Volksoper Wien


Die Volksoper Wien ist das zweitgrößte Opernhaus in Wien. Auf dem Programm stehen Operetten, Opern, Musicals und Ballett.




Volksoper von der Lustkandlgasse aus gesehen




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Geschichte

    • 1.1 Gründung und Zeit als Sprechtheater


    • 1.2 Das Musiktheater von 1903 bis in die Nachkriegsjahre


    • 1.3 Jüngere Geschichte


    • 1.4 Eiserner Vorhang



  • 2 Daten und Fakten

    • 2.1 Zuschauer und Haus


    • 2.2 Technische Daten


    • 2.3 Organisationsstruktur



  • 3 Direktoren


  • 4 Uraufführungen


  • 5 Ehrenmitglieder


  • 6 Literatur


  • 7 Weblinks


  • 8 Einzelnachweise




Geschichte |



Gründung und Zeit als Sprechtheater |




Das Jubiläums-Stadttheater Holzschnitt aus der Leipziger Illustrierten vom 19. Januar 1899


1897 wurde Karl Lueger zum Wiener Bürgermeister ernannt. Der Baugedanke – also die Neugestaltung Wiens – war die vorherrschende soziale, wirtschaftliche und politische Strömung in dieser auch als Ringstraßenzeit bekannten Ära. Im selben Jahr wurde auch der Kaiserjubiläums-Stadttheater-Verein von engagierten Bürgern der Stadt Wien gegründet, mit dem Ziel zum 50-jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph I. im Jahr 1898 ein Theater zur Aufführung von deutschen Sprechstücken in Währing zu errichten.


Da sich der Baugrund bis 1905 im 18. Bezirk befand, war neben diesem Verein auch der christlichsoziale Währinger Bezirksvorsteher Anton Baumann maßgeblich beteiligt. Der Theaterverein beauftragte den Architekten Alexander Graf mit der Durchführung des Baues, welcher gemeinsam mit dem Architekten Franz Freiherr von Krauß das Kaiser-Jubiläums-Stadttheater in nur 10 Monaten errichtete.


Vor Baubeginn wurden die Gesamtbaukosten mit 650.000 Gulden veranschlagt. Dieser Betrag wurde finanziert über Anteilscheine, welche reißenden Absatz fanden. Mit einiger Verzögerung wurden die Baumeisterarbeiten im März 1898 begonnen. Der hohe Zeitdruck führte zu einer Überschreitung der Baukosten um ca. 25 % bzw. um 160.000 Gulden. Dieser fehlende Betrag wurde jedoch nicht von öffentlicher Hand subventioniert, sondern wurden dem Direktor Adam Müller-Guttenbrunn in Form einer Pachtzinserhöhung aufgebürdet.[1]


Einen weiteren Schatten auf die Eröffnung am 14. Dezember 1898 warf die Tatsache, dass der Kaiser selbst der Eröffnung des Hauses fernblieb, nach offizieller Begründung, weil seine Gemahlin Elisabeth drei Monate zuvor ermordet worden war. Der Theaterverein hatte eine antisemitische Satzung, und der Direktor Müller-Guttenbrunn behielt die Bühne den „arischen Talenten“ vor, ließ „nur christliche Schauspieler“ auftreten und „nur Werke christliche Schriftsteller“[2] aufführen. Die extremsten Propagandastücke wurden von der Statthalterei verboten. Nach diesem schlechten Start des Theaters folgte nach nicht ganz fünf Spieljahren im Jahr 1903 der erste Konkurs.



Das Musiktheater von 1903 bis in die Nachkriegsjahre |




Das Jubiläums-Stadttheater zum Zeitpunkt der Eröffnung, 1898


Am 1. September 1903 übernahm Rainer Simons die Direktion. Dieser hatte selbst seine Lehrjahre bei berühmten Sängern wie Julius Stockhausen oder Komponisten wie Engelbert Humperdinck absolviert. Ein klares Ziel vor Augen, pflegte er zwar die volkstümlichen deutschen Sprechstücke im Sinne seines Vorgängers fort, setzte aber erste Schritte in Richtung Musiktheater. 1904 engagierte er den jungen Alexander von Zemlinsky als Musikdirektor und während der Saison 1904/05 – in der auch erstmals der Untertitel Volksoper aufscheint – führte Simons die ersten Spielopern ein.


1905 wurde das Areal des Währinger Theaters durch eine Änderung der Bezirksgrenze 9 / 18 Teil des Alsergrundes, des 9. Bezirks.


