Humboldt Forum






Süd- und Ostfassade des Berliner Schlosses (November 2018)


Das Humboldt Forum ist ein kulturelles Projekt im Rahmen des Wiederaufbaus des Schlosses in Berlin. Im Berliner Schloss sollen ab dem Jahr 2019 dauerhaft Ausstellungen über außereuropäische Kulturen gezeigt werden.[1] Die Kunstwerke befinden sich bislang im Ethnologischen Museum und im Museum für Asiatische Kunst. Am 12. Juni 2013 fand die Grundsteinlegung für das Museum statt, im Juni 2015 folgte das Richtfest.[2]


Über das Humboldt Forum und das Stadtschloss gibt das Informationszentrum in der seit 2011 temporär auf dem Schlossplatz aufgestellten Humboldt-Box Auskunft.[3]




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Nutzungskonzept für das Berliner Schloss


  • 2 Namensgeber und Stiftung


  • 3 Die Sammlungen

    • 3.1 Vorboten der Sammlungen – Humboldt Forum Highlights



  • 4 Kritik


  • 5 Literatur


  • 6 Weblinks


  • 7 Einzelnachweise




Nutzungskonzept für das Berliner Schloss |





Künftige Ausstellungsflächen im 2. Obergeschoss (August 2018)


Eine internationale Expertenkommission hat im Jahr 2002 ein Nutzungskonzept für das neu zu errichtende Berliner Stadtschloss erstellt und dabei empfohlen, ein Humboldtforum im Schloss zu errichten.[4] Das neue Schloss soll nicht nur um des Schlosses willen entstehen, sondern konkrete Aufgaben übernehmen. Auf diese Weise soll an die wissenschaftlich-kulturelle Vergangenheit des Ortes angeknüpft werden, an dem sich im Deutschen Kaiserreich die Gebäude der Museen, das Stadtschloss mit der Residenz der Hohenzollern, der Berliner Dom und das Zeughaus Berlin vereinten.


Das Humboldt Forum und die Museumsinsel sollen mit ihrem Angebot an Sammlungen, Fachbibliotheken und Veranstaltungsräumen eine Verbindung von Kunst, Kultur und Wissenschaft bilden. Dabei schafft die Verknüpfung der Sammlungen zur europäischen Kunst und Kultur auf der Museumsinsel mit den außereuropäischen Museen im Humboldt Forum einen Dialog der Weltkulturen in der Mitte der deutschen Hauptstadt.



Namensgeber und Stiftung |





Alexander von Humboldt als Forschungsreisender in Übersee


Namensgeber für das Projekt sind die Gebrüder Humboldt: Alexander steht als weitgereister Weltbürger und Forscher für die Vielseitigkeit der außereuropäischen Sammlungen. Wilhelm von Humboldt, der Universalgelehrte, vertrat u. a. die Idee, verschiedene Bildungseinrichtungen und Wissenschaftslehren unter einem Dach zu vereinigen. Wie die beiden Brüder einst, wird in Zukunft das Humboldt Forum Natur- und Kulturwissenschaften vereinigen.


Der Begriff Humboldt Forum wurde von der im Jahre 2000 gegründeten Internationalen Expertenkommission Historische Mitte Berlin entwickelt und von Hannes Swoboda präsentiert, als er dem damaligen Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, Kurt Bodewig, und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, am 17. April 2002 den erarbeiteten Abschlussbericht überreichte.[5]


Als Bauherrin, Eigentümerin und Betreiberin des Humboldt Forums tritt die Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss auf, die Mitte 2009 als Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum gegründet wurde. Sie koordiniert und bündelt die Interessen der Nutzer, richtet eine ständige Ausstellung Historische Mitte Berlin – Identität und Rekonstruktion aus und akquiriert Spenden für die Wiedererrichtung der historischen Fassaden und den Bau des Humboldt Forums.[6] Im April 2015 berief Kulturstaatsministerin Monika Grütters den Briten Neil MacGregor zum Leiter der Gründungsintendanz, die für zunächst zwei Jahre inhaltliche Schwerpunkte für das Humboldt Forum entwickeln soll.[7] Daneben gehören Hermann Parzinger und Horst Bredekamp der Intendanz an.[8]


Zum 1. Juni 2018 wurde Hartmut Dorgerloh vom Stiftungsrat des Humboldt-Forums als Generalintendant berufen. Zu diesem Zeitpunkt endet auch die Gründungsintendanz von Neil MacGregor, Hermann Parzinger und Horst Bredekamp. Der Vertrag Dorgerlohs geht zunächst bis zum Jahr 2023.[9]



Die Sammlungen |




Kunst aus den Tausend-Buddha-Höhlen von Bäzäklik in China, Museum für Asiatische Kunst


In die Ausstellungsräume des Humboldt Forums werden im Jahr 2019 die Sammlungen der außereuropäischen Kunst der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aus dem Museumszentrum Berlin-Dahlem verlegt. Diese werden zusammen mit der Berlin-Ausstellung und den in anderen Museen untergebrachten Sammlungen der europäischen Kunst auf der Museumsinsel einen Ort der Weltkultur bilden.


