Matra Sports


Matra Sports war ein im Automobilsport engagiertes Tochterunternehmen des französischen Rüstungskonzerns Matra. Das Unternehmen konstruierte und baute eigene Rennwagen und Motoren, die in verschiedenen nationalen und internationalen Motorsportklassen eingesetzt wurden. In den meisten Klassen unterhielt Matra ein eigenes Werksteam; teilweise wurden auch andere Teams mit Chassis bzw. Motoren beliefert. Besonders erfolgreich war Matra in der Formel 1: Als Chassislieferant des britischen Teams Tyrrell gewann Matra 1969 die Fahrer- und die Konstrukteursweltmeisterschaft. Im Langstreckensport gewann Matra dreimal in Folge das 24-Stunden-Rennen von Le Mans.




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Unternehmensgeschichte


  • 2 Monoposti

    • 2.1 Formel 3


    • 2.2 Formel 2


    • 2.3 Formel 1


    • 2.4 Sportwagenrennen



  • 3 Ergebnisse

    • 3.1 Ergebnisse des Werksteams in der Formel 1


    • 3.2 Siege in der Sportwagen-Weltmeisterschaft



  • 4 Literatur


  • 5 Weblinks


  • 6 Einzelnachweise




Unternehmensgeschichte |




Eingang des Matra-Werks in Romorantin-Lanthenay


Matra geht zurück auf das 1937 gegründete französische Rüstungs- und Luftfahrtunternehmen Capra (Compagnie Anonyme de Production et Réalisation Aéronautique). Capra wurde 1941 in Matra (kurz für: Mécanique Avion Traction) umbenannt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs beschäftigte sich das Unternehmen unter anderem mit der Herstellung von Waffen und Raketen. Unter der Leitung von Jean-Luc Lagardère diversifizierte Matra zu Beginn der 1960er-Jahre: 1964 übernahm das Unternehmen den Sportwagenhersteller Bonnet. Darauf aufbauend, entstanden in den nächsten Jahrzehnten bei Matra unterschiedliche Straßenfahrzeuge, darunter der Sportwagen 530, der SUV-Pionier Rancho und der Van bis zum Renault Espace. Seit 1970 bestand eine enge Verbindung von Matras Automobilsektor zum französischen Großserienhersteller Simca, der zu dieser Zeit seinerseits zum US-amerikanischen Konzern Chrysler gehörte.


Im Zuge der Ausweitung in den Automobilsektor wurde 1964 das für den Automobilsport zuständige Tochterunternehmen Matra Sports gegründet. Das Unternehmen hatte seinen Sitz in Romorantin-Lanthenay im Loire-Tal. Bereits bei Beginn des Motorsportengagements war die Teilnahme an der Formel 1 das erklärte Ziel von Matra Sports. Um Erfahrungen zu sammeln, trat das Unternehmen allerdings zunächst in kleineren Klassen an.



Monoposti |



Formel 3 |




Matras erster Monoposto: der MS5


1965 debütierte das Werksteam mit dem Matra MS5 in der Formel 3. Das Auto wurde von einem Vierzylindermotor von Ford angetrieben. Werksfahrer waren Jean-Pierre Beltoise und Jean-Pierre Jaussaud. Beltoise wurde bereits im ersten Jahr mit 271 Punkten französischer Formel-3-Meister vor seinem Teamkollegen, der 157 Punkte einfuhr. Im folgenden Jahr ging die französische Meisterschaft an den Matra-Fahrer Johnny Servoz-Gavin, 1967 an Henri Pescarolo. Danach zog sich das Werksteam aus der Formel-3-Meisterschaft zurück. Die Matra-Autos wurden an private Teams verkauft, die sie bis 1969 mit nachlassendem Erfolg einsetzten.



Formel 2 |


1966 stieg Matra in die Formel-2-Europameisterschaft ein, die das Unternehmen in den Jahren 1967 bis 1969 dominierte.


