Conrad Veidt




Conrad Veidt 1929 auf einer Fotografie von Alexander Binder


Hans Walter Conrad Veidt (* 22. Januar 1893 in Berlin; † 3. April 1943 in Hollywood, Kalifornien, USA) war ein deutscher Schauspieler. Berühmt machte ihn 1920 die Rolle des Cesare im Filmklassiker Das Cabinet des Dr. Caligari. In den 1920er-Jahren zählte er zu den führenden Schauspielern des deutschen expressionistischen Films, er drehte jedoch auch Filme in Großbritannien, Frankreich und den USA. Veidt war ein entschiedener Gegner der Nationalsozialisten und verließ das Land nach deren Machtübernahme in Richtung Großbritannien und später Hollywood. Im englischsprachigen Film konnte er mit Auftritten in Der Dieb von Bagdad und Casablanca weitere Erfolge erzielen. Besonders häufig wurde Veidt in boshaften, getriebenen oder exzentrischen Charakterrollen besetzt.




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Leben und Karriere

    • 1.1 Frühes Leben und erste Filmrollen


    • 1.2 Internationale Erfolge


    • 1.3 Emigration und englischsprachige Filme


    • 1.4 Tod und Privatleben



  • 2 Filmografie


  • 3 Literatur


  • 4 Weblinks


  • 5 Einzelnachweise




Leben und Karriere |



Frühes Leben und erste Filmrollen |


Conrad Veidt wurde als Sohn einer bürgerlichen Familie in Berlin geboren und besuchte das Hohenzollerngymnasium, welches er wegen mangelhafter Leistungen im Jahre 1912 verlassen musste. Daraufhin wandte er sich seinem Berufswunsch, der Schauspielerei, zu.[1] Er begann 1913 als Schauspielvolontär an Max Reinhardts Deutschem Theater und trat in kleinen und mittleren Rollen auf. Der Erste Weltkrieg hinderte ihn, seine Ausbildung zu vollenden. Conrad Veidt wurde an der Ostfront eingesetzt, erkrankte dort aber und wurde wegen anhaltender gesundheitlicher Probleme im Januar 1917 aus der Armee entlassen.


Noch während des Krieges erhielt er seine ersten Filmrollen und trat unter anderem neben Werner Krauß, Anita Berber und Reinhold Schünzel in Richard Oswalds Aufklärungs- und Sittenfilmen auf, so in dem Zweiteiler Die Prostitution und in Anders als die Andern, wo er einen homosexuellen Geiger verkörperte. Letzter Film war der erste, welcher das Thema Homosexualität offen behandelte und damit einen Skandal auslöste. 1919 gründete er seine eigene Produktionsfirma, um selbst geeignete Hauptrollen für sich auszusuchen. Er fungierte 1919 sowie 1920 bei mehreren Filmen als Regisseur und Produzent.



Internationale Erfolge |




„Kreuzzug des Weibes“;
mit Harry Liedtke, Werner Krauss, Maly Delschaft u. a.; Filmplakat 1926 von Lipót Sátori im Atelier Georg Pollak


Den Durchbruch zum Filmstar hatte Conrad Veidt in Das Cabinet des Dr. Caligari des Regisseurs Robert Wiene. Darin verkörperte er den Somnabulen Cesare, der während des Schlafes willenlos gehorcht und Menschen im Auftrag seines Herren tötet. Das Cabinet des Dr. Caligari war wie viele folgende Filme mit Veidt ein frühes Beispiel des expressionistischen Films. Anschließend war er vor allem auf sinistere und exzentrische Rollen festgelegt, darunter als Iwan der Schreckliche in Das Wachsfigurenkabinett (1923) sowie in Orlac’s Hände (1924) als geplagter Pianist, der sich für einen Mörder hält. Insbesondere der internationale Erfolg von Caligari ebnete Veidt den Weg zum internationalen Film. Nachdem er 1925 bereits in dem französischen Film Le comte Kostia mitgewirkt hatte, wurde er 1927 nach Hollywood gelotst. Hier war er zunächst neben John Barrymore als französischer König Ludwig XI. im Abenteuerfilm Der Bettelpoet zu sehen. Im folgenden Jahr spielte er auch in Paul Lenis Melodram The Man Who Laughs, basierend auf dem Roman Der lachende Mann von Victor Hugo. Seine Darstellung des Gwynplaine in diesem Film wurde nachweislich zur Inspiration für die Figur des Jokers.