Die große Eingangshalle des Gebäudekomplexes soll mit themenübergreifenden Veranstaltungen als verbindendes Element wirken und ein besonderer Publikumsmagnet sein – im Sinne der Idee Gottfried Wilhelm Leibniz von einem umfassenden Wissenschaftstheater. Im ersten Stock befindet sich die zukünftige Ausstellungsfläche der Berlin-Ausstellung, die im Auftrag des Landes Berlin als Koproduktion zwischen Kulturprojekte Berlin und dem Stadtmuseum Berlin unter kuratorischer Leitung von Paul Spies entsteht.[10] Sie soll die Kulturen der Welt in den Obergeschossen thematisch mit der Stadt Berlin verknüpfen, wobei ein Schwerpunkt dabei auf die internationale Geschichte Berlins gelegt wird.[11] Die Ausstellung soll zeigen, „wie die Welt Berlin beeinflusst hat, aber auch, wie Berlin auf die Welt gewirkt hat“[12]. Im zweiten Stockwerk des Gebäudes werden zukünftig die Sammlungen des Ethnologischen Museum zu den Kulturen Ozeaniens, Amerikas und Afrikas sowie im dritten Stockwerk die Sammlungen des Museum für Asiatische Kunst ausgestellt. Die bis 2017 in Museumszentrum Berlin-Dahlem untergebrachten Sammlungen der außereuropäischen Kunst umfassen über 500.000 Artefakte und Kunstwerke.[13]



Vorboten der Sammlungen – Humboldt Forum Highlights |


Bei diesen „Humboldt Forum Highlights“ handelt es sich um 15 besondere Objekte, die nach der Eröffnung ständig zu sehen sein sollen und Highlights bilden werden. Die 15 Objekte tragen im Katalog Humboldt Forum Highlights die Kurzbezeichnungen Barrigón, Kazike, Mayakrieger, Vishnu, Cuauhcoatl, Friedrich III., Madonna, Sope, Kollegheft, Nandi, Gorilla, Tresortür, Guten Tag, Vergnügen und Orobates Pabsti.[14] „Humboldt Forum Highlights“ ist auch der Titel einer Veranstaltungsreihe der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, mit der die Besuchenden mit 10 der 15 Objekte vertraut gemacht werden. Die Veranstaltungsreihe befasst sich mit den zehn Objekten ‚Nandi‘, ‚Gorilla‘, ‚Madonna‘, ‚Vishnu‘, ‚Friedrich III.‘, ‚Mayakrieger‘, ‚Guten Tag‘, ‚Orobates Pabsti‘, ‚Barrigón‘ und ‚Tresortür‘ unter Verwendung längerer Titel.[15]
Diese Objekte werden auf der Museumsinsel und am Kulturforum in Berlin den Besuchern vorgestellt werden.[16]


Von Oktober 2018 bis Mai 2019 gibt es monatlich je eine Veranstaltung. Zu der Veranstaltungsreihe ist ein kostenloser vierzigseitiger Katalog mit 15 ganzseitigen farbigen Abbildungen erschienen, die alle Objekte in beispielhaften Aufnahmen darstellen. Die Veranstaltungsreihe wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.