Auf Grund des Publikumszuspruchs wagten Simons und Zemlinsky bereits zwischen 1906 und 1908 den Sprung zur großen Oper. 1907 wechselte Zemlinsky an die Hofoper, kehrte jedoch ein Jahr später ans Haus am Gürtel zurück. Ab 1908 firmierte der Spielort nur mehr unter dem Namen Volksoper.


Nach vielen äußerst erfolgreichen Jahren hatte die Volksoper ab 1925 dann schließlich massiv mit den Auswirkungen der Inflation zu kämpfen. Nach einigen kurzzeitigen Schließungen und unterschiedlichen Rettungsversuchen durch Arbeitsgemeinschaften wurde die Volksoper am 5. Juli 1928 geschlossen und erst am 5. November 1929 als Neues Wiener Schauspielhaus wieder eröffnet.
1938 übernahm die Stadt Wien die nunmehrige Städtische Wiener Volksoper, später umbenannt in Opernhaus der Stadt Wien. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Volksoper, nachdem seit 1. September 1944 Spielverbot für sämtliche Theater herrschte und einige Wiener Kinos durch Luftangriffe bereits zerstört waren, für mehrere Monate zum zweitgrößten Kino der Stadt mit 1550 Plätzen.


Nach dem Zweiten Weltkrieg fungierte die Volksoper als Ausweichquartier für die zerstörte Staatsoper. Nach der Eröffnung des wiederhergestellten Staatsoperngebäudes im Jahr 1955 wurde die Volksoper wieder selbständiges Musiktheater mit Opern, Operetten und Musical. Im selben Jahr wurde die Volksoper in die österreichischen Bundestheater integriert.



Jüngere Geschichte |




Volksoper vom Gürtel aus


Unter dem Direktor Karl Dönch erfolgte 1973 ein erster großer Umbau des Theaterhauses.


1979 hat Robert Jungbluth in seiner damaligen Funktion als Generalsekretär des Bundestheaterverbandes für die Volksoper ein Gastspiel in Japan initiiert. Es war die erste Operette, die in Japan aufgeführt wurde. 1984 folgte eine Amerika-Tournee.


September 1991 bis Juni 1996 standen die Volksoper und die Staatsoper unter gemeinsamer Führung. Während dieser Zeit wurden Sänger für beide Häuser gleichzeitig engagiert. Der Spielbetrieb verlief jedoch autonom, da beide Bühnen verschiedene Schwerpunkte verfolgen.


Die Volksoper als Bühnenhaus der österreichischen Bundestheater wurde mit dem Bundesgesetz über die Neuorganisation der Bundestheater (Bundestheaterorganisationsgesetz) von 1998 zu einem rechtlich selbständigen Unternehmen. 1999 erfolgte die Gründung der „Volksoper Wien GmbH“ als 100%ige Tochtergesellschaft der Bundestheater-Holding-GmbH.


Seit dem 1. September 2007 steht die Volksoper Wien unter der Leitung von Kammerschauspieler Robert Meyer als Direktor und künstlerischem Geschäftsführer. Rainer Schubert agiert als Vizedirektor. Zum selben Zeitpunkt wurde Mag. Christoph Ladstätter zum kaufmännischen Geschäftsführer ernannt. Diethmar Straßer agiert als künstlerischer Betriebsdirektor, und Gerrit Prießnitz ist musikalischer Studienleiter.


Robert Meyer verfolgt eine konsequente Reformpolitik. Sein Ziel ist, die Volksoper wieder als „das Musiktheater Wiens“ zu positionieren, die Operette aufzuwerten und einem breiteren Publikum zu öffnen. Die meisten Neuproduktionen der Ära Meyer werden in deutscher Sprache gegeben.



Eiserner Vorhang |




Eiserner Vorhang der Volksoper Wien


Auf dem eisernen Vorhang lässt sich die Widmung des Hauses zum 50-Jahre-Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josephs I. durch die beiden Jahreszahlen 1848, links, und 1898, rechts, gut erkennen.
Bemalt wurde der eiserne Vorhang von Karl Schüller und Georg Janny.


Der Vorhang zeigt in der Mitte vorne eine allegorische Vindobona, die das bis heute gültige Stadtwappen hält. Der Mann in der rechten Bildhälfte sollte die Bürger Wiens symbolisieren. Durch die Abnahme der Binde sollte dieser nun auch die schönen Musen sehen können.


Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde der Vorhang weggeräumt und war danach verschollen, bis er in den 1990er Jahren auf dem Dachboden des Theaters an der Wien wieder aufgefunden wurde.