Als sich in Amerika Ende der 1920er-Jahre der Tonfilm durchsetzte, war Veidt mit seinem deutschen Akzent im Nachteil. Nach vier amerikanischen Filmen kehrte er in sein Heimatland zurück und übernahm 1929 die Hauptrolle in Das Land ohne Frauen, einem der ersten deutschen Tonfilme. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war Veidt im Jahre 1931 als Klemens Wenzel Lothar von Metternich in der Filmoperette Der Kongreß tanzt zu sehen. Anschließend spielte er in den deutschen Filmen Ich und die Kaiserin (1933) und als Reichsvogt Gessler in Wilhelm Tell - Das Freiheitsdrama eines Volkes (1934). Er übernahm ebenfalls die Hauptrolle im britischen Film Rom-Expreß aus dem Jahre 1932.



Emigration und englischsprachige Filme |


Als Wilhelm Tell im Jahre 1934 seine Premiere hatte, war Veidt bereits aus Deutschland geflohen. Veidt galt als Gegner der Nationalsozialisten und heiratete eine Woche vor seiner Emigration nach England seine jüdische Verlobte.[2]Joseph Goebbels wollte den Filmstar in Deutschland halten und versprach Veidt sogar, seiner Ehefrau einen Ariernachweis auszustellen. Als Veidt jedoch ablehnte und stattdessen die Hauptrolle im britischen Film Jud Süß annahm, wurde er von den Nationalsozialisten unter Hausarrest gestellt.[3][4] Am 6. April 1933 floh er mit seiner Frau aus Deutschland, nachdem es zuletzt Gerüchte um eine geplante Ermordung Veidts gegeben hatte.[5]


In England übernahm er 1934 die Titelrolle in Jud Süß, der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Lion Feuchtwanger unter der Regie von Lothar Mendes. 1938 nahm Conrad Veidt die britische Staatsbürgerschaft an. Zu seinen Höhepunkten im britischen Film zählten drei Rollen unter Regie von Michael Powell: 1939 neben Valerie Hobson in The Spy in Black und 1940 jeweils in Contraband sowie seinem einzigen Farbfilm Der Dieb von Bagdad, wo er als rücksichtsloser Sultan Jaffa eine denkwürdige Rolle spielte. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verließ Veidt England und ging erneut in die USA, wo er auch um einen Kriegseintritt der Vereinigten Staaten gegen die Nationalsozialisten warb. Neben Norma Shearer und Robert Taylor trat er 1940 als deutscher General in der Bestsellerverfilmung Escape auf, einem der ersten US-Filme, die sich mit den damaligen politischen Verhältnissen in Deutschland kritisch auseinandersetzten. Veidt hatte sich in seinem Studiovertrag absichern lassen, dass er keine sympathisch angelegten Nationalsozialisten spielen musste.[6] Einen Großteil seines Verdienstes spendete er an die britische Armee zu Kriegszwecken.[7]


Zu seinen bekanntesten Rollen gehört die des deutschen Majors Strasser in Casablanca. Bei diesem Film erhielt der Nebendarsteller eine höhere Gage als die Hauptdarsteller Ingrid Bergman und Humphrey Bogart.[8] Auch abseits seiner Rollen in Propagandafilmen war er in Hollywood auf Schurken festgelegt: 1941 war er als gnadenloser Impresario von Loretta Young in Roman einer Tänzerin zu sehen. In dem Film Die Frau mit der Narbe nutzt er Joan Crawford emotional aus und will sie zum Mord an einem kleinen Jungen anstiften. Erst in seinem letzten Film Gefährliche Flitterwochen neben Joan Crawford und Fred MacMurray konnte er eine positive Rolle als Nazi-Widerstandskämpfer spielen.