Matra trat 1966 einerseits mit dem Werksteam Matra Sports an, für das Jo Schlesser und Jean-Pierre Beltoise fuhren. Daneben erhielt der britische Motorsportmanager Ken Tyrrell einige Kundenfahrzeuge, die er in teilweise abweichender technischer Konfiguration für sein Team, die Tyrrell Racing Organisation, einsetzte. Tyrrells Fahrer waren Jackie Stewart und Mike Spence. Die Autos, die anfänglich mit Motoren von BRM ausgerüstet waren und im Laufe der Saison auf Cosworth-Triebwerke umgerüstet wurden, galten als leistungsfähig, erreichten aber nicht das Niveau der Konkurrenzfahrzeuge von Brabham-Honda. In der Endwertung der Meisterschaft 1966 belegte Beltoise als bester Matra-Fahrer Rang vier vor Stewart, der für Tyrrell fuhr.


In der Formel-2-Saison 1967 fuhr Matra erneut zweigleisig. Für das Werksteam Matra Sports wurden in erster Linie Jean-Pierre Beltoise und Johnny Servoz-Gavin gemeldet, für Ken Tyrrells Team, das nun Matra International hieß, ging Jackie Ickx an den Start. Ickx gewann in Tyrrells Auto die Meisterschaft 1967.


1968 trat Tyrrell nicht mehr in der Formel 2 an. Matra Sports war in diesem Jahr das einzige Team, das Matra-Autos an den Start brachte. Fahrer waren Beltoise und Henri Pescarolo. Beltoise gewann die Meisterschaft mit deutlichem Vorsprung vor seinem Teamkollegen.


1969 schließlich ging die Meisterschaft an den für Matra International fahrenden Johnny Servoz-Gavin. Danach beendete Matra das Formel-2-Engagement. Die Autos wurden zum Saisonende zurückgezogen; es gab keine Nachfolgemodelle, und die vorhandenen Fahrzeuge wurden auch nicht an private Kunden weiterverkauft.



Formel 1 |




Jackie Stewart 1969 im Matra MS80-Ford-Cosworth auf dem Nürburgring




Matra MS120


1968 debütierte Matra als Chassishersteller in der Formel 1. Das Werksteam meldete einen Matra MS11 mit eigenem Zwölfzylindermotor, während das britische Kundenteam Tyrrell, das gelegentlich auch als Matra International bezeichnet wurde, ein ähnliches Chassis mit einem Achtzylindermotor von Cosworth unter der Bezeichnung Matra MS10 einsetzte. Ken Tyrrells Team war bereits im ersten Jahr erfolgreicher als das Matra-Werksteam. In der Formel-1-Saison 1969 konzentrierte sich Matra voll auf das Tyrrell-Team; einen werksseitigen Einsatz gab es in diesem Jahr nicht. 1969 gewann Jackie Stewart mit einem von Tyrrell eingesetzten Matra MS80 mit Cosworth-DFV-Motor die Weltmeisterschaft. Zeitweise experimentierte Matra – ebenso wie Lotus und McLaren – mit allradgetriebenen Rennwagen (Matra MS84), die allerdings wenig Erfolge erzielten. Nur der Matra-Werkspilot Johnny Servoz-Gavin errang mit einem allradgetriebenen F1-Auto einen WM-Punkt (6. Platz beim Großen Preis von Kanada 1968). 1970 trennten sich Matra und Tyrrell. Matra bestand nunmehr auf einer Verwendung des eigenen V12-Motors durch Tyrrell, da die Nutzung des von Ford finanzierten Cosworth-Motors zu der Unternehmenspolitik des inzwischen mit Chrysler verbundenen französischen Werks im Widerspruch stand. Ken Tyrrell, der den Cosworth-Motor für überlegen hielt, setzte daraufhin vorübergehend Chassis von March Engineering ein, bevor Ende 1970 mit dem Tyrrell 001 das erste selbstkonstruierte Rennauto einsatzbereit war. Matra Sports setzte das Formel-1-Engagement bis 1972 allein fort, erzielte aber keine Siege. Die besten Ergebnisse der Jahre 1970 bis 1972 waren fünf dritte Plätze durch Beltoise, Henri Pescarolo und Chris Amon.


