen:


Departamento Santa Cruz (rot)


Departamento PotosíDepartamento TarijaDepartamento ChuquisacaDepartamento CochabambaDepartamento PandoDepartamento La Paz (Bolivien)Departamento OruroDepartamento BeniDepartamento Santa CruzPeruChileArgentinienParaguayBrasilienLage
Über dieses Bild


Symbole


Flagge

Flagge
Basisdaten

Staat

Bolivien

Hauptstadt

Santa Cruz de la Sierra

Fläche
370.621 km²

Einwohner
2.655.084 (Volkszählung 2012)

Dichte
7,2 Einwohner pro km²

ISO 3166-2

BO-S

Webauftritt

www.santacruz.gob.bo (spanisch)
Politik

Präfekt

Rubén Costas


















Jahr
Einwohner
Quelle
1950
244 658

Volkszählung[1]
1976
710 724

Volkszählung[1]
1992
1 364 389

Volkszählung[1]
2001
2 029 471

Volkszählung[1]
2012
2 655 084

Volkszählung[2]

Bei der Volkszählung 2001 bezeichneten sich im Departamento Santa Cruz von den über 15-jährigen 16,95 % der Bevölkerung als Quechua, weitere 20,49 % nannten eine andere indigene Ethnie (darunter Aymara, Guaraní, Chiquitano und Mojeño). 62,56 % zählten sich zu keiner indigenen Ethnie.[3]


Eine wichtige Ursache für den raschen Bevölkerungsanstieg seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts ist die teilweise staatlich geförderte Umsiedlung von Menschen aus dem kargen Hochland des Altiplano im Westen des Landes in das fruchtbare Tiefland. Im Anschluss an die Agrarreform von 1953 entstanden im Departamento de Santa Cruz so genannte Agrarkolonisationsgebiete, in denen Zuwanderer in Plandörfern, bestehend aus meist 40 Familien pro Dorf, angesiedelt wurden. Die Umsiedlungsprogramme gerieten in den 1960er Jahren aufgrund der hohen Kosten, die sie verursachten, ihres begrenzten Erfolges (Projektziele: Importsubstituierung von Agrargütern im Tiefland, Stärkung der nationalen Einheit, demographische Entlastung des Hochlandes u. a.) und der umstrittenen Arbeit der Kolonisationsbehörden (INC/INRA) bei der Vergabe von Flächen und Landtiteln in die Kritik. Dagegen stehen positive Ansätze eines interkulturellen Zusammenlebens von Hoch- und Tieflandbevölkerung (Beispiel San Julián, vgl. Literaturhinweise).


Wie in den Kolonisationsgebieten (San Julián, Yapacaní u. a.) so weist auch in der Hauptstadt Santa Cruz de la Sierra die Bevölkerung aufgrund der starken Zuwanderung eine hohe ethnische Vielfalt auf. Neben Siedlungsgebieten von Tieflandbewohnern oder Zuwanderern aus dem Hochland existieren im Departamento de Santa Cruz auch Kolonien von Plautdietsch-sprachigen Russlandmennoniten, die sich zuerst aus Paraguay kommend seit den 1950er-Jahren angesiedelt haben. Später kamen Russlandmennoniten aus Mexiko, Canada und Belize dazu. im Jahre 2016 lebten etwa 70.000 Russlandmennoniten im Departamento Santa Cruz. Südlich der Hauptstadt liegt die auch von Untersuchungshäftlingen bewohnte Gefangenensiedlung Palmasola, in der es 2001 zu Unruhen kam.



Provinzen |


Santa Cruz ist in 15 Provinzen unterteilt:



  • Provinz Germán Busch - 33.006 Einwohner (Volkszählung 2001)


  • Provinz Manuel María Caballero - 20.010 Einwohner


  • Provinz Ñuflo de Chávez - 93.997 Einwohner


  • Provinz Chiquitos - 59.754 Einwohner


  • Provinz Cordillera - 101.733 Einwohner


  • Provinz Florida - 27.447 Einwohner


  • Provinz Guarayos - 31.577 Einwohner


  • Provinz Andrés Ibáñez - 1.260.549 Einwohner (umfasst u. a. die Stadt Santa Cruz de la Sierra)


  • Provinz Ichilo - 70.444 Einwohner


  • Provinz José Miguel de Velasco - 56.702 Einwohner


  • Provinz Ángel Sandoval - 13.073 Einwohner


  • Provinz Obispo Santistevan - 142.786 Einwohner


  • Provinz Sara - 37.733 Einwohner


  • Provinz Vallegrande - 27.429 Einwohner


  • Provinz Ignacio Warnes - 53.231 Einwohner


Größte Städte |


Die größte und wichtigste Stadt des Departamentos ist die Hauptstadt Santa Cruz de la Sierra.





























