Bangladesch

Multi tool use
Bangladesch (bengalisch বাংলাদেশ Bāṃlādeś .mw-parser-output .IPA atext-decoration:none[ˈbaŋlaˌd̪eʃ]; Zusammensetzung aus bangla ‚bengalisch‘ und desch ‚Land‘) ist ein Staat in Südasien. Er grenzt im Süden an den Golf von Bengalen, im Südosten an Myanmar und wird sonst von den indischen Bundesstaaten Meghalaya, Tripura, Westbengalen, Mizoram und Assam umschlossen. Mit etwa 165 Millionen Einwohnern (2017) auf einer Fläche von 147.570 km² steht es nach Einwohnerzahl auf Platz acht der größten Staaten der Erde, und auf Platz sieben der Staaten nach Bevölkerungsdichte. Nach Fläche gehört es mit Platz 92 jedoch zu den mittelgroßen Staaten. Die Hauptstadt Dhaka ist eine der am schnellsten wachsenden Megastädte der Welt, weitere Millionenstädte sind Chittagong und Khulna.
Bangladesch nimmt den östlichen Teil der historischen Region Bengalen ein, der 1947 aufgrund der muslimischen Bevölkerungsmehrheit bei der Teilung Britisch-Indiens unter der Bezeichnung Ostpakistan zum östlichen Landesteil Pakistans wurde. Im Jahr 1971 erlangte Ostpakistan infolge des Bangladesch-Krieges seine Unabhängigkeit unter dem Namen Bangladesch. Die Bezeichnung eines Staatsangehörigen des Landes lautet Bangladescher.[4]
Das Land wird naturräumlich geprägt durch den Monsun, das Mündungsdelta der Flüsse Brahmaputra, Ganges und Meghna mit ihren ausgedehnten Sumpfgebieten und Sundarbans, sowie seine Lage am Meer und das überwiegend flache Tiefland. Die Kombination dieser Merkmale sowie der global ansteigende Meeresspiegel sorgen für häufiges Hochwasser und folgenreiche Überflutungen des dichtbevölkerten Landes.
Bangladesch konnte dank eines wirtschaftlichen Aufschwungs seine sozialen und ökonomischen Indikatoren stark verbessern, zählt allerdings weiterhin zu den ärmsten Ländern des asiatischen Kontinents. Dank seiner wachsenden Wirtschaft und jungen Bevölkerung gehört es inzwischen zu den aufstrebenden Next Eleven-Märkten. 2016 nahm Bangladesch im Index der menschlichen Entwicklung Platz 139 von 188 Ländern ein.
Inhaltsverzeichnis
1 Geographie
1.1 Naturraum und Vegetation
1.2 Klima
1.3 Auswirkungen des Klimawandels
1.4 Tierwelt
2 Bevölkerung
2.1 Entwicklung
2.2 Sprachen
2.3 Religion
2.3.1 Islam als Staatsreligion versus Säkularismus
2.3.2 Rolle des Islam in Gesetzgebung und Gesellschaft, andere Religionen
2.3.3 Islamismus
3 Geschichte
3.1 Regionalgeschichte bis zur Abspaltung Bangladeschs von Pakistan
3.2 Demokratische Zwischenphase und Militärdiktatur
3.3 Machtwechsel und Demokratisierung
4 Politik und Staat
4.1 Politisches System
4.2 Politische Parteien
4.3 Außenpolitik
4.4 Menschenrechtssituation
4.4.1 Religionsfreiheit
4.5 Streitkräfte und Verteidigung
5 Verwaltungsgliederung
5.1 Städte
6 Wirtschaft
6.1 Arbeitsmarkt
6.2 Außenhandel
6.3 Staatshaushalt
7 Infrastruktur
8 Bildungswesen
9 Gesundheitswesen
9.1 Entwicklung der Lebenserwartung über Zeit
10 Kultur
10.1 Literatur
10.2 Musik
10.3 Film
10.4 Küche
10.5 Feiertage
11 Bücher zur Geschichte des Landes
12 Weblinks
13 Einzelnachweise
Geographie |
Bangladesch grenzt an die indischen Bundesstaaten Westbengalen, Assam, Meghalaya, Tripura und Mizoram (im Uhrzeigersinn, beginnend im Westen), sowie an Myanmar und den Golf von Bengalen (Teil des Indischen Ozeans). Die Gesamtlänge der Grenze beträgt 4246 km, davon mit Myanmar 193 km und mit Indien 4053 km. Die Küstenlänge beträgt 580 km.
Naturraum und Vegetation |
Der größte Teil Bangladeschs wird vom Mündungsdelta der Flüsse Brahmaputra, Ganges und Meghna gebildet; ein von vielen Altwasserarmen, Tümpeln und kleinen Inseln durchzogenes Sumpfgebiet, das während der Monsunzeit regelmäßig vom Flusshochwasser überschwemmt wird. Rund 90 Prozent von Bangladesch bestehen aus flachem Tiefland, und die Hauptstadt Dhaka liegt nur sechs Meter über dem Meer. Lediglich der südöstliche Landesteil mit der Hügel- und Berglandschaft der Chittagong Hill Tracts weicht von diesem Erscheinungsbild ab. Da der natürliche Baumbestand im Zuge des intensiven Ackerbaus großflächig dezimiert wurde, sind nur 15 Prozent des Landes bewaldet. Tropische Regenwälder existieren vor allem im südöstlichen Hügelland, während im Einzugsbereich der Flussdeltas ausgedehnte Mangrovenvegetation vorherrscht. Diese Sundarbans genannten Gebiete (nach den bis zu 25 m hohen Sundaribäumen) sind mit einer Fläche von etwa 10.000 km² die größten Mangrovenwälder der Erde. Sie machen rund die Hälfte der verbliebenen Waldfläche des Landes aus.
Klima |
Das Klima Bangladeschs ist tropisch mit zunehmenden Niederschlägen von West nach Ost. Bangladesch liegt im Einflussbereich des Südwest-Monsuns, so dass durchschnittlich 1500 bis 2250 mm Jahresniederschlagssumme erreicht werden. Im Osten, am Fuß der Tripura-Lushai-Berge, fallen 3000 bis 4000 mm (siehe Klimadiagramm Chittagong). Dort befindet sich mit dem Mowdok Mual die höchste Erhebung Bangladeschs (1003 m). Mehr als die Hälfte der Jahresniederschläge entfällt auf die Monate Juni bis August. Im März/April und im Oktober kommt es häufig zu tropischen Wirbelstürmen über dem Golf von Bengalen mit oft katastrophalen Folgen, da die damit verbundenen Fluten weite Teile des Landes überschwemmen. Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur liegt im Januar bei 25 °C und im April schon bei 35 °C. Im restlichen Jahr liegt die Temperatur bei 30 °C. In Bangladesch unterscheidet man drei bestimmte Jahreszeiten: von Ende Mai bis Anfang Oktober die Monsun-Saison, von Mitte Oktober bis Ende Februar die „kühle“ Jahreszeit und die „heiße“ Jahreszeit ungefähr zwischen dem 15. März und dem 15. Mai.
Auswirkungen des Klimawandels |
Bangladesch ist durch die globale Erwärmung in besonderer Weise bedroht: Durch die geographischen Bedingungen – der Großteil des Landes liegt nur wenig höher als der Meeresspiegel –, der hohen Bevölkerungsgröße von etwa 160 Millionen Menschen sowie dem Umstand, dass die Bevölkerung auf nur wenig Landfläche siedelt und zu etwa 80 Prozent unterhalb der Armutsgrenze lebt, hat das Land nur schlechte Chancen, sich an die Folgen der globalen Erwärmung anzupassen. Bei einem Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter würden ohne Küstenschutzmaßnahmen etwa 18 Prozent der gesamten Fläche von Bangladesch überschwemmt werden, womit ca. 38 Millionen Menschen ihre Heimat verlieren und zu Klimaflüchtlingen würden.[5] Damit sind bedeutende Teile des Landes durch den Meeresspiegelanstieg, wie er durch die Globale Erwärmung ausgelöst wird, langfristig von der Überschwemmung bedroht. Im Fünften Sachstandsbericht des IPCC aus dem Jahr 2013 wurde je nach zugrundeliegendem Szenario ein Anstieg zwischen 0,26 m und 0,98 m bis zum Jahr 2100 erwartet und durch langfristige Wirkungen von Treibhausgasemissionen ein weiterer Anstieg für die folgenden Jahrhunderte prognostiziert.[6] Langfristig wird von einem Meeresspiegelanstieg in Höhe von ca. 2,3 m pro zusätzlichem Grad Celsius Erwärmung ausgegangen.[7]
Bedingt durch den steigenden Meeresspiegel ist eine zunehmend ins Landesinnere vordringende Versalzung von Grundwasser und Ackerböden zu beobachtet.[8] Zudem leben etwa 65 Prozent der Bevölkerung im häufig durch Überschwemmungen betroffenen Flussdelta. Durch das verstärkte Abschmelzen der Himalaya-Gletscher sowie eine Veränderung der Niederschläge im Einzugsbereich der Flüsse infolge der globalen Erwärmung steigt die Hochwassergefahr zukünftig an. Im Nordwesten käme es hingegen zu einem Rückgang der Niederschläge und stärkerer Trockenheit, was dort wiederum die Wasserversorgung beeinträchtigen würde.[5] Sowohl durch Bodenversalzung als auch die Veränderung des Monsuns wird ein Rückgang der Ernteerträge um bis zu 30 Prozent bis 2050 erwartet. Da im betroffenen Gebiet bereits soziale Spannungen vorhanden sind, wird zudem befürchtet, dass diese sich durch die verschlechterten Lebensbedingungen infolge des Klimawandels zu offenen gewaltsamen Konflikten entwickeln werden.[9]
Tierwelt |

Der Königs- oder Bengaltiger ist das „Nationaltier“ Bangladeschs[10]
In den Regenwäldern nahe Chittagong kann man Hirsche, Bären, Leoparden, Rhesusaffen und Elefanten finden. Insgesamt sind etwa 750 Vogelarten, 250 Arten von Säugetieren sowie 150 verschiedene Reptilien und Amphibien in Bangladesch bekannt. Zu den Reptilien des Landes zählen etwa Krokodile, Pythons und Kobras. Zudem leben in den Gewässern von Bangladesch etwa 250 Arten von Süßwasser- und an der Küste etwa 350 Arten von Meeresfischen; Fischer auf der Jagd nach Langusten und Garnelen bringen oftmals einen großen Fang mit nach Hause, der einerseits für die einheimische Bevölkerung als Nahrung dient, andererseits auch zum Export genutzt wird. Das wahrscheinlich bekannteste Tier Bangladeschs ist der Bengalische Tiger, auch Indischer oder Königstiger genannt. Diese Tigerart lebt im Südosten Bengalens. Männliche Exemplare können es auf eine Länge von 3 Metern bringen, eine Vierteltonne schwer werden und eine Schulterhöhe von einem Meter erreichen. Rot-Goldenes Fell mit schwarzen Streifen ist Kennzeichen dieses Tigers, dessen Bauchbereich weiß gefärbt ist. Vereinzelt werden auch weiße bengalische Tiger gesichtet. Bengalische Tiger fressen etwa neun Kilo Fleisch pro Tag. In Bangladesch leben schätzungsweise 670 Tiger im geschützten Mangrovenwaldgebiet der Sundarbans.
Bevölkerung |

Bevölkerungspyramide 2016: Die Geburtenrate in Bangladesch ging deutlich zurück
Entwicklung |

Bevölkerungsentwicklung (in Millionen)

