Österreich

Multi tool use
Österreich (amtlich Republik Österreich) ist ein mitteleuropäischer Binnenstaat mit rund 8,8 Millionen Einwohnern. Die angrenzenden Staaten sind Deutschland und Tschechien im Norden, Slowenien und Italien im Süden, die Slowakei und Ungarn im Osten sowie die Schweiz und Liechtenstein im Westen.
Österreich ist ein demokratischer und föderaler Bundesstaat, im Besonderen eine semipräsidentielle Republik. Seine großteils aus den historischen Kronländern hervorgegangenen neun Bundesländer sind das Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, die Steiermark, Tirol, Vorarlberg und Wien. Das Bundesland Wien ist zugleich Bundeshauptstadt und einwohnerstärkste Stadt des Landes. Weitere Bevölkerungszentren sind Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck.
Das Land wird von der Böhmischen Masse und der Thaya im Norden, den Karawanken und dem Steirischen Hügelland im Süden, der Pannonischen Tiefebene im Osten und dem Rhein und dem Bodensee im Westen begrenzt. Mehr als 62 Prozent seiner Staatsfläche werden von alpinem Hochgebirge gebildet.
Die Bezeichnung Österreich ist in ihrer althochdeutschen Form Ostarrichi erstmals aus dem Jahr 996 überliefert. Zudem war die lateinische Form Austria in Verwendung. 1156 wurde Österreich im Heiligen Römischen Reich ein eigenständiges Herzogtum. Nach dem Aussterben des Geschlechts der Babenberger 1246 setzte sich das Haus Habsburg im Kampf um die Herrschaft in Österreich durch. Das als Österreich bezeichnete Gebiet umfasste später die gesamte Habsburgermonarchie sowie später das 1804 konstituierte Kaisertum Österreich und die österreichische Reichshälfte der 1867 errichteten Doppelmonarchie Österreich-Ungarn.
Die heutige Republik entstand ab 1918, nach dem für Österreich-Ungarn verlorenen Ersten Weltkrieg, aus den zunächst Deutschösterreich genannten deutschsprachigen Teilen der früheren Monarchie. Mit dem Vertrag von Saint-Germain wurden die Staatsgrenze und der Name Republik Österreich festgelegt. Die Erste Republik war von innenpolitischen Spannungen geprägt, die in einen Bürgerkrieg und die Ständestaatsdiktatur mündeten. Durch den sogenannten „Anschluss“ stand das Land ab 1938 unter nationalsozialistischer Herrschaft. Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkriegs wieder ein eigenständiger Staat, erklärte Österreich am Ende der alliierten Besatzung 1955 seine immerwährende Neutralität und trat den Vereinten Nationen bei. Österreich ist seit 1956 Mitglied im Europarat, Gründungsmitglied der 1961 errichteten Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und seit 1995 ein Mitgliedsstaat der Europäischen Union.
Inhaltsverzeichnis
1 Geographie
1.1 Klima
1.2 Berge
1.3 Seen
1.4 Flüsse
1.5 Flora
1.6 Fauna
1.7 Naturschutz
1.8 Naturkatastrophen
2 Bevölkerung
2.1 Bevölkerungsentwicklung
2.2 Bevölkerungsbewegung
2.3 Prognose
2.4 Lebenserwartung
2.5 Sprache
2.6 Religionen
2.7 Identität
2.8 Gleichberechtigung der Geschlechter
3 Geschichte
3.1 Urgeschichte bis 15 v. Chr.
3.2 Römische Provinz und Völkerwanderung 15 v. Chr. bis 700 n. Chr.
3.3 Frankenreich und Heiliges Römisches Reich 700–1806
3.4 Kaisertum Österreich (1804–1867) und Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (1867–1918)
3.5 Gründung der Republik 1918
3.6 Erste Republik (1918–1933)
3.7 Austrofaschistischer Ständestaat (1933–1938)
3.8 Teil des Deutschen Reiches (1938–1945)
3.9 Nachkriegszeit und Zweite Republik
3.10 Gegenwart
4 Politik
4.1 Verwaltungsgliederung
4.1.1 Städte und Ballungsräume
4.1.2 Exklaven und Enklaven
4.2 Politisches System
4.2.1 Bund
4.2.2 Land
4.3 Kammern
4.4 Politische Parteien
4.5 Rechtswesen
4.5.1 Bundesverfassungsrecht
4.5.2 Privatrecht
4.5.3 Strafrecht
4.5.4 Europarecht
4.5.5 Gerichtsbarkeit
4.6 Staatshaushalt
4.7 Außen- und Sicherheitspolitik
4.8 Militär
4.9 Regionale Zusammenarbeit
4.10 Klimaschutzpolitik
5 Wirtschaft
5.1 Finanzwirtschaft
5.2 Bergbau
5.3 Land- und Forstwirtschaft
5.4 Tourismus
5.5 Industrie
5.6 Dienstleistungen
5.7 Bruttonationaleinkommen
5.8 Arbeitslosigkeit
5.9 Wirtschaftskennzahlen
5.10 Vermögensverteilung
6 Infrastruktur
6.1 Verkehr
6.1.1 Straßenverkehr
6.1.2 Schienenverkehr
6.1.3 Schifffahrt
6.1.4 Luftfahrt
6.2 Energieversorgung
6.2.1 Elektrische Energie
6.2.2 Gas- und Ölversorgung
6.3 Schule und Ausbildung
6.4 Notrufdienste
6.5 Wetterdienst
6.6 Medien
6.7 Kommunikation
7 Kultur
7.1 Bräuche
7.2 Feiertage und Feste
7.3 Musik
7.4 Theater
7.5 Kabarett
7.6 Film
7.7 Literatur
7.8 Bildende Kunst
7.9 Wissenschaft und Technik
7.10 Küche
8 Sport
8.1 Wintersport
8.2 Sommersport
8.3 Vereinssport
8.4 Internationale Sportveranstaltungen
9 Siehe auch
10 Literatur
11 Weblinks
12 Einzelnachweise
Geographie |
Republik Österreich | |||||
| |||||
Amtssprache | Deutsch[1][2] – regionale Amtssprachen: Kroatisch, Slowenisch, Ungarisch – anerkannte Minderheitssprachen: u. a. österreichische Gebärdensprache | ||||
Hauptstadt | Wien | ||||
Staatsform | Bundesrepublik | ||||
Regierungssystem | semipräsidentielle repräsentative Demokratie | ||||
Staatsoberhaupt | Bundespräsident Alexander Van der Bellen | ||||
Regierungschef | Bundeskanzler Sebastian Kurz | ||||
Fläche | (112. Platz) 83.878,99[3] km² | ||||
Einwohnerzahl | (93.) 8.822.267 (1. Jänner 2018)[4] | ||||
Bevölkerungsdichte | (78.) 105 Einwohner pro km² | ||||
Bevölkerungsentwicklung | ▲ +0,57 %[5](2017) | ||||
Bruttoinlandsprodukt
| 2017[6]
| ||||
Index der menschlichen Entwicklung | ▲ 0,893 (24.) (2016)[7] | ||||
Währung | Euro (EUR) | ||||
Gründung | 0976: Markgrafschaft Ostarrichi 1156: Herzogtum Österreich | ||||
Nationalhymne | Österreichische Bundeshymne | ||||
Nationalfeiertag | 26. Oktober (1955: Beschluss des Neutralitätsgesetzes) | ||||
Zeitzone | UTC+1 MEZ UTC+2 MESZ (Ende März bis Ende Oktober) | ||||
Kfz-Kennzeichen | A | ||||
ISO 3166 | AT, AUT, 040 | ||||
Internet-TLD | .at | ||||
Telefonvorwahl | +43 | ||||
![]() |
![]() ![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
![]()
|
Österreich erstreckt sich in west-östlicher Richtung über maximal 575, in nord-südlicher über 294 Kilometer.
Etwa 60 % des Staatsgebietes sind gebirgig und haben Anteil an den Ostalpen (vor allem Tiroler Zentralalpen, Hohe Tauern und Niedere Tauern, Nördliche Kalkalpen, Südliche Kalkalpen und Wienerwald). Deshalb wird das Land umgangssprachlich auch Alpenrepublik genannt. Nördlich der Donau liegt in Ober- und Niederösterreich das Granit- und Gneisplateau, Teil des alten Rumpfgebirges der Böhmischen Masse, dessen Ausläufer bis nach Tschechien und Bayern reichen; jenseits der Ostgrenze schließen die Kleinen Karpaten an.
Die großen Ebenen liegen im Osten entlang der Donau, vor allem das Alpenvorland und das Wiener Becken mit dem Marchfeld, sowie in der südlichen Steiermark. Die Südsteiermark wird wegen ihrer Landschaftsähnlichkeit zur Toskana auch Steirische Toskana genannt.
Das Burgenland östlich des Alpen-Karpaten-Bogens läuft in die Pannonische Tiefebene aus und weist sowohl landschaftlich als auch klimatisch eine starke Ähnlichkeit zum östlichen Nachbarn Ungarn auf, zu dem es bis 1921 gehörte.
Von der Gesamtfläche Österreichs mit 83.879 Quadratkilometern[3] entfällt etwa ein Viertel auf Tief- und Hügelländer. Nur 32 % liegen tiefer als 500 Meter, 43 % der Landesfläche sind bewaldet.
- Die fünf Großlandschaften Österreichs
Ostalpen (52.600 km², 62,8 % der Staatsfläche)
Alpen- und Karpatenvorland (9.500 km², 11,3 %)- Vorland im Osten, Randgebiet des Pannonischen Tieflands (9.500 km², 11,3 %)
Granit- und Gneisplateau, Mittelgebirgsland der Böhmischen Masse (8.500 km², 10,2 %)
Wiener Becken (3.700 km², 4,4 %)
Tiefster Punkt: Hedwighof (Gemeinde Apetlon – Burgenland) 114 Meter Seehöhe
Klima |

Gletscher im Ötztal
Das Klima in Österreich lässt sich nach der deskriptiven Klassifikation den warmgemäßigten Regenklimaten der feucht-kühlgemäßigten Zone zuordnen. Im Westen und Norden Österreichs herrscht ozeanisch beeinflusstes, oft von feuchten Westwinden geprägtes Klima vor. Im Osten überwiegt hingegen pannonisch-kontinentaleres, niederschlagsarmes Klima mit heißen Sommern und kalten Wintern. Besonders in den Südalpen ist der Einfluss niederschlagsreicher Tiefdruckgebiete aus dem Mittelmeerraum spürbar.[8]
Tatsächlich ist das regionale Klima Österreichs von der alpinen Topografie stark überprägt. Häufig bestehen innerhalb kurzer Entfernungen und geringer Seehöhenunterschiede beträchtliche klimatische Unterschiede. Mit zunehmender Seehöhe sind zunächst boreales und Tundrenklima, in den Gipfelbereichen sogar polares Klima anzutreffen. Nicht nur der Alpenhauptkamm fungiert als Klimascheide. Sonnenreiche Föhntäler (z. B. Inntal) stehen nebelanfälligen Beckenlandschaften (z. B. Klagenfurter Becken), niederschlagsreiche Gebirgsränder (z. B. Bregenzerwald) stehen inneralpinen Trockentälern (z. B. Ötztaler Alpen) gegenüber.
Lufttemperatur

Mittlere jährliche Lufttemperatur in Österreich[9]
Der Gesamtbereich des Jahresmittels der Lufttemperatur reicht in Österreich von über 11 °C in den inneren Bezirken Wiens bis unter −9 °C auf dem Gipfel des Großglockners. In den dicht besiedelten Niederungen liegt es größtenteils zwischen 8 °C und 10 °C. Das Flächenmittel beträgt 6,0 °C. Die Null-Grad-Isotherme liegt im Jahresmittel in einer Seehöhe von etwa 2200 m. In abgeschlossenen Becken, Tälern und Mulden unter 800 bis 1200 m Seehöhe treten im Winterhalbjahr häufig Temperaturzunahmen mit der Höhe auf (Temperaturinversion).
Während im Großteil Österreichs Jänner und Juli im Durchschnitt der kälteste und wärmste Monat des Jahres sind, trifft dies im Hochgebirge auf den Februar und August zu. Das langjährige Jännermittel der Lufttemperatur liegt in den Flachlandschaften des Ostens zwischen 0 °C und −2 °C und sinkt in rund 1000 m Seehöhe −4 °C bis −6 °C. Der tiefste Wert im Bereich der höchsten Gipfel ist rund −15 °C. Im Juli schwanken die langjährigen Mittelwerte im Osten zwischen 18 °C und 20 °C und in 1000 m zwischen 13 °C und 15 °C. Am Großglockner wird auch im Hochsommer im Mittel die Nullgradgrenze nicht überschritten.[8][9]
Niederschlag