Kritik |


In einem 2015 publizierten Aufsatz warf der Hamburger Historiker Jürgen Zimmerer den Planern des Humboldt Forums „Geschichtsvergessenheit“ und eine „Unkenntnis der kolonialen Traditionen“ vor. Die im Humboldt Forum avisierte Dauerausstellung der Berliner völkerkundlichen Sammlungen entfalte, so Zimmerer, durch die „Blickrichtung von Europa in die Welt“ eine „eurozentristische Selbstgewissheit“, die es „aus kolonialismuskritischer Perspektive zu überwinden“ gelte. Durch die Sammlungen werde eine Sicht transportiert, die fremde Kulturen vielfach als „primitiv“ konstruiere und „europäische Überlegenheitsvorstellungen“ auf diese Weise stabilisiere:





„Die Blüte völkerkundlicher Sammlungen fiel nicht zufällig in die Phase des Hochimperialismus, als weite Teile Afrikas, Asiens und Ozeaniens unter europäischen Kolonialmächten aufgeteilt waren.“[17]





Erinnerungspolitisch schlage sich in der gegenwärtigen Konzeption des Humboldt Forums eine „koloniale Amnesie“ nieder, die dem grundsätzlich richtigen Anspruch eines „symmetrischen Dialogs der Kulturen“ in der Mitte Berlins zuwiderlaufe.



Literatur |


  • Friedrich von Bose: Das Humboldt-Forum. Eine Ethnografie seiner Planung, Berlin, Kadmos 2016. ISBN 978-3-86599-309-0.

  • Peter Stephan: Von Schlüters Schloss zu Stellas Forum. In: INSITU. Zeitschrift für Architekturgeschichte, 1. Jg., Nr. 2/2009, S. 103–134.


  • Humboldt Forum Highlights. Veröffentlichung der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Berlin 2018


Weblinks |



 Commons: Humboldt Forum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Humboldt Forum (offizielle Webseite der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss)

  • Die Berlin-Ausstellung im Humboldt Forum auf der Webseite von Kulturprojekte Berlin sowie auf der Webseite der Stiftung Stadtmuseum Berlin


  • Humboldt-Box (Informationszentrum am Stadtschloss)


  • Broschüre zum Humboldt Forum (hrsg. von der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, November 2016)


  • Webcams (hochauflösende Bilder der Baustelle)


Einzelnachweise |



  1. Humboldtforum online (Memento vom 7. März 2012 im Internet Archive): „(…) Bau des Humboldtforums bis zu seiner Eröffnung im Jahr 2019“


  2. Jens Bisky: Der Deutschen neue Kleider. in: Süddeutsche Zeitung. 12. Juni 2015, Seite 11.


  3. Pressemitteilung vom 9. September 2010: Verschiebung des Baubeginns (Memento vom 6. März 2013 im Internet Archive)


  4. Die Internationale Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, archiviert vom Original am 28. Mai 2015; abgerufen am 1. Juni 2015 (PDF). 


  5. 2000 – Internationale Expertenkommission „Historische Mitte Berlin“. Bundesministerium für Umwelt Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. 1. August 2014, abgerufen am 13. Juni 2015.


  6. Stiftungszweck (Memento vom 16. Juni 2015 im Internet Archive) auf der Website der Stiftung Berliner Schloss – Humboldt Forum


  7. Merkels Wunschkandidat: Direktor des British Museum wird Intendant im Berliner Stadtschloss. In: Spiegel Online. 8. April 2015, abgerufen am 8. April 2015. 


  8. Neil MacGregor wechselt zum Humboldt-Forum. (Memento vom 19. Oktober 2017 im Internet Archive) In: preussischer-kulturbesitz.de. 8. April 2015.


  9. Nicola Kuhn: Generalintendant des Humboldt-Forums Hartmut Dorgerloh ist Berlins neuer Schlossherr. In: www.tagesspiegel.de. 15. Mai 2018, abgerufen am 26. Mai 2018. 


  10. Christian Schröder: Stadtmuseum zieht im Herbst ins Schloss. In: Der Tagesspiegel Online. 1. Februar 2018, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 29. März 2018]). 


  11. Kulturprojekte Berlin GmbH: Projekt | Kulturprojekte Berlin. Abgerufen am 29. März 2018. 


  12. Deutsche Welle (www.dw.com): Paul Spies: "Wir zeigen die internationale Vernetzung Berlins" | DW | 19.07.2016. Abgerufen am 29. März 2018. 


  13. Das Humboldt-Forum. Hrsg. Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum, Februar 2011, S. 20.


  14. Katalog Humboldt Forum Highlights der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Berlin 2018


  15. Website Humboldt Forum Highlights abgerufen am 5. November 2018


  16. Diese Exponate können die Besucher im Humboldt-Forum sehen, Berliner Morgenpost, 24. Oktober 2018


  17. Jürgen Zimmerer, Humboldt Forum: Das koloniale Vergessen. In: Blätter für deutsche und internationale Politik. 7/2015, S. 13–16.


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52.517513.402777777778Koordinaten: 52° 31′ 3″ N, 13° 24′ 10″ O









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