Bevölkerungsdichte nach der Volkszählung 2011
গণপ্রজাতন্ত্রী বাংলাদেশ Gaṇaprajātantrī Bāṃlādeś Volksrepublik Bangladesch | |||||
| |||||
Amtssprache | Bengalisch | ||||
Hauptstadt | Dhaka | ||||
Staatsform | parlamentarische Republik | ||||
Regierungssystem | parlamentarisches System | ||||
Staatsoberhaupt | Staatspräsident Abdul Hamid | ||||
Regierungschef | Premierministerin Hasina Wajed | ||||
Fläche | 147.570 km² | ||||
Einwohnerzahl | 164,8 Millionen (2017) | ||||
Bevölkerungsdichte | 1111 (6.) Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | ▲ +1,3 %[1] pro Jahr | ||||
Bruttoinlandsprodukt
| 2017[2]
| ||||
Index der menschlichen Entwicklung | ▲ 0,579 (139.) (2016)[3] | ||||
Währung | Taka (BDT) | ||||
Unabhängigkeit | 26. März 1971 (von Pakistan) | ||||
Nationalhymne | Amar Shonar Bangla | ||||
Nationalfeiertag | 26. März (Unabhängigkeitstag) 16. Dezember (Tag des Sieges) | ||||
Zeitzone | UTC+6 | ||||
Kfz-Kennzeichen | BD | ||||
ISO 3166 | BD, BGD, 050 | ||||
Internet-TLD | .bd | ||||
Telefonvorwahl | +880 | ||||
![]() |
Zeitperiode | Fertilitätsrate |
---|---|
1950–55 | 6,36 |
1955–60 | 6,62 |
1960–65 | 6,80 |
1965–70 | 6,92 |
1970–75 | 6,91 |
1975–80 | 6,63 |
1980–85 | 5,98 |
1985–90 | 4,98 |
1990–95 | 4,06 |
1995–2000 | 3,43 |
2000–05 | 2,93 |
2005–10 | 2,48 |
2010–15 | 2,23 |
Mit knapp 165 Millionen Einwohnern (Stand: 2017) steht Bangladesch in der Liste der Landesbevölkerungen an achter Stelle und ist mit einer Bevölkerungsdichte von 1084,2 Menschen je Quadratkilometer einer der am dichtesten besiedelten Flächenstaaten der Welt. Lange Zeit hatte Bangladesch eine hohe Geburtenrate. Durch Selbsthilfeinitiativen der Bevölkerung, die von Entwicklungshilfeorganisationen unterstützt wurden, konnte die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer zwischen 1979 und 1999 von 7,0 auf 3,3 Kinder pro Frau gesenkt werden. 2009 lag die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer bei 2,5 Kindern pro Frau[12], im 5-Jahreszeitraum zwischen 2010 und 2015 nach Schätzungen der Vereinten Nationen nur noch bei etwa 2,2 Kindern.[11] Die Bevölkerung wird laut Prognose bis 2050 auf über 200 Millionen anwachsen und dann anfangen zu stagnieren.[13]
Umfragen von 1999 zeigten, dass die Menschen in Bangladesch mit damals 3,3 Kindern pro Frau weit mehr Kinder bekamen, als sie sich eigentlich wünschten (im Durchschnitt nur 2,3 Kinder). Aufgrund der in Bangladesch weit verbreiteten Armut hatte ein Teil der Frauen keinen Zugang zu sicheren und wirksamen Methoden der Familienplanung.[14]
Im Jahre 2017 waren 0,9 % der Bevölkerung im Ausland geboren. Während der Ausschreitungen gegen Rohingya im benachbarten Myanmar flohen bis Ende 2017 etwa 850.000 Rohingya nach Bangladesch.[15] Bangladesch selbst ist ein Auswanderungsland. Im Jahr 2016 lebten 7,5 Millionen gebürtige Bangladescher im Ausland, vor allem in Indien, in den arabischen Golfstaaten, den USA und Europa.[16][17]
Im Jahr 2011 lebten 28,4 Prozent der Bevölkerung in den Städten.[18]
In fast allen Landesteilen liegt die Bevölkerungsdichte über 500 Einwohner/km². Nur in den Distrikten um Chittagong (außer Cox’s Bazar) liegt sie zwischen 75 Einwohner/km² und 500 Einwohner/km². Zu den Gebieten mit der höchsten Bevölkerungsdichte zählen Narsingdi und Narayanganj mit über 2000 Einwohner/km² und die Hauptstadt Dhaka mit mehr als 7000 Einwohner/km².
Sprachen |
Im Gegensatz zu den anderen Staaten Südasiens ist Bangladesch ethnisch relativ einheitlich. Etwa 98 Prozent der Bevölkerung sind Bengalen mit Muttersprache Bengali. Das indoarische Bengali ist auch Amtssprache des Landes. Die bengalische Sprache hat eine zentrale Rolle im Unabhängigkeitskampf gespielt und ist auch heute noch von großer Bedeutung für die nationale Identität. Unter der Mittel- und Oberschicht ist Englisch als Bildungssprache weit verbreitet und wird als Verwaltungs- und Geschäftssprache genutzt, hat aber im Gegensatz zum benachbarten Indien keinen offiziellen Status als Amtssprache. Zu den wenigen Minderheiten gehören die Bihari (1 Prozent), die aufgrund religiöser Konflikte infolge der Teilung Britisch-Indiens bei dessen Unabhängigkeit aus Bihar in das damalige Ostpakistan kamen. Sie sprechen zumeist Urdu. Daneben gibt es in den Chittagong Hill Tracts im Südosten und im Norden des Landes matrilineare Minderheiten, wie Garo und Khasi, die meist tibetobirmanische Sprachen sprechen. Insgesamt werden 39 verschiedene Sprachen und Idiome gesprochen.
Religion |
Religionen in Bangladesch | ||||
---|---|---|---|---|
Religion | Prozent | |||
Islam | 90,4 % | |||
Hinduismus | 8,5 % | |||
Buddhismus | 0,6 % | |||
Christentum | 0,3 % | |||
Andere | 0,2 % | |||
Verteilung der Religionen (Zensus 2011)[19] |

