Karl Farkas




Karl Farkas im Wiener Studio des Senders Rot-Weiß-Rot (1951)


Karl Farkas (* 28. Oktober 1893 in Wien; † 16. Mai 1971 ebenda) war ein österreichischer Schauspieler und Kabarettist.




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Leben


  • 2 Anerkennungen


  • 3 Ausstellungen


  • 4 Zitate


  • 5 Werke


  • 6 Literatur


  • 7 Ton- und Bildveröffentlichungen


  • 8 Weblinks


  • 9 Einzelnachweise




Leben |


Karl Farkas wuchs mit zwei Schwestern und einem älteren Bruder in Wien-Alsergrund auf. Seine ungarischstämmigen Eltern Moritz und Franziska Farkas führten ein Schuhgeschäft. Ein Onkel mütterlicherseits war der Autor Felix Salten. Nach dem Wunsch seiner Eltern sollte Farkas Jurist werden, während sein Bruder Stefan in die väterlichen Fußstapfen treten sollte. Stefan zog es jedoch vor, Maler zu werden. Er starb durch Suizid, als sich die Eltern seinen Plänen widersetzten. Geprägt von diesem Verlust ließen die Eltern ihren zweiten Sohn seine Theaterleidenschaft ausleben. Bereits als Schüler verfasste Farkas erste komische Szenen.


Ende Juli 1914 wurde Karl Farkas zum 4. Honved Infanterie-Regiment eingezogen. Eingesetzt wurde er unter anderem bei der vorübergehenden Rückeroberung von Przemysl. Nach Verwundung durch Granatsplitter erfolgten Fronteinsätze an der russischen, rumänischen und italienischen Front. Nach einer Offensive bei der Stellung Altano bei Monte Tomba wurde Farkas als Bataillons-Gasschutzoffizier die Silberne Tapferkeitsmedaille verliehen.[1]


Er besuchte die Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien und debütierte in Olmütz als Zarewitsch in einem Stück von Gabryela Zapolska. Nach verschiedenen Auftritten in Mähren und Österreich kehrte er 1921 nach Wien zurück. Dort wurde er von Direktor Egon Dorn an das Kabarett Simpl engagiert und betätigte sich unter dem Spitznamen Die Zecke als „Blitzdichter“. Gemeinsam trat er mit Fritz Grünbaum in Doppelconférencen auf, einer Kunstform, die in Budapest entstand. 1924 heiratete er die Schauspielerin Anny Hán. Ab 1926 war Farkas am Wiener Bürgertheater tätig.


In 18 Bildern ließen er und Fritz Grünbaum mit der Musik von Egon Neumann im Journal der Liebe schöne Mädchen ihre Beine zeigen und Rita Georg in einer Hosenrolle paradieren. Farkas selbst sang, tanzte und erzählte in seiner charmanten Weise Witze. In dieses Schema passte auch das am 1. Oktober 1927 beginnende Gastspiel der Marischka-Revue. Es wurde 430-mal unter dem Titel Wien lacht wieder aufgeführt. In dreißig Bildern führten Farkas und Fritz Grünbaum mit der Musik von Ralph Benatzky die vorjährige Schlagerrevue vor, die nichts an Popularität eingebüßt hatte. Dabei gab es 120 Mitwirkende, die aus einem Fundus von 900 Kostümen schöpfen konnten. Farkas betätigte sich auch als Schlagerdichter. Aus seiner Feder stammen etwa die Texte der Lieder Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt’ und Pflückt ein Mädl Ribisel.


