Basilika San Petronio




Unvollendete Westfassade




Innenansicht, erkennbare Ziegelstruktur der getünchten Pfeiler




Blick von der Piazza Nettuno (mit Brunnen) zur Piazza Maggiore mit San Petronio, rechts daneben der gotische Palazzo dei Notai, links die romanische Rückseite des Palazzo del Podestà


Die Basilika San Petronio ist die Hauptkirche von Bologna. Ihre Fassade beherrscht die Piazza Maggiore. Mit ihren gewaltigen Dimensionen (Länge 132 m, Breite 60 m, Gewölbehöhe 45 m) ist sie die fünftgrößte Kirche der Welt, mit einem umbauten Raum um 258.000 m³ die größte Backsteinkirche überhaupt.[1] Zum Vergleich die drei größten Backsteinkirchen nördlich der Alpen: Die Volumina der Münchener Frauenkirche[2], des Ulmer Münsters und der Danziger Marienkirche[3] betragen etwa 200.000 m³. Bemerkenswert am Innenraum von San Petronio sind das Farbenspiel der Wände, die polychromen Glasfenster und die historischen Orgeln.




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Baugeschichte


  • 2 Ausstattung

    • 2.1 Orgeln



  • 3 Sonstiges

    • 3.1 Geplante Terroranschläge



  • 4 Einzelnachweise


  • 5 Weblinks




Baugeschichte |


Dem hl. Petronius, Bischof von Bologna im 5. Jahrhundert und Schutzpatron der Stadt, gewidmet, geht die Basilika auf das Jahr 1390 zurück, als die Stadt Bologna Antonio Di Vincenzo mit dem Bau einer riesigen Kirche im gotischen Stil beauftragte.


Durch Erweiterungspläne von Arduino degli Arriguzzi aus dem Jahr 1514 hätte sie größer als der (alte) Petersdom in Rom werden sollen. Der Überlieferung nach soll diese Absicht auf Anordnung von Papst Pius IV. – Bologna gehörte zum Kirchenstaat – jedoch aufgegeben worden sein. Sie trägt den Titel einer Basilica minor.


Die Basilika genoss von Anfang an Berühmtheit, so dass sie von Karl V. für seine Kaiserkrönung durch Papst Clemens VII. im Jahre 1530 gewählt wurde.


Über Jahrhunderte wurde an der Kirche gebaut. Nach der ersten Gestaltung der Fassade im Jahre 1393 begannen die Arbeiten an den Seitenkapellen, die erst 1479 vollendet wurden. Die Dekorationen des Mittelschiffes wurden von Girolamo Rainaldi zwischen 1646 und 1658 gefertigt.


Die Gliederung der Fassade wurde durch die Anlage neuer Seitenportale bereichert, die das Hauptportal von Jacopo della Quercia ergänzen sollten. Allerdings wurde der Bau zeitweilig eingestellt und später wiederaufgenommen. Viele Architekten (darunter Baldassare Peruzzi, Giacomo Barozzi da Vignola, Andrea Palladio, Leon Battista Alberti) wurden für ein Gesamtkonzept zu Rate gezogen, ohne aber jemals eine endgültige Lösung zu finden. Die Fassade ist bis heute unvollendet.


Die Basilika wurde der Diözese erst im Jahre 1929 übergeben und 1954 geweiht. Erst seit 2000 bewahrt sie die Reliquien ihres Titelheiligen, die sich bis dahin in der Basilika Santo Stefano befanden.



Ausstattung |


Im Innenraum sind folgende Kunstwerke zu sehen: Mystische Vermählung der Hl. Katharina von Filippino Lippi, eine Madonna mit Heiligen von Lorenzo Costa dem Jüngeren, Die Beweinung Christi mit vier Heiligen von Amico Aspertini.


Bedeutend ist auch der aus dem 15. Jahrhundert stammende Binnenchor aus Holz von Agostino de’ Marchi.


Das Ziborium über dem Hochaltar wurde im Jahre 1547 von Giacomo Barozzi gefertigt.




