Karibik
Die Karibik ist eine Region im westlichen, tropischen Teil des Atlantischen Ozeans nördlich des Äquators. Als Teil des mittelamerikanischen Subkontinents besteht sie aus den am und im Karibischen Meer gelegenen Inseln und Inselgruppen und dem Meeresgebiet zwischen ihnen. Am Westende reicht die Karibik in den Golf von Mexiko.
Die Karibik ist nach dem Volk der Kariben benannt, das die spanischen Eroberer auf den Kleinen Antillen (lat. ante ilium, „vorgelagerte Inseln“) vorgefunden haben. Sie wurde bzw. wird auch Westindien genannt, da man sich bei ihrer Entdeckung auf direktem Seeweg nach Indien glaubte.
Inhaltsverzeichnis
1 Geographie und Bevölkerung
2 Geologie
3 Natur und Klima
4 Geschichte und Entdeckung der Karibik
5 Inseln und Territorien der Karibik
5.1 Zur Karibik gezählte Staaten
6 Karibik-Anrainer
7 Inselteilungen und gemeinsame Inselgruppen
8 Siehe auch
9 Literatur
10 Weblinks
11 Einzelnachweise
Geographie und Bevölkerung |
Nach der Abgrenzung der Internationalen Hydrographischen Organisation liegen die bogenförmig angeordneten Inseln der Karibik innerhalb des Karibischen Meeres.[1]
Dieses bildet von der Halbinsel Yucatán bis zum nördlichen Südamerika quasi ein Rechteck. Außerdem befindet sich vor der belizischen Küste das zweitgrößte Riffsystem der Erde: das Belize Barrier Reef. Höchste Erhebung in der Karibik ist der Pico Duarte mit 3.098 m in der Dominikanischen Republik.
Im Karibikraum leben etwa 40 Mio. Menschen unterschiedlicher Herkunft auf einer Gesamtfläche von ungefähr 220.000 km² (siehe unten). Neben den sehr wenigen verbliebenen indigenen Bewohnern leben vor allem Menschen afrikanischer und europäischer Herkunft, Kreolen sowie Inder (vor allem auf Trinidad und Tobago) und Chinesen auf den verschiedenen Inseln der Karibik. Spanisch mit ca. 70 % und Englisch mit ca. 24 % sind die Hauptsprachen der Karibik, daneben werden Französisch, Niederländisch und verschiedene Formen des Kreolischen oder Caribischen gesprochen (insbesondere im Alltag).
Die Lebenserwartung lag 2013 durchschnittlich bei 72 Jahren und 26 % der Bevölkerung gehörten zu den Unter-15-Jährigen, während 9 % über 65 Jahre alt waren. Es wanderten zwar mehr Menschen ab als zuwanderten, dennoch ist die Bevölkerungsdichte von 180 Einwohnern pro km² global verglichen relativ hoch.[2]
Wichtige karibische Bildungseinrichtungen sind die „University of the West Indies“ und das „Centre for Hotel and Tourism Management“. Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen für die karibischen Staaten. Daneben existieren im Finanzdienstleistungsbereich viele Steueroasen, allen voran auf den Kaimaninseln.
Ein zweijährlich stattfindendes Sportereignis stellt die Fußball-Karibikmeisterschaft dar.
In der Karibischen Küche werden insbesondere Fisch, Hülsenfrüchte und Gewürze verwendet.
Geologie |
Das Karibische Meer ist wiederum Teil des Amerikanischen Mittelmeers und erreicht im Kaimangraben eine Tiefe von 7.680 m. Es befindet sich überwiegend auf der Karibischen Platte, nur der Nordwestteil jenseits des Tiefseegrabens liegt auf der Nordamerikanischen Platte. Durch tektonische Aktivitäten an den Plattengrenzen kommt es immer wieder zu Erdbeben und gelegentlich zu Vulkanausbrüchen. So musste 1995 nach mehreren Eruptionen des Soufrière die Hauptstadt Montserrats, Plymouth, aufgegeben werden, nachdem bereits etwa 8.000 Menschen geflohen waren. Das letzte größere Beben ereignete sich 2010 in Haiti, das schätzungsweise 300.000 Menschen das Leben kostete.
Natur und Klima |
Generell herrscht tropisches Regenwaldklima und somit ein Tageszeitenklima mit Durchschnittstemperaturen über 20 °C vor. Darüber hinaus hat der nach Europa driftende Golfstrom seinen Ursprung in den Bahamas. Die Bezeichnung über/unter dem Winde der Antillen deutet auf den Einfluss des Nordostpassates hin. Eine weitere Naturerscheinung sind entstehende oder vorbeiziehende Hurrikane, die regelmäßig Schäden z. B. durch Überschwemmungen verursachen.
