Schiffshebewerk Henrichenburg




Altes Schiffshebewerk (Ansicht von Osten)


Das alte Schiffshebewerk Henrichenburg von 1899 und das neue von 1962 liegen nur wenige hundert Meter voneinander entfernt und gehören zur Kanalstufe Henrichenburg der Bundeswasserstraße Dortmund-Ems-Kanal in Waltrop-Oberwiese. Sie sind benannt nach der früheren Gemeinde Henrichenburg, heute nördlichster Stadtteil Castrop-Rauxels, der von Süden bis nah an das Gelände reicht. Zuständig ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Duisburg-Meiderich.


Das alte Hebewerk wurde 1914 durch eine Schachtschleuse mit zweimal fünf Sparbecken ergänzt. In den Jahren 1958 bis 1962 errichtete man das neue Schwimmer-Hebewerk, so dass 1969 die Stilllegung des alten Hebewerks folgte. Die alte Schachtschleuse wurde 1989 durch eine Sparschleuse mit zwei Sparbecken ersetzt. Bis ins Jahr 2005 lief der Betrieb des neuen Hebewerks und der neuen Schleuse parallel. Seitdem fließt der Schiffsverkehr nur noch durch die Schleuse. Alle vier Bauwerke sind Teil des Schleusenparks Waltrop.




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Das alte Schiffshebewerk

    • 1.1 Technik


    • 1.2 Museum



  • 2 Das neue Hebewerk


  • 3 Siehe auch


  • 4 Einzelnachweise


  • 5 Literatur


  • 6 Weblinks




Das alte Schiffshebewerk |


Das alte Schiffshebewerk wurde von der Firma Haniel & Lueg nach den Plänen des Stettiner Schiffbauingenieurs Rudolph Haack gebaut. Es war ein Schlüsselbauwerk des Dortmund-Ems-Kanals, denn erst mit seiner Fertigstellung konnte der Kanal bis zum Dortmunder Hafen befahren werden. Dieses Hebewerk ist das größte und spektakulärste Bauwerk der ersten Bau-Periode des Dortmund-Ems-Kanals. Es wurde am 11. August 1899 in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. zusammen mit dem Dortmund-Ems-Kanal in Betrieb genommen.



Technik |


Das Hebewerk war in der Lage, den damals üblichen Dortmund-Ems-Kanal-Normalkahn von 67 m Länge, 8,2 m Breite und 2 m Tiefgang um 14 m auf die Wasserhaltung des Dortmunder Hafens zu heben. Ende der 1950er Jahre wurde das Unterwasser um 50 cm angehoben, dadurch verringerte sich die Fallhöhe auf 13,50 m. Ein vollständiger Senk- oder Hebevorgang, einschließlich Ein- und Ausfahrt, dauerte etwa 45 Minuten. Der eigentliche Senk- oder Hebevorgang dauerte etwa 2,5 Minuten. Das war deutlich schneller als mit den zur gleichen Zeit üblichen Schleusen. Zudem verbrauchte der Hubvorgang kaum Wasser aus der Dortmunder Haltung, deren gesamtes Wasser aus der unteren Haltung durch Pumpen bereitgestellt werden musste.


Die technisch interessante Konstruktion kam mit vergleichsweise niedriger Antriebsleistung zum Heben des 3100 t schweren wassergefüllten Trogs aus. Die Lösung lag im Auftrieb der insgesamt fünf Schwimmer (mit Luft gefüllte Hohlzylinder), die separat vollständig in 33 m tiefe, wassergefüllte Brunnenschