Friedenskirche (Küsten)




Südseite der Friedenskirche Küsten, Ansicht vom Kirchplatz


52.97643111.065233Koordinaten: 52° 58′ 35,2″ N, 11° 3′ 54,8″ O
Die evangelisch-lutherische Friedenskirche ist eine neogotische Kirche in Küsten im Kirchenkreis Lüchow-Dannenberg der Landeskirche Hannover.




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Lage


  • 2 Geschichte


  • 3 Architektur und Ausstattung

    • 3.1 Chorraum


    • 3.2 Reliefs an den Kirchenwänden


    • 3.3 Orgel



  • 4 Umgebung der Kirche


  • 5 Verzeichnis der Pastoren seit der Reformation


  • 6 Literatur


  • 7 Weblinks


  • 8 Einzelnachweise




Lage |


Die Kirche steht – typisch für Kirchen im Wendland – abseits der Hauptstraße am Eingang zum Rundling und ist Teil des Kirchplatzes mit Gemeindehaus, Kindergarten und Pfarrhaus.



Geschichte |


1375 wird die Kirche erstmals urkundlich erwähnt.[1] In Küsten besteht seit dem Mittelalter bereits mit Meuchefitz zusammen ein gemeinsames Pfarramt. Die Kirche steht da bereits am Eingang zum Rundling, während das Pfarrhaus noch im Rundling ist. Die Pfarrstelle ist zur Versorgung des Pastors mit einer Vollhufe ausgestattet. 1528 wird in der Region die Reformation umgesetzt.[2] Im Lüneburger Pfründenregister von 1534 ist für Küsten als erster evangelischer Pastor Jürgen Pegelow vermerkt. 1548 baut die Gemeinde ein neues Pfarrhaus neben der Kirche am Eingang zum Rundling. Der Pfarrer zieht damit aus dem Rundling an die Stelle, wo heute das Gemeindehaus steht. In den Jahren vor 1639 brennen Kirche und Pfarrhaus ab; die Pfarrstelle ist während des Dreißigjährigen Krieges meistens verwaist und wird bis 1651 vom Pfarramt Zebelin versehen. 1851 fällt die Glocke im Turm herunter. Bereits im Jahr darauf wird in Linden von der Glockengießerei Friedrich Dreyer eine neue Glocke gegossen. Die heutige Kirche ersetzt 1865 eine baufällige Feldsteinkirche mit Holzturm.[3] Der Neubau wird vom hannoverschen König Georg V. finanziert. 1968 erhält die Kirche an Stelle des Harmoniums eine Orgel.


Der Innenraum der Friedenskirche wird 1998 nach einem Entwurf des Künstlers Jürgen Goertz renoviert. Die Kirche beteiligt sich an den Initiativen „Verlässlich geöffnete Kirche“[4][5] und „Radwegekirche“[6]. Sie ist in den Monaten von April bis Oktober täglich geöffnet.



Architektur und Ausstattung |


Die Friedenskirche ist eine einschiffige neugotische Backsteinkirche mit halbrunder Apsis. Mehrere Veränderungen wurden innen und außen vorgenommen, wobei die Kirche von fast allen neugotischen Stilelementen befreit wurde. Die Turmuhr ist nur aufgemalt.[7] Die Glocke läutet dreimal am Tag zum Gebetsläuten.[8] Die Innenausstattung stammt größtenteils von dem Künstler Jürgen Goertz, der in Küsten aufwuchs.



Chorraum |




Chorraum mit Altar, Kanzel und Taufe




Blick von der Orgelempore auf den Chorraum mit Altar, Kanzel und Taufe


Im Mittelpunkt des Chorraum steht das bleiverglaste regenbogenfarbene Kreuz auf dem Altar.