Mittlere jährliche Niederschlagssumme in Österreich[9]
Bei den häufigen West- bis Nordwestlagen liegen der Bregenzerwald und die gesamten Nördlichen Kalkalpen im Luv. Ähnliches gilt für die Gebirge an der Südgrenze Österreichs, die bei Anströmung aus dem Mittelmeerraum intensive Stauniederschläge erhalten. Gemeinsam mit den zentralalpinen Hohen Tauern erreichen die gemessenen Jahresniederschlagssummen in den genannten Regionen im langjährigen Durchschnitt um 2000 mm, vereinzelt an die 3000 mm. Im Gegensatz dazu erhalten das östliche Waldviertel, das Weinviertel, das Wiener Becken und das Nordburgenland weniger als 600 mm Niederschlag im Laufe eines Jahres. Als niederschlagsärmster Ort Österreichs kann Retz mit knapp unter 450 mm genannt werden.
Das Flächenmittel Österreichs beträgt etwa 1100 mm für das Jahr. Auf das Sommerhalbjahr (April bis September) entfallen etwas mehr als 60 % der Jahressumme, auf das Winterhalbjahr (Oktober bis März) dementsprechend etwas weniger als 40 %. Diese Niederschlagsverteilung erweist sich in Hinblick auf die Vegetationsentwicklung als günstig. Während im überwiegenden Großteil des Landes der niederschlagsreichste Monat konvektionsbedingt (Schauer und Gewitter) auf den Juni oder Juli fällt, bildet das Kärntner Lesachtal die einzige Ausnahme: Mit einem primären Niederschlagsmaximum im Oktober ist es dem mediterranen Niederschlagsklima zuzurechnen.
Der Schneereichtum ist hauptsächlich von der Seehöhe sowie von der Lage des Gebietes relativ zu den Hauptströmungsrichtungen abhängig und variiert dementsprechend stark. Während im österreichischen Flächenmittel im durchschnittlichen Jahr etwa 3,3 m Neuschnee fallen, sind es bei Krems nur 0,3 m, am Sonnblick hingegen 22 m.[8][9]
Berge |
Blick auf den Großglockner, den höchsten Berg Österreichs, von der Großglockner-Hochalpenstraße aus
Die höchsten Berge in Österreich sind Dreitausender, welche sich in den Ostalpen befinden. Mit 3798 Metern ist der Großglockner in den Hohen Tauern der höchste Berg. Es gibt mit Nebengipfeln fast 1000 Dreitausender in Österreich.[10]
Die Gebirgslandschaft ist von großer Bedeutung für den Tourismus, es gibt viele Wintersportgebiete, im Sommer bieten sich Möglichkeiten zum Bergwandern und Klettern.
Seen |

Der Neusiedler See (hier bei Podersdorf am See) bildet mit der ungarischen Seite ein UNESCO-Welterbe
Der größte See ist der Neusiedler See im Burgenland, der mit ca. 77 % seiner Gesamtfläche von 315 km² in Österreich liegt (der Rest gehört zu Ungarn), gefolgt vom Attersee mit 46 km² und dem Traunsee mit 24 km² in Oberösterreich. Auch der Bodensee mit seinen 536 km² am Dreiländereck mit Deutschland (Freistaat Bayern und Land Baden-Württemberg) und der Schweiz liegt zu einem kleinen Anteil auf österreichischem Staatsgebiet. Allerdings sind die Staatsgrenzen auf dem Bodensee nicht exakt bestimmt.
Für den Sommertourismus in Österreich haben die Seen neben den Bergen große Bedeutung, insbesondere die Kärntner Seen und jene des Salzkammerguts. Die bekanntesten sind der Wörthersee, der Millstätter See, der Ossiacher See und der Weißensee in Kärnten. Weitere bekannte Seen sind Mondsee und Wolfgangsee an der Grenze zwischen Salzburg und Oberösterreich.
Flüsse |
Ein großer Teil Österreichs wird direkt über die Donau zum Schwarzen Meer entwässert, rund ein Drittel im Südosten über die Mur, Drau, und folglich dann wieder über die Donau zum Schwarzen Meer, kleine Gebiete im Westen über den Rhein (2366 km²) in den Atlantik und im Norden über die Elbe (918 km²) zur Nordsee.
Die großen Nebenflüsse der Donau (von Westen nach Osten):
Lech, Isar und Inn münden in Bayern in die Donau. Sie entwässern Tirol, die in den Inn mündende Salzach entwässert Salzburg (ausgenommen den Lungau und Teile des Pongaus).
Traun, Enns, Ybbs, Erlauf, Pielach, Traisen, Wienfluss und Fischa entwässern die südlich der Donau (= rechtsufrig) gelegenen Gebiete Oberösterreichs, der Steiermark, Niederösterreichs und Wiens.
Große und Kleine Mühl, Rodl, Gusen und Aist, Kamp, Göllersbach und Rußbach sowie Thaya an der Nord- und March an der Ostgrenze entwässern die nördlich der Donau (= linksufrig) gelegenen Gebiete Ober- und Niederösterreichs.
Die Mur entwässert den Salzburger Lungau und die Steiermark, sie mündet in Kroatien in die Drau, die wiederum Kärnten und Osttirol entwässert. Die Drau mündet in Kroatien an der Grenze zu Serbien in die Donau.
Der Rhein entwässert die größten Teile Vorarlbergs, durchfließt den Bodensee und mündet in die Nordsee.
Die Lainsitz ist zwar aufgrund ihrer Größe nicht von Bedeutung, ist jedoch der einzige österreichische Fluss, der von Niederösterreich über Tschechien zur Elbe entwässert.
Flora |

Das Edelweiß tritt nur im alpinen Gebiet auf.

Die Eigentliche Österreich-Königskerze wächst vor allem im östlichen Flachland.
Österreich gehört zum Großteil der mitteleuropäischen Florenregion an, nur das östliche Niederösterreich, Wien und das nördliche Burgenland sowie einige inneralpische Trockentäler als Exklaven, zählen zur pannonischen Florenprovinz, die wiederum den westlichsten Teil der südsibirisch-pontisch-pannonischen Florenregion darstellt. Beide Regionen sind Teil des holarktischen Florenreiches.[11] In den alpinen Gebieten weicht die Flora so stark ab, dass sie einer eigenen alpischen Unterflorenregion zugerechnet wird. In einigen klimatisch warmen Gebieten ist ein deutlicher submediterraner Einfluss erkennbar.[12]
In Österreich wachsen 3165 Vollstatus-Gefäßpflanzen-Arten, dazu kommen rund 600 häufige auftretende kultivierte und eingebürgerte sowie ausgestorbene Arten. Inklusive Unterarten treten in Österreich 3428 Elementar-Gefäßpflanzen-Taxa auf, dies sind beispielsweise um rund 300 Elementar-Taxa mehr als im flächenmäßig ungefähr viereinviertelmal so großen Nachbarland Deutschland. Begründet ist diese relative Artenvielfalt darin, dass Österreich einen Anteil an mehreren verschiedenen Groß-Naturräumen hat: dem Pannonischen Gebiet, der Böhmischen Masse, der Flora der Alpen, den Kärntner Becken- und Tallandschaften, dem nördlichen und südöstlichen Alpenvorland sowie dem Rheintal.[12]
1187 Pflanzenarten (40,2 %) stehen auf der Roten Liste. Zudem wachsen in Österreich einige hochgradig seltene Endemiten wie etwa das Dickwurzel-Löffelkraut.
Insbesondere das Edelweiß, der Glocken-Enzian und die Aurikel gelten als nationale Symbole – wiewohl sie nicht für ganz Österreich typisch sind und nur im Alpengebiet auftreten – und sind auf österreichischen Münzen abgebildet.
Fauna |

Gams in den Leoganger Steinbergen
Ungefähr 45.870 Tierarten kommen in Österreich vor, wovon 98,6 % wirbellose Tiere sind. 10.882 Arten wurden bisher auf eine mögliche Bestandsgefährdung bewertet, daraus resultierend wurden 2804 Spezies auf die nationale Rote Liste gefährdeter Arten gesetzt.[13]
Die Verbreitung der Tiere ist von den naturräumlichen Gegebenheiten abhängig. Im Alpenraum sind Gämsen, Hirsche und Greifvögel vertreten, in der Donauebene, im Vorarlberger Rheintal und am Neusiedler See leben Storch und Reiher. Historisch waren Eurasischer Luchs, Braunbär und Waldrapp ebenfalls präsent, seit den 1960er Jahren wird verstärkt versucht, diese Arten wieder anzusiedeln.
Naturschutz |
Aufgrund der verschiedenartigen Topographie in Österreich kommt sowohl in der Flora als auch in der Fauna eine große Anzahl von Arten vor. Um diese zu schützen, wurden in den letzten Jahrzehnten sechs Nationalparks und mehrere Naturparks verschiedener Kategorien errichtet. Auch bei den UNESCO-Welterbegütern sind mehrere Flächen nicht nur als Kulturerbe, sondern auch als Naturerbe ausgewiesen.
Naturkatastrophen |
Erdbeben
Zeitpunkt (UTC) | Br. (°) | Lä. (°) | z | M | Io | Ort | dR (km) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1201-05-04 10 | 47,05 | 13,62 | 8 | 6,1 | 9 | Katschberg, K | 20 |
1267-05-08 02 | 47,51 | 15,45 | 8 | 5,4 | 8 | Kindberg, St | |
1571-11-01 00 | 47,27 | 11,39 | Innsbruck, T | ||||
1572-01-04 18:45 | 47,27 | 11,39 | 6 | 5,2 | 8 | Innsbruck, T | |
1590-09-15 17 | 48,26 | 16,07 | 6 | 5,2 | 8 | Riederberg, NÖ | |
1590-09-15 23:50 | 48,26 | 16,07 | 6 | 5,75 | 9 | Riederberg, NÖ | 10 |
1670-07-17 01:15 | 47,28 | 11,51 | 6 | 5,2 | 8 | Hall, T | |
1689-12-22 01 | 47,27 | 11,39 | 6 | 5,2 | 8 | Innsbruck, T | |
1712-04-10 00 | 47,82 | 16,24 | 7 | 4,0 | 6 | Wr. Neustadt, NÖ | 5 |
1766-08-05 00 | 47,81 | 16,61 | 6 | 4,6 | 7 | St. Margarethen, B | |
1766-08-16 00 | 47,81 | 16,61 | 16 | 4,6 | 7 | St. Margarethen, B | |
1767-11-21 00 | 46,89 | 14,33 | 8 | 4,8 | 7 | Straßburg, K | |
1768-02-27 01:45 | 47,82 | 16,24 | 9 | 5,0 | 7 | Wr. Neustadt, NÖ | |
1794-02-06 12:18 | 47,38 | 15,09 | 8 | 4,7 | 7 | Leoben, St | |
1810-07-18 00 | 47,58 | 14,46 | 6 | 4,5 | 6 | Admont, St | |
1820-07-17 06:30 | 47,35 | 11,71 | 6 | 4,5 | 7 | Schwaz, T | |
1837-03-14 15:40 | 47,61 | 15,67 | 8 | 4,7 | 7 | Mürzzuschlag, St | |
1841-07-13 12:30 | 47,82 | 16,24 | 7 | 4,0 | 6 | Wr. Neustadt, NÖ | |
1857-12-25 01:30 | 46,59 | 14,02 | 7 | 4,6 | 7 | Rosegg, K | |
1876-07-17 12:17 | 48,00 | 15,17 | 8 | 4,4 | 6–7 | Scheibbs, NÖ | |
1885-04-30 23:15 | 47,51 | 15,45 | 8 | 5,0 | 7 | Kindberg, St | |
1886-11-28 22:30 | 47,32 | 10,84 | 8 | 5,1 | 7–8 | Nassereith, T | |
1888-04-12 05:10 | 47,78 | 16,54 | 8 | 4,6 | 7 | Siegendorf, B | |
1910-07-13 08:32 | 47,32 | 10,84 | 8 | 4,8 | 7 | Nassereith, T | |
1916-05-01 10:24 | 47,17 | 14,66 | 7 | 4,7 | 7 | Judenburg, St | |
1927-07-25 20:35 | 47,53 | 15,49 | 11 | 5,1 | 7 | Wartberg, St | |
1927-10-08 19:49 | 47,53 | 15,49 | 11 | 5,1 | 7 | Wartberg, St | |
1930-10-07 23:27 | 47,36 | 10,66 | 9 | 5,3 | 7–8 | Namlos, T | |
1936-10-03 15:48 | 47,07 | 14,70 | 8 | 5,0 | 7 | Obdach, St | |
1938-11-08 03:12 | 47,96 | 16,40 | 10 | 5,0 | 7 | Ebreichsdorf, NÖ | |
1939-09-18 00:14 | 47,77 | 15,91 | 10 | 5,0 | 7 | Puchberg, NÖ | |
1972-04-16 10:10 | 47,71 | 16,18 | 10 | 5,3 | 7–8 | Seebenstein/Pitten, NÖ |
Österreich liegt in einem geologisch aktiven Gebiet. Im Osten und Südosten Österreichs sind heiße Quellen ein Indiz für andauernde vulkanische Aktivität. Es ist nicht verwunderlich, dass es auch immer wieder zu Erdbeben kommt. Durchschnittlich werden pro Jahr 600 Erdbeben in Österreich registriert, von denen mehr als die Hälfte durch Sprengungen verursacht werden. 30 bis 60 Beben werden von der Bevölkerung wahrgenommen.[14] Beben, die Gebäudeschäden verursachen, kommen in unregelmäßigen Abständen vor. Durchschnittlich und stark gerundet ereignen sich alle drei Jahre ein Erdbeben mit leichten Gebäudeschäden, alle 15 bis 30 Jahre mit mittleren Gebäudeschäden und alle 75 bis 100 Jahre ein Erdbeben, das auch vereinzelt zu schweren Gebäudeschäden führen kann.
Erdbeben kommen in Österreich in bestimmten Regionen vor. Solche mit einer Epizentralintensität von über Grad 7 sind selten, es sind aber mehrere Erdbeben dieser Klasse bekannt. Meistens ereignen sich Erdbeben im Wiener Becken, Mürztal und dem Inntal. Indirekt ist der südliche Teil von Kärnten durch Erschütterungen jenseits der Grenze in Italien und Slowenien gefährdet.[14]
Abkürzung | Erklärung |
---|---|
dR | Unsicherheitsradius |
Io | Epizentralintensität gemäß EMS-98 |
M | Magnitude (Richter) |
z | Erdbebentiefe (km) |
Bevölkerung |
Bevölkerungsentwicklung |