Tod und Privatleben |


Conrad Veidt starb am 3. April 1943 an einem schweren Herzinfarkt, den er während eines Golfspiels mit seinem Hausarzt erlitt.[9] Er wurde 50 Jahre alt.[10] Der Schauspieler war dreimal verheiratet: von 1918 bis 1922 mit der Schauspielerin Gussy Holl,[11][12] die nach der Trennung von Veidt Emil Jannings heiratete, 1923 bis 1932 mit Felicitas Radke,[12][13] ebenfalls Schauspielerin, und von 1933 bis zu seinem Tode mit Ilona Preger, geb. Bata[14] (1900–1980), die zugleich seine Agentin war. Aus der Ehe mit Felicitas Radke ging die Tochter Viola Vera Veidt (1925–2004) hervor.[15]



Filmografie |



  • 1916: Der Weg des Todes

  • 1917: Wenn Tote sprechen

  • 1917: Furcht

  • 1917: Die Seeschlacht

  • 1917: Der Spion

  • 1918: Das Rätsel von Bangalor

  • 1918: Die Serenyi

  • 1918: Das Dreimäderlhaus

  • 1918: Das Tagebuch einer Verlorenen

  • 1918: Jettchen Geberts Geschichte

  • 1918: Colomba

  • 1918: Es werde Licht! (4. Teil)

  • 1918: Dida Ibsens Geschichte

  • 1918: Opfer der Gesellschaft

  • 1918: Der nicht vom Weibe Geborene

  • 1919: Opium

  • 1919: Die Japanerin

  • 1919: Die Prostitution

  • 1919: Die Reise um die Erde in 80 Tagen

  • 1919: Anders als die Andern

  • 1919: Die Okarina

  • 1919: Prinz Kuckuck

  • 1919: Wahnsinn (auch Regie und Produzent)

  • 1919: Unheimliche Geschichten

  • 1919: Nocturno der Liebe

  • 1919: Die Mexikanerin

  • 1920: Der Graf von Cagliostro

  • 1920: Nachtgestalten

  • 1920: Satanas

  • 1920: Das Cabinet des Dr. Caligari

  • 1920: Der Reigen

  • 1920: Patience

  • 1920: Die Nacht auf Goldenhall (auch Regie und Produzent)

  • 1920: Die Augen der Welt

  • 1920: Kurfürstendamm

  • 1920: Der Januskopf

  • 1920: Moriturus

  • 1920: Abend – Nacht – Morgen

  • 1920: Manolescus Memoiren

  • 1920: Weltbrand

  • 1920: Künstlerlaunen

  • 1921: Das Geheimnis von Bombay

  • 1921: Das indische Grabmal

  • 1921: Menschen im Rausch

  • 1921: Die Abenteuer einer Nacht

  • 1921: Der Gang in die Nacht

  • 1921: Sehnsucht

  • 1921: Liebestaumel

  • 1921: Die Liebschaften des Hektor Dalmore

  • 1921: Die Flucht aus dem goldenen Kerker

  • 1921: Landstraße und Großstadt

  • 1921: Danton

  • 1921: Lady Hamilton

  • 1921: Der Leidensweg der Inge Krafft

  • 1922: Lucrezia Borgia

  • 1923: Paganini (auch Produktion mit Richard Oswald)

  • 1923: Wilhelm Tell

  • 1923: Glanz gegen Glück

  • 1923: Bride of Vengeance

  • 1924: Carlos und Elisabeth

  • 1924: Der Maler, die Liebe und das Fräulein

  • 1924: Das Wachsfigurenkabinett

  • 1924: Orlac’s Hände

  • 1924: Nju

  • 1925: Le comte Kostia

  • 1925: Schicksal

  • 1925: Die Erde ruft – Jerusalem

  • 1926: Der Geiger von Florenz

  • 1926: Die Brüder Schellenberg

  • 1926: Liebe macht blind

  • 1926: Dürfen wir schweigen?