Zu den ansässigen Tierarten zählen unter anderem der Karibik-Manati, die Karibik-Languste oder Leguane. Andere Arten wie die Karibischen Spitzmäuse sind aufgrund anthropogenen Einflusses bereits ausgestorben.
Durch den exportorientierten Anbau von Cash-Crops (traditionell z. B. Zuckerrohr) auf monokulturellen Plantagen wurden einheimische Pflanzenarten wie die Mangroven stark zurückgedrängt. Viele der Böden sind vulkanischen Ursprungs und verschieden fruchtbar.
Geschichte und Entdeckung der Karibik |
Karibikkarakara
Mangrovenbaum auf Kuba
Great Blue Hole vor Belize
Gemüsemarkt in der Dominikanischen Republik
Straße in der größten Stadt, Havanna (Kuba)
Bob Marley-Statue in Kingston (Jamaika)
Kathedrale von Castries (St. Lucia)
Nationalmuseum in Port of Spain
Vor den Entdeckungen im 1. Jahrtausend v. Chr. kamen Arawak-Indianer aus Richtung Venezuela auf die karibischen Inseln. Über Trinidad breiteten sie sich nach Norden aus. Ihnen folgten rund 1500 Jahre später die kriegerischen Kariben, die die Arawak langsam von den kleinen Antillen vertrieben. Zur Zeit der Entdeckungsreisen von Christoph Kolumbus besiedelten die Arawak die Inseln Kuba, Hispaniola sowie die Bahamas, während die Kariben die kleinen Antillen bewohnten.
Als Kolumbus im Auftrag der spanischen Krone 1492 auf San Salvador (Bahamas) landete, war er vor allem auf der Suche nach Gold und anderen Reichtümern. Aber die Arawak legten keinen Wert auf das, was Europäer als Reichtum ansahen. So wurde die Karibik zwar besiedelt, aber die Konquistadoren zog es schon bald auf den amerikanischen Kontinent. Nach und nach ließen sich auch Engländer, Niederländer und Franzosen nieder. Sogar Dänemark, Schweden und Kurland waren im Besitz einiger Kolonien. St. Barthélemy war z. B. knapp ein Jahrhundert unter schwedischer Herrschaft. Ein Großteil der ursprünglich beheimateten Indianer fiel schließlich eingeschleppten Krankheiten oder Sklaverei zum Opfer.
Die Karibik war besonders im 17. und frühen 18. Jahrhundert Betätigungsfeld von Bukaniern und Piraten (sog. Goldenes Zeitalter der Piraterie). Die kleinen Inseln boten den Seeräubern, die zum Teil als Freibeuter im Auftrag eines Königs unterwegs waren, zahlreiche Unterschlupfmöglichkeiten und die spanischen Schatzflotten waren ein gutes und lohnendes Angriffsziel. Port Royal auf Jamaika sowie die französische Siedlung auf Tortuga waren regelrechte Piratensiedlungen.
Inseln und Territorien der Karibik |
In der Karibik befinden sich sowohl unabhängige Staaten als auch von überwiegend europäischen Staaten abhängige Inseln (im Uhrzeigersinn):
Region | Insel(gruppe) | Zugehörigkeit bzw. Unabhängigkeitsjahr | Mitglied- schaft | Währung | Amtssprache | Fläche (km²) | Einwohner (2013)[3] |
---|---|---|---|---|---|---|---|
offener Atlantik-Nord | 14.436 | 366.785 | |||||
Bahamas Bahamas | 1973 | B$ | Englisch (Bahamas-Kreolisch) | 13.939 | 319.031 | ||
Turksinseln und Caicosinseln Turks- und Caicosinseln | Überseegebiet | $ | Englisch (Kreolisch) | 497 | 47.754 | ||
Große Antillen | 206.583 | 37.784.549 | |||||
Kuba Kuba | 1902 | Cub$ | Spanisch | 109.884 | 11.061.886 | ||
Guantanamo Bay | US-Navy-Stützpunkt | 118 | Militärpersonal 1 | ||||
Cayman Islands Cayman Islands | Überseegebiet | CI$ | Englisch | 264 | 53.737 | ||