Das Bait ul-Mokarram in Dhaka Bangladeschs größte Moschee

Shiva-Tempel innerhalb der Dhakeshwari-Tempel-Anlage

Buddhistischer Tempel (Buddha Dhatu Zadi) in Balaghata, Distrikt Bandarban
Giebelkreuz der durch portugiesische Missionare 1677 begründeten römisch katholischen heutigen Holy Rosary's Church („Kirche zum Heiligen Rosenkranz“) in Dhaka
Die Mehrheit der Bevölkerung, rund 90 Prozent, bekennt sich zum Islam. Davon bildet ein Großteil die sunnitische Glaubensrichtung, Schiiten sind in einer Minderheit vorhanden.[20] Der Hinduismus ist mit knapp neun Prozent und der Buddhismus mit weniger als einem Prozent vertreten. In der längeren historischen Übersicht hat der relative Anteil von Muslimen kontinuierlich zugenommen, während der Anteil von Hindus abgenommen hat. Nach der offiziellen Bevölkerungsstatistik 1941, d. h. im letzten Zensusjahr vor der Teilung Indiens, lebten im Gebiet des späteren Bangladesch 70,3 % Muslime und 28,0 % Hindus. Nach der Unabhängigkeit Bangladeschs waren es im Jahr 1974 85,4 Prozent Muslime und 13,5 Prozent Hindus, während diese Zahlen im Jahr 2011 bei 90,4 und 8,5 Prozent lagen.[19] Den höchsten Anteil an Hindus wiesen in allen statistischen Erhebungen seit 1974 die Divisionen Khulna, Rangpur und Sylhet auf (im Jahr 2011 zwischen 12,8 und 14,1 %). Die Buddhisten leben überwiegend in den Chittagong Hill Tracts und bildeten 2011 in der Division Chittagong etwa 3 Prozent der Bevölkerung.[19]
Zensus | Bevölkerung gesamt (in 1000) | Religionen | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Muslime | Hindus | Buddhisten | Christen | Andere | |||||||
Zahl (in 1000) | % | Zahl (in 1000) | % | Zahl (in 1000) | % | Zahl (in 1000) | % | Zahl (in 1000) | % | ||
1974 | 071.478 | 061.039 | 85,4 | 09673 | 13,5 | 439 | 0,6 | 216 | 0,3 | 111 | 0,2 |
1981 | 087.120 | 075.487 | 86,7 | 10.570 | 12,1 | 538 | 0,6 | 275 | 0,3 | 250 | 0,3 |
1991 | 106.315 | 093.881 | 88,3 | 11.179 | 10,5 | 623 | 0,6 | 346 | 0,3 | 286 | 0,3 |
2001 | 124.355 | 111.393 | 89,6 | 11.608 | 09,3 | 774 | 0,6 | 389 | 0,3 | 191 | 0,2 |
2011 | 144.044 | 130.205 | 90,4 | 12.300 | 08,5 | 890 | 0,6 | 447 | 0,3 | 202 | 0,2 |
Islam als Staatsreligion versus Säkularismus |
Die erste Verfassung Bangladeschs von 1972 verankerte den Säkularismus als eines ihrer Grundprinzipien. Nach der Ermordung von Präsident Mujibur Rahman im Jahr 1975 ersetzte das Militärregime (1975–1977) unter General Ziaur Rahman mit dem per Präsidialdekret erlassenen 5. Verfassungszusatz den Begriff „Säkularismus“ durch die Passage „Absolutes Vertrauen und der Glaube an den Allmächtigen Allah soll die Basis allen Handelns sein“. Am 9. Juni 1988 verabschiedete das bangladeschische Parlament, das ganz unter dem Einfluss des Militärregimes des General Ershad stand, den 8. Verfassungszusatz, in dem der Islam zur Staatsreligion von Bangladesch erklärt wurde. Der Zusatz lautete: „Die Staatsreligion ist der Islam, jedoch können andere Religionen in Frieden und Harmonie ebenfalls in der Republik praktiziert werden.“[21] Die religiösen Minderheiten im Land und die oppositionelle Awami-Liga protestierten vergeblich gegen diese Abkehr vom Prinzip des Säkularismus. Diese Regelungen blieben nach dem Ende der Militärregierungen 1990 zunächst unangetastet.
Am 29. August 2005 erklärte das Oberste Gericht von Bangladesch die Militärregierungen zwischen dem 15. August 1975 und dem 9. April 1979 für ungesetzlich. Damit wurde auch der durch diese eingebrachte 5. Verfassungszusatz annulliert und die säkulare Verfassung in der Form aus dem Jahr 1972 in diesen Abschnitten wieder hergestellt.[22] Dagegen erhoben Vertreter der beiden damaligen konservativen Regierungsparteien Bangladesh Nationalist Party (BNP) und Jamaat-e-Islami Einspruch und gingen in Revision. Am 3. Februar 2010 bekräftigte die Berufungsabteilung des Obersten Gerichts jedoch die vorangegangene Entscheidung, womit der 5. Verfassungszusatz eliminiert wurde. Das Urteil wurde am 28. Juli 2010 veröffentlicht.[23][24]
Der 8. Verfassungszusatz (Islam als Staatsreligion) blieb von diesem Urteil unberührt. Kritiker bezeichneten es als einen Widerspruch, wenn sich einerseits der Staat als säkular definiere, andererseits aber der Islam Staatsreligion sein solle und forderten auch die Aufhebung des 8. Verfassungszusatzes. Im Jahr 2011 forderte sogar das Oberste Gericht die Regierung auf, zu begründen, warum der achte Verfassungszusatz weiterbestehen solle, wenn der fünfte aufgehoben worden sei. Schon im Jahr 1988 hatten 15 prominente Persönlichkeiten Bangladeschs dagegen Verfassungsklage erhoben. Die Klageschrift machte lange Zeit keine Fortschritte, wurde aber dann nach dem Urteil aus dem Jahr 2010 erneut reaktiviert. In einer kurzen Verhandlung vor dem Obersten Gericht am 27. März 2016 wies das Gericht die Klage ab und bekräftigte die weitere Gültigkeit des 8. Verfassungszusatzes.[25][26][27]
Rolle des Islam in Gesetzgebung und Gesellschaft, andere Religionen |
Unter den Muslimen ist der Sufismus verbreitet, auch die Tablighi Jamaat hat in Bangladesch eine große Anhängerschaft.[28] Seit den 1980er Jahren wächst außerdem der Einfluss islamischer Fundamentalisten.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren 33,9 Prozent der Bevölkerung Hindus. Seitdem ging dieser Anteil stark zurück. Vor der Teilung Indiens 1947 waren noch 28 Prozent der Bevölkerung hinduistischen Glaubens, jedoch flohen dann fast vier Millionen Hindus nach Indien. Im Unabhängigkeitskrieg 1971 ging die pakistanische Armee mitsamt den sie unterstützenden lokalen islamistischen Milizen besonders brutal gegen die religiösen Minderheiten vor, denen kollektiv unterstellt wurde, die Unabhängigkeitsbewegung zu unterstützen. Unter den mindestens 500.000 Toten (Maximalschätzungen bis zu 3 Millionen) des Krieges befanden sich auch viele Hindus.
Dem Christentum gehören etwa 0,3 Prozent der Bevölkerung an (meist römisch-katholischen Glaubens). Animismus ist eher selten; sein Anteil wird auf etwa 0,1 Prozent geschätzt.
Obwohl der Islam eine gewisse Rolle in der Gesetzgebung spielt, gibt es in Bangladesch keine formelle Implementierung der Scharia, und islamische Rechtsvorstellungen werden auch nicht auf Nichtmuslime angewendet. Das Familienrecht unterscheidet sich zwischen den einzelnen Religionen etwas. Männlichen Muslimen ist es erlaubt, bis zu vier Ehefrauen zu nehmen, allerdings nur mit dem schriftlichen Einverständnis der ersten Ehefrau. In der Realität kommt das selten vor, und es gibt einen starken gesellschaftlichen Druck gegen die Polygamie. Hindus ist die Ehescheidung nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt (ungewollte Kinderlosigkeit, Misshandlungen, Geisteskrankheit). Hindu-Witwen dürfen sich legal wiederverheiraten. Es gibt auch keine gesetzlichen Beschränkungen für Heiraten von Angehörigen verschiedener Religionen. Die gesetzlichen Bestimmungen können allerdings nur dann in Anspruch genommen werden, wenn die Eheschließung registriert wurde, was keine Pflicht ist.[29] Kritisiert werden die vielen Kinderehen. Über 60 % der Mädchen werden verheiratet, bevor sie das gesetzliche Mindestalter von 18 Jahren erreicht haben.[30] Eine Gesetzesänderung 2017 sieht vor, dass Mädchen sofort nach ihrer Geburt verheiratet werden dürfen.[31]
In der Regierung von Bangladesch sind auch Angehörige religiöser Minderheiten vertreten (2012 waren 5 von 51 Ministern keine Muslime: 2 Buddhisten, 2 Hindus, 1 Christ). Auch in der höheren Verwaltung findet man Nichtmuslime. Allerdings gibt es keine offiziellen Statistiken, die darüber eine Aussage erlauben, inwieweit diese Minderheiten ihrem Anteil an der Bevölkerung gemäß repräsentiert sind.[29]
Der Vested Property Act (Gesetz über rechtmäßigen Landbesitz), der bis 2001 in Kraft war, erlaubte der Regierung, Landbesitz von „Landesfeinden“ (in der Praxis waren das praktisch ausschließlich Hindus) zu enteignen. Dadurch kamen über die Jahre 2,6 Millionen acres (10.500 km²) in Regierungsbesitz. Die betroffenen Hindus versuchten auf dem Rechtsweg ihr Land zurückzugewinnen. Mit der Vested Properties Return (Amendment) Bill (Gesetz über die Rückgabe von rechtmäßigem Landbesitz) im Jahr 2011 wurde die Regierung verpflichtet, Listen über den eingezogenen Landbesitz zu veröffentlichen, anhand derer Ansprüche auf Rückgabe gestellt werden können.[29]
Islamismus |
Islamistische politische Parteien haben bei Parlamentswahlen in Bangladesch in der Vergangenheit zeitweilig bis zu 15 % der Stimmen erhalten. Die mit Abstand größte islamistische Partei ist Jamaat-e-Islami (JI), die im Unabhängigkeitskrieg die pakistanische Seite unterstützt hatte und deswegen danach einige Jahre verboten wurde. Seit etwa dem Jahr 2009 sind führende Politiker von JI aufgrund ihrer Beteiligung an Menschenrechtsverbrechen während des Unabhängigkeitskrieges von einem durch die bangladeschische Regierung eingesetzten Sondergericht angeklagt und zum Teil zum Tode und zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Dies hat zur Radikalisierung eines Teils der Anhänger geführt. Seit spätestens Ende der 1990er Jahre sind militant-islamistische Gruppen, wie Jamaat-ul-Mujahideen Bangladesh aktiv, die Bombenanschläge auf staatliche Einrichtungen verüben. Auch die weltweiten Aktivitäten von al-Qaida und des sogenannten „Islamischen Staates“ haben zu vermehrten islamistischen Aktivitäten in Bangladesch geführt. Unklar bzw. umstritten ist, inwieweit es sich dabei um Nachahmertaten handelt, bzw. wie weit sich diese beiden Organisationen im Land ausgebreitet haben.
Seit etwa 2013 sind islamistische Mordanschläge auf Säkularisten zu einem zunehmenden Problem geworden, das die Beachtung der Weltöffentlichkeit gefunden hat. Bei den Mordopfern handelte es sich in der Regel um Blogger in sozialen Netzwerken, Journalisten oder Buchautoren, die sich öffentlich zum Atheismus bekannt und diesen propagiert hatten. Die Opfer wurden typischerweise von einer Gruppe von islamischen Extremisten überfallen und in brutaler Weise mit Macheten vor den Augen ihrer Umgebung zu Tode gehackt. Zu den bekanntesten Opfern gehörte Avijit Roy (gest. 26. Februar 2015). Seit etwa 2015 gibt es auch verstärkt Angriffe auf Angehörige religiöser Minderheiten (Hindus, Christen, Buddhisten).
Geschichte |
Regionalgeschichte bis zur Abspaltung Bangladeschs von Pakistan |