Jahresdurchschnittsbevölkerung laut Statistik Austria |
---|
1934 bis 2018[15] | ||
---|---|---|
Datum | Einwohner | |
1939 | 6.653.000 | |
1951 | 6.933.905 | |
1961 | 7.073.807 | |
1971 | 7.491.526 | |
1981 | 7.555.338 | |
1985 | 7.564.984 | |
1988 | 7.697.000 | |
1990 | 7.677.850 | |
1991 | 7.755.000 | |
1995 | 7.948.278 | |
2000 | 8.011.566 | |
2001 | 8.043.000 | |
2002 | 8.063.640 | |
2003 | 8.100.273 | |
2004 | 8.142.573 | |
2005 | 8.225.278 | |
2006 | 8.267.948 | |
2007 | 8.300.954 | |
2008 | 8.336.549 | |
2009 | 8.363.040 | |
2010 | 8.387.742 | |
2011 | 8.430.558 | |
2012 | 8.440.465 | |
2013 | 8.488.511 | |
2014 | 8.507.786 | |
2015 | 8.579.747 | |
2016 | 8.700.471 | |
2017 | 8.772.865 | |
2018 | 8.823.054 |
1527 bis 1930 | |
---|---|
Datum | Einwohner |
um 1527 | 1.500.000 |
um 1600 | 1.800.000 |
um 1700 | 2.100.000 |
1754 | 2.728.000 |
1780 | 2.970.000 |
1790 | 3.046.000 |
1800 | 3.064.000 |
1810 | 3.054.000 |
1821 | 3.202.000 |
1830 | 3.476.500 |
1840 | 3.649.700 |
1850 | 3.879.700 |
1857 | 4.075.500 |
1870 | 4.520.000 |
1880 | 4.963.528 |
1890 | 5.417.360 |
1900 | 6.003.845 |
1910 | 6.648.310 |
1913 | 6.767.000 |
1919 | 6.420.000 |
1923 | 6.535.000 |
1930 | 6.684.000 |
1934 | 6.760.044 |
Die erste Volkszählung, die heutigen Kriterien entspricht, fand in Österreich-Ungarn 1869/70 statt. Seit damals stieg die Einwohnerzahl auf dem Gebiet des heutigen Österreich bis zur letzten Zählung vor Beginn des Ersten Weltkrieges, die 1913 stattfand, stetig an. Die Bevölkerungszunahme war zu einem beträchtlichen Teil auf die Binnenwanderung aus den Kronländern zurückzuführen.
Nach dem Ersten Weltkrieg, 1919, war die Bevölkerung wegen Kriegsverlusten und Rückwanderung in die ehemaligen Kronländer um 347.000 Personen zurückgegangen. Danach stieg die Einwohnerzahl bis 1935 wieder kontinuierlich an. Bis 1939, als nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich die letzte Zählung vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges stattfand, war die Bevölkerung auf 6,65 Millionen zurückgegangen, da eine starke Auswanderung als Folge politischer und rassischer Verfolgung stattfand. Als 1946 auf Basis der ausgegebenen Lebensmittelmarken die ersten Einwohnerzahlen nach Kriegsende ermittelt wurden, ergab sich eine Einwohnerzahl von rund 7 Millionen, was einen neuen Höchststand ausmachte. Die hohen Kriegsverluste waren durch Flüchtlingszustrom überkompensiert worden.
Bis 1953 waren Flüchtlinge und Displaced Persons großteils in ihre Heimat zurückgekehrt oder weitergewandert, weshalb die Einwohnerzahl auf 6,93 Millionen zurückging.
Danach ließen hohe Geburtenüberschüsse die Einwohnerzahl auf einen neuen Höchststand im Jahr 1974 anwachsen, als 7,6 Millionen Personen in Österreich lebten. Nach einer Phase der Stagnation begann die Einwohnerzahl Österreichs ab Ende der 1980er Jahre erneut merklich zu steigen – diesmal aufgrund verstärkter Zuwanderung, etwa wegen der Jugoslawienkriege. Zu Jahresbeginn 2012 erreichte Österreich einen Bevölkerungsstand von 8,44 Millionen.[16]
Im Durchschnitt des Jahres 2013 lebten rund 1,63 Millionen Personen (19,4 %) mit Migrationshintergrund in Österreich. Der Anteil der Bewohner mit Migrationshintergrund in Wien betrug 2013 38,5 %.[17]
Bevölkerungsbewegung |

Bevölkerungspyramide Österreichs 2016.
Das heutige Bundesgebiet und insbesondere Wien waren schon in den fünfzig Jahren vor dem Ersten Weltkrieg Ziel vieler Zuwanderer aus anderen Teilen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, besonders aus Böhmen und Mähren. Diese Zuwanderung bewirkte, dass Wien 1910 mehr als zwei Millionen Einwohner hatte. Im Ersten Weltkrieg flüchteten Bewohner Galiziens (darunter viele jüdischer Religion) vor der russischen Armee nach Wien.
Mit dem Zerfall Österreich-Ungarns und der Gründung der Tschechoslowakei 1918 wanderten hunderttausende Tschechen in ihre Heimat zurück. Aus dem neuen, kleinen Österreich wanderten dann bis zum Zweiten Weltkrieg in der Regel jährlich mehr Österreicher aus, als Ausländer einwanderten. 1938/39 gab es eine Flüchtlingswelle: Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich mussten viele Menschen, auch seit 1933 aus Deutschland gekommene, Österreich verlassen, darunter 140.000 jüdische Österreicher.
Politisch bedingte Einwanderungswellen gab es
- um 1920 aus Ungarn (wegen bürgerkriegsartiger Auseinandersetzungen)
- 1933 bis 1937 aus dem Deutschen Reich (wegen der Verfolgung Andersdenkender und -gläubiger in der NS-Diktatur)
- 1956 aus Ungarn (nach der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes durch die Sowjets)
- 1968 aus der Tschechoslowakei nach dem Ende des Prager Frühlings
- 1993 bis 1995 wegen des Bosnienkrieges
- seit den 2010er-Jahren aus Vorder- und Südasien bzw. der arabischen Welt, wegen politischer Unterdrückung und (Bürger-)Kriegen (Hauptherkunftsländer sind Afghanistan, der Irak, der Iran und Syrien)