Stadt
Einwohner 2001
(Volkszählung)
Einwohner 2010
(Fortschreibung)

Santa Cruz de la Sierra
1.116.059
1.685.884

Montero
78.294
103.728

Camiri
26.505
33.705

San Ignacio de Velasco
19.401
28.799

Warnes
17.872
28.193

Cotoca
15.181
23.951

Yapacaní
14.589
23.749

El Torno
11.878
21.264

Als Touristenziel bekannt ist auch der Ort Samaipata.



Politik |



Autonomie-Referendum |


Siehe auch Bolivien/Innenpolitische Spannungen


Am 4. Mai 2008 fand ein Referendum über eine weitgehende Autonomie nach spanischem Vorbild [4] statt. Nach einem Urteil des Nationalen Wahlgerichtshof, welcher das Referendum wegen fehlender rechtlicher Voraussetzungen untersagte, wurde es vom Präsident Boliviens Evo Morales als verfassungswidrig bezeichnet[5]. Befürworter des Referendums bezeichneten dieses allerdings mit der zurzeit gültigen Verfassung Boliviens in Einklang.[6] Die bolivianische Armee warnte vor einer Gefahr für die territoriale Integrität des Landes. [7] [8] Nach Angaben der Departementsregierung von Santa Cruz antworteten 350.000 Menschen „mit friedlichen Demonstrationen auf die Drohungen der [Zentral-]Regierung gegen die Demokratie.“ [9]


Hintergrund für das Referendum und die in weiteren Departamentos stattfindenden Referenden im Juni 2008 sind die inneren Gegensätze in Bolivien. Dabei sind die östlichen Departamentos im Tiefland rohstoffreicher und wohlhabender als die westlichen Departamentos des Hochlandes. Zusätzlich sind die konservativen politischen Kräfte für die Autonomie und die linken politischen Kräfte für den Status quo. Die Autonomiebefürworter der östlichen Departamentos kritisieren die Regierung für den Plan, einen größeren Teil der Einnahmen aus dem Osten im ärmeren Westen auszugeben. Der sozialistische Präsident stützt seine Macht auf die indigenen Bevölkerungsteile, während die spanischstämmige Bevölkerung eher die konservativen Kräfte unterstützt. Die Autonomiebefürworter stehen für eine freie Marktwirtschaft, die sozialistischen Autonomiegegner für eine Wirtschaft mit wesentlicher Staatsbeteiligung.


Die Wahlbeteiligung betrug etwa 61 %.[10] Ersten Ergebnissen zufolge haben sich mehr als 80 % der Wahlteilnehmer für die Autonomie ausgesprochen [11] Bolivianische Quellen sprechen von 84 %. 11,5 % stimmten mit "nein" und 1,3 % legten leer ein.[12]


Rubén Costas, Präfekt des Departamentos Santa Cruz, begrüßte das Ergebnis als Sieg. Er kündigte an „Bolivien zum dezentralisiertesten Land Lateinamerikas“ zu machen[13]. Präsident Morales hingegen bezeichnete das Referendum wegen der im Vergleich zu früheren Wahlen geringen Wahlbeteiligung als Misserfolg für die Autonomie,[5] erklärte aber er sei sich darüber bewusst, dass zumindest ein breiter Teil der Bevölkerung Autonomieforderungen stelle.[14]



Regionalwahlen 2010 |


Gesamtergebnis bei den Regionalwahlen vom 4. April 2010 im Departamento Santa Cruz:[15]



































Wahl-
berechtigte

Wahl-
beteiligung
gültige Stimmen

VERDES

MAS-IPSP

TODOS

FA

MSM

FCN
1.225.072
 
1.052.426
979.123
 
515.370
374.326
43.929
25.031
11.530
8.937

 

85,9 %

93,0 %
 

52,6 %

38,2 %

4,5 %

2,6 %

1,2 %

0,9 %


Wirtschaft |



Landwirtschaft |


Die Region um die Hauptstadt Santa Cruz de la Sierra wird intensiv landwirtschaftlich genutzt, im waldreichen Norden herrscht Forstwirtschaft vor. Land- und Forstwirtschaft sowie die Verarbeitung der land- und forstwirtschaftlichen Produkte sind wirtschaftlicher Schwerpunkt des Departamento Santa Cruz.



