Royal Society
Royal Society | |
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Zweck: | Wissenschaft und Forschung |
Vorsitz: | Venkatraman Ramakrishnan |
Gründungsdatum: | 15. Juli 1662 |
Mitgliederzahl: | 1600[1] |
Sitz: | London |
Website: | royalsociety.org/ |
Die Royal Society (deutsch Königliche Gesellschaft) ist eine 1660 gegründete britische Gelehrtengesellschaft zur Wissenschaftspflege. Sie dient als nationale Akademie der Wissenschaften des Vereinigten Königreiches für die Naturwissenschaften. Ihre Mitglieder werden als Fellow of the Royal Society (kurz FRS oder F.R.S.) bezeichnet. Die Royal Society verleiht zudem wissenschaftliche Auszeichnungen, insbesondere die Copley-Medaille, die Royal Medal sowie Medaillen, die bestimmten Fachbereichen gewidmet sind.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Vergebene Auszeichnungen
3 Veröffentlichungen
4 Präsidenten
5 Mitglieder
6 Weitere Königliche Gesellschaften
6.1 Großbritannien
6.2 Übriger Commonwealth
7 Literatur
8 Weblinks
9 Einzelnachweise
Geschichte |
Die Gesellschaft wurde am 28. November 1660 im Gresham College in London als Verein zur Förderung naturwissenschaftlicher Experimente gegründet. Die zwölf Gründungsmitglieder waren Christopher Wren, Robert Boyle, John Wilkins, William Petty, William Brouncker, Robert Moray, Alexander Bruce, 2. Earl of Kincardine (um 1629–1680), Paul Neile (1613–1686), Jonathan Goddard, William Ball, Abraham Hill (1635–1722) und Lawrence Rooke. Der nicht anwesende William Croone wurde zum Registrator der Gesellschaft ernannt. Am 6. März 1661 wurde Robert Moray zum ersten Präsidenten der Royal Society gewählt.[2] Zu den frühen Mitgliedern zählen u. a. John Evelyn, Robert Hooke, Samuel Pepys, John Wallis, Thomas Willis, Theodor Haak und der Sekretär Henry Oldenburg.
Die Bezeichnung Royal Society erschien erstmals 1661 in gedruckter Form. Am 15. Juli 1662 gewährte Karl II. der Gesellschaft eine erste Royal Charter.[3] Sie bestimmte William Brouncker zu deren Präsidenten und legte die Mitglieder des Councils fest. Der Council der Gesellschaft war jedoch mit ihr unzufrieden und erwirkte einige Änderungen. Die zweite Royal Charter trat am 23. April 1663 in Kraft. Sie legte den Namen der Gesellschaft als Royal Society of London for Promoting Natural Knowledge fest, erkannte Karl II. als Gründer und Patron an und berechtigte sie zum Führen eines Wappens. Die zweite Royal Charter wurde am 13. Mai 1663 bei einem Treffen der Mitglieder verlesen.[4] Sie räumte dem Präsidenten und dem Council außerdem das Recht ein, während einer zweimonatigen Übergangsphase ohne Wahl passende Mitglieder in die Gesellschaft zu berufen. Die auf diese Weise am 20. Mai und 22. Juni 1663 in die Royal Society gewählten Mitglieder werden als „Original Fellows“ bezeichnet.[5] Während der Großen Pest von London wurden die wöchentlichen Treffen ausgesetzt. Das letzte Treffen fand am 28. Juni 1665, das nächste erst wieder am 14. März 1666 statt.[6]
Motto der Royal Society ist „Nullius in Verba“, das sich mit „nach niemandes Worten“ übersetzen lässt (gemeint ist wohl „auf niemandes Worte schwören“ – Nullius in verba iurare). Es steht für den erklärten Willen der Gesellschaft, eine nur experimentell bewiesene Wissenschaft zu begründen, die sich nicht damit begnügt, Autoritäten zu zitieren. Obwohl es heute selbstverständlich scheint, war dies zum Gründungszeitpunkt ein deutlicher Bruch mit der bis dahin vorherrschenden Wissenschaftsphilosophie.