Als Österreich noch Auswanderungsland war: österreichisch-ungarische Passagiere auf einem Schiff in die Vereinigten Staaten Anfang des 20. Jahrhunderts.
Seit dem Beginn des starken Wirtschafts- und Wohlstandswachstums, das Österreich ab den 1950er-Jahren zu einem wohlhabenden Land machte, wurden Gastarbeiter gezielt angeworben. So wurde mit der Türkei im Jahr 1964 ein Anwerbeabkommen für Arbeitskräfte abgeschlossen. Ein ähnlicher Vertrag wurde 1966 mit Jugoslawien abgeschlossen.[18]
Später erreichten Österreich immer wieder Flüchtlingsströme, etwa während der Jugoslawienkriege nach dem Zerfall dieses Staates.
2015 lebten rund 1,813 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund (Zuwanderer der 1. oder 2. Generation) in Österreich, das waren 21,4 % der Gesamtbevölkerung. Die Zahl der ausländischen Wohnbevölkerung lag Anfang 2016 bei 1,268 Millionen Personen, das waren 14,6 % der Bevölkerung.[19]
Die Wanderungsbilanz Österreichs ist insgesamt deutlich positiv. So lag etwa 2015 die Zuwanderung nach Österreich um 113.067 Personen höher als die Abwanderung aus Österreich. Diese Zahl steigt seit dem Jahr 2009 deutlich; davor ist sie allerdings auch deutlich gefallen. Die positive Wanderungsbilanz ist auf die Bevölkerungsbewegungen von Nicht-Österreichern zurückzuführen, denn der Wanderungssaldo österreichischer Staatsbürger ist im langjährigen Trend leicht negativ (2015: −5.450 Personen). Der Bevölkerungsgewinn ging bis 2014 in erster Linie auf Zuzüge aus der EU zurück (2014: 67 % der Zuzüge aus der EU). Im Jahr 2015 hat sich dieses Bild stark geändert und es findet die Mehrzahl der Zuzüge aus Drittstaaten statt (2015: 68 % Zuzüge aus Drittstaaten und 37 % aus der EU).[20]
Die Zahl der Asylanträge stieg von 11.012 Anträgen im Jahr 2010 auf 88.340 im Jahr 2015, nachdem sie seit 2002 fast jedes Jahr gefallen war.[21]
Prognose |
Laut Prognosen der Bundesanstalt Statistik Österreich würden sich Geburten und Sterbefälle in Österreich noch für etwa 20 Jahre die Waage halten, danach die Geburten- voraussichtlich unter den Sterbezahlen liegen, was zu einem höheren Altersdurchschnitt führen würde. Durch Zuwanderung würde die Bevölkerung bis zum Jahr 2050 allerdings auf rund 9,5 Millionen anwachsen.[22]
Nur in Wien, als einzigem der neun Bundesländer, würde der Altersdurchschnitt niedriger und das Bevölkerungswachstum höher sein als im Bundesdurchschnitt. Die neueste Prognose geht von einem dreimal schnelleren Wachstum für Wien aus, als angenommen (24 % statt 7 %). So könnte Wien 2031 wieder eine Zwei-Millionen-Stadt werden. Daraus würden sich Probleme in der sozialen Infrastruktur und im Wohnbau ergeben, wo bereits 2013 eine jährliche Bauleistung von 10.000 Wohneinheiten nötig sein wird.
Lebenserwartung |
Zeitraum | Lebenserwartung in Jahren | Zeitraum | Lebenserwartung in Jahren |
---|---|---|---|
1950–1955 | 66,5 | 1985–1990 | 75,0 |
1955–1960 | 68,0 | 1990–1995 | 76,2 |
1960–1965 | 69,7 | 1995–2000 | 77,5 |
1965–1970 | 70,1 | 2000–2005 | 78,9 |
1970–1975 | 70,8 | 2005–2010 | 80,1 |
1975–1980 | 72,1 | 2010–2015 | 81,0 |
1980–1985 | 73,3 |
Die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich betrug 2016 insgesamt 81,5 Jahre, bei den Frauen 84,3 Jahre und bei den Männern 78,9 Jahre (1971: Frauen 75,7 Jahre, Männer 73,3 Jahre).[24] Die Lebenserwartung in Österreich lag damit etwas höher als die Deutschlands. Die Säuglingssterblichkeit beträgt 0,36 %.[25]
Die Selbstmordrate in Österreich ist relativ hoch: Etwa 400.000 Einwohner sind generell von Depression betroffen, etwa 15.000 pro Jahr versuchen, sich das Leben zu nehmen; die Zahl der Suizidenten ist in Österreich mehr als doppelt so hoch wie die der Verkehrstoten: Alle sechs Stunden stirbt ein Österreicher durch eigene Hand.[26] Die tatsächlichen Selbstmorde beliefen sich im Jahr 2009 auf 1273.[27]
Sprache |
Zweisprachige Ortstafel in Oberwart
(ungarisch: Felsőőr) im Burgenland
Deutsch ist laut Artikel 8 der Bundesverfassung (Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) aus 1920) die Staatssprache der Republik Österreich. Das österreichische Deutsch – eine hochsprachliche nationale Standardvarietät der plurizentrischen deutschen Sprache – ist Muttersprache von etwa 88,6 % der österreichischen Staatsbürger.[28] Sowohl für die Behörden als auch für den Schulunterricht ist das Österreichische Wörterbuch bindend.
Österreichisches Deutsch unterscheidet sich in Wortschatz und Aussprache, aber auch durch grammatikalische Besonderheiten vom Hochdeutschen in Deutschland. Das Österreichische Wörterbuch, in dem der Wortschatz zusammengefasst ist, wurde 1951 vom Unterrichtsministerium initiiert und steht seitdem als amtliches Regelwerk über dem Duden.
Vielfach wird im täglichen Leben neben der Hochsprache einer der vielen oberdeutschen Dialekte gesprochen, die zu den Mundartfamilien des Alemannischen (gesprochen in Vorarlberg sowie dem Tiroler Außerfern) und Bairischen (gesprochen in allen Bundesländern mit Ausnahme Vorarlbergs) gehören. Sieben Millionen Österreicher sprechen einen mittel- oder südbairischen Dialekt bzw. eine von diesen Dialekten beeinflusste Umgangssprache. Regionale Dialekte sind außerdem mit Ausdrücken aus benachbarten nichtdeutschen Sprachen durchwoben (so hatte vor allem Tschechisch – neben anderen Sprachen – einen Einfluss auf den Wiener Dialekt). Auch die Verwendung französischer Begriffe am Wiener Hof hatte Einfluss auf einige, vor allem früher benutzte Begriffe (z. B.: „Trottoir“ für Gehsteig).
Die autochthonen Volksgruppen der Kroaten im Burgenland, der Kärntner Slowenen, der Slowenen in der Steiermark und der Ungarn in Österreich haben Anspruch auf muttersprachlichen Schulunterricht und Behördenverkehr. Burgenlandkroatisch und Slowenisch sind zusätzliche Amtssprachen in den Verwaltungs- und Gerichtsbezirken der Steiermark, des Burgenlandes und Kärntens mit kroatischer oder slowenischer bzw. gemischter Bevölkerung. Weiters ist in einigen Gemeinden des Burgenlandes Ungarisch neben Deutsch gleichberechtigte Amtssprache.
Auch Romanes, die Sprache der Volksgruppe der Roma, ist eine staatlich anerkannte Minderheitensprache. Ebenso verhält es sich mit Tschechisch und Slowakisch. Die österreichische Gebärdensprache ist verfassungsrechtlich anerkannt.
Siehe auch: Slowenen in Österreich, Burgenlandkroaten, Burgenlandungarn, Burgenlandroma, Roma in Österreich sowie Tschechen in Wien.
Religionen |
Jahr | Gesamt- bevölkerung[30] | Katholiken[31] | Anteil | Evangelische A.B. und H.B.[32] | Anteil | Islam | Anteil | konfessionslos | Anteil | andere / unbekannt | Anteil |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1951 | 6.933.905 | 6.170.084 | 89,0 % | 429.493 | 6,2 % | — | — | 264.014 | 3,8 % | 70.314 | 1,0 % |
1961 | 7.073.807 | 6.295.075 | 89,0 % | 438.663 | 6,2 % | — | — | 266.009 | 3,8 % | 74.060 | 1,0 % |
1971 | 7.491.526 | 6.548.316 | 87,4 % | 447.070 | 6,0 % | 022.267 | 0,3 % | 321.218 | 4,3 % | 152.655 | 2,0 % |
1981 | 7.555.338 | 6.372.645 | 84,3 % | 423.162 | 5,6 % | 076.939 | 1,0 % | 452.039 | 6,0 % | 230.553 | 3,0 % |
1991 | 7.795.786 | 6.081.454 | 78,0 % | 389.800 | 5,0 % | 158.766 | 2,0 % | 672.251 | 8,6 % | 494.596 | 6,4 % |
2001 | 8.032.926 | 5.915.421 | 73,6 % | 376.150 | 4,7 % | 338.988 | 4,2 % | 963.263 | 12,0 % | 439.104 | 5,5 % |
Die Basilika von Mariazell, Österreichs bedeutendster katholischer Pilgerort
Da bei der letztenVorlage:Zukunft/In 3 Jahren Registerzählung 2011 die Religionszugehörigkeit aufgrund rechtlicher Beschränkungen nicht mehr erfasst werden durfte,[33] liegen von Seiten der Statistik Austria lediglich die Ergebnisse der Volkszählung von 2001 vor.[34] Danach bekannten sich 73,6 % der Bevölkerung zur römisch-katholischen und 4,7 % zu einer der evangelischen Kirchen (Protestantismus; überwiegend Augsburger Bekenntnis, seltener Helvetisches Bekenntnis). Etwa 180.000 Christen, das sind 2,2 % der österreichischen Bevölkerung, waren Mitglieder orthodoxer Kirchen. Zur Altkatholischen Kirche bekannten sich etwa 15.000 Gläubige, das sind rund 0,2 % der Bevölkerung.
Wie in Deutschland sind die Mitgliederzahlen der Volkskirchen rückläufig, Ende 2016 betrug der Anteil der Katholiken mit 5,16 Millionen von 8,77 Millionen nur mehr 58,8 % und hat damit den Zwei-Drittel-Anteil an der österreichischen Bevölkerung innerhalb weniger Jahre deutlich unterschritten.[35] Relativ war der Rückgang bei den kleineren evangelischen Kirchen größer, nur noch 3,4 % bekannten sich im Jahr 2016 als Mitglied zu einer der evangelischen Kirchen. Die Zahl Orthodoxer Christen im Land steigt.[36] Die Mitglieder der orthodoxen und orientalischen Kirchen werden in Österreich im September 2018 mit mindestens 750.000 bis 800.000 angenommen. Somit hätten die Mitglieder der Ostkirchen in der Anzahl die Muslime überholt.[37]
Die größte nicht-christliche Glaubensgemeinschaft in Österreich ist der Islam, der seit 1912 anerkannte Religionsgemeinschaft ist. Bei der Volkszählung von 2001 bekannten sich rund 340.000 Personen, das waren 4,3 %, zum muslimischen Glauben – nach Angaben des Integrationsfonds waren es im Jahr 2009 515.914 Gläubige, was einem Anteil von 6,2 % an der Gesamtbevölkerung entspricht. Nach übereinstimmenden Schätzungen von Innenministerium und Österreichischem Integrationsfonds lebten Anfang 2017 rund 700.000 Muslime in Österreich. Die Zahl stieg vor allem durch Migranten, Geburten sowie Flüchtlinge aus dem arabischen Raum stark.[38] 34,6 % der österreichischen Muslime haben laut einer Studie aus dem Jahr 2017 „hochfundamentalistische“ Einstellungen.[39]