Daten und Fakten |



Zuschauer und Haus |




aktueller Sitzplan der Volksoper


Auf drei verschiedenen Ebenen stehen den Besuchern gesamt 1261 Sitzplätze und 72 Stehplätze, sowie 2 Rollstuhlplätze zur Verfügung. Von September bis Juni gibt es, abgesehen von wenigen Ausnahmen, täglich eine Vorführung. Nachfolgend die wichtigsten Kennzahlen der letzten Jahre:



























SaisonVorstellungenBesucherSitzplatzauslastungdurchschn. Beschäftigte
2004/2005 [3]287
293.695
75,41 %
nicht bekannt
2005/2006 [4]276
280.520
74,77 %
524
2006/2007 [5]281
289.721
78,34 %
523
2007/2008 [6]291
325.491
85,77 %
526

Die für Instandhaltungsmaßnahmen zuständige Bundestheater-Holding hat im Geschäftsjahr 2006/2007 für eine Fassadensanierung des historischen Gebäudes Volksoper 1,1 Mio. Euro aufgewendet.[7]



Technische Daten |




Beleuchtung und Blick auf den Orchestergraben der Volksoper


Der Orchestergraben ist mit zwei elektrisch angetriebenen Hubpodien ausgestattet. Die Tragfähigkeit beträgt 500 kg/m² (vorne Einfachpodium, bühnenseitig Doppelstockpodium) und ist höhenverstellbar von 0 bis 2,65 Meter unter Bühnenniveau.


Der aus rotem Samt bestehende Hauptvorhang ist hydraulisch raff- und hebbar. Die Raffgeschwindigkeit beträgt 0,15 bis 3,0 m/s; die Hubgeschwindigkeit bis zu 2 m/s.


Der Schallvorhang aus Alurahmen arbeitet ebenfalls hydraulisch. Die zusätzliche Tragfähigkeit beträgt 300 kg mit einer Punktlast von 150 kg. Die Hubgeschwindigkeit als Schallvorhang beträgt bis zu 0,8 m/s, als Schwerlastzug bis zu 0,5 m/s.


Der hydraulisch betriebene Schleierzug hat eine Tragfähigkeit von 350 kg mit einer Punktlast von 150 kg.


Die Bühnenfläche umfasst 480 m² und ist mit maximal 500 kg/m² belastbar. Die nutzbare Bühnenbreite beläuft sich auf 17,2 Meter und die Bühnentiefe von der vorderen Portalkante bis zum Schiebefalttor 19 Meter.


Die Bühnenfläche besteht aus einer dreh- und hebbaren Kernscheibe mit einem Durchmesser von 7,20 m in der Mitte und einer drehbaren Ringscheibe mit einem Außendurchmesser von 15 Meter um die Kernscheiben. Weiters gibt es drei handbetriebene stationäre Personenversenkungen.[8]



Organisationsstruktur |


Seit 1999 gehört die Volksoper Wien zu 100 % der Bundestheater Holding genau so wie die Staatsoper Wien GmbH, und die Burgtheater GmbH. Eine weitere Tochtergesellschaft ist die Theaterservice GmbH welche zu 51,1 % der Bundestheaterholding gehört. Die restlichen 48,9 % halten die drei Bühnenbetriebe jeweils zu gleichen Teilen (jeweils 16,3 %).
Gemeinsam mit der Wiener Staatsoper ist der Volksoper die selbständige ARGE Ballett der Wiener Staatsoper und Volksoper nachgeordnet.[9]



Direktoren |






  • Adam Müller-Guttenbrunn (1898–1903)


  • Rainer Simons (1903–1917)

  • Raoul Mader (1917–1919)


  • Felix Weingartner (1919–1924)

  • August Markowsky/Fritz Stiedry (1924)

  • Hugo Gruder-Guntram/Leo Blech (1925)

  • Hermann Frischler (1925–1928)


  • Ignaz Brantner (?–?)[10]

  • Jakob Feldhammer/Otto Preminger (1929–1931)

  • Leo Kraus (1931–1933)

  • Karl Lustig-Prean/Jean Ernest (1934–1935)

  • Alexander Kowalewsky (1935–1938)

  • Anton Baumann (1938–1941)


  • Oskar Joelli (1941–1944)

  • Hermann Juch (1946–1955)


  • Franz Salmhofer (1955–1963)

  • Albert Moser (1963–1973)


  • Karl Dönch (1973–1986)


  • Eberhard Waechter (1987–1992; 1991–1992 zugleich Direktor der Wiener Staatsoper)


  • Ioan Holender (1992–1996; zugleich Direktor der Wiener Staatsoper)


  • Klaus Bachler (1996–1999)