Seit 1665 wird das Journal Philosophical Transactions herausgegeben. Von 1703 bis 1727 stand Sir Isaac Newton der Royal Society vor. Unter seiner Präsidentschaft wurde ein eigenes Gebäude in London am Strand erworben. 1780 werden der Gesellschaft Räumlichkeiten im Somerset House (London/Strand) zur Verfügung gestellt. Obgleich die Mitglieder der Gesellschaft von Anfang an gewählt wurden, wurden erst seit 1847 die wissenschaftlichen Verdienste des potentiellen Mitglieds wichtigstes Aufnahmekriterium. Frauen wurden erst 1945 als Mitglieder zugelassen, einzige Ausnahme war Königin Victoria.[7]
1857 wurde die Royal Society im Burlington House London / Piccadilly untergebracht. Heute nutzt sie das ehemalige Gebäude der deutschen Botschaft in London, No. 8 & No. 9 Carlton House Terrace, als ihren Sitz. Die Royal Society hat sich zu einer bedeutenden Akademie hochrangiger Wissenschaftler entwickelt.
Vergebene Auszeichnungen |
Die Royal Society vergibt zehn verschiedene Medaillen, neun „prizes and awards“ und neun „prize lectureships“ in je nach Auszeichnung jährlichem, zweijährlichem oder dreijährlichem Rhythmus.
Die Empfänger der Medaillen und „prize lectureships“ werden vom Physical Sciences Awards Committee und vom Biological Sciences Awards Committee bestimmt. Diese Komitees bestehen aus Mitgliedern („Fellows“) der Royal Society.
Bislang vergebene Medaillen:
Englische Bezeichnung Deutsche Bezeichnung Eingerichtet Turnus (aktuell) Bereich Buchanan Medal Buchanan-Medaille 1897 zweijährlich in ungeraden Jahren Medizin Copley Medal Copley-Medaille 1731 jährlich alle Wissenschaften Darwin Medal Darwin-Medaille 1890 zweijährlich in geraden Jahren Biologie Davy Medal Davy-Medaille 1877 jährlich Chemie Gabor Medal Gabor-Medaille 1989 zweijährlich in ungeraden Jahren interdisziplinäre Forschung Hughes Medal Hughes-Medaille 1902 jährlich Physik King Charles II Medal 1997 unregelmäßig für Staatsoberhäupter, die Forschung fördern Leverhulme Medal Leverhulme-Medaille 1960 dreijährlich Chemie und Chemieingenieurwesen Royal Medal Royal Medal 1826 drei Medaillen jährlich 2× Naturwissenschaften, 1× Angewandte Wissenschaften Rumford Medal Rumford-Medaille 1800 zweijährlich in geraden Jahren Thermische und optische Materialeigenschaften Sylvester Medal Sylvester-Medaille 1901 zweijährlich Mathematik
Zu den Awards zählt der seit 2003 ausschließlich an weibliche Preisträger vergebene Rosalind Franklin Award. Er ist mit £ 30.000 dotiert und ehrt besondere Leistungen auf dem Gebiete der Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (STEM).
Für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Informatik wird der nach Robin Milner benannte Royal Society Milner Award vergeben. Preisträger sind Xavier Leroy (2016), Thomas Henzinger (2015), Bernhard Schölkopf (2014), Serge Abiteboul (2013) und Gordon Plotkin (2012).[8]
Jährlich werden außerdem die Bakerian Lecture und die Croonian Lecture gehalten.
Veröffentlichungen |
- Philosophical Transactions of the Royal Society
- Proceedings of the Royal Society
- Biology Letters
- Open Biology
- Royal Society Open Science
- Journal of the Royal Society Interface
- Notes and Records of the Royal Society
- Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society
Präsidenten |
Hier eine Auflistung einiger wichtiger Präsidenten:
William Brouncker, 2. Viscount Brouncker (1662–1677)
Sir Christopher Wren (1680–1682)
Samuel Pepys (1684–1686)
Sir Isaac Newton (1703–1727)
Sir Joseph Banks (1778–1820)
William Hyde Wollaston (1820)
Sir Humphry Davy (1820–1827)
William Parsons, 3. Earl of Rosse (1848–1854)
Sir Joseph Dalton Hooker (1873–1878)
Thomas Henry Huxley (1883–1885)
George Gabriel Stokes (1885–1890)
Lord Kelvin (1890–1895)
Lord Rutherford of Nelson (1925–1930)
Lord Blackett (1965–1970)
Lord May of Oxford (2000–2005)
Lord Rees of Ludlow (2005–2010)
Paul Nurse (2010–2015)
Venkatraman Ramakrishnan (seit 1. Dezember 2015)
Mitglieder |
- Siehe: Kategorie:Mitglied der Royal Society
2016 gab es rund 1600 Fellows und auswärtige Mitglieder der Royal Society.[9] Fellow kann ein Wissenschaftler aus Großbritannien oder dem Commonwealth werden. Jedes Jahr werden bis zu 52 Fellows und 10 auswärtige Mitglieder neu aufgenommen durch Wahl aus einer Liste von etwa 700 Kandidaten, die die Mitglieder vorschlagen.