Mit Ablauf der Saison 1972 stellte Matra sein Formel-1-Engagement ein. Allerdings kehrte das Unternehmen als Motorenlieferant zurück. 1975 rüstete es vorübergehend einen DN7 des Shadow-Teams mit dem bekannten Zwölfzylindermotor aus. Das in Österreich und Italien von Jean-Pierre Jarier gesteuerte Fahrzeug fiel jedoch bei beiden Rennen aus. Von 1976 bis 1978 sowie 1981 und 1982 war Matra Motorenlieferant des französischen Formel-1-Teams Équipe Ligier; in den letzten beiden Jahren wurden sie allerdings aus Marketinggründen als Talbot bezeichnet. Mit Ligier war Matra durchaus erfolgreich; die Fahrer Jacques Laffite und Eddie Cheever erreichten in dieser Zeit insgesamt drei Siege und 15 Podestplätze. Erfolgreichstes Jahr war die Saison 1981, in der Laffite bis zum letzten Rennen noch Chancen auf den Meistertitel hatte, letztlich aber mit sechs Punkten Rückstand auf Platz 4 der Fahrerwertung abschloss.



Sportwagenrennen |





François Cevert 1973 im Matra-Simca 670


Matra Sports war auch bei Langstrecken- und Sportwagenrennen erfolgreich. 1966 erschien der MS620, im Jahr darauf der MS630, der eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers war. Der Wagen wurde flacher und länger und erhielt große Lufteinlässe vor den Hinterrädern, um den V8-Motor von B.R.M. besser kühlen zu können. Der MS630 galt als einer der fortschrittlichsten Prototypen seiner Zeit.


Sehr erfolgreich war Matra mit Sportwagen für Langstrecken-Rennen, die mit dem eigenen V12-Motor ausgestattet waren. Die Matra MS670 gewannen die 24-Stunden-Rennen von Le Mans in den Jahren 1972, 1973 und 1974 sowie die Markenweltmeisterschaft 1973, wobei die Titelverteidiger Ferrari 312PB besiegt wurden.



Ergebnisse |



Ergebnisse des Werksteams in der Formel 1 |































































































































































































































































































































































SaisonChassisFahrer123456789101112131415161718192021222324PunkteRang

1968



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Flag of Spain (1945–1977).svg

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45

3.

MS7

FrankreichFrankreich J.-P. Beltoise
6
























MS11



DNF
8
2
9

DNF

DNF
5

DNF

DNF

DNF













FrankreichFrankreich H. Pescarolo










DNF

DNS
9













1970



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Flag of Spain (1945–1977).svg

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23

7.

MS120

FrankreichFrankreich J.-P. Beltoise
4

DNF

DNF
3
5
13

DNF

DNF
6
3
8

DNF
5












FrankreichFrankreich H. Pescarolo
7

DNF
3
6
8
5

DNF
6
14

DNF
7
8
9












1971



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Flag of Spain (1945–1977).svg

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9

7.

MS120B

NeuseelandNeuseeland C. Amon
5
3

DNF

DNF
5

DNF

DNF

6
10
12














FrankreichFrankreich J.-P. Beltoise

6

DNF
9
7
7




DNF
8














1972



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Flag of South Africa (1928–1994).svg

Flag of Spain (1945–1977).svg

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Flag of Italy.svg

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Flag of the U.S..svg













12

8.