Das Ensemble für den Chorraum enthält drei Elemente: den Altar, die Kanzel und einen Sockel für das Taufbecken bzw. eine Vase. Alle Teile bestehen aus Metall: der Altar aus Bronze, die Kanzel und der Sockel aus gebürstetem Aluminium, das Taufbecken und die Vase aus patinierter Bronze.[9]


Im Zentrum steht der Altar, an dessen Vorderseite sich ein auf dunkelblauem Rund nach unten blickendes Christusbildnis befindet. Das Brot links vom Kreuz ist in Eisen gegossen. Zwölf Scheiben sind angeschnitten. Der umgedrehte Kelch aus Bronze dient als Kerzenständer.


Blickpunkt ist das Kreuz aus bleiverglastem Buntglas. Farben und Form verbinden den Regenbogen (als Zeichen für den ersten Bund Gottes mit den Menschen) und das Kreuz (als Zeichen für den neuen Bund). Die Form des Kreuzes stimmt mit den vier außen an der Kirche eingelassenen gelben Steinkreuzen überein.[10] Über dem Kreuz schwebt eine kreisrunde vergoldete Scheibe, in der die Umrisse des Christuskopfes unten am Altar ausgeschnitten sind.



Reliefs an den Kirchenwänden |


Die Wände rechts und links im Kirchenschiff zeigen zwei jeweils dreiteilige von Jürgen Goertz gestiftete Reliefzyklen.


Der Reliefzyklus „Auf dem Wege zu Gott“ teilt sich in die drei Themen „Anfang des Lebens“, „Mitte des Lebens“ und „Ende des Lebens“. Das Kind in „Anfang des Lebens“ stellt Eva, die Tochter des Künstlers, dar. Mit dem umschlungenen Paar in der „Mitte des Lebens“ hat sich Jürgen Goertz mit seiner Frau Christa selbst dargestellt. Die im Sterbebett liegende Frau am „Ende des Lebens“ ist seine Mutter.


Die eigens für die Kirche geschaffene auf der rechten Seite befindliche Reihe „Vertreibung aus dem Paradies“ besteht aus den drei Reliefs „Sündenfall“, „Ausrottung“ und „Apokalypse“.



Orgel |




Orgel und Orgelempore


Im Jahre 1967 erbaute die Orgelbaufirma Alfred Führer, Wilhelmshaven, eine neue Orgel mit Schleifladen und mechanischer Traktur.


Die klangliche Konzeption basierte auf den Vorstellungen der sogenannten „Orgelbewegung“. Das einmanualige Instrument erhielt ein angehängtes Pedal, mit dem die Manualstimmen auch vom Pedal aus spielbar sind. Ein selbstständiges Pedalregister (Subbaß 16′) fehlt bis heute.


Im Sommer 2010 überarbeitete OBM Martin ter Haseborg die Orgel.[11]


Die Disposition der Orgel:


















Manual C–g3
Gedackt8′
Principal4′
Rohrflöte4′
Waldflöte2′
Sesquialtera II D

Mixtur III
113


Pedal C–f1

angehängt


Umgebung der Kirche |


1793 ersetzt man das baufälliges Pfarrhaus durch ein neues großzügig angelegtes Fachwerkhaus, das im Lauf der Zeit als Pfarrwohnung, Viehstall, Küsterwohnung bzw. Flüchtlingsherberge nach dem Zweiten Weltkrieg dient und heute Gemeindehaus ist. Es ist ein typisches Vierständer-Fachwerkhaus und das zweitälteste Gebäude im Ort.


Seit 1957 gehört die Kirchengemeinde Krummasel zum Pfarramt Küsten. Ein neues Pfarrhaus wird 1962 gebaut. 2002 wird das Pfarramt der Gemeinden Küsten-Meuchefitz-Krummasel mit der Pfarrstelle der Gemeinden Zebelin und Wittfeitzen zusammengelegt. Der Pastor hat seinen Dienstsitz in Küsten.


1986 beginnt in Küsten eine Arbeitsloseninitiative des Kirchenkreises, woraus sich die Jugendwerkstatt Küsten entwickelt, das Pfarrwitwenhaus zu renovieren.[12]


Ein Kinderspielkreis wird 1972 gegründet und hat seine Räume im Gemeindehaus. Der Kinderspielkreis wird 2011 in einen Kindergarten umgewandelt und zieht in das Pfarrwitwenhaus.[13]


Am Eingang zum Kirchhof erinnert die Kirchengemeinde mit einem Wegweiser nach Gomel in Weißrussland an die Folgen der atomaren Verseuchung durch die Katastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986.