Cappella dei Re Magi: Marmorbalustrade und Fresko des Jüngsten Gerichts


Die vierte Kapelle auf der linken Seite, Cappella dei Re Magi (der Zaubererkönige – Heiligen Drei Könige), nach einem der Künstler auch Capella Bolognini genannt, ist in der Gestaltung aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts erhalten, hat eine Balustrade aus Marmor in Formen der Spätgotik und der Protorenaissance[4]. Über dem Altar ist ein bemaltes Polyptychon aus goldenem und vielfarbigem Holz mit 27 in Marmor gemeißelten und bemalten Bildern. Alle Wände wurden von Giovanni da Modena bemalt: an der rechten Seite die Reise der drei Könige, an der Frontwand bekannte Ereignisse aus dem Leben des hl. Petronius. Die Fresken des Jüngsten Gerichts auf der linken Seite sind eine dreiteilige Darstellung nach den Beschreibungen aus Dantes Göttlicher Komödie. Oben ist das Paradies, der Ort der Heiligen, mit der Krönung Marias durch Christus in einer Deësisdarstellung. Unten sind der Erzengel Michael und die in Räume gegliederte Hölle mit einer riesigen Darstellung von Luzifer zu sehen.


Oben rechts, von Luzifer aus gesehen, ist ein bärtiger Mann mit Kopftuch dargestellt, der gerade von einem Dämon am Kopf gepackt wird. Hierbei handelt es sich um den islamischen Propheten Mohammed (der zugehörige Schriftzug benutzt die damalige Schreibweise „Machomet“). Giovanni da Modena nahm seine Inspiration hierfür aus Dantes Werk, wo der Religionsgründer in der Hölle Höllenqualen erleiden muss. Dieser Teil des Freskos lässt sich in die in der damaligen Zeit ausschließlich negative Darstellung Mohammeds eingliedern und somit auch seine Bestrafung. Die islamfeindliche Verbildlichung des Propheten wird von Muslimen kritisiert. 2001 forderte Abel Smith, der Gründer der Muslimischen Union Italiens, Papst Johannes Paul II. und Kardinal Giacomo Biffi auf, die Mohammed-Darstellung, die laut Smith schlimmer sei als der Roman Die satanischen Verse, zu entfernen. Obwohl es von Seiten der katholischen Kirche zu keiner Aktion kam, wird der Brief Smiths als Auslöser für zwei geplante Terroranschläge auf die Basilika gesehen.[5]


In der Krypta befindet sich eine um 1160 bis 1180 entstandene Triumphkreuzgruppe, eine der ältesten erhaltenen.


In der Kirche ist auch der Meridian von Giandomenico Cassini zu bewundern, der 1655 nach den Plänen des Astronomen Giovanni Domenico Cassini angelegt wurde: mit 66,8 m ist er die längste Mittagslinie der Welt.




Hochaltar mit beiden Orgeln



Orgeln |


In San Petronio gibt es zwei Orgeln, die sich links und rechts des Hauptaltares befinden. Es handelt sich dabei um zwei der ältesten Orgeln in Italien. Die Orgel auf der Epistelseite stammt aus den Jahren 1471–1475, und wurde von Lorenzo di Giacomo da Prato erbaut. Die Orgel auf der Evangelienseite wurde 1596 von Baldessarre Malamini erbaut. Beide Instrumente haben jeweils zwölf Register auf einem Manual und sind mit einem angehängten Pedal ausgestattet. Die mechanischen Trakturen sind original erhalten. Die Orgeln wurden im Laufe der Zeit mehrfach verändert und zuletzt 1986 von der Orgelbaufirma Tamburini restauriert.[6][7]












Epistelorgel FGA–a2
Principale24′
Principale I12′
Principale II12′
Ottava
Duodecima
Decimaquinta
Decimanona
Vigesimaseconda
Vigesimasesta
Flauto in VIII
Flauto in XII




Evangelienorgel C–c3
Principale I16′
Ottava
Quintadecima
Decimanona
Vigesimaseconda
Vigesimasesta
Vigesimanona
Principale II
Flauto in VIII
Flauto in XII
Voce Umana


Sonstiges |


Die Kirche enthält auch die Gebeine von Elisa Bonaparte, der Schwester Napoleons.