Mitglieder des Britischen Königshauses können zu Royal Fellows der Royal Society in geheimer Wahl bestimmt werden.
2013 wurde Prinz Andrew zum Fellow der Royal Society gewählt. Die Stimmzettel enthielten traditionsgemäß nur die Möglichkeit, ein „Ja“ anzukreuzen oder die Stimmzettel ungültig zu machen. Dieses Verfahren führte zu Protesten prominenter Mitglieder der Royal Society.[10]
Daneben gibt es seit 1996 Honorary Fellows, zum Beispiel Bill Bryson, die nicht aufgrund wissenschaftlicher Leistungen, sondern aus anderen Gründen gewählt werden. Zuvor gab es dazu das Verfahren des Statute 12 Arrangements.
Weitere Königliche Gesellschaften |
Großbritannien |
Im 19. und 20. Jahrhundert wurden weitere Königliche Gesellschaften zur Förderung einzelner Wissenschaften gegründet.
Aus der Chemical Society (gegründet 1841), der Society for Analytical Chemistry (gegründet 1874), dem Royal Institute of Chemistry (gegründet 1877) und der Faraday Society (gegründet 1903) entstand 1980 die Royal Society of Chemistry.
Aus der 1733 gegründeten Medical Society of London entstand 1805 die Medical and Chirurgical Society of London, die wiederum Vorläufer der Royal Society of Medicine ist. Außerdem gibt es eine Royal Society of Tropical Medicine & Hygiene, eine Royal Society for the Promotion of Health.
1904 entstand, ebenfalls aus Vorläufervereinigungen, die Royal Society for the Protection of Birds. Daneben gibt es eine Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals, eine Royal Society for the Prevention of Accidents sowie Royal Society for Nature Conservation.
Die Royal Societies nehmen auch oft Funktionen von Berufsverbänden wahr z. B. die Royal Society of British Organists.
Von Georg IV. wurde 1820 die Royal Society of Literature gegründet.
Übriger Commonwealth |
Nach dem britischen Vorbild wurde 1882 die Royal Society of Canada mit Sitz in Ottawa ins Leben gerufen.
In Neuseeland existiert die Royal Society of New Zealand als Dachorganisation von über 60 wissenschaftlichen und technologischen Gesellschaften.
Literatur |
- Bill Bryson (Hrsg.): Seeing Further. The Story of Science and the Royal Society. Harper Press, London 2010, ISBN 978-0-00-730256-7.
- Thomas Birch: The history of the Royal Society of London for improving of natural knowledge from its first rise, in which the most considerable of those papers communicated to the Society, which have hitherto not been published, are inserted as a supplement to the Philosophical Transactions. 4 Bände, A. Millar, London 1756–1757, Band 1 (1660–1664), Band 2 (1665–1671), Band 3 (1672–1679), Band 4 (1680–1687).
- Marie Boas Hall: Promoting experimental learning: experiment and the Royal Society 1660–1727. Cambridge University Press, 1991, ISBN 0-521-40503-3.
- Thomas Sprat: The history of the Royal Society of London, for the improving of natural knowledge. J. Martyn, London 1667, (online).
- Charles Richard Weld: A History of the Royal Society: With Memoirs of the Presidents. J. W. Parker, London 1848, Band 1 (1660–1745), Band 2 (1746–1847).
Weblinks |
Commons: Royal Society – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur von und über Royal Society im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
The Royal Society (englisch)- Mitglieder
Einzelnachweise |
↑ Fellows | Royal Society. (englisch, abgerufen am 28. November 2018).
↑ Thomas Birch: The history of the Royal Society of London for improving of natural knowledge. Band 1, S. 17, (online).
↑ Thomas Birch: The history of the Royal Society of London for improving of natural knowledge. Band 1, S. 88ff., (online).
↑ Thomas Birch: The history of the Royal Society of London for improving of natural knowledge. Band 1, S. 236ff., (online).
↑ E. S. de Beer: The Earliest Fellows of the Royal Society. In: Notes and Records of the Royal Society of London. Band 7, Nummer 2, 1950, S. 172–192, doi:10.1098/rsnr.1950.0014.
↑ Thomas Birch: The history of the Royal Society of London for improving of natural knowledge. Band 2, S. 65, (online).
↑ Richard Holmes: The Royal Society’s lost women scientists. In: The Observer. 21. November 2010.
↑ Royal Society Milner Award. Abgerufen am 20. Juli 2015.
↑ Royal Society, Fellows
↑ Peter Walker: Royal Society scientists angered by Prince Andrew's election as fellow. In: The Guardian, 5. Mai 2013.