Kies
Kies (von mittelhochdeutsch kis = grobkörniger steiniger Sand) ist eine Korngrößenbezeichnung und weitverbreitetes Lockersediment bzw. ein Lockergesteinsboden.
Inhaltsverzeichnis
1 Geowissenschaftliche Definitionen
1.1 Kies als Korngröße
1.2 Kies als Lockersediment
2 Technischer Kontext
2.1 Grundlegendes
2.2 Verwendung und Eigenschaften
2.3 Kennwerte
3 Kultureller Kontext
4 Siehe auch
5 Literatur
6 Weblinks
7 Einzelnachweise
Geowissenschaftliche Definitionen |
Im geologischen Sinne steht die Bezeichnung Kies zum einen für eine Korngröße und zum anderen für ein Lockersediment.
Kies als Korngröße |
Die Korngröße Kies umfasst nach DIN 4022 gerundete Gesteins- oder Mineralkörner, die einen Korndurchmesser zwischen 2 mm und 63 mm aufweisen und damit grober als Grobsand sind.[1] Hierbei werden in einem Sediment oder Sedimentgestein nach dem Äquivalentdurchmesser folgende Korngrößenfraktionen nach DIN 4022 unterschieden:
Kies (G/Gr) | Korngröße |
---|---|
Grobkies (gG/CGr) | 20,0–63,0 mm |
Mittelkies (mG/MGr) | 06,3–20,0 mm |
Feinkies (fG/FGr) | 02,0–06,3 mm |
Für die Korngrößen Mittelkies und Grobkies wird umgangssprachlich auch der Ausdruck Kieselsteine verwendet.
Kies als Lockersediment |
Ein Lockersediment wird als Kies oder Schotter bezeichnet, wenn es zu mehr als 50 % aus Komponenten der Kies-Korngröße oder größer besteht.[1] Diese Komponenten werden allgemein als Gerölle bezeichnet. Kies ist ein typisches Sediment von Fließgewässern mit starkem Gefälle. Der Transport in Bächen und Flüssen erfolgt als Boden- oder Schleppfracht, was letztlich, bei ausreichender Transportdistanz, für die Zurundung der Körner sorgt. Lockersedimente mit überwiegend ungerundeten oder scharfkantigen Komponenten werden als Schutt bezeichnet.
Das an einer Gletscherfront in Form einer Endmoräne abgelagerte typischen Gemenge aus kantengerundeten Gesteinsfragmenten und feinkörnigerem Material, insgesamt unter dem Begriff Geschiebe zusammengefasst, enthält ebenfalls Gerölle. Ein lateral (d. h. innerhalb eines Ablagerunghorizontes seitlich versetzt) zunehmender Geröllanteil zeigt den Übergang von rein glazialen zu glazifluvialen Ablagerungen an, also zu Ablagerungen von Schmelzwässern.
Kiese und Schotter können sich im Laufe geologischer Zeiträume verfestigen, wenn in Wasser gelöste Minerale die Zwischenräume im Sediment ausfüllen (Zementation). Eine gewisse Verfestigung entsteht auch durch Kompaktion, also unter Druck infolge einer Überlagerung durch andere Gesteinsschichten. Solcherart verfestigte Kiese und Schotter werden als Konglomerate bezeichnet. Bei vorwiegend unrunden oder scharfkantigen Komponenten, sogenannten Fragmenten, wird statt Konglomerat der Begriff Brekzie verwendet.
Aufgrund der durchschnittlich großen Korndurchmesser verfügt Kies über ein großes Porenvolumen und ist damit ein exzellenter Grundwasserleiter.
Technischer Kontext |
Grundlegendes |
Im bautechnischen oder geotechnischen Sinne ist Kies ein Lockergesteinsboden, der entsprechend der DIN 18196 und DIN EN ISO 14668-1 ausschließlich über die Korngröße definiert ist. Kies im technischen Sinne kann verschiedene Kornformen (z. B. rund, scharfkantig) aufweisen, die entweder durch natürliche Prozesse entstanden sind oder künstlich hergestellt wurden (z. B. in Brechanlagen). Die weitere Untergliederung in Fein-, Mittel- und Grobkies ist die gleiche wie in den Geowissenschaften[2] (siehe oben).
Verwendung und Eigenschaften |
Kies stellt für die Bauwirtschaft einen wichtigen Rohstoff dar. Er findet dort als Zuschlagstoff (Gesteinskörnung) in Beton Verwendung oder ist Schüttmaterial im Erdbau. Aufgrund seines hohen Porenvolumens und der damit verbundenen hohen Wasserdurchlässigkeit (Permeabilität) eignet sich reiner Kies auch als Filterschicht für Drainagen in feuchtem Untergrund. Zudem werden Mittel- und Grobkiese infolge ihrer dafür gut geeigneten Porengröße als Rollierung (kapillarbrechende Schicht) unterhalb von Gründungssohlen eingesetzt, um ein Aufsteigen von Bodenfeuchtigkeit zu verhindern. Da reiner Kies keine Pflanzennährstoffe enthält und Oberflächenwasser rasch versickern lässt, wird er nur spärlich von Vegetation bewachsen (z. B. Magerrasen).
Die Förderung des Baustoffes Kies, der neben Sand der wichtigste Massenrohstoff ist, erfolgt in Kiestagebauen oder Kiesgruben. Die dort gewonnenen, meist inhomogenen Gemische aus verschiedenen Korngrößen werden in Aufbereitungsanlagen gewaschen und getrennt. Für Spezialzwecke erfolgt ein feineres Sieben. Für Anwendungen im Bauwesen und im Winterdienst werden kantige Mineralstoffe wie Splitt mittels Brechern bisweilen auch aus Kies hergestellt.
Kennwerte |
Schüttdichte: 1,44 bis 1,6 t⁄m³ (trocken)
spezifische Wärmekapazität: 0,84 kJ⁄kg·K[3]
Kultureller Kontext |
Die frühen Hochkulturen benutzten Kieselsteine als Hilfsmittel zum Abbilden von Zahlen. Diese speziellen Rechensteine heißen Calculus nach dem lateinischen Namen für Kieselstein. Auch der englische Begriff für Infinitesimalrechnung lautet calculus.
Siehe auch |
- Schotter
- Schotterbank
- Aufbereitungsmechaniker
- Bruchstein
Literatur |
- D. Vollenschaar (Hrsg.), Reinhard Wendehorst: Baustoffkunde. 26. Auflage. Vincentz, Hannover 2004, ISBN 3-87870-778-9.
- Jäckli, Heinrich (1983) Kies – auch in der Schweiz bald eine Mangelware. Geowissenschaften in unserer Zeit; 1, 4; 122–126; doi:10.2312/geowissenschaften.1983.1.122.
Weblinks |
Wiktionary: Kies – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Kies – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Dietmar Meier: Sand-ABC.
Einzelnachweise |
↑ ab Christiane Martin, Manfred Eiblmaier (Hrsg.): Lexikon der Geowissenschaften. 6 Bände. Spektrum, Akademischer Verlag, Heidelberg u. a. 2000–2002, ISBN 3-8274-1655-8
↑ Manfred Hoffmann (Hrsg.): Zahlentafeln für den Baubetrieb. 7. Auflage. Teubner, Wiesbaden 2006, ISBN 3-519-65220-X, S. 654.
↑ Stoffwerte – Spezifische Wärmekapazität. In: schweizer-fn.de. Abgerufen am 2. November 2009.