Am 6. Oktober 1928 hatte an dem von Emil[2] (1874–1946) und Arthur Schwarz[2] (1860–1949) wiedereröffneten Wiener Stadttheater seine Revue Sie werden lachen! Premiere, in der Farkas mit Max Brod sowie Hugo Fischer-Köppe in den Hauptrollen auftraten.[3]


1928 erwarb Karl Farkas für sich und seine Familie eine 1906 errichtete Villa als Sommerfrische im Ort Dörfl in der Marktgemeinde Reichenau an der Rax.[4]


1938 musste Farkas als Jude vorerst nach Brünn und dann nach Paris fliehen. Im Jahre 1939 wurde er im Camp de Meslay-du-Maine als „gefährlicher Ausländer“ interniert. 1940 meldete er sich als Soldat für die französische Armee, die ihn aber für untauglich erklärte. Über die sogenannte Spanien-Route kam er nach Lissabon und konnte nach New York fliehen. Bei seiner Ankunft hatte er den Status eines Flüchtlings, allerdings fehlte ihm ein notwendiges Affidavit, die notwendige Garantieerklärung eines amerikanischen Staatsbürgers, für ihn zu bürgen. Er wurde interniert, am Anfang drohte die Abschiebung nach Europa. New Yorker Freunde wie Alexander Roda Roda, den er auf der Überfahrt getroffen hatte, setzten sich für ihn ein, indem sie eine Summe von 1000 Dollar hinterlegten.[5] Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, trat er vor allem in Clubs vor anderen Exilanten auf. Als Flüchtling bekam er keine Arbeitserlaubnis. Von seiner katholischen Frau hatte er sich sicherheitshalber scheiden lassen, um sie keinen Repressalien des NS-Regimes auszusetzen.


In der Emigration ging er auch „fremd“. In dem berühmten Jazz-Film Boogie Woogie Dream fungierte er sowohl als Script-Autor (im Vorspann erwähnt) als auch als anonymer Schauspieler. Darin scheint er der mehrfach durch das Bild geisternde Kellner zu sein.[6] In dem Streifen sind von der Jazz-Seite die große Lena Horne, unter den Musikern Teddy Wilson, Edmond Hall und vor allem die beiden „Hauptdarsteller“ Albert Ammons und Pete Johnson zu erkennen. Sein privates Leben wurde durch die im Gefolge einer Hirnhautentzündung eingetretene schwere Behinderung und Pflegebedürftigkeit seines einzigen Sohnes Robert („Bobby“, 1928–2009) überschattet.


1946 kehrte er nach Wien zurück und heiratete seine geschiedene Frau erneut. Er trat ab 1950 auch wieder im Simpl auf, das er bis zu seinem Tod leitete. Dabei betätigte er sich auch als Autor und Regisseur und schrieb gemeinsam mit Hugo Wiener alle Revuen. Zu seinem Ensemble gehörten Maxi Böhm, Ossy Kolmann, Fritz Muliar, Heinz Conrads, Hugo Wiener und Cissy Kraner. Im Sender Rot-Weiß-Rot moderierte er die „Aktualitätlichkeiten“. ORF-Radio strahlte nach dem Staatsvertrag die Sendung Was meinen Sie, Herr Farkas? aus.[7] Wiener schrieb auch die Doppelconferencen für Farkas und seinen neuen Partner Ernst Waldbrunn, später Maxi Böhm. Auch ab 1957 trat er regelmäßig in Rundfunk und Fernsehen auf. Populär wurden im ORF seine „Bilanzen“: Bilanz des Jahres, Bilanz des Monats und Bilanz der Saison. 1965 wurde er als erster Kabarettist der Geschichte vom österreichischen Bundespräsidenten in Anerkennung seiner Verdienste um das österreichische Kabarett mit dem Berufstitel "Professor" ausgezeichnet. Privat leistete er sich nach dem Krieg ein Sommerhaus in Edlach an der Rax. Ein besonders enges Verhältnis hatte Farkas zu seinem Kollegen Maxi Böhm und dessen Familie; besonders mochte er Böhms früh verstorbene Tochter Christa, die ihn „Onkel Karl“ nannte.


Ab und am 1. Jänner 1969 gab es die Bilanz des Monats, mithin die Farkas-Waldbrunn-Doppelconferencen, bereits in Farbe. Der ORF hatte mit dem Neujahrskonzert 1969 Farbfernsehen eingeführt. Daher existieren auf dem unten erwähnten Video mit einigen bemerkenswerten und rund 70 Minuten dauernden Auftritten schon einige in Farbe. 1970 traten Farkas und Waldbrunn als Puppen auf. Produziert wurden diese vom österreichischen Puppenkünstler Arminio Rothstein.