Historische Karte von Ostbengalen und Assam (1907)

Lage West- und Ostpakistans (1971) innerhalb Asiens
Das Jatiyo Sriti Shoudho (dt. Nationales Märtyrerdenkmal) in Sabhar bei Dhaka erinnert an die Opfer des Unabhängigkeitskampfes
Bangladesch bildete bis 1947 einen Teil Britisch-Indiens. Nach der Teilung des Landes in einen mehrheitlich hinduistischen, säkularen Staat (Indien) und einen muslimischen Staat (Pakistan) wurde im Zuge der Teilung Bengalens 1947 das ebenfalls überwiegend islamische Ostbengalen Pakistan (als Ostpakistan) zugeschlagen, von dem es geographisch durch Indien getrennt war. Trotz der gemeinsamen islamischen Religion trennten Westpakistan und Ostpakistan nicht nur sprachliche und kulturelle Verschiedenheiten. Zu einem ersten ernsthaften Konflikt zwischen beiden Landesteilen kam es bei dem Versuch der pakistanischen Staatsführung, Urdu als alleinige Staatssprache einzuführen. Dies führte zur Entstehung der Bengalischen Sprachbewegung, die erreichte, dass ab 1956 auch das Bengalische als zweite Staatssprache neben Urdu eingeführt wurde. Trotzdem war Ostpakistan im gemeinsamen Staatswesen weiterhin benachteiligt. Der fruchtbare Osten erzielte mit seinen Jute- und Reisexporten Überschüsse, die fast ausschließlich dem Westteil zugutekamen, wo sie wiederum vorrangig für das Militär ausgegeben wurden. Insbesondere im pakistanisch-indischen Kaschmirkrieg im Jahr 1965 wurde deutlich, dass einerseits Westpakistan keinerlei Anstrengungen zur militärischen Sicherung Ostpakistans unternahm, andererseits die Kaschmirfrage in Ostpakistan kaum auf Interesse stieß. Die Bengalen waren sowohl im Militär als auch in der Staatsverwaltung stark unterrepräsentiert. Scheich Mujibur Rahman, der charismatische Führer der ostpakistanischen Awami-Liga, forderte deshalb weitgehende Autonomie für Bengalen (Ostpakistan).
Nach dem Rücktritt von Präsident Muhammed Ayub Khan am 25. März 1969 sah sein Nachfolger General Agha Muhammad Yahya Khan keinen anderen Ausweg aus der politischen Krise Pakistans mehr, als die lange hinausgezögerten gesamtstaatlichen Wahlen auszuschreiben (bis dahin hatte es immer nur Wahlen zu den Provinzialvertretungen gegeben). Diese Wahlen 1970 führten zu einem Erdrutschsieg der Awami-Liga in Ostpakistan, die damit auch die Mehrheit der Mandate im gesamtpakistanischen Parlament gewann. Der Wahlsieg der Awami-Liga war durch den verheerenden Zyklon im November 1970 begünstigt worden, auf den die gesamtpakistanische Führung nur unzureichend reagiert hatte. Nach der politischen Logik hätte die Awami-Liga die neue Regierung Gesamtpakistans bilden sollen. Dies stieß in Westpakistan vor allem beim dortigen Wahlsieger Zulfikar Ali Bhutto (Pakistan Peoples Party) und der pakistanischen Armee auf Widerstand. Sie entschlossen sich zu einer blutigen Unterdrückung der separatistischen Bestrebung, die vor allem auf eine Eliminierung der bengalischen Eliten, Massentötungen von Unterstützern der Unabhängigkeitsbewegung und religiösen Minderheiten sowie Massenvergewaltigungen zur Terrorisierung der bengalischen Bevölkerung hinausliefen (Genozid in Bangladesch).[32] Nur einen Tag nach der Machtübernahme der Armee proklamierte Mujibur Rahman die Unabhängigkeit des Landes. Vor dem Terror der pakistanischen Armee und ihrer örtlichen Hilfstruppen, der sich schwerpunktmäßig stark gegen die Hindu-Minderheit richtete, flohen Millionen Menschen ins benachbarte Indien. Schließlich griff Indien im Bangladesch-Krieg militärisch in den Konflikt ein und führte eine Entscheidung herbei (3. bis 16. Dezember 1971). Am 16. Dezember 1971 erlangte Ostpakistan auch völkerrechtlich die Unabhängigkeit und gab sich den Namen Bangladesch. Nach Eintreffen aus pakistanischer Haft verkündete Rahman am 10. Januar 1972 in Dhaka vor einem Millionenpublikum den Bruch der früher staatlich vereinten Landesteile West- und Ostpakistan. Zwei Tage später stellte er eine Regierung vor, in der er die Funktion des Ministerpräsidenten ausübte.[33]
Nach Darstellung der Regierung von Bangladesch kostete der Unabhängigkeitskrieg bis zu drei Millionen Bangladescher das Leben und mehr als 20 Millionen Flüchtlinge flohen nach Indien. Ab dem Frühjahr 1972 wurde Bangladesch nach und nach von der Mehrheit der Staatengemeinschaft anerkannt; Pakistan erkannte das Land im Februar 1974 an.
Demokratische Zwischenphase und Militärdiktatur |
Nach seiner Unabhängigkeit wurde Bangladesch eine parlamentarische Demokratie mit Mujibur Rahman als Premierminister. 1973 gewann die Awami-Liga die absolute Mehrheit. 1973, 1974 und Anfang 1975 traten landesweit Hungersnöte auf. Mujibur Rahman führte ein Ein-Parteien-Regime ein und benannte die Awami-Liga in Bangladesh Krishak Sramik Awami League (BAKSAL, „Awami-Liga der Arbeiter und Bauern von Bangladesch“) um. Am 15. August 1975 wurden Mujibur Rahman und ein Großteil seiner Familie bei einem Militärputsch umgebracht. In den nächsten drei Monaten folgten eine Reihe von Putschen und Gegenputschen, bis General Ziaur Rahman (auch Zia genannt) an die Macht kam. Er führte wieder ein Mehr-Parteien-System ein und gründete die BNP (Bangladesh Nationalist Party). Zia wurde 1981 von konkurrierenden Militärs umgebracht. 1982 kam General Hossain Mohammad Ershad bei einem unblutigen Staatsstreich an die Macht. Gegen das Kriegsrecht und gegen die von der Regierung verfolgte Islamisierung der Gesellschaft gab es zahlreiche Protestaktionen und Streiks. Zu sozialen Spannungen kam es auch mit den 500.000 in Bangladesch lebenden Biharis, die überwiegend in Lagern leben mussten. General Ershad versuchte mit der Privatisierung von Staatsbetrieben, Anreize für ausländische Investoren zu schaffen und die Arbeitslosigkeit von um die 30 Prozent zu senken. Er regierte bis zu einem Volksaufstand 1990.