  • 1926: Kreuzzug des Weibes

  • 1926: Der Student von Prag

  • 1926: Die Flucht in die Nacht

  • 1927: Der Bettelpoet (The Beloved Rogue)

  • 1927: Eines Mannes Vergangenheit (A Man's Past)

  • 1927: Illusion (The Last Performance)

  • 1928: Der Mann, der lacht (The Man Who Laughs)

  • 1929: Das Land ohne Frauen

  • 1930: Die letzte Kompagnie

  • 1930: Die große Sehnsucht (als er selbst)

  • 1930: Menschen im Käfig

  • 1931: Der Mann, der den Mord beging

  • 1931: Die Nacht der Entscheidung

  • 1931: Der Kongreß tanzt

  • 1931: Die andere Seite

  • 1932: Rasputin, Dämon der Frauen

  • 1932: Der schwarze Husar

  • 1932: The Congress Dances

  • 1932: Rom-Expreß (Rome Express)

  • 1933: Ich und die Kaiserin

  • 1933: Floating Platform 1 Does Not Answer
    (Englische Fassung von F.P.1 antwortet nicht)

  • 1933: Ich war Spion (I Was a Spy)

  • 1933: Ahasver, der ewige Jude (The Wandering Jew)

  • 1934: Wilhelm Tell

  • 1934: Bella Donna

  • 1934: Jud Süß (Jew Süss)

  • 1935: The Passing of the Third Floor Back

  • 1935: King of the Damned

  • 1936: Unter der roten Robe (Under the Red Robe)

  • 1937: Dark Journey

  • 1938: Sturm über Asien (Tempête sur l'Asie)

  • 1938: Le joueur d'échecs

  • 1939: Der Spion in Schwarz (The Spy in Black)

  • 1940: Contraband

  • 1940: Der Dieb von Bagdad (The Thief of Bagdad)

  • 1940: Escape

  • 1941: Die Frau mit der Narbe (A Woman's Face)

  • 1941: Whistling in the Dark

  • 1941: Roman einer Tänzerin (The Men in Her Life)

  • 1942: Agenten der Nacht (All Through the Night)

  • 1942: Nazi Agent

  • 1942: Casablanca (Casablanca)

  • 1943: Gefährliche Flitterwochen (Above Suspicion)



Literatur |


  • Daniela Sannwald: Continental Stranger: Conrad Veidt und seine britischen Filme. In: Jörg Schöning (Hrsg.): London Calling. Deutsche im britischen Film der dreißiger Jahre. Edition Text + Kritik, München 1993, ISBN 3-88377-445-6, S. 89–97.


  • Wolfgang Jacobsen (Hrsg.): Conrad Veidt. Lebensbilder. Ausgewählte Fotos und Texte. Argon/Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin 1993, ISBN 3-87024-242-6.


Weblinks |



 Commons: Conrad Veidt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Conrad Veidt in der Internet Movie Database (englisch)


  • Conrad Veidt bei filmportal.de

  • Deutschsprachige Seite zum Leben und Werk Conrad Veidts

  • Bilder von Conrad Veidt In: Virtual History


Einzelnachweise |



  1. Biografie bei der Conrad Veidt Society


  2. The most enduring bad guy in cinema; Artikel im Sidney Morning Herald


  3. Conrad Veidt bei Künste im Exil


  4. Conrad Veidt bei Garbo Laughs


  5. Conrad Veidt bei Find A Grave


  6. Biografie über Conrad Veidt


  7. Biografie über Conrad Veidt


  8. Conrad Veidt bei Garbo Laughs


  9. Conrad Veidt: Biografie bei der Internet Movie Database


  10. John T. Soister: Conrad Veidt on Screen: A Comprehensive Illustrated Filmography, McFarland, 2009, S. 24 [1]


  11. John T. Soister: Conrad Veidt on Screen: A Comprehensive Illustrated Filmography, McFarland, 2009, S. 12 [2]


  12. ab John T. Soister: Conrad Veidt on Screen: A Comprehensive Illustrated Filmography, McFarland, 2009, S. 14 [3]


  13. John T. Soister: Conrad Veidt on Screen: A Comprehensive Illustrated Filmography, McFarland, 2009, S. 20 [4]


  14. Birgit Wetzig-Zalkind: Das ist Berlin: Eine Stadt und Ihre Stars, Westkreuz, 2005, S. 202 [5]


  15. Viola Vera Veidt Findagrave.com, abgerufen am 7. September 2018

















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