Grab von Karl Farkas auf dem Wiener Zentralfriedhof


Farkas stand bis einen Tag vor seinem Tod auf der Bühne seines Kabaretts. 1971 verstarb er an einer Magenkrebserkrankung.



Anerkennungen |



  • Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32C, Nr. 34).

  • Am 18. Oktober 1979 wurde im 7. Wiener Gemeindebezirk der Karl-Farkas-Park benannt.[8]

  • Im Jahr 2002 wurde in Wien Landstraße (3. Bezirk) die Karl-Farkas-Gasse nach ihm benannt.

  • Karl-Farkas-Straße in Dörfl in Reichenau an der Rax.


Ausstellungen |


  • 2001 Österreichisches Theatermuseum in Wien zum 30. Todestag von Karl Farkas

  • 2015/2016 Einer der nicht hassen konnte. Karl Farkas-Emigration und Heimkehr. NÖ Landesbibliothek in St. Pölten mit zwei Publikationen


Zitate |


Unzählige Äußerungen von Farkas sind als Zitate verbreitet. Auch ein Zitat, das fälschlicherweise lange Zeit Karl Kraus zugeschrieben wurde, dürfte von ihm stammen:





„Ich mache mir ernstliche Sorgen um die Zukunft der österreichischen Literatur. Schauen Sie, Grillparzer ist tot, Nestroy ist tot - und ich bin auch nicht mehr der Jüngste ... Mit der deutschen Literatur ist es etwas anderes. Aber wir Österreicher unterscheiden uns doch von den Deutschen durch so mancherlei, besonders durch die gleiche Sprache.“




Karl Farkas conferiert über die Kunst - undatiert[7]



Werke |


Bücher



  • Also sprach Farkas. Heiteres von Karl Farkas. Halm & Goldmann, Wien (o. J., 1930) Mit Zeichnungen von Matouschek.


  • Farkas entdeckt Amerika, 1942


  • Zurück ins Morgen. Paramount Printing and Publishing Co., New York 1946. Mit Zeichnungen von Matouschek.

Komödien


  • Bei Kerzenlicht (1937)

  • Hofloge (König für eine Nacht)

  • Adel verpflichtet

Filme


  • 1933: Abenteuer am Lido

  • 1934: Salto in die Seligkeit


Literatur |



  • Georg Markus: Schau´n Sie sich das an. Ein Leben für die Heiterkeit. Amalthea, 2. Aufl., Wien-München 1983.

  • Georg Markus: Das große Karl Farkas Buch. Sein Leben, seine besten Texte, Conférencen und Doppelconférencen. Vorwort von Fritz Muliar. Amalthea, Wien-München, 3. Aufl. 1994.


  • Marcus G. Patka, Alfred Stalzer (Hrsg.): Die Welt des Karl Farkas: [Begleitpublikation zur Ausstellung "Sie Werden Lachen! Die Welt des Karl Farkas" des Jüdischen Museums der Stadt Wien von 4. April–1. Juli 2001] (= Wiener Persönlichkeiten. Bd. 2). Holzhausen, Wien 2001, ISBN 3-85493-034-8.


  • Hans Veigl (Hrsg.): Karl Farkas – Ins eigene Nest. Sketches, Bilanzen, Doppelconférencen. Kremayr & Scheriau, 2. Aufl., Wien 1991.

  • Hans Veigl (Hrsg.): Weit von wo. Kabarett im Exil. Karl Farkas, Peter Herz, Hugo F. Koenigsgarten, Rudolf Spitz, Robert Weil u. a. Kremayr & Scheriau, Wien 1994.

  • Hans Veigl (Hrsg.): Gscheite & Blöde. Doppelconférencen. Karl Farkas mit: F. Grünbaum, E. Waldbrunn, M. Böhm u. a. Kremayr & Scheriau, Wien 1993.