Machtwechsel und Demokratisierung |
Nach dem Volksaufstand 1990 kehrte Bangladesch zur parlamentarischen Demokratie zurück. In unregelmäßigen Abständen wechselten sich dabei Regierungen unter Führung der BNP und der Awami-Liga ab. Von 1991 bis 1996 und von 2001 bis 2006 Khaleda Zia (BNP), die Witwe Zias Premierministerin und von 1996 bis 2001 war Hasina Wajed (Awami-Liga), eine überlebende Tochter von Mujibur Rahman, Premierministerin. Seit der Wahl 2008 amtiert Hasina Wajed als Premierministerin.
Die Parlamentswahl Anfang 2007 konnte aufgrund massiver Unruhen nicht termingerecht abgehalten werden, so dass maßgeblich auch unter dem Druck des Militärs eine Übergangsregierung unter dem Ökonomen Fakhruddin Ahmed die Amtsgeschäfte übernahm. Diese Übergangsregierung führte verschiedene Reformen durch und versuchte die grassierende Korruption zu bekämpfen. Mehr als 100 Spitzenpolitiker wurden unter Korruptionsanklage gestellt. Auch Hasina Wajed und Khaleda Zia wurden zeitweilig verhaftet. Die Regierung verfolgte das Ziel, durch Strafandrohung diese beiden Politikerinnen zur Flucht ins Ausland zu veranlassen, und ihnen dann die Rückkehr nach Bangladesch zu verweigern. Die beiden blieben jedoch im Land und der Plan der Übergangsregierung, sich auf diese Weise der beiden führenden vermeintlich korrupten Spitzenpolitikerinnen zu entledigen, schlug fehl. Auch die meisten anderen Korruptionsanklagen verliefen ergebnislos im Sande.[34] Auf dem Feld der Wirtschaftspolitik und der Reform staatlicher Institutionen (z. B. der zentralen Wahlkommission) agierte die Übergangsregierung dagegen relativ erfolgreich. Obwohl die Notstandsregierung in der Bevölkerung gewisse Popularität erlangen konnte, formierten sich im August 2007 Studentenproteste, die bald auf das ganze Land übergriffen. Ende August sah sich die Regierung daher gezwungen, eine Ausgangssperre zu verhängen.[35] Neuwahlen wurden für Anfang 2008 ausgeschrieben.
Die Wahl 2008 wurde von der Awami-Liga unter Scheich Hasina Wajed deutlich gewonnen. Sie verfügte danach über mehr als dreiviertel der Sitze im Parlament.[36] Die Wahl 2014 wurde von den meisten oppositionellen Parteien boykottiert und die Awami-Liga konnte ihren Wahlsieg wiederholen. Allerdings lag die Wahlbeteiligung aufgrund des Wahlboykotts der Opposition nur bei geschätzten 30 %. Die beiden großen politischen Lager (die regierende Awami-Liga auf der einen Seite und die Bangladesh Nationalist Party (BNP)) stehen sich seitdem unversöhnlich gegenüber. Die BNP fordert baldige Neuwahlen und ruft zu regelmäßigen Streikaktionen auf um diese zu erzwingen. Die Awami-Liga lehnt dies bisher ab. Das innenpolitische Klima wurde zudem durch die öffentlichkeitswirksamen Prozesse vor allem gegen die Führer der islamistischen Jamaat-e-Islami aufgrund von Kriegsverbrechen im Bangladesch-Krieg 1971 aufgeheizt. Im Rahmen der Prozesse wurden mehrere Todesurteile vollstreckt. Seit 2013 gibt es immer wieder islamistisch motivierte Morde an Säkularisten oder Bloggern mit säkularer Weltanschauung, die weltweite Beachtung gefunden haben.
Unter der Awami-Liga-Regierung seit 2008 kam es zu einer deutlichen Verbesserung und einer Intensivierung der gegenseitigen Beziehungen zum benachbarten Indien, was unter anderem in dem am 7. Mai 2015 endgültig ratifizierten Indisch-bangladeschischen Grenzvertrag resultierte.
Ein Strafgericht in Dhaka verhängte am 11. Oktober 2018 die Todesstrafe für 19 Menschen wegen eines Handgranatenanschlags auf die spätere Premierministerin Hasina Wajed während einer Parteikundgebung der Awami-Liga am 21. August 2004. Unter den Verurteilten befindet sich auch der ehemalige Innenminister Lutfozzaman Babar, der ehemalige stellvertretende Bildungsminister Abdus Salam Pintu, der Generalmajor Rezzakul Haider Chowdhury und Brigadegeneral Abdur Rahim. Zudem wurde der im britischen Exil lebende Tarique Rahman, Sohn der früheren Premierministerin und Oppositionsführerin Khaleda Zia (BNP) zusammen mit weiteren 18 anderen Oppositionellen, darunter den ehemaligen Staatssekretär Harris Chowdhury zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.[37][38]
Politik und Staat |
Politisches System |
Nach der Verfassung von 1972 (letztmals geändert 2004[39]) ist Bangladesch eine Republik mit einem Einkammerparlament. Das Parlament Bangladeschs wird Jatiyo Sangshad (deutsch: „Nationalversammlung“) genannt und hat 350 Abgeordnete, von denen 300 direkt in Einzelpersonen-Wahlkreisen in einfacher Mehrheitswahl gewählt werden. Die 50 zusätzlichen Sitze sind für Frauen reserviert, die in indirekter Wahl durch die 300 Abgeordneten entsprechend der Sitzanteile der Parteien hinzugewählt werden. Das Frauenwahlrecht war 1971 eingeführt worden.[40] Die Legislaturperiode dauert fünf Jahre.[41] Das allgemeine Wahlrecht gilt ab 18 Jahren.
Regierungschef des Landes ist der Premierminister, der vom Parlament gewählt wird. Der Präsident übernimmt als Staatsoberhaupt zeremonielle Aufgaben. Er wird ebenfalls vom Parlament auf fünf Jahre gewählt. Es ist eine einmalige Wiederwahl möglich.
Im Demokratieindex 2016 der britischen Zeitschrift The Economist belegt Bangladesch Platz 84 von 167 Ländern und gilt damit als ein „Hybridregime“ aus demokratischen und autoritären Elementen.[42]
Politische Parteien |

Khaleda Zia
(BNP)