Der Wiener Stadttempel, die einzige erhaltene historische Synagoge Wiens, ist Zentrum der Israelitischen Kultusgemeinde
Zum Judentum bekennen sich etwa 8.140 Menschen. Die überwiegende Mehrheit davon, rund 7.000, lebt in Wien. Nach Angaben der Israelitischen Kultusgemeinde Wien sind es österreichweit 15.000.
Zum Buddhismus, der in Österreich 1983 als Religionsgemeinschaft anerkannt wurde, bekennen sich etwas über 10.000 Menschen. Zum Hinduismus, der in Österreich als „eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft“ gilt, bekennen sich laut Volkszählung 2001 3.629 Personen.
20.000 Personen sind aktive Mitglieder der Zeugen Jehovas. Ihre gesetzliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft wurde 2009 beschlossen.
Etwa 12 % der Bevölkerung (rund eine Million Personen) gehören nach der letzten Erhebung im Jahr 2001 keiner der in Österreich gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften an. Schätzungen zufolge lag die Zahl der Atheisten und Agnostiker 2005 bei 18 % bis 26 % (1.471.500 bis 2.125.500 Personen).[40]
Laut einer repräsentativen Umfrage des Eurobarometers glaubten im Jahr 2005 54 % der Menschen in Österreich an Gott, 34 % glaubten, dass es eine andere spirituelle Kraft gibt. 8 % Prozent der Befragten glaubten weder an einen Gott noch an eine andere spirituelle Kraft, 4 % der Befragten waren unentschlossen.[41][42]
-> Siehe auch:
Geschichte des Christentums in Österreich, Anerkannte Religionsgemeinschaften in Österreich, Religionsfreiheit in Österreich
Römisch-katholische Kirche in Österreich, Evangelische Kirche A.B. in Österreich, Evangelische Kirche H.B. in Österreich, Evangelische Kirche A. u. H. B. in Österreich, Altkatholische Kirche Österreichs, Baptisten in Österreich, Evangelisch-methodistische Kirche in Österreich, Judentum in Österreich, Buddhismus in Österreich, Hinduismus in Österreich- Islam in Österreich
Identität |
Aufgrund von politischen, sprachlich-kulturellen und ideologischen Bedingungen, derentwegen Österreich seit dem Mittelalter als Teil einer deutschen Identität aufgefasst wurde, vollzog sich die abschließende Entwicklung eines eigenständigen österreichischen Nationalbewusstseins erst nach dem Zweiten Weltkrieg.[43]
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts existierte kein nationales Identitätsbewusstsein im modernen Sinn. Während für die „unteren“ Bevölkerungsschichten nur lokale Bindungen eine Rolle spielten, lagen bei den Eliten verschiedene, kaum miteinander konkurrierende Identitätsebenen in Gemengelage.[44]
Der Begriff „österreichische Nation“ hat sich als Bezeichnung für kollektive kulturelle, soziale, historische, sprachliche und ethnische Identitäten, die sich auf dem Gebiet der Republik Österreich entwickelt und die zu einem Zusammengehörigkeitsgefühl der österreichischen Bevölkerung geführt haben, eingebürgert. Erste österreichische Wir-Identitäten entstanden bereits im Frühmittelalter. Zur Zeit der Habsburgermonarchie bis 1918 konzentrierte sich die kollektive Identifikation hauptsächlich auf die Dynastie beziehungsweise den Monarchen sowie auf kulturelle Eigenschaften, die als deutsch empfunden wurden. In diesem Zusammenhang sieht Ernst Bruckmüller den Ansatz für die Entwicklung „zweier deutscher Nationen“.[45] Dieses Dilemma führte nach dem Zusammenbruch der Monarchie schließlich zu einer „fundamentalen kollektiven Identitätskrise“,[46] die als Mitgrund für das Scheitern der Ersten Republik verstanden wird und die schließlich auch zum „Anschluss“ an das Deutsche Reich 1938 führte.
Bald nach dem „Anschluss“ und während des Krieges begann sich jedoch in manchen Gesellschaftsteilen eine österreichische Identität zu entwickeln, die vor allem durch Oppositionshaltungen zum NS-Regime und im Hinblick auf die Kriegsniederlagen zu erklären ist. Eine wichtige Identifikationsrolle bildete daher der österreichische Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Mit Bezugnahme auf diesen Sinneswandel prägte der Berliner Politologe Richard Löwenthal den Spruch: „Die Österreicher wollten Deutsche werden – bis sie es dann wurden.“[47]
Auf breiter Basis entwickelte sich das österreichische Nationalbewusstsein jedoch erst nach dem Kriegsende. Dazu trugen auch politische und gesellschaftliche Erfolge wie der Abschluss des Staatsvertrages und der Wirtschaftsaufschwung der 1960er Jahre bei. Heute ist das Vorhandensein einer österreichischen Nation, beziehungsweise eines österreichischen Volkes, überwiegend anerkannt.[48]
Gleichberechtigung der Geschlechter |
Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist in der Bundesverfassung in Art. 7 Abs. 1 B-VG festgeschrieben.[49]
Historisch entstandene Ausnahmen sind die Wehrpflicht, die nur für Männer gilt, und die Pensionsregelung. Frauen dürfen in Österreich derzeit noch fünf Jahre früher in Altersruhestand gehen als Männer (Ausnahme: Beamtenruhestand). Da dies laut Urteil des österreichischen Verfassungsgerichtshofes dem Gleichheitsgrundsatz widerspricht, wurde beschlossen, das Pensionsantrittsalter der Frauen bis zum Jahr 2033Vorlage:Zukunft/In 5 Jahren schrittweise an jenes der Männer (65 Jahre) anzupassen.
In fast allen Bereichen ist das Durchschnittseinkommen von Frauen geringer als das Durchschnittseinkommen von Männern (Ausnahme: Beamte). Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass viele Frauen früher in Ruhestand gehen, einer Teilzeitarbeit nachgehen oder sich der Kindererziehung widmen und daher Aufstiegschancen nicht wahrnehmen. Die außerfamiliäre Kinderbetreuung ist auf Grund des Föderalismus sehr unterschiedlich und so in Teilen des Landes mit der vollen Berufstätigkeit beider Elternteile nicht immer vereinbar. Die Tariflöhne in Österreich sind für beide Geschlechter gleich. 2013 waren 55 % der Frauen und 68 % der Männer berufstätig. Etwas über 30 % der parlamentarischen Sitze waren an Frauen vergeben. Auf dem internationalen Gender Inequality Index der Vereinten Nationen von 2016 lag Österreich eher oben im geschlechtergerechten Feld auf Platz 24 und damit 19 Plätze schlechter als noch 2014.[50]
Geschichte |
Urgeschichte bis 15 v. Chr. |

Die Venus von Willendorf ist aus dem Jungpaläolithikum und eine der ältesten Figuren der Welt (Naturhistorisches Museum, Wien)
Die ältesten Spuren der Anwesenheit von Menschen in Österreich gehören dem Mittelpaläolithikum, der Zeit der Neandertaler, an. Der Fundort mit den ältesten Spuren ist die Repolusthöhle in der Steiermark. Viele weitere Fundstellen liegen in Niederösterreich, die bekanntesten befinden sich in der Wachau – darunter auch die Fundorte der beiden ältesten österreichischen Kunstwerke, die figürlichen Frauendarstellungen der Venus vom Galgenberg und der Venus von Willendorf.
Nach der schrittweisen Besiedelung aller Regionen Österreichs in der Jungsteinzeit, und damit des Übergangs von bis dahin bestehenden Kulturen der Jäger, Sammler und Fischer zu bäuerlichen Dorfkulturen, steht die Kupfersteinzeit im Zeichen der Erschließung von Rohstoffvorkommen, vor allem Kupfer. Aus dieser Zeit stammt der Fund der berühmten Gletschermumie Ötzi im österreichisch-italienischen Grenzgebiet.
Während der Bronzezeit zwischen dem 3. und dem 1. Jahrtausend vor Christus wurden immer größere Handelszentren und auch Befestigungen, vorwiegend in Rohstoff-Abbaugebieten, errichtet. Im Umkreis von Hallstatt begann die systematische Gewinnung von Salz. Nach diesem Ort ist auch die ältere Periode der Eisenzeit, die Hallstattzeit, benannt. Die jüngere Eisenzeit, auch Latènezeit genannt, steht im Zeichen der Kelten, welche im Süden und Osten des heutigen Österreich das erste Staatsgebilde errichteten – Das Königreich Noricum, eine Allianz aus 13 keltischen Stämmen. Der Westen wurde zu dieser Zeit von Rätern besiedelt.
Römische Provinz und Völkerwanderung 15 v. Chr. bis 700 n. Chr. |

Römisches Heidentor bei Petronell-Carnuntum

Römische Provinzen und Orte auf dem Gebiet des heutigen Österreichs
Der größte Teil des heutigen österreichischen Staatsgebiets wurde um 15 v. Chr. vom Römischen Reich besetzt. Der römische Kaiser Claudius richtete während seiner Herrschaft (41–54 n. Chr.) die römische Provinz Regnum Noricum ein, deren Grenzen einen Großteil des heutigen Österreich umfassten. Die östlich von Vindobona (dem heutigen Wien) gelegene Stadt Carnuntum war die größte römische Stadt, weitere wichtige Orte waren Virunum (nördlich des heutigen Klagenfurt) und Teurnia (nahe Spittal an der Drau).
Nach der Ausbreitung des Christentums im 2. Jahrhundert n. Chr. begann der langsame Niedergang des römischen Reiches im Zuge der Völkerwanderung. Nach kontinuierlicher Bedrängung der Provinz Noricum durch die Goten und andere germanische Völker begann ab dem 6. Jahrhundert die Besiedlung durch die Bajuwaren und, im heutigen Vorarlberg, durch die Alamannen, sowie im Osten und Süden durch Slawen und Awaren. Im nördlichen Alpenraum hatte sich ab Mitte des 6. Jahrhunderts das baierische Stammesherzogtum gebildet, dessen Herrscher aus dem Geschlecht der Agilolfinger stammten.
Frankenreich und Heiliges Römisches Reich 700–1806 |

Rudolf IV. aus dem Hause Habsburg gründete das Erzherzogtum Österreich sowie 1365 die Universität Wien
Weite Gebiete des heutigen Österreich gehörten im späten 8. Jahrhundert zum baierischen Stammesherzogtum im Fränkischen Reich Karls des Großen. Im folgenden Ostfrankenreich war in der Region des heutigen Niederösterreich seit 856 eine Marcha orientalis den Karolingern unterstellt. Diese Grenzmark im Südosten des Reiches wurde zur Keimzelle des späteren Österreich. Dieses Gebiet ging 907 allerdings an die Ungarn verloren. Erst nach der Schlacht auf dem Lechfeld 955 konnte das ostfränkische Reich wieder nach Osten expandieren, und es entstanden neue Herzogtümer und Markgrafschaften. Damit begann auch eine weitere Welle bajuwarischer (baierischer) Siedlungstätigkeit.
Im Jahr 976 entstand die älteste Ländereinheit auf dem Boden der heutigen Republik Österreich in der Form des selbständigen Herzogtums Kärnten.
Im selben Jahr wurde die Marcha orientalis, eine östliche Grenzmark des Bayrischen Herzogtums, von Kaiser Otto II. dem Grafen Luitpold, dem Stammvater der später „Babenberger“ genannten Dynastie, übertragen.
Die älteste bekannte schriftliche Nennung des Namens Ostarrichi stammt aus einem in Bruchsal verfassten Dokument vom 1. November 996. Darin ist eine Schenkung Kaiser Ottos III. an den Bischof von Freising in Neuhofen an der Ybbs in der gewöhnlich Ostarrichi genannten Region („regione vulgari vocabulo Ostarrichi“) festgehalten. Diese Urkunde wird heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt. Aussprache und Schreibweise wandelten sich später zu Österreich. Das Gebiet wurde auch als Ostland (lat. Austria) oder Osterland bekannt.
Die seit 976 bestehende Markgrafschaft Österreich wurde am 8. September 1156 von Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) auf dem Hoftag in Kreuzhof bei Regensburg zu einem eigenständigen, von Bayern unabhängigen Herzogtum Österreich erhoben. Damit beginnt die eigentliche Geschichte Österreichs als selbständiges Territorium innerhalb des Heiligen Römischen Reiches.
Den Babenbergern folgte 1251 Ottokar II. Přemysl aus dem Geschlecht der Přemysliden, der 1282 von den Habsburgern abgelöst wurde, die ihr Herzogtum Österreich durch das gefälschte Privilegium Maius (maius = größer, Komparativ zu lat. magnus = groß) zum Erzherzogtum Österreich machten, um ihren Rang zu betonen. Sie dehnten ihr Herrschaftsgebiet bis 1526 weiter aus und wurden zum Machtfaktor im Heiligen Römischen Reich. Schon die späten Babenberger hatten die Steiermark mit Österreich verbinden können, die Habsburger schufen davon ausgehend mit der Erwerbung Kärntens, Tirols, Krains und anderer Gebiete einen Länderkomplex in den Ostalpen, der Herrschaft zu Österreich genannt wurde. Ab 1438 besaß die Dynastie fast durchgehend die römisch-deutsche Königs- und die damit verbundene Kaiserwürde. Ein Teil des Herrschaftsgebiets waren die Vorlande oder auch Vorderösterreich genannt.