  • Hans Veigl (Hrsg.): „Hut auf“. Gereimtes und Ungereimtes. Mit einem Nachwort v. Ulrich N. Schulenburg. Amalthea, Wien-München 2000.


  • Farkas, Karl. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 6: Dore–Fein. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 1998, ISBN 3-598-22686-1, S. 496–501.


  • Kay Weniger: ‘Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …’. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 161 f.


Ton- und Bildveröffentlichungen |


Tonträger



  • Farkas & Co. wakuworld, 2000.


  • Unvergessener Karl Farkas. Preiser, 1987. (aufgenommen: 1960, 1961 & 1965)


  • Karl Farkas, Ernst Waldbrunn: Doppelconférencen. Preiser, 1990 (aufgenommen: Herbst 1960 & Herbst 1964).


  • Altmeister des Humors: Fritz Grünbaum, Karl Farkas, Franz Engel. Preiser, 1990 (aufgenommen: 1908, 1930, 1931, 1932, 1934, 1937)

Video



  • Karl Farkas, Ernst Waldbrunn: G'scheites und Blödes. Conférencen und Doppelconférencen. Vol. I, 1958–1965. ORF, 1990.


  • Karl Farkas, Ernst Waldbrunn: G'scheites und Blödes. Conférencen und Doppelconférencen. Vol. II, 1965–1971. ORF, 1990.

DVD



  • Karl Farkas, Ernst Waldbrunn, G'scheites und Blödes. Conférencen und Doppelconférencen. 1958–1971 ORF/ BMG Ariola GmbH/ Thomas Sessler Verlag GesmbH, 2002.

Comic:



  • Der Blöde und der Gscheite – Die besten Doppelconferencen. Ein kabarettistisches Comic von Reinhard Trinkler mit einem Vorwort von Georg Markus, Amalthea Signum Verlag, 2014


Weblinks |



 Commons: Karl Farkas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wikiquote: Karl Farkas – Zitate


  • Literatur von und über Karl Farkas im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek


  • Karl Farkas im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek


  • Karl Farkas in der Internet Movie Database (englisch)


  • Karl Farkas auf den Webseiten des Österreichischen Kabarettarchivs


  • Eintrag zu Karl Farkas im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)


  • Kleine Chronik. (…) Eine Plagiatbeschuldigung gegen Karl Farkas. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt (Nr. 22642/1927), 29. September 1927, S. 7, unten rechts. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp.


Einzelnachweise |



  1. Marcus Patka (Hrsg.): Weltuntergang. Jüdisches Leben und Sterben im Ersten Weltkrieg. Jüdisches Museum Wien, 2014, S. 233.


  2. ab H(ubert) Reitterer: Schwarz, Emil (Emilio) (1874–1946), Impresario und Revuetheaterproduzent; Schwarz, Arthur (1860–1949), Impresario und Revuetheaterproduzent. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 11, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1999, ISBN 3-7001-2803-7, S. 431.


  3. Theater und Kunst. Stadttheater. In: Wiener Zeitung, Nr. 232/1928 (CCXXV. Jahrgang), 6. Oktober 1928, S. 8, Mitte rechts. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/wrz;
    „Sie werden lachen!“ Revuepremiere im Stadttheater. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, Nr. 23015/1928, 10. Oktober 1928, S. 8, Mitte rechts. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp.



  4. Georg Markus: Prominenten-Villa zu verkaufen. Karl Farkas. Kurier, pressreader.com, 11. Oktober 2015


  5. Karl-Farkas – Heimkehr ins Nebelgrau. Gerhard Zeilinger in: Der Standard, 26. Oktober 2015, Anlässlich der Ausstellung Karl Farkas. Einer, der nicht hassen konnte. Emigration und Rückkehr in der Landesbibliothek St. Pölten.


  6. Karl Farkas in Boogie-Woogie Dream (sein Name ist im Insert aufgelistet)


  7. ab Eintrag zu Nicht alles Gute kommt von Kraus im Austria-Forum (in der Essaysammlung) abgerufen am 26. November 2011


  8. Karl-Farkas-Park im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien















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