Hasina Wajed
(Awami-Liga)
Seit der Wiedereinführung der Demokratie 1990 besteht in Bangladesch praktisch ein Zweiparteiensystem. Das geltende relative Mehrheitswahlrecht nach britischem Vorbild begünstigt sehr stark größere Parteien. Auf der einen Seite steht die Bangladesh Nationalist Party, eine moderat islamische, konservative Partei, die von Khaleda Zia, der Witwe des Militärmachthabers Ziaur Rahman (Präsident 1977–1981 und Parteigründer) geführt wird. Ihr steht die Awami-Liga gegenüber, die sich als sozialistisch-säkulare Partei versteht und deren Vorsitzende Scheich Hasina Wajed, eine Tochter des 1975 im Militärputsch ermordeten ersten Ministerpräsidenten und Parteigründers Mujibur Rahman, ist. Kleinere Parteien sind die Jatiya Party, sowie die islamistische Bangladesh Jamaat-e-Islami. Der Jamaat wurde allerdings im Jahr 2013 die Zulassung als politische Partei bei Parlamentswahlen entzogen. Daneben gibt es noch eine Reihe von kleinen linkssozialistischen, kommunistischen und islamistischen bzw. islamischen Parteigruppierungen.
Die Politik ist wesentlich auch von persönlichen Animositäten zwischen den beiden Parteiführerinnen Khaleda Zia und Hasina Wajed geprägt. Während der Regierungszeiten der jeweils anderen Partei übten sie sich häufig in Fundamentalopposition, beschuldigten die jeweils andere Partei des Wahlbetrugs und der Korruption und verweigerten sich einer konstruktiven Zusammenarbeit. Häufig kam es im Rahmen dieser Opposition zu Straßenunruhen, -blockaden und Generalstreiks, die das Land destabilisierten.[43]
Da die Parlamentswahl 2014 durch die oppositionelle BNP boykottiert wurde, ist diese seither gar nicht im Parlament vertreten. Seither versuchte die BNP immer wieder mit öffentlichen Protest- und Boykottaktionen sowie Demonstrationen die Regierung zur Ansetzung von vorzeitigen Neuwahlen zu bewegen. Dies wurde von der Awami-Liga-Regierung, die die Aktionen der Opposition als „Terrorismus“ bezeichnete, abgelehnt.[44]
Außenpolitik |

Standorte der diplomatischen Vertretungen von Bangladesch
Bangladesch betreibt eine auf Ausgleich bedachte Außenpolitik. Der geographischen Lage, der Bedeutung ausländischer Entwicklungshilfe und den wirtschaftspolitischen Interessen des Landes entsprechend, verfolgt Bangladesch eine konstruktive Zusammenarbeit im regionalen Rahmen, innerhalb der islamischen Staatenwelt sowie mit westlichen Staaten. Da sich viele der drängenden Probleme des Landes (Wasserhaushalt, Energieversorgung, Zugang zu maritimen Ressourcen) nur mit den unmittelbaren und regionalen Nachbarn lösen lassen, spielen die Beziehungen zu Indien und zu Myanmar eine herausgehobene Rolle.
Indien hat für das Entstehen des unabhängigen Bangladesch eine wichtige Rolle gespielt. Dennoch sind die Beziehungen nicht ohne Probleme. Indien umschließt Bangladesch geographisch fast völlig und hat entscheidenden Einfluss auf wichtige Faktoren, die das künftige Schicksal Bangladeschs bestimmen. So kontrolliert Indien die Oberläufe aller wichtigen Flüsse, die Bangladesch durchfließen. Die Ausbeutung der in der Bucht von Bengalen vermuteten Gasvorkommen ist auch von einer Einigung mit Indien über den Grenzverlauf abhängig. Eine Reihe weiterer schwieriger Fragen wie Transitrechte, illegaler Grenzübertritt und Migration, Wasserverteilung, Maßnahmen gegen den Terrorismus und Schmuggel werden in regelmäßigen Regierungsgesprächen erörtert. Seit dem Ende der Kolonialzeit gestalteten rund 200 Enklaven die Grenzlinie höchst komplex. Indien baute ab 1993 ein 3200 Kilometer langes Bauwerk zur Befestigung der Haupt-Grenzlinie.[45][46] Ab 2011 nahmen Bangladesch und Indien ein weiteres Mal Verhandlungen zum Austausch von Enklaven auf. Am 7. Mai 2015 wurde ein Grenzvertrag unterzeichnet, demzufolge Bangladesch 111 indische Enklaven erhielt und Indien im Gegenzug 52 bangladeschische auf seinem Gebiet. Damit wurde eine geregelte Grenze hergestellt. 53.000 Bewohner der betroffenen Gebiete konnten entscheiden, welchem der zwei Staaten sie angehören wollten.[47]
Die Beziehungen zu China sind gut und vor allem durch das Engagement der chinesischen Regierung und chinesischer Unternehmen beim Ausbau der Infrastruktur in Bangladesch gekennzeichnet. China ist der nach Indien zweitgrößte Handelspartner und der wichtigste Lieferant von Militärgütern.
Ein besonderes Verhältnis besteht zu den arabischen Golfstaaten, in denen mehr als die Hälfte der über 7 Millionen bangladeschischen Gastarbeiter tätig sind. Deren Überweisungen sind nach den Exporterlösen der Textilbranche die wichtigste Devisenquelle für Bangladesch.
Bangladesch ist zudem Gründungsmitglied der SAARC (Südasiatische Vereinigung für regionale Kooperation).
Ebenfalls enge Bindungen bestehen zu Großbritannien und den USA, allein schon wegen der großen Zahl der dort lebenden Bangladescher (500.000 bzw. 150.000 Migranten).
Menschenrechtssituation |
Bangladesch hat die weltweit höchste Heiratsrate von Mädchen unter 15 Jahren. Einer UNICEF-Studie zufolge werden 29 Prozent von ihnen mit weniger als 15 Jahren verheiratet, zwei Prozent sogar mit weniger als elf Jahren. Kinderheiraten bedeuten für das Leben der Mädchen Abbruch weiterführender Schulbildung, Vernachlässigung und häusliche Gewalt durch Ehepartner und Schwiegereltern sowie gravierende gesundheitliche Schäden bis hin zum Tod durch zu frühe Schwangerschaften. Laut Human Rights Watch habe die Regierung von Bangladesch trotz anderslautender Versprechen keine ausreichenden Maßnahmen getroffen, um Kinderheiraten zu verhindern.[48]
Von der Menschenrechtsorganisation Freedom House wurde Bangladesch 2017 als „partiell freie“ Gesellschaft beurteilt. In Bezug auf die Pressefreiheit erhielt das Land die Bewertung „nicht frei“. Auf der Punkteskala von Freedom House von Null (am schlechtesten) bis Hundert (am besten) erhielt Bangladesch einen Wert von 47 und lag damit zwar vor Pakistan (43) und dem benachbarten Myanmar (32), aber deutlich hinter Indien (77). Hauptkritikpunkte sind zum einen die immer wieder aufflammende Intoleranz gegenüber religiösen und ethnischen Minderheiten. Zu den ersteren zählen vor allem die Hindus, aber auch Christen und Buddhisten.
Als besorgniserregend gilt die hohe Zahl an Entführungen aus wahrscheinlich politischen Motiven, in die staatliche Organe involviert zu sein scheinen. Am 24. Februar 2017 rief eine Expertengruppe der Vereinten Nationen die bangladeschische Regierung auf, Maßnahmen zu ergreifen, um das Verschwindenlassen politisch missliebiger Personen zu unterbinden bzw. um das Schicksal der Verschwundenen aufzuklären. Die Zahl der verschwundenen Personen sei von wenigen isolierten Fällen vor einigen Jahren auf über 40 Fälle im Februar 2017 angestiegen.[49] Von den Entführungen waren besonders Personen betroffen, die mit der Opposition in Verbindung standen. Prominente entführte Personen waren Hummam Quader Chowdhury (entführt 3. August 2016, wieder aufgetaucht 2. März 2017),[50] der Sohn des BNP-Politikers Salahuddin Quader Chowdhury, Mir Ahmed Bin Quasem (entführt am 9. August 2016),[51] Rechtsanwalt und Sohn des wegen Kriegsverbrechen hingerichteten Jamaat-Politikers Mir Quasem Ali und der Brigadegeneral Abdullahil Amaan Al Azmi (entführt 22. August 2016), der Sohn des ebenfalls zum Tode verurteilten, aber zuvor verstorbenen Jamaat-Politikers Ghulam Azam.[52] Familienangehörige der Entführten vermuteten, dass in Zivilkleidung agierende Spezialeinheiten der bangladeschischen Polizei für die Entführungen verantwortlich waren. Der erwähnte Hummam Quader Chowdhury erklärte nach seinem Wiederauftauchen, sich an gar keine Umstände seiner Entführung mehr erinnern zu können.[53] Auch westliche Medien und Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International griffen das Thema wiederholt auf und riefen die bangladeschische Regierung zur Einhaltung und Durchsetzung rechtsstaatlicher Prinzipien auf.[54]
Bei der Rangliste der Pressefreiheit 2017, welche von Reporter ohne Grenzen herausgegeben wird, belegte Bangladesch Platz 146 von 180 Ländern.[55] Die Situation der Pressefreiheit im Land wird von der Nichtregierungsorganisation als "Schwierig" eingestuft. Journalisten wurden in jüngerer Zeit vermehrt Opfer von Einschüchterung und Gewalt durch verschiedene religiöse und politische Gruppierungen. 2015 wurden mehrere liberale Blogger von Islamisten ermordet.[56]
Im Jahr 2017 wurde nach Reporter ohne Grenzen mindestens ein Journalist in Bangladesch aufgrund seiner Tätigkeit getötet.[57] Weitere acht Journalisten waren in Haft.[58]
2018 kam es im Zusammenhang mit Schüler- und Studentenprotesten zu gewaltsamen Übergriffen auf Journalisten und zu einer partiellen Internetdrosselung.[59][60]
Religionsfreiheit |