Zweite Wiener Türkenbelagerung von 1683, die erfolgreich abgewehrt wurde und Österreich zu einer bedeutenden Größe machte

Kaiserin Maria Theresia im Kreise ihrer Familie, bei Schloss Schönbrunn
Die Reformation der Kirche konnte sich anfangs schnell durchsetzen, wurde aber im Laufe des 17. Jahrhunderts zurückgedrängt, was von den damaligen Habsburgern als wichtige Aufgabe gesehen wurde.
Vom späten 15. Jahrhundert bis 1690 waren die habsburgischen Länder ständigen Angriffen des Osmanischen Reichs ausgesetzt, das von Ungarn aus westwärts strebte. Nach der Abwehr der Zweiten Wiener Türkenbelagerung von 1683 wurden die kriegerischen Erfolge, unter anderem des Prinzen Eugen von Savoyen, im Kampf gegen die Türken im Frieden von Karlowitz und im Frieden von Passarowitz bestätigt, darüber hinausgehende Erwerbungen wurden im Frieden von Belgrad jedoch wieder rückgängig gemacht.
1713 wurde mit der Pragmatischen Sanktion erstmals ein für alle habsburgischen Länder gleichermaßen gültiges Grundgesetz in Kraft gesetzt. Es wurde (erstmals) festgelegt, dass nach dem absehbaren Aussterben der Herrscherdynastie in männlicher Linie die Erbfolge über die weibliche Linie zu erfolgen habe. Daraus ergab sich, dass die Tochter Kaiser Karls VI., Maria Theresia, ihm als Monarchin der Habsburgischen Erblande folgen konnte und damit den Töchtern seines älteren Bruders Joseph vorgezogen wurde. Im Österreichischen Erbfolgekrieg konnte Maria Theresia, die mit Franz I. Stephan von Lothringen das neue Haus Habsburg-Lothringen begründete, die Erbländer großteils für sich behaupten. Als Preußen und Russland im 18. Jahrhundert Polen aufteilten, erhielt Österreich Galizien zugesprochen.
Franz II. gründete 1804 das Kaisertum Österreich und nahm als Franz I. den Titel Kaiser von Österreich an, um die Gleichrangigkeit mit dem neuen französischen Kaiser zu wahren. 1806 legte er dann unter dem Druck Napoleons die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nieder, womit dieses zu bestehen aufhörte.
Kaisertum Österreich (1804–1867) und Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (1867–1918) |

Unter der Herrschaft von Kaiser Franz Joseph I. erlebte Österreich eine Blütezeit der Künste und Wissenschaften
Das neue Kaisertum Österreich war ein Vielvölkerstaat, in dem außer Deutsch auch Ungarisch, Italienisch, Tschechisch, Polnisch, Ukrainisch, Rumänisch, Kroatisch, Serbisch, Slowakisch und Slowenisch gesprochen wurde. Mit seinen vormals zum Heiligen Römischen Reich gehörenden Gebieten gehörte es ab 1815 zum Deutschen Bund, in dessen Bundesversammlung der österreichische Gesandte den Vorsitz führte. Salzburg fiel im Jahr 1816, nach mehrmaligem Besitzwechsel, als Herzogtum an das Kaisertum Österreich, nachdem es seit 1328 ein eigenständiges geistliches Reichsfürstentum (Erzstift Salzburg) gewesen war.
Leitender Politiker des österreichischen Biedermeiers war der Außenminister und spätere Staatskanzler Metternich. Ihm ging es darum, die Bevölkerung mit Zensur und Spitzelsystem zu kontrollieren, um mittels Restauration die alte Ordnung, die absolute Monarchie zu erhalten. Die gleichen Ziele hatten zu dem Zeitpunkt Preußen und Russland; gemeinsam gründeten diese drei Monarchien die Heilige Allianz. Andererseits fand in dieser Epoche auch die Industrialisierung Österreichs statt. 1837 verkehrte zwischen Floridsdorf bei Wien und Deutsch-Wagram die erste Dampfeisenbahn, erstes Teilstück der Nordbahn.
In der Revolution des Jahres 1848 strebten die Völker der Monarchie nach Demokratie und Unabhängigkeit, Staatskanzler Metternich wurde verjagt. Nur die k. k. Armee unter Radetzky, Jelačić und Windisch-Graetz und die Hilfe der russischen Armee sicherten der Monarchie das Überleben. Am 2. Dezember 1848 löste auf Wunsch der Dynastie der 18-jährige Franz Joseph den kranken Kaiser Ferdinand I. auf dem Thron ab. Der unerfahrene neue Herrscher hielt 1849 Gericht über die aufständischen Ungarn und ließ ein Dutzend der höchsten ungarischen Heerführer hinrichten. 1851 hob er im Silvesterpatent die von ihm selbst oktroyierte Verfassung auf. Seine Popularität war in den ersten 20 Jahren seiner Regierung ausgesprochen gering.
Im Kampf um die Vormachtstellung im Deutschen Bund (Deutscher Dualismus) erzwang Preußen unter Bismarck eine Entscheidung im Sinn der kleindeutschen Lösung ohne Österreich. Im Deutschen Krieg 1866 unterlag Österreich, das den Deutschen Bund anführte, den Preußen in der Schlacht bei Königgrätz. Der Deutsche Bund löste sich auf und Österreich spielte im weiteren deutschen Einigungsprozess keine Rolle mehr.
Bereits 1859 hatte Österreich nach der Schlacht von Solferino die Vorherrschaft in Norditalien verloren. Mit der Niederlage im Deutschen Krieg musste es 1866 auch noch Venetien an das mit Preußen verbündete Italien abtreten.
Der durch die Niederlagen politisch geschwächte Kaiser musste im Inneren tiefgreifende Reformen durchführen und seine (neo-)absolutistische Regierungsweise aufgeben. Gegen seinen zähen Widerstand erreichten seine Berater die Umwandlung in eine konstitutionelle Monarchie: mit dem auf das unzweckmäßige Oktoberdiplom 1860 folgenden Februarpatent 1861, mit dem der Reichsrat als Parlament geschaffen wurde.
Der mit Ungarn erzielte Ausgleich von 1867 beendete den Boykott des Staates durch die magyarische Aristokratie und führte zur Umwandlung des bisherigen Einheitsstaates in die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie, eine Realunion. In Cisleithanien (ein Begriff der Bürokraten- und Juristensprache), der inoffiziell meist Österreich genannten westlichen Reichshälfte, wurde dies durch die Dezemberverfassung 1867, die bis 1918 in Kraft blieb, effektuiert.
Die durch den Ausgleich erfolgte Begünstigung der Magyaren, die in der Innenpolitik nun von Österreich weitestgehend unabhängig wurden, gegenüber den anderen Völkern der Monarchie heizte die Nationalitätenkonflikte weiter an. Während die Bestrebungen der tschechischen Nationalbewegung um einen Österreichisch-Tschechischen Ausgleich scheiterten, konkurrierten die slowakische Nationalbewegung und in geringerem Maße die von kroatischen Intellektuellen angeführte Illyrische Bewegung, die von Russland unterstützt wurde, mit der Magyarisierungspolitik der ungarischen Regierung.
Österreich-Ungarn um 1899
In Österreich führten die nationalen Wünsche der einzelnen Völker zu einer politisch überaus schwierigen Situation. Im Reichsrat, dessen Männerwahlrecht sukzessive demokratisiert wurde, bestanden von den 1880er Jahren an nur kurzlebige Zweckbündnisse; tschechische Abgeordnete betrieben Obstruktionspolitik. Der Reichsrat wurde vom Kaiser deshalb oft Monate lang vertagt. Die k.k. Regierungen wechselten häufig, Beobachter sprachen von Fortwursteln statt zielgerichteter Politik.
Nach dem erzwungenen Rückzug aus Deutschland und Italien hatten der Kaiser und seine außenpolitischen Berater Südosteuropa als neues Einflussgebiet erkoren. Mit der 1908 erfolgten Annexion des 1878 mit Zustimmung des Berliner Kongresses besetzten Bosnien, die die Bosnische Annexionskrise auslöste, wurde Habsburg für viele politische Aktivisten auf dem Balkan zum Feind, der den nationalen Zusammenschluss behinderte. Außerdem trat die Monarchie dort in Konkurrenz zu Russland, das sich als Schirmherr aller Slawen bezeichnete.
Nach dem Attentat von Sarajevo führten die Altersschwäche des 84-jährigen Kaisers, die Selbstüberschätzung der „Kriegspartei“ in Wien und Budapest (aus späterer Sicht eine Clique von Kriegstreibern) und die parlamentslose Regierungssituation im Juli 1914 zur Kriegserklärung an Serbien, aus der auf Grund der „Automatik“ der europäischen Beistandspakte binnen einer Woche der später Erster Weltkrieg genannte Große Krieg entstand. Die Niederlage der Doppelmonarchie, die im Herbst 1918 unausweichlich wurde, führte zu ihrem Ende. Mit 31. Oktober 1918 trat das Königreich Ungarn aus der Realunion mit Österreich aus. Parallel dazu teilte sich Cisleithanien ohne Mitwirkung von Kaiser, k.k. Regierung oder Reichsrat auf: in die neuen Staaten Deutschösterreich und Tschechoslowakei; in Gebiete, die sich mit solchen außerhalb Österreich-Ungarns zu den neuen Staaten Polen und SHS-Staat konstituierten und in solche, die auf Grund des Ausgangs des Krieges anderen Nachbarstaaten (Italien, Rumänien) einverleibt wurden.
Gründung der Republik 1918 |
Das Denkmal der Republik mit Büsten der drei Sozialdemokraten Jakob Reumann, Victor Adler und Ferdinand Hanusch
Am 21. Oktober 1918 – Kriegsende und Zerfall der Monarchie waren bereits abzusehen, das Land hätte für einen weiteren Kriegswinter keine Ressourcen mehr gehabt – traten die Reichsratsabgeordneten der deutschsprachigen Gebiete (sie bezeichneten sich selbst als Deutsche) einschließlich jener Böhmens, Mährens und Österreichisch-Schlesiens zum ersten Mal als Provisorische Nationalversammlung für Deutschösterreich zusammen; den Vorsitz hatte der Sozialdemokrat Karl Seitz abwechselnd mit dem Christlichsozialen Johann Nepomuk Hauser und dem Großdeutschen Franz Dinghofer. Ihr Vollzugsausschuss wurde Staatsrat genannt und bestellte am 30. Oktober 1918 die erste Regierung Deutschösterreichs, deren Minister nach angelsächsischem Vorbild die Bezeichnung „Staatssekretär“ trugen; erster Staatskanzler wurde Karl Renner, der 1945 bei der Gründung der Zweiten Republik neuerlich eine wichtige Rolle spielen sollte. Erster provisorischer Außenminister war Victor Adler. Auf dem vorwiegend von Menschen mit deutscher Muttersprache bewohnten Gebiet Altösterreichs entstand so ein neuer Staat.
Der Kaiser versuchte Anfang November 1918, den deutschösterreichischen Staatsrat in die Waffenstillstandsentscheidungen einzubeziehen. Der Staatsrat entschied jedoch, die Monarchie, die den Krieg begonnen habe, müsse ihn auch beenden. Der Waffenstillstand zwischen Österreich und Italien vom 3. November 1918 (die ungarischen Truppen hatten die Front bereits Ende Oktober, zum Austritt Ungarns aus der Realunion mit Österreich, verlassen) wurde somit noch von Kaiser Karl I. verantwortet. Kritik wie im Deutschen Reich, wo die zivilen Verhandler des Waffenstillstands später von rechtsgerichteten Politikern als „Novemberverbrecher“ geschmäht wurden, war daher nicht möglich.
Mitglieder der k. k. Regierung, des Ministeriums Lammasch, und des Kabinetts Renner, das die Republik vorbereitete und den Zusammenprall der alten mit der neuen Staatsordnung vermeiden wollte, arbeiteten gemeinsam die Erklärung aus, mit der Karl I. am 11. November 1918 auf „jeden Anteil an den Staatsgeschäften“ verzichtete. Dies war zwar juristisch keine Abdankung, die Entscheidung über die Staatsform war damit aber de facto gefallen. Am 12. November fand die Ausrufung der Republik Deutschösterreich statt und es wurde von der Provisorischen Nationalversammlung formell beschlossen, dass der Staat Deutschösterreich eine demokratische Republik und Teil der deutschen Republik sei.

