Immunität (Medizin)


Immunität (lat. immūnitās für ‚Freiheit von etwas‘ in Bezug auf die Gesundheit „Frei von Krankheit“, „immūnis“ als Adj. für „gefeit gegen/ frei von“) ist die Unempfindlichkeit oder Unempfänglichkeit des Organismus gegenüber äußeren Angriffen bzw. die Fähigkeit des Organismus, bestimmte Pathogene ohne Symptome zu eliminieren.




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Physiologische Grundlagen


  • 2 Immunitätsarten


  • 3 Siehe auch


  • 4 Literatur




Physiologische Grundlagen |


Ob der Kontakt mit einem pathogenen Mikroorganismus oder Molekülkomplexen zu einer Erkrankung führt oder nicht, hängt außer von der Massivität und Virulenz der Infektion von den Schutzkräften des Organismus ab.


Die erste Verteidigungslinie ist die Haut bzw. die Schleimhaut, die beim Säugling besonders verletzbar ist. Ihr Schutz wird durch die mechanische und chemische Wirkung der Sekrete erhöht.


Bei einer Schutzwirkung durch Antibiose kann es durch die hemmende oder abtötende Wirkung auf die Bakterienflora eines Organismus zu einer Fehlbesiedlung mit resistenten Pathogenen kommen. Werden z. B. durch die Antibiotika gewisse Bakterien unterdrückt, so können andere, wie resistente Staphylokokken oder Pilze, sich ungehemmt vermehren und pathogen werden.


Hat eine Invasion von Pathogenen stattgefunden, so hängt der weitere Verlauf von der Immunität des Organismus ab. Man unterscheidet eine ererbte Immunität unspezifischer und spezifischer Art und eine erworbene Immunität. Die ererbte kann permanent sein, so die vollständige Immunität des Menschen gegen gewisse Tierkrankheiten, oder auch vorübergehend, z. B. die Immunität der Neugeborenen gegen Scharlach.


Die einzelnen Infektionskrankheiten immunisieren sehr verschieden, einige erzeugen eine lebenslange Immunität, z. B. die Masern, während andere, z. B. Scharlach, einen guten, aber doch nicht ganz zuverlässigen Schutz geben, weshalb wiederholte Erkrankungen vorkommen können. Beim Denguefieber entstehen zwar schützende Antikörper gegen den infizierenden Subtyp, diese wirken bei einer erneuten Infektion durch ein Dengue-Virus der drei anderen Subtypen jedoch infektionsverstärkend und steigern die Pathogenität.


Gewisse akute Infektionskrankheiten, wie Masern, Diphtherie, Scharlach u. a. werden auch ansteckende Kinderkrankheiten genannt, weil Kinder öfter als Erwachsene daran erkranken.



Immunitätsarten |


  • Antiinfektiöse Immunität
ist die Unempfindlichkeit gegenüber krankmachenden (pathogenen) Mikroorganismen.
  • Antitoxische Immunität
ist der Schutz vor Endo- oder Exotoxinen sowie vor pflanzlichen oder tierischen Giften.
  • Unspezifische Immunität
ist als natürliche Resistenz zu werten. Z. B. sind die Maul- und Klauenseuche oder die klassische Schweinepest nicht auf den Menschen übertragbar. Ebenfalls sind damit die physikalischen oder biologischen Schutzmechanismen des Organismus zu verstehen, wie die Haut-Schleimhaut-Barriere.
  • Adaptive Immunität
wird auch als erworbene Immunität bezeichnet. Fälschlicherweise wird auch der Begriff „spezifische Immunität“ verwendet, jedoch sind auch die Mechanismen der angeborenen Immunität spezifisch (siehe auch Spezifität). Sie wird bei Embryonen und Säuglingen hauptsächlich von der Mutter über die Plazenta bzw. durch die Muttermilch übertragen, später dann durch Schutzimpfungen oder durch die Erkrankung selbst erworben.
  • Angeborene Immunität
besteht seit der Geburt und wurde meist über die Plazenta durch Antigene/Antikörper der Mutter erreicht.
  • Natürliche Immunität
ist genetisch bedingt durch das Vorhandensein natürlicher Antikörper ohne früheren Kontakt mit pathogenen Keimen oder anderen, für den Organismus schädlichen Substanzen.
  • Paraimmunität
ist die künstlich erworbene Immunität oder erhöhte Abwehrbereitschaft für eine kurze Zeitspanne (meist 1–2 Wochen). Paraimmunität kann durch abgeschwächte Bakterien- oder Virusbestandteile, pflanzliche oder synthetische Extrakte erworben werden.
  • Prämunität
besteht, wenn eine Person lebende Krankheitserreger in sich trägt und diese weitergibt, aber selber nicht daran erkrankt (etwa bei Malaria).
  • Kreuzimmunität
Eine Infektion mit einem von mehreren Erregertypen schützt nach überstandener Infektion zugleich vor einer weiteren Infektion mit einem der anderen Typen. Ein bekanntes Beispiel sind die Kuhpocken, deren Infektion auch einen Schutz vor den Pocken bietet. Eine weitere wichtige Bedeutung hat die unspezifische Kreuzimmunität bei der Ausbildung der Isoagglutinine. Die Isoagglutinine entstehen etwa in den ersten sechs Lebensmonaten im Kontakt mit Antigenen bakteriellen Ursprungs, die den AB0-Antigenen (AB0-System der Blutgruppen) gleichen. Da gegen körpereigene Merkmale normalerweise keine Antikörper gebildet werden, fehlen jeweils die Antikörper, die zur eigenen Blutgruppe korrespondieren.
  • Humorale Immunität
Im Zuge der humoralen Immunantwort entstehen Antikörper, die an infizierte Zellen und Pathogene binden. Infektionshemmende Antikörper werden als neutralisierende Antikörper bezeichnet.
  • Zelluläre Immunität
Bei der zellulären Immunantwort greifen zytotoxische T-Zellen infizierte Körperzellen an und zerstören sie. Sie reagieren auf Antigene, die sich auf der Zellmembran von einigen Zellen des Körpers befinden.


Siehe auch |


  • Immunsystem

  • Infektion

  • Impfung

  • Leihimmunität


Literatur |


  • Stewart Sell: Immunologie, Immunpathologie und Immunität, übersetzt von Anneliese Schimpl, Verlag Chemie, Weinheim, New York 1977, ISBN 3-527-25576-1


  • Charles Janeway, et al.: Immunobiology. 6th ed. ISBN 0-8153-4101-6. Die 5. englische Ausgabe ist online auf den Seiten des NCBI-Bookshelf verfügbar, (online).


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