Verzeichnis der Pastoren seit der Reformation |


Die Pfarrstelle Küsten-Meuchefitz ist seit 1600 fast durchgehend besetzt.[14]





























































































































ZeitNameAnmerkungen
1534Jürgen PegelowBeginn und Ende der Pfarrzeit unbekannt
1543Johannes Krabbe
Ludolphus Belitzgenaue Pfarrzeit nicht bekannt
1568Johann Korke
um 1600Arnold
Bolteabgesetzt, genaue Pfarrzeit unbekannt
1634–1638Nikolaus Dumsal
1638–1639Erhard Rathmannabgesetzt
1639–1651SchwarzeVertretung, Pastor in Zebelin
1651–1674Joachim Krügergestorben in Lüchow
1674–1682Johann Heinrich Weberversetzt nach Schnackenburg
1682–1685Johann Ernst Mackaus Celle, versetzt nach Hitzacker
1685–1688Julius Johann Wildesaus Celle, versetzt nach Predöhl
1688–1698Martin Baumgarten
1699–1728Johann Joachim Wieselaus Uelzen
1728–1742Johann Christian WieselSohn von Johann Joachim Wiesel, versetzt nach Bülitz
1742–1749P. J. Haberversetzt nach Radegast
1749–1755Ludolph C. Benkendorfgestorben am 20. Februar 1755
1755–1768Heinrich C. Oldekopaus Breselenz, versetzt nach Groß Solschen
1768–1781Christian W. Danckwertsaus Lüchow, dann Isenbüttel, zuletzt Amelinghausen, Vater von Justus Friedrich Danckwerts
1781–1794Johann Heinrich Kunzeaus Bardowick
1794–1829Georg Karl Brenneraus Celle, vorher Pastor in Hollenstedt, gest. 11. Mai 1829 in Küsten
1829–1837Ernst Konrad H. Beneken[15]geb. 1796 in Soltau, 1822–1829 Pfarrer in Thomasbruch, versetzt nach Hankensbüttel, dort 1838 verstorben
1837–1840Heinrich August Exnergeb. 18. Dezember 1798 in Hannover, 1826–1837 Pfarrkollaborator in Bergen an der Dumme, gest. 30. August 1840
1840–1871Georg H. Wahrenburggeb. 6. September 1806 in Knesebeck, 1833–1840 Pfarrkollaborator in Predöhl, gest. 28. April 1871
1871–1890Hermann Georg Steinhöfelgeb. 1. August 1832 in Scharnebeck, gest. 6. Februar 1890 im Krankenhaus Dannenberg
1891–1895Christian G. Grünewaldgeb. 2. November 1864 in Harburg, vorher Pastor coll. in Stelle (Lüneburg), versetzt nach Obershagen (Uetze)
1895–1932Georg Wilhelm H. Behrensgeb. 8. März 1866 in Einbeck, vorher Pastor coll. in Wittingen, gest. 1. Januar 1935 in Küsten
1933–1946Julius Karl ThimmePastor in Satemin, mit der Versehung der Pfarrstelle beauftragt
1946–1953Otto JablonskiVakanzvertreter, geb. 1885 in Ostpreußen, vorher Superintendent in Deutsch-Eylau, versetzt nach Krummasel
1953–1958Willi SchulzVakanzvertreter, geb. 1. März 1907 in Küsten als Sohn eines Gastwirtes, Pastor in Zebelin
1958–1964Werner Wahnbaeckgeb. 4. August 1925, Pastor coll., versetzt nach Geisweid (Kreis Siegen), gest. 20. Oktober 2009 in Wilnsdorf
1964–1966WoldertVakanzvertreter, Pastor an der St.-Marien-Kirche in Plate
1966–1979Richard Rosedanach Pastor am Dom in Bardowick
1979–1982Karla Schmidt-Giesekingdanach Pastorin in Syke
1982–1983Doris SchmidtkeVakanzvertreterin, Pastorin in Zebelin und Wittfeitzen, dann Superintendentin im Kirchenkreis Georgsmarienhütte
1983–1992Werner Klippvorher Pastor in Bodenteich
1992–1994Friedemann Pannendanach Uetze (Johannes der Täufer), heute Superintendent im Kirchenkreis Osnabrück
1995–2004Thomas Anselm Müller[16]vorher Pastor in Altenmedingen
seit 2004Bernd Paul[17]


Literatur |


  • Traude Witte: Aus Herrn Pastors Kirchenbuch. Kirchengemeinde Küsten, Küsten 1982.

  • Ernst-Günther Behn: Das Hannoversche Wendland – Kirchen und Kapellen. Köhring Verlag, Lüchow 2011, ISBN 978-3-926322-50-0.

  • Kirchengemeinde Küsten: Friedenskirche Küsten. Küsten 2014. (Kirchenführer – kann bei der Kirchengemeinde bezogen werden.)

  • Doris Schmidtke: Die Kirchen im Kreise Lüchow-Dannenberg. Seite 183–189 in Klaus Poggendorf (Hrsg.): Das Hannoversche Wendland. Landkreis Lüchow-Dannenberg (Selbstverlag), 3. Auflage, Lüchow 1985.


Weblinks |



 Commons: Friedenskirche (Küsten) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

  • Homepage der Kirchengemeinde

  • Beschreibung der Innengestaltung der Kirche


Einzelnachweise |



  1. Ernst-Günther Behn: Das Hannoversche Wendland - Kirchen und Kapellen, Seite 84.


  2. Doris Schmidtke: Die Kirchen im Kreise Lüchow-Dannenberg, Seite 184.


  3. Wolfgang Jürries (Hrsg.): Wendland Lexikon Band 1 A-K, Seite 413.


  4. Offene Kirche Küsten, abgerufen am 6. April 2012.


  5. Petra Witte:„Offene Kirche“ in Küsten@1@2Vorlage:Toter Link/www.evangelische-zeitung-niedersachsen.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) i Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. in Evangelische Zeitung, 6. Mai 2012, abgerufen am 20. April 2015


  6. Friedenskirche auf radwegekirchen.de, abgerufen am 17. April 2015


  7. EJZ-Bericht zur Kirchturmrenovierung aus dem Jahr 2003, abgerufen am 14. November 2012.


  8. EJZ: „Klänge des Glaubens und der Welt“, abgerufen am 25. November 2012.


  9. Kirchengemeinde Küsten: Friedenskirche Küsten, Küsten 2011.


  10. Ernst-Günther Behn: Das Hannoversche Wendland - Kirchen und Kapellen, Seite 85.


  11. EJZ-Bericht über eine Orgelreise vom 17. August 2011, abgerufen am 26. August 2011.


  12. Archivlink (Memento des Originals vom 21. Oktober 2010 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.diawend.de, abgerufen am 15. August 2011.


  13. EJZ: "Wir sind alle Kindergarten" vom 7. Februar 2011, Sitzungsvorlage SG Lüchow: Umwandlung des Spielkreises Küsten in einen Kindergarten vom 4. November 2009, EJZ: Auf dem Weg zum Kindergarten, EJZ: „Eine sinnvolle Ergänzung“ (Memento des Originals vom 15. Januar 2012 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.diawend.de vom 12. Juli 2011, alle abgerufen am 15. August 2011.


  14. Chronik der Kirchengemeinden Küsten und Meuchefitz seit c. 1600, Kirchengemeinde Küsten.


  15. Oskar Ansull: Ja, bleiben muss und werde ich ..., Gemeinde Nienhagen 2011, S. 15 u. S. 24.


  16. EJZ-Bericht zur Verabschiedung aus dem Jahr 2004, abgerufen am 14. November 2012.


  17. EJZ-Bericht zur Amtseinführung, aus dem Jahr 2004, abgerufen am 14. November 2012.


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