MS120C
MS120D

NeuseelandNeuseeland C. Amon

DNS
15

DNF
6
6
3
4
15
5

DNF
6
15













Siege in der Sportwagen-Weltmeisterschaft |






































































Jahr
Rennen
Fahrzeug
Fahrer 1
Fahrer 2
1972[1]
24-Stunden-Rennen von Le Mans

Matra-Simca MS670

FrankreichFrankreich Henri Pescarolo

Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Graham Hill
1973[2]
6-Stunden-Rennen von Vallelunga
Matra-Simca MS670B

FrankreichFrankreich Henri Pescarolo

FrankreichFrankreich Gérard Larrousse

1000-km-Rennen von Dijon
Matra-Simca MS670B

FrankreichFrankreich Henri Pescarolo

FrankreichFrankreich Gérard Larrousse

24-Stunden-Rennen von Le Mans
Matra-Simca MS670B

FrankreichFrankreich Henri Pescarolo

FrankreichFrankreich Gérard Larrousse

1000-km-Rennen von Zeltweg
Matra-Simca MS670B

FrankreichFrankreich Henri Pescarolo

FrankreichFrankreich Gérard Larrousse

6-Stunden-Rennen von Watkins Glen
Matra-Simca MS670B

FrankreichFrankreich Henri Pescarolo

FrankreichFrankreich Gérard Larrousse
1974[3]
1000-km-Rennen von Spa-Francorchamps
Matra-Simca MS670C

BelgienBelgien Jacky Ickx

FrankreichFrankreich Jean-Pierre Jarier

1000-km-Rennen auf dem Nürburgring
Matra-Simca MS670C

FrankreichFrankreich Jean-Pierre Beltoise

FrankreichFrankreich Jean-Pierre Jarier

1000-km-Rennen von Imola
Matra-Simca MS670C

FrankreichFrankreich Henri Pescarolo

FrankreichFrankreich Gérard Larrousse

24-Stunden-Rennen von Le Mans
Matra-Simca MS670C

FrankreichFrankreich Henri Pescarolo

FrankreichFrankreich Gérard Larrousse

1000-km-Rennen von Zeltweg
Matra-Simca MS670C

FrankreichFrankreich Henri Pescarolo

FrankreichFrankreich Gérard Larrousse

6-Stunden-Rennen von Watkins Glen
Matra-Simca MS670C

FrankreichFrankreich Jean-Pierre Beltoise

FrankreichFrankreich Jean-Pierre Jarier

1000-km-Rennen von Le Castellet
Matra-Simca MS670C

FrankreichFrankreich Jean-Pierre Beltoise

FrankreichFrankreich Jean-Pierre Jarier

1000-km-Rennen von Brands Hatch
Matra-Simca MS670C

FrankreichFrankreich Jean-Pierre Beltoise

FrankreichFrankreich Jean-Pierre Jarier

6-Stunden-Rennen von Kyalami
Matra-Simca MS670C

FrankreichFrankreich Henri Pescarolo

FrankreichFrankreich Gérard Larrousse


Literatur |


  • Jacqueline Cevert-Beltoise, Johnny Rives: François Cevert – Pilote de Legende. L'Autodrome Éditions, Saint-Cloud 2013, ISBN 978-2-910434-33-5.

  • Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, Motorbuch Verlag Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9

  • David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2 (englisch)

  • David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7

  • Pierre Ménard: La Grande Encyclopédie de la Formule 1, 2. Auflage, St. Sulpice, 2000, ISBN 2-940125-45-7 (französisch)

  • Doug Nye: Das große Buch der Formel-1-Rennwagen. Die Dreiliterformel ab 1966. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, Köln 1986, ISBN 3-481-29851-X.

  • Eberhard Reuß, Ferdi Kräling: Formel 2. Die Story von 1964 bis 1984, Delius Klasing, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-7688-3865-8.


Weblinks |



 Commons: Matra Sports – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Einzelnachweise |



  1. Erfolge in der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1972 (Memento vom 24. Juni 2003 im Webarchiv archive.is)


  2. Erfolge in der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1973 (Memento vom 24. Juni 2003 im Webarchiv archive.is)


  3. Erfolge in der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1977 (Memento vom 24. Juni 2003 im Webarchiv archive.is)


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