Distrikte mit Ausschreitungen gegen Hindus im Jahr 2013
Formell ist die Religionsfreiheit durch die Verfassung garantiert (zum Widerspruch zwischen Säkularismus und Islam als Staatsreligion siehe oben). De facto gibt es aber religiöse Intoleranz. Religiöse Verfolgung geschieht vor allem auf Grund von islamischer Unterdrückung. Bei scheinbar religiös motivierten Gewaltausbrüchen spielen häufig auch wirtschaftliche Motive und interethnische Konflikte eine Rolle.[61] Religiöse Minderheiten sind durch unregelmäßige, vor allem bei politischen Veranstaltungen (Wahlen) aufflammende Gewaltausbrüche bedroht.[62]
Das Pew Research Center bewertete 2016 die Einschränkung der Religionsfreiheit durch die Regierung als „hoch“.[63] Die Einschränkungen durch gesellschaftlichen Druck wurden als „sehr hoch“ bewertet.[64] Ein Bericht von Minority Rights Group International kam 2016 zu dem Ergebnis, dass die Regierung mehr tun müsse, um die religiösen Minderheiten zu schützen.[65]
Von Gemeindevorstehern, die mit islamischen Führern zusammenarbeiten, werden außergerichtliche Fatwas gegen Frauen oder andere Minderheiten durchgeführt, obwohl diese gesetzlich verboten sind.[61] Im Strafgesetzbuch gibt es ein Gesetz, das „absichtlich bösartige“ Aussagen zur Religion unter Strafe stellt. Die Auslegung dieser unscharfen Bestimmung unterliegt den Gerichten.[66] In Schulbüchern wurden vermeintlich „unislamische“ Aussagen entfernt.[67]
2016 war ein Jahr mit besonders starker Verfolgung. Aufgrund von Regierungsmaßnahmen besserte sich die Sitation im Folgejahr.[61] Im Juni 2016 brannten bengalische Muslime 300 Häuser der zumeist buddhistischen Chakma ab.[66] Im November 2016 wurden in Rangpur 30 Häuser von Hindus durch einen muslimischen Mob angezündet[66] und 600 Häuser der zumeist christlichen Santal ausgeraubt und angezündet. Dabei wurden auch einige Personen getötet und viele verletzt. Etwa 7000 Santal wurden vertrieben, um an das umstrittene Land zu kommen.[61][68] Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors gehört Bangladesch schon lange Zeit zu den 50 Ländern mit der stärksten Christenverfolgung.[69] Besonders stark von religiöser Intoleranz sind Konvertiten aus dem Islam betroffen. Der Druck geht dabei besonders von den Familien, Nachbarn und religiösen Führern aus. Konvertiten droht bei Entdeckung oft die Scheidung und Enterbung oder sie und ggf. ihre Familien werden isoliert und zum Teil zur Flucht gezwungen.[61] Militante Gruppen bedrohen sie mit dem Tod.[70]
Streitkräfte und Verteidigung |

Die Bangabandhu (F-25), eine Fregatte der Marine von Bangladesch (2012)
Bangladesch gab 2017 knapp 1,4 Prozent seiner Wirtschaftsleistung oder 3,6 Milliarden Dollar für seine Streitkräfte aus.[71]
Die Streitkräfte Bangladeschs umfassen rund 450.000 Soldaten.[72] Im August 2015 waren 9.432 Angehörige der bangladeschischen Streit- und Polizeikräfte im Einsatz als Friedenstruppen der Vereinten Nationen (davon 8135 Soldaten, 74 Militärberater und 1223 Polizisten), damit rangierte Bangladesch an erster Stelle.[73]

UN-Missionen, an denen bangladeschische Militär- oder Polizeikräfte beteiligt waren bzw. sind

Bangladeschische „Blauhelme“ im Einsatz
Die eingesetzten Soldaten gelten weitgehend als diszipliniert und zuverlässig, mehrmals wurde militärisches Führungspersonal aus Bangladesch zu Kommandeuren von Friedensmissionen ernannt. Bangladesch bezieht jährlich 200 Millionen US-Dollar an Rekompensation für diese Einsätze (Stand 2006), dies stellt eine wichtige Einkommensquelle für das Land und die Streitkräfte dar. Weiterhin gilt das daraus entstehende Interesse der Streitkräfte Bangladeschs an einer guten Beziehung zur UN als ein innenpolitisch wichtiger stabilisierender Faktor.[74]
UN-Mission | Soldaten | Militärbeobachter | Polizisten |
---|---|---|---|
MINURSO (Westsahara) | 20 | 7 | — |
MINUSCA (Zentralafrik. Republik) | 929 | 11 | — |
MINUSMA (Mali) | 1442 | 3 | 139 |
MINUSTAH (Haiti) | 112 | – | 308 |
MONUSCO (Demokratische Republik Kongo) | 1712 | 17 | 180 |
UNAMID (Darfur, Sudan) | 372 | 8 | 314 |
UNIFIL (Libanon) | 286 | – | — |
UNMIL (Liberia) | 259 | 6 | 3 |
UNMISS (Südsudan) | 484 | 6 | 23 |
UNOCI (Elfenbeinküste) | 235 | 13 | 150 |
Verwaltungsgliederung |

Verwaltungsgliederung in Distrikte und Unterdistrikte (Upazilas) im Jahr 2013