  • Dominique Mentha (1999–2003)


  • Rudolf Berger (2003–2007)


  • Robert Meyer (ab 2007)


Uraufführungen |



  • Der Kuhreigen, Musikalisches Schauspiel von Wilhelm Kienzl, am 23. November 1911


  • Liebesketten, Oper in drei Akten von Eugen d’Albert, am 12. November 1912


  • Das Testament, Musikalische Komödie von Wilhelm Kienzl, am 6. Dezember 1916


  • Mozart, Singspiel in zwei Akten und einem Nachspiel von Hans Duhan, am 2. Juni 1923[11]


  • Die glückliche Hand, Drama mit Musik von Arnold Schönberg, am 14. Oktober 1924


  • Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren, Singspiel von Fred Raymond und Fritz Löhner-Beda, am 27. April 1927


  • Das ist die erste Liebelei, Operette von Edmund Eysler, am 23. Dezember 1934


  • Auf der grünen Wiese, Operette von Jara Beneš, am 9. Oktober 1936


  • Frühjahrsparade, Operette von Robert Stolz, am 5. März 1964


  • Felix. Oder von einem, der auszog das Gruseln zu lernen, Jazzoper von Klaudia Kadlec (Libretto) und Max Nagl (Musik) nach dem Märchen der Gebrüder Grimm, am 23. Juni 2002


Ehrenmitglieder |






Klaus Bachler
Franz Bauer-Theussl
Rudolf Bibl
Adolf Dallapozza
Otto Fritz
Hans Grötzer
Karlheinz Haberland
Johannes Heesters (seit 1984)
Michael Heltau (seit 2004)



Robert Herzl (seit 1998)
Ioan Holender
Renate Holm
Mirjana Irosch
Wolfgang Jeschek
Dagmar Koller
Erich Kuchar
Guggi Löwinger
Sigrid Martikke



Peter Minich
Sonja Mottl-Dönch
Helga Papouschek
Herbert Prikopa (seit 1986)
Harald Serafin
Wicus Slabbert (seit 2005)
Christiane Sorell (Verleihung 1989)[12]
Helmut Süss

Paul Walter
Rudolf Wasserlof



Literatur |


  • Andrea Harrandt: Volksoper Wien. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.


  • Herbert Prikopa: Die Wiener Volksoper. Die Geschichte eines notwendigen Theaters. Zum hundertsten Geburtstag im Dezember 1998. Ibera, Wien 1999, ISBN 3-900436-67-3


  • Marie-Theres Arnbom: Ihre Dienste werden nicht mehr benötigt: Aus der Volksoper vertrieben – Künstlerschicksale 1938, Amalthea Signum, Wien 2018, ISBN 978-3-99050-142-9


Weblinks |



 Commons: Volksoper Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

  • Webpräsenz der Volksoper


  • Volksoper (Gebäude) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien


  • Volksoper (Institution) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien


  • Eintrag zu Volksoper Wien im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)


  • Historische Ansichtskarten der Wiener Volksoper (engl.)


Einzelnachweise |



  1. Die Volksoper – das Wiener Musiktheater, Verlag Holzhausen, Wien 1998, S. 7 ff


  2. Adam Müller-Guttenbrunn: Denkschrift an Karl Lueger, Wien 1902, in: Karl Kraus: Die Fackel 5:1903, Nr. 146, S. 12–21, URL: [1]


  3. Geschäftsbericht 2004/2005 Volksoper Wien GmbH S. 58


  4. Geschäftsbericht 2005/2006 Volksoper Wien GmbH S. 64 und S. 81


  5. Geschäftsbericht 2006/2007 Volksoper Wien GmbH S. 57 und S. 73


  6. Geschäftsbericht Volksoper 07/08 S. 71 ff und S. 86


  7. http://www.bundestheater-holding.at/Content.Node2/holding/Hold_080129.pdf


  8. http://www.volksoper.at/ Webauftritt der Volksoper Wien


  9. http://www.bundestheater-holding.at/Content.Node2/holding/55.php


  10. Ignaz Brantner, Funktionen im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien


  11. Volksoper. „Mozart“, Singspiel von Julius Wilhelm und Paul Frank, Musik von Hans Duhan. Erstaufführung zugunsten der „Concordia“.. In: Neue Freie Presse, 3. Juni 1923, S. 13 (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp


  12. Volksoper Wien - KS Christiane Sorell verstorben. Abgerufen am 1. Juni 2015.

48.22447222222216.350361111111Koordinaten: 48° 13′ 28″ N, 16° 21′ 1″ O


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