Jamaika Jamaika | 1962 | J$ | Englisch (Jamaikanisch) | 10.991 | 2.909.714 | ||
Navassa | Kleinere Außenbesitzung | 5 | unbewohnt 2 | ||||
Haiti Haiti | 1804 | HTG | Haitianisch, Französisch | 27.750 | 9.893.934 | ||
Dominikanische Republik Dominikanische Republik | 1844 | RD$ | Spanisch | 48.730 | 10.219.630 | ||
Puerto Rico Puerto Rico | nichtinkorporiertes Außengebiet | $ | Spanisch, Englisch | 8.959 | 3.645.648 | ||
Kleine Antillen | 9.235 | 2.613.961 | |||||
Über dem Winde | Jungferninseln Amerikanische Amerikanische Jungferninseln | nichtinkorporiertes Außengebiet | $ | Englisch (Kreolisch) | 346 | 104.737 | |
Jungferninseln Britische Britische Jungferninseln | Überseegebiet | $ | Englisch (Kreolisch) | 153 | 31.912 | ||
Anguilla Anguilla | Überseegebiet | EC$ | Englisch (Kreolisch) | 96 | 15.754 | ||
Saint-Martin | Überseegebiet | teils | € | Französisch | 53 | 31.264 | |
Sint Maarten Sint Maarten | autonomes Land | teils | CMf | Niederländisch, Englisch | 34 | 39.689 | |
St. Barthélemy | Überseegebiet | € | Französisch (Patwa) | 21 | 7.298 | ||
Saba | Besondere Gemeinde | teils | $ | Niederländisch (Englisch) | 13 | 1.991 3 | |
Sint Eustatius | Besondere Gemeinde | teils | $ | Niederländisch (Englisch) | 21 | 4.020 3 | |
Saint Kitts Nevis St. Kitts und Nevis | 1983 | EC$ | Englisch (Kreolisch) | 269 | 51.134 | ||
Antigua und Barbuda Antigua und Barbuda | 1981 | EC$ | Englisch (Antigua-Kreolisch) | 442 | 90.156 | ||
Montserrat Montserrat | Überseegebiet | EC$ | Englisch | 102 | 5.189 | ||
Guadeloupe | Überseedépartement | € | Französisch (Guadeloupe-Kreolisch) | 1.628 | 403.355 3 | ||
Dominica Dominica | 1978 | EC$ | Englisch (Patwa) | 746 | 73.286 | ||
Martinique | Überseedépartement | € | Französisch (Martinique-Kreolisch) | 1.128 | 394.173 3 | ||
Saint Lucia St. Lucia | 1979 | EC$ | Englisch (Patwa) | 616 | 162.781 | ||
Barbados Barbados | 1966 | BDS$ | Englisch | 430 | 288.725 | ||
Saint Vincent Grenadinen St. Vincent und die Grenadinen | 1979 | EC$ | Englisch | 389 | 103.220 | ||
Grenada Grenada | 1974 | EC$ | Englisch (Grenada-Kreolisch) | 344 | 107.850 | ||
Unter dem Winde | Nueva Esparta | Bundesstaat | BsF | Spanisch | 1.150 | 426.337 3 | |
Dependencias Federales | bundesunmittelbar | BsF | Spanisch | 342 | 3.100 3 | ||
Bonaire | Besondere Gemeinde | teils | $ | Niederländisch (Papiamentu) | 288 | 13.389 3 | |
Curaçao Curaçao | autonomes Land | teils | CMf | Papiamentu, Niederländisch, Englisch | 444 | 146.836 | |
Aruba Aruba | autonomes Land | teils | Afl | Papiamentu, Niederländisch | 180 | 109.153 | |
offener Atlantik-Süd | Trinidad und Tobago Trinidad und Tobago | 1962 | C$ (TTD) | Englisch (Kreolisch) | 5.128 | 1.225.225 | |
westliche Karibik | 796 | 186.176 | |||||
San Andrés und Providencia | Departamento | $ (COP) | Spanisch | 44 | 70.554 3 | ||
Corn Islands | Gemeinde | C$ (NIO) | Spanisch | 13 | 7.429 3 | ||
Islas de la Bahía | Departamento | L | Spanisch | 261 | 35.000 3 | ||
Cozumel | Gemeinde | Mex$ | Spanisch | 478 | 73.193 3 | ||
Gesamt | 221.993 | 42.176.696 |
Legende:
CELAC,
CARICOM,
ALBA,
SICA,
OECS,
EU,
UNASUR.
1 Militärpersonal ansässig.
2 Zeitweise von haitianischen Fischern bewohnt.
3 (Fehlende) Zahlen den Länderseiten entnommen.