Energie |


Die Region besitzt außerdem die zweitgrößten Erdgasvorkommen in Südamerika. In den 1990ern wurden diese privatisiert. Forderungen nach Rücknahme der Privatisierungen führten mit zum Sturz von Boliviens Präsident de Lozada. 2005 unter Präsident Mesa versuchten Oberschicht und Unternehmensverbände, diesen Bestrebungen mit einer Forderung nach Autonomie für die Region zuvorzukommen.



Tourismus |


In Santa Cruz befinden sich die als Weltkulturerbe der UNESCO geschützten Jesuitenmissionen der Chiquitos und die Festung von Samaipata sowie der als Weltnaturerbe geschützte Nationalpark Noel Kempff Mercado. Eine weitere Sehenswürdigkeiten ist der Nationalpark Amboró. In der Ortschaft La Higuera am westlichen Rand des Departamentos wurde im Jahre 1967 Che Guevara gefangen genommen und getötet.



Literaturhinweise |


  • Johannes Winter (2006): Bolivien - Armut schweißt zusammen. Ansätze für ein interkulturelles Zusammenleben jenseits aller Fragmentierung. In: eins - Entwicklungspolitik Information Nord-Süd, H. 11–12 (Juni), S. 42–45, 2006.

  • Johannes Winter (2005): Integrationsprozesse im ländlichen Bolivien. Beispiele aus dem Departamento de Santa Cruz. In: Arbeitshefte des Lateinamerika-Zentrums. / CeLA, Nr. 91. Münster. Download: (PDF; 1,7 MB)

  • Sevilla, Rafael und Benavides, Ariel (2001): Bolivien - das verkannte Land? Horlemann, Bad Honnef.


Einzelnachweise |



  1. abcd Instituto Nacional de Estadística (INE) (Memento des Originals vom 26. Februar 2014 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ine.gob.bo


  2. INE – Instituto Nacional de Estadística Bolivia 2012 (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/censosbolivia.ine.gob.bo


  3. Instituto Nacional de Estatística(INE) (Memento des Originals vom 27. Oktober 2009 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ine.gov.bo: Censo de Población y Vivienda 2001


  4. Die Presse:Bolivien: Das Tiefland sagt leise „Adiós“ (4. Mai 2008)


  5. ab AFP: Reichste Region Boliviens stimmt in Referendum für Autonomie, 5. Mai 2008 (Memento vom 24. Januar 2013 im Webarchiv archive.is)


  6. El Diario: Llegó la hora de la verdad para el referéndum por la autonomía (Memento des Originals vom 8. Mai 2008 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eldiario.net aufgerufen am 4. Mai 2008


  7. ORF: Bolivien: Umstrittenes Referendum in Santa Cruz (4. Mai 2008)


  8. La Razón (Zeitung, La Paz): FFAA ven que el Estatuto afecta la seguridad interna (Memento des Originals vom 8. Juni 2008 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.la-razon.com aufgerufen am 4. Mai 2008


  9. Departamentsregierung Santa Cruz (Memento des Originals vom 30. November 2010 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.santacruz.gov.bo (spanisch)


  10. El Diario: Victoria del Sí en consulta perfila un acuerdo nacional (Memento des Originals vom 8. Mai 2008 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eldiario.net abgerufen am 5. Mai 2008


  11. Deutsche Welle: Schlappe für Morales: Santa Cruz will mehr Autonomie (5. Mai 2008)


  12. El Diario (La Paz): El “Sí” triunfó con más del 84% de votos en consulta autonómica (Memento des Originals vom 8. Mai 2008 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eldiario.net aufgerufen am 5. Mai 2008


  13. Rückenstärkung für Santa Cruz in Bolivien, NZZ, 6. Mai 2008


  14. Das Problem Santa Cruz, Telepolis, 5. Mai 2008


  15. Acta de Cómputo Nacional Elecciones Departamentales, Municipales y Regional 2010


Weblinks |



 Commons: Departamento Santa Cruz – Sammlung von Bildern

  • Informationen über Santa Cruz und das Tiefland von Bolivien auf bolivialine

  • Informationen über das Departamento auf der Seite der bolivianischen Botschaft in Berlin


  • Internetauftritt der Präfektur des Departamento Santa Cruz (spanisch)


  • Video der Autonomiebefürworter auf Youtube (spanisch mit englischen Untertiteln)


  • SantaCruz-Online Virtueller Reiseführer mit detaillierten Informationen über das Dep. Santa Cruz


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