Die neue Republik Österreich wurde Rechtsnachfolger von Österreich-Ungarn und musste im Vertrag von Saint-Germain erhebliche Gebiete abtreten
Erste Republik (1918–1933) |

Von der Nationalversammlung beanspruchtes Staatsgebiet der Republik Deutschösterreich (1918–1919)
In der Republik waren seit der Einführung des Frauenwahlrechts 1918 erstmals auch alle Frauen wahlberechtigt.[51] In den Koalitionsregierungen 1918–1920 (siehe Staatsregierung Renner I bis Renner III und Mayr I) entstanden bedeutende Sozialgesetze (etwa Schaffung der Arbeiterkammer als gesetzliche Interessensvertretung der Arbeiter und Angestellten, Acht-Stunden-Tag, Sozialversicherung). Der Adel wurde im April 1919 abgeschafft, Mitglieder der Familie Habsburg-Lothringen durften nur in Österreich bleiben, wenn sie sich als Bürger der Republik bekannten und jeden Herrschaftsanspruch aufgaben. „Der ehemalige Träger der Krone“ (wie er im Gesetz hieß) wurde, da er die Abdankung verweigerte, auf Dauer des Landes verwiesen, war aber zuvor bereits in die Schweiz ausgereist, um der drohenden Internierung zu entgehen. Die Habsburg-Lothringenschen „Familienfonds“, quasi Stiftungsvermögen zugunsten selbst einkommensloser Habsburger, wurden als Staatseigentum erklärt, individuelles Privatvermögen nicht angetastet.
Im Vertrag von Saint-Germain wurde 1919 der Staatsname „Republik Österreich“ vorgeschrieben und der laut Verfassung vorgesehene Beitritt zur neuen Deutschen Republik durch die Verpflichtung zur Unabhängigkeit verhindert. Dieses „Anschlussverbot“ war außerdem durch Artikel 80 des Versailler Vertrags bewirkt, welches das Deutsche Reich zur Achtung der Unabhängigkeit Österreichs verpflichtete.
Einige Gebiete, in denen die Mehrheit der Bevölkerung Deutsch sprach (Sudetenland, Südmähren, Südtirol), durften zudem wegen des entgegenstehenden Willens der Siegermächte nicht zu Österreich gelangen. Der Kärntner Abwehrkampf gegen die Truppen des Königreichs SHS mobilisierte hingegen die internationale Öffentlichkeit und führte auf Wunsch der Siegermächte zur Volksabstimmung in Südkärnten am 10. Oktober 1920, die eindeutig für die Zugehörigkeit des Abstimmungsgebietes südlich der Drau zur Republik Österreich ausging.
Am 21. Oktober 1919, als der Friedensvertrag in Kraft trat, wurde der Name in „Republik Österreich“ geändert und 1920 das neue österreichische Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG) beschlossen, in dem unter anderem Wien als eigenes Bundesland definiert wird. (Das B-VG gilt in der Fassung von 1929, mit der das Amt des Bundespräsidenten gestärkt wurde, im Wesentlichen bis heute). Im Jahr 1921 wurde das Burgenland, der überwiegend deutsch besiedelte Teil Westungarns, als selbstständiges Land im Bund in die Republik aufgenommen. Für die natürliche Hauptstadt des Gebietes, Ödenburg (Sopron), wurde auf ungarischen Wunsch, der von Italien unterstützt wurde, eine Volksabstimmung durchgeführt, wobei sich die Mehrheit für Ungarn entschied. In den zeitgenössischen österreichischen und ungarischen Darstellungen dieser Volksabstimmung waren Divergenzen zu bemerken. Die Bundesregierung stellten seit Herbst 1920 die Christlichsozialen und ihre Unterstützer vom rechten Flügel (siehe Bundesregierung Mayr II usw.). Die Sozialdemokraten, Mehrheitspartei im „Roten Wien“, waren nun auf Bundesebene in scharfer Opposition.
Die Hyperinflation der frühen zwanziger Jahre wurde 1925 durch die Einführung der Schillingwährung beendet. Die konservative Regierung sorgte dafür, dass der Schilling stabil blieb; er wurde als Alpendollar bezeichnet. Kehrseite dieser kargen Wirtschaftspolitik war, dass in der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise kaum staatliche Maßnahmen zur Bekämpfung der enorm hohen Arbeitslosigkeit vorgesehen waren.
Politische Wehrverbände (Republikanischer Schutzbund, Freiheitsbund) zogen Männer an, die als Sozialdemokraten einen Umsturz fürchteten oder in Heimwehren als Rechte die Demokratisierung ablehnten. 1927 wurde in Schattendorf im Burgenland auf waffenlos demonstrierende Schutzbündler gefeuert. Ein Invalider und ein Kind kamen zu Tode. Die Nachricht vom Schattendorfer Urteil, in dem die Täter freigesprochen wurden, führte am Tag darauf, dem 15. Juli 1927, zur Eskalation im Wiener Justizpalastbrand. Die völlig überforderte Polizei schoss in äußerster Brutalität wahllos in die große Menschenmenge und machte dann Jagd auf flüchtende Demonstranten. Bei der sogenannten Julirevolte waren 89 Tote zu beklagen, davon vier Polizisten. Bundeskanzler Prälat Ignaz Seipel („Keine Milde!“) verteidigte im Parlament das skandalöse Vorgehen der Polizei.
In den folgenden Jahren führten die schlechte Wirtschaftslage und politische Auseinandersetzungen Österreich immer tiefer in eine Krise. Der Austromarxismus sprach vom Endziel Diktatur des Proletariats und machte damit allen Konservativen Angst; allerdings wollte man dieses Ziel auf demokratischem Weg erreichen. Auf der rechten Seite des Parteienspektrums machte sich teilweise die Auffassung breit, die Demokratie sei zur Lösung der Probleme des Landes nicht geeignet. Benito Mussolini war dafür Vorbild.
Einer der christlichsozialen Politiker, die diese Haltung vertraten (es gab auch christlichsoziale Demokraten wie Leopold Kunschak), war Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. Als der Nationalrat nach dem Rücktritt aller drei Präsidenten (wegen einer Streitfrage um eine Abstimmung) auseinanderging, verhinderte er im März 1933, auf Grund dieser Geschäftsordnungskrise, das Wiederzusammentreten mit Polizeigewalt und verkündete die „Selbstausschaltung des Parlaments“. Eine von mehr als einer Million Menschen unterzeichnete Petition an Bundespräsident Miklas, für die Wiederherstellung des verfassungsmäßigen Zustandes zu sorgen, blieb erfolglos, obwohl Miklas die Verfassungswidrigkeit von Dollfuß’ Vorgehen klar war.
Austrofaschistischer Ständestaat (1933–1938) |
Dollfuß nützte das nach wie vor gültige Kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz von 1917, um fortan eigenmächtig Gesetze durch Verordnungen der Bundesregierung zu ändern oder einzuführen. Am 12. Februar 1934 fanden die bis dahin schwelenden Auseinandersetzungen zwischen den regierenden Christlichsozialen (Vaterländische Front) und den oppositionellen Sozialdemokraten in von Historikern teilweise als Österreichischer Bürgerkrieg bezeichneten gewaltsamen Zusammenstößen ihren Höhepunkt. Die Regierung setzte das Bundesheer und seine Kanonen ein. Es folgten am gleichen Tag die Absetzung des Wiener Bürgermeisters Karl Seitz und das Verbot der Sozialdemokratischen Partei und ihrer Vorfeldorganisationen. Gegen Schutzbündler ergingen einige standrechtliche Todesurteile.
Dollfuß proklamierte hierauf am 1. Mai 1934 in der autoritären „Maiverfassung“ den Bundesstaat Österreich auf ständischer Grundlage (Ständestaat).[52] Es handelte sich um eine Diktatur, die schon damals (z. B. in einem Privatbrief von Bundespräsident Miklas, wie Friedrich Heer berichtet), mit dem Begriff Austrofaschismus bezeichnet wurde.
Wenige Wochen danach kam es zum Juliputsch von Anhängern der in Österreich seit 1933 verbotenen NSDAP. Einigen Putschisten gelang es am 25. Juli 1934, in das Bundeskanzleramt vorzudringen, wo Dollfuß so schwer verletzt wurde, dass er kurz darauf, da ihm medizinische Hilfe verweigert wurde, im Amt verstarb. Der Putschversuch wurde innerhalb weniger Stunden niedergeschlagen. Neuer Bundeskanzler wurde Kurt Schuschnigg.
Die Politik des Ständestaates zielte darauf, Österreich als den „besseren deutschen Staat“ darzustellen. In der Tat war Österreich vor dem Anschluss an das Deutsche Reich die um vieles mildere Diktatur: Mehrere von den Nationalsozialisten verfolgte Menschen, vor allem Schauspieler und Schriftsteller, suchten 1934 bis 1938 in Österreich Zuflucht. Im äußeren Erscheinungsbild kopierte das Regime (dies wurde später Konkurrenzfaschismus genannt) Elemente aus dem faschistischen Italien und aus dem nationalsozialistischen Deutschland: Aufmärsche mit einem Fahnenmeer, die Einheitsorganisation Vaterländische Front, das Führerprinzip, das Verbot der Parteien.
Hatte Adolf Hitler beim Juliputsch noch den Unbeteiligten gespielt, weil Mussolini Österreich damals noch unabhängig erhalten wollte, so verstärkte sich der Druck des Deutschen Reiches auf Österreich nach 1934 von Jahr zu Jahr. Schuschnigg wurde bei Treffen von Hitler eingeschüchtert und erpresst, nationale (= deutschnationale) Minister in seine Regierung aufzunehmen. Als der Kanzler im März 1938 in einem Verzweiflungsakt eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs ankündigte, erzwang Göring durch telefonische Drohungen von Bundespräsident Miklas die Einsetzung einer nationalsozialistischen Regierung unter Arthur Seyß-Inquart. Parallel zu deren Amtsantritt am 12. März 1938 fand der längst vorbereitete Einmarsch der deutschen Truppen (Unternehmen Otto) statt. Zu diesem Zeitpunkt hatten mancherorts, z. B. in Graz, die einheimischen Nationalsozialisten bereits die Macht ergriffen. Am 13. März 1938 erließ Hitler, von der Begeisterung seiner österreichischen Anhänger motiviert, das ursprünglich von ihm nicht für diesen Zeitpunkt vorgesehene Anschlussgesetz. Sofort begann der Terror gegen jüdische Österreicher, der auch in sogenannten „Arisierungen“, das heißt dem Raub an jüdischem Eigentum, seinen Ausdruck fand.

Adolf Hitler verkündet vom Balkon der Hofburg den jubelnden Massen auf dem Heldenplatz den Anschluss Österreichs am 15. März 1938
Teil des Deutschen Reiches (1938–1945) |

Befreiung des KZ Mauthausen am 6. Mai 1945
Die gravierendste Folge des „Anschlusses“ war der sofort einsetzende Terror gegen jüdische Österreicher, der später im Massenmord gipfelte. Aus rassischen oder politischen Gründen unerwünschte Menschen flüchteten, sofern sie nicht bald im KZ landeten, zu Zehntausenden ins Ausland.
Österreich blieb im Reich zunächst als Land erhalten, am 14. April 1939 wurden dann aber die ehemaligen Bundesländer und Wien durch das „Ostmarkgesetz“ zu nationalsozialistischen Reichsgauen umgebildet, der Name Österreich sollte verschwinden: So wurde das zunächst Land Österreich genannte Gebiet kurz darauf als Ostmark und ab 1942 schließlich als Alpen- und Donau-Reichsgaue bezeichnet. Dabei wurde das Burgenland zwischen den Gauen Niederdonau und Steiermark aufgeteilt, Osttirol an den Gau Kärnten angeschlossen und der steirische Teil des Salzkammerguts zum Gau Oberdonau geschlagen. Wiens Fläche wurde auf Kosten des Umlandes verdreifacht (Groß-Wien).
Der gebürtige Österreicher Adolf Hitler führte nach seinem beruflichen Scheitern in seinem Heimatland und seiner politischen Karriere in Deutschland Österreich in die nationalsozialistische Willkürherrschaft und ließ in der Folge alle Hinweise auf eine Eigenständigkeit des Landes tilgen. An Hitlers Politik und Verbrechen beteiligten sich zahlreiche Österreicher mit großer Intensität: Bekannte Täter wie Arthur Seyß-Inquart, Adolf Eichmann, Ernst Kaltenbrunner und Alexander Löhr waren Österreicher. Aber auch unter den KZ-Aufsehern, SS-Männern und Gestapo-Mitarbeitern waren viele Österreicher tätig: Obwohl sie nur 8 % der Bevölkerung des Großdeutschen Reiches ausmachten, waren 14 % der SS-Mitglieder, 40 % der KZ-Aufseher und 70 % von Adolf Eichmanns Stab österreichischer Abstammung.[53]
1938 wurde das Doppellagersystem Mauthausen/Gusen errichtet, welches das KZ Mauthausen und KZ Gusen umfasste. Im Laufe der Jahre wurde diesem Lagersystem ein Netz von Außenstellen angeschlossen, das sich über ganz Österreich erstreckte. Aus ganz Europa wurden in diesen Konzentrationslagern Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen u. a. in der Rüstungsproduktion und im Straßenbau eingesetzt. Allein in Mauthausen kamen etwa 100.000 Häftlinge ums Leben.
Der Zweite Weltkrieg in Europa endete schließlich mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 (vgl. Chronologie des Zweiten Weltkrieges).
Nachkriegszeit und Zweite Republik |
Mit dem Kriegsende 1945, der Niederlage des Großdeutschen Reiches, wurde Österreich als unabhängiger Staat wiederhergestellt. Dies hatten die späteren Siegermächte bereits 1943 in der Moskauer Deklaration angekündigt. Bereits am 27. April trat die provisorische Staatsregierung mit Karl Renner als Staatskanzler zusammen und proklamierte die Wiedererrichtung der Republik. Bald darauf wurde die Bundesverfassung vom 1. Oktober 1920 in der Fassung von 1929 durch das Verfassungsüberleitungsgesetz wieder in Geltung gesetzt. Ausnahme waren Bestimmungen, die die Umwandlung des Bundesrates in einen Länder- und Ständerat vorsahen. Österreich gewann damit den Status einer gewaltenteilenden, repräsentativen, parlamentarischen und föderalistischen Demokratie zurück.
Eines der ersten von der provisorischen Staatsregierung erlassenen Gesetze war das Verbotsgesetz, mit dem die NSDAP, ihre Wehrverbände sowie sämtliche Organisationen, die mit ihr zusammenhängen, aufgelöst und verboten wurden.
Die Volkswahl des Bundespräsidenten wurde, wie schon 1932, sistiert und Karl Renner von der Bundesversammlung einstimmig zum Staatsoberhaupt gewählt.
Nach Renners Tod wurde Theodor Körner als Kandidat der SPÖ am 27. Mai 1951 zum Bundespräsidenten gewählt. Dies war somit die erste Volkswahl eines Staatsoberhauptes in der österreichischen Geschichte. Von 1945 bis 1947 wurde Österreich nach dem Willen der Besatzungsmächte durch eine Allparteienregierung (ÖVP, SPÖ, KPÖ) mit Leopold Figl als Bundeskanzler regiert. Ab 19. November 1947 bildeten ÖVP und SPÖ eine große Koalition. Diese wurde bis 1966 weitergeführt.