Zur Karibik gezählte Staaten |
Folgende Staaten gehören zwar geographisch zum amerikanischen Festland, werden aber aufgrund ihrer Kolonialgeschichte sowie ihrer Wirtschafts-, Verkehrs- und sprachlichen Beziehungen häufig zur Karibik gerechnet:
Region | Staat | Zugehörigkeit bzw. Unabhängigkeitsjahr | Mitgliedschaft | Währung | Amtssprache | Fläche (km²) | Einwohner (2013) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Zentralamerika | Belize Belize | 1981 | Bz$ | Englisch (Belize-Kreolisch) | 22.966 | 334.297 | |
Südamerika | 462.324 | 1.535.789 | |||||
Guyana Guyana | 1966 | G$ | Englisch (Hindi) | 214.970 | 739.903 | ||
Suriname Suriname | 1975 | $ (SRD) | Niederländisch (Sranantongo) | 163.820 | 566.846 | ||
Franzosisch-Guayana Französisch-Guayana | Überseedépartement | € | Französisch (Kreolisch) | 83.534 | 229.040 3 |
3 Zahl der Landesseite entnommen.
Karibik-Anrainer |
Folgende Staaten grenzen an die Karibik (von Nordwest nach Südost):
Nordamerika: Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten, Mexiko Mexiko- Zentralamerika: Belize Belize, Guatemala Guatemala, Honduras Honduras, Nicaragua Nicaragua, Costa Rica Costa Rica, Panama Panama
- Südamerika: Kolumbien Kolumbien, Venezuela Venezuela, Guyana Guyana, Suriname Suriname, Franzosisch-Guayana Französisch-Guayana
Inselteilungen und gemeinsame Inselgruppen |
Folgende Inseln werden von mehreren Staaten verwaltet:
Hispaniola: Haiti und Dominikanische Republik
St. Martin (Insel): Von Frankreich und Niederlande abhängig
Folgende Inseln werden zu Gruppen zusammengefasst:
British West Indies: Anglophone kleine Antillen, die durch Institutionen und Veranstaltungen miteinander verbunden sind.
Französisch-Westindien: Frankophone kleine Antillen.
Jungferninseln: Spanische (west), amerikanische (zentral) und britische (ost).
Leeward-Inseln: Nördliche und südwestliche kleine Antillen, windabgewandt.
Windward-Inseln: Südliche kleine Antillen, windzugewandt.
ABC-Inseln: Aruba, Bonaire, Curaçao liegen geographisch nebeneinander.
BES-Inseln: Bonaire, St. Eustatius, Saba sind besondere Gemeinden der Niederlande.
Folgende Inselgruppen wurden aufgelöst:
Dänisch-Westindien bestand bis 1. April 1917 und bildet seitdem die Amerikanischen Jungferninseln.
Westindische Föderation bestand bis 31. Mai 1962.
Niederländische Antillen bestanden bis 10. Oktober 2010.
Arrondissement Saint-Martin-Saint-Barthélemy bestand bis 22. Februar 2007.
Siehe auch |
Portal: Karibik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Karibik
Literatur |
Ottmar Ette: Von Inseln, Grenzen und Vektoren. Versuch über die fraktale Inselwelt der Karibik. In: Marianne Braig u. a. (Hrsg.): Grenzen der Macht – Macht der Grenzen. Lateinamerika im globalen Kontext. Vervuert, Frankfurt am Main 2005, S. 135–180.- Heinrich Hasebeck & Andreas Venzke (Hrsg.): Gasparan oder die letzte Fahrt des Francis Drake, Benziger-Verlag, Zürich 1996, ISBN 3-545-36531-X.
Bernd Hausberger & Gerhard Pfeisinger (Hrsg.): Die Karibik. Geschichte und Gesellschaft 1492–2000. Promedia, Wien 2005, ISBN 3-85371-236-3.- Holger Henke: Modern Political Culture in the Caribbean. Kingston: Univ. of the West Indies Press 2003, ISBN 976-640-135-7.
- Holger Henke: Between Self-Determination and Dependency: Jamaica’s Foreign Relations, 1972–1989. The University of the West Indies Press, Kingston 2000.
- Matthew Mulcahy: Hurricanes and society in the British Greater Caribbean, 1624–1783. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2006, 257 S., ISBN 0-8018-8223-0.
- Edith Oppens: Karibik. Mittelmeer der Neuen Welt. Prestel, München, 2. durchges. Aufl. 1981, ISBN 3-7913-0431-3.
Weblinks |
Commons: Karibik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Karibik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Karibik – Reiseführer
- Datenbank inhaltlich erschlossener Literatur zur gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Situation in Karibik
- Themenwebsite zu Karibik und Lateinamerika (Journalisten-Initiative)
Einzelnachweise |
↑ International Hydrographic Organization: Limits of Oceans and Seas. 3rdEdition 1953, Monte Carlo 27.- Caribbean Sea
↑ Länderdatenbank, Zugriff am 6. März 2014
↑ World Factbook, Zugriff am 6. März 2014
14.53-75.82Koordinaten: 14° 31′ 48″ N, 75° 49′ 12″ W