Zum 600jährigen Jubiläum der Basilika komponierte Arvo Pärt das Werk Statuit ei Dominus, für zwei gemischte Chöre und zwei Orgeln. Es wurde daselbst am 3. Oktober 1990 uraufgeführt, u. a. mit dem Widmungsträger Liuwe Tamminga.[8]




Ausschnitt aus dem spätgotischen Fresko in der Basilika, das Mohammed in der Hölle zeigt



Geplante Terroranschläge |


Im Jahre 2002 plante eine Al-Qaida-Zelle, bestehend aus fünf Männern, die Basilika in die Luft zu sprengen. Sie machten sich verdächtig, als sie innerhalb des Gebäudes Videoaufnahmen von dem Fresko machten, das Mohammed als Opfer eines Dämons in der Hölle zeigt. In einem abgehörten Telefonat machten sie ihre terroristischen Absichten deutlich, was zu ihrer Verhaftung führte.[9][10][11] Ein weiterer Anschlagsplan im Jahre 2006, der zudem noch die Metropolitana di Milano zum Ziel hatte, wurde ebenfalls vereitelt. Hierbei wurden sieben Verdächtige festgenommen.[12]



Einzelnachweise |



  1. Wegen des einfachen rechteckigen Grundrisses und der geringen Volumina der Dachböden lässt sich der Baukörper von San Petronio auf fünf geometrische Quader gleicher Länge reduzieren, von diesen wiederum jeweils zwei rechnerisch zu einem Quader doppelter Breite zusammenfassen, das Mittelschiff, die beiden Seitenschiffe und die beiden Kapellenzeilen. Bei der bekannten Gesamthöhe (Mittelschiffsgewölbe 44,27 m) und Gesamtbreite (60 m) lassen sich die Breitenaufteilung und die Höhen der Seitenschiffe und Kapellenzeilen ziemlich genau durch Vermessung einer annähernd orthograden Fotografie der Fassade ermitteln.
    Querschnitte (Mittelschiff + Seitenschiffe + Kapellenzeilen) × Länge

    = (44,27 m × 21,8 m + 29,06 m × 20,1 m + 22,38 m × 18,1 m) × 132 m = 258.453 m³




  2. gebaut.eu: Volumen der Münchener Frauenkirche


  3. gebaut.eu: Volumen der Danziger Frauenkirche


  4. Basilica di San Pedronio – IV.Cappella dei Re Magi


  5. Birthe Arff: Terror in der Basilika? Hamburger Abendblatt, abgerufen am 26. März 2017.


  6. Nähere Informationen zu den Orgeln im Blog Pipe Organs, abgerufen am 2. Dezember 2015.


  7. Epistelorgel und Evangelienorgel in der Orgelsammlung Gabriel Isenberg, abgerufen am 2. Dezember 2015.


  8. Beschreibung und Hörbeispiel auf der Website der Universal Edition, abgerufen am 2. Dezember 2015.


  9. Italy arrests men over 'church plot'. In: BBC News, 20. August 2002. Abgerufen am 23. Mai 2010. 


  10. Frank Bruni: Italy Arrests 5; Fresco Showing Muhammad Is Issue. In: The New York Times, 21. August 2002. Abgerufen am 23. Mai 2010. 


  11. Philip Willan: Al-Qaida plot to blow up Bologna church fresco, The Guardian. 24. Juni 2002. 


  12. Sky News (Memento vom 15. August 2014 im Internet Archive)


Weblinks |



 Commons: Basilica San Petronio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • La meridiana Cassini Osservatorio Astronomico di Bologna


  • La meridiana di San Petronio sul sito dell'Unione Astrofili Italiani (PDF-Datei)

44.49296211.343114Koordinaten: 44° 30′ N, 11° 21′ O









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