Österreich wurde nach dem Krieg bis 1955 in vier alliierte Besatzungszonen aufgeteilt
Bis 1955 war Österreich, wie auch Nachkriegs-Deutschland, in Besatzungszonen aufgeteilt. Die größte Zone war die sowjetische, zu der Oberösterreich nördlich der Donau (Mühlviertel), Niederösterreich in den Grenzen von 1937 (d. h. vor der Errichtung Groß-Wiens), das wieder errichtete Burgenland und in Wien die Bezirke 2, 4, 10, 20, 21 und 22 gehörten. Von der Sowjetunion wurden als Deutsches Eigentum beschlagnahmte Betriebe in einem USIA genannten Konzern zusammengefasst, was gemäß den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz Teil der von Österreich zu leistenden Reparationen war. Unter den Österreichern, sowohl der Bevölkerung wie auch der Politik, war nach 1945 und bis weit in die folgenden Jahrzehnte hinein die Ansicht weit verbreitet, Österreich sei (wie in der Moskauer Deklaration 1943 formuliert) „erstes Opfer Hitlers“ gewesen, womit die Mitschuld am Zweiten Weltkrieg und am Holocaust heruntergespielt oder geleugnet werden sollte. Der überwiegende Teil rechtfertigte sich später damit, es sei ihm nichts anderes übrig geblieben.[54] Eine Folge dieser „Opferthese“ war die bis heute nur schleppend durchgeführte Restitution geraubten Vermögens.
Mit der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages am 15. Mai 1955 durch Leopold Figl für die Bundesregierung Raab I und durch Vertreter der vier Siegermächte und mit dem formal davon unabhängigen (also im Staatsvertrag nicht verankerten) Bekenntnis zur Neutralität sowie der Verpflichtung, keinen erneuten Anschluss an Deutschland anzustreben, erlangte die Republik am 27. Juli 1955 ihre volle Souveränität.
Am 26. Oktober 1955, nach dem Abzug der Besatzungssoldaten, erfolgte vom Nationalrat der Beschluss über die immerwährende Neutralität Österreichs; dieser Tag ist seit 1965 österreichischer Nationalfeiertag. Die Neutralität (heute besser: Bündnisfreiheit) ist eine militärische und bedeutete von Anfang an keine Äquidistanz zu den Wertesystemen von West und Ost.[55] Bedingt durch die Neutralität konnten aber sowohl mit den westlichen Ländern als auch mit den damaligen Ostblockländern gute kulturelle und wirtschaftliche Bande geknüpft werden, was dem Land in der Zeit des Wiederaufbaues noch lange half.
Am 14. Dezember 1955 trat Österreich der UNO bei und war 1973/74 sowie 1991/92 Mitglied des Sicherheitsrates (siehe: Österreich in den Vereinten Nationen). Bereits 1956/57 nahm die IAEO, die Internationale Atomenergie-Organisation, ihren Sitz in Wien, 1969 kam die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) dazu, später folgten weitere UN-Agenturen. Für die Periode 2009 / 2010 wurde Österreich wieder als nichtständiges Mitglied in den Sicherheitsrat gewählt.[56]
Den Konflikt mit Italien wegen des mehrheitlich deutschsprachigen Südtirol, das bis 1918 zur österreichischen Reichshälfte gehört hatte und von Italien nach dem Ersten Weltkrieg annektiert worden war, brachte Österreich in den 1960er Jahren vor die UNO. Die in der Folge (1969) für die Südtiroler Bevölkerung erreichte Autonomieregelung hat sich bewährt und wurde seither noch weiter ausgebaut.
1966 bis 1970 war die Bundesregierung Klaus II die erste Alleinregierung der Zweiten Republik, gestellt von der christdemokratischen ÖVP unter Josef Klaus. 1970–1983 folgten sozialistische Alleinregierungen unter Bruno Kreisky (siehe Bundesregierung Kreisky I bis Kreisky IV). Bedeutend für Österreich war in dieser Zeit die weit gespannte Außenpolitik Kreiskys, die unter anderem durch den Bau der Wiener UNO-City und die Internationalisierung der Palästinenserfrage, die Kreisky erstmals vor die UNO brachte, symbolisiert wurde.
1978 fand die Volksabstimmung über die von der Regierung Kreisky befürwortete Inbetriebnahme des Kernkraftwerks Zwentendorf statt; sie ging negativ aus. Österreich produziert bis heute keine Kernenergie und lehnt dies auch für die Zukunft ab.

UNO-City in Wien, der dritte Amtssitz der Vereinten Nationen
1979 wurde Wien nach der Fertigstellung seiner UNO-City offiziell dritter Amtssitz der Vereinten Nationen neben New York und Genf. Unabhängig davon siedelte sich die OPEC in Wien an.
1983 fädelte der abtretende Bruno Kreisky eine kleine Koalition der Sozialdemokraten (SPÖ) mit der damals nationalliberalen FPÖ (Freiheitliche Partei) ein; die FPÖ hatte ihm durch Stillhalten bereits 1970 an die Macht verholfen (siehe Bundesregierung Sinowatz). Nach der Wahl des Rechtspolitikers Jörg Haider zum Parteiobmann der FPÖ 1986 wurde die Koalition von der SPÖ auf Betreiben Franz Vranitzkys beendet.
Der Zerfall des Ostblocks 1989/90 ließ den Eisernen Vorhang verschwinden, der die Entwicklung Ostösterreichs 1945–1989 beeinträchtigt hatte.
1987 bis 1999 bildeten die Sozialdemokraten (SPÖ) „große Koalitionen“ mit der christdemokratischen ÖVP (siehe Bundesregierung Vranitzky I bis Vranitzky V und Bundesregierung Klima). In diesen Zeitraum fiel der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union (1995), für den sich insbesondere Alois Mock und Vranitzky eingesetzt hatten. Bei der Volksabstimmung 1994 stimmten zwei Drittel der Teilnehmer dafür.
Gegenwart |
Seit der Öffnung der Grenzen des früheren Ostblocks 1989/90 liegt Österreich nicht mehr an der Ostgrenze des westlich ausgerichteten Europas. Österreich wurde einer der stärksten Investoren in den Reformländern. In der ersten Hälfte der 1990er Jahre wurden Menschen aus den einander bekriegenden jugoslawischen Nationalitäten verstärkt in Österreich aufgenommen.
Nach dem Ende des Kalten Krieges 1991 und insbesondere nach dem EU-Beitritt 1995 wurde die Neutralitätspolitik alten Stils für Österreich obsolet. Der Begriff Neutralität ist aufgrund der unterzeichneten EU-Verträge im Wesentlichen auf Bündnisfreiheit reduziert und hat hauptsächlich identitätspolitische Bedeutung; de facto hat Österreich als Vollmitglied der EU, die eine gemeinsame Verteidigungspolitik anpeilt, diesem Vorhaben zugestimmt und kann daher nicht mehr neutral oder bündnisfrei sein.
Österreich hatte in der zweiten Hälfte 1998 sowie in der ersten Hälfte 2006 den Vorsitz im Rat der Europäischen Union inne. 1999 wurde der Euro als Buchgeld eingeführt, ab 1. Jänner 2002 ersetzte der Euro auch als Bargeld den Schilling. Österreich unterzeichnete 1995 das Schengener Abkommen und beseitigte 1997 die Grenzkontrollen zu Deutschland und Italien. In der zweiten Jahreshälfte 2018 soll Österreich zum dritten Mal den Vorsitz im Rat der Europäischen Union führen.
Die SPÖ-ÖVP-Koalitionsregierungen 1986–2000 wurden 2000–2006 von Regierungen der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) mit der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) abgelöst (siehe Bundesregierung Schüssel I und Schüssel II). Die damals 14 anderen EU-Mitgliedstaaten reagierten auf die Regierungsbeteiligung der von ihnen als rechtsradikal eingeschätzten FPÖ mit einer vorübergehenden bilateralen Kontaktsperre auf Regierungsebene („EU-Sanktionen“). Nach der Spaltung der FPÖ 2005 wurde das neugegründete Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) Regierungspartner.
2007/2008 war nach Neuwahlen wiederum eine SPÖ-ÖVP-Koalition tätig (siehe Bundesregierung Gusenbauer). Nach der Erweiterung des Schengenraums Ende 2007 um Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Slowenien bzw. Ende 2008 um die Schweiz und Ende 2011 um Liechtenstein ist Österreich völlig von Schengenstaaten umgeben.
Von der ÖVP ausgelöste vorgezogene Nationalratswahlen im September 2008 führten zu einer Neuauflage der rot-schwarzen Koalition (Bundesregierung Faymann) unter den neuen Parteichefs Werner Faymann (SPÖ) und Josef Pröll (ÖVP).[57] Nach dem Rücktritt Josef Prölls folgte ihm 2011 Michael Spindelegger als Vizekanzler.[58]
Nach einer 2007 in Kraft getretenen Verlängerung der Legislaturperiode des Nationalrats von vier auf fünf Jahre wurde der Nationalrat 2013 erstmals fünf Jahre nach der vorangegangenen Wahl gewählt. Bei dieser Wahl wurden die bisherigen Regierungsparteien SPÖ und ÖVP mit Verlusten wiederum stärkste und zweitstärkste Partei (zusammen 99 von 183 Mandaten im Nationalrat). FPÖ und die Grünen verzeichnen Zugewinne. Das BZÖ schaffte den Wiedereinzug in den Nationalrat mit 3,5 % nicht, neu zogen aber die NEOS ein.
Siehe auch Österreich 2015, 2016, 2017 und 2018
Politik |
Verwaltungsgliederung |
Österreich besteht aus neun Bundesländern, Wien als Bundeshauptstadt ist eines davon. Die Länder gliedern sich in insgesamt 79 Bezirke, darunter ist die Gemeindeebene. Insgesamt gibt es 2098 Gemeinden, davon sind 15 Statutarstädte, welche die Bezirksverwaltung selbst ausüben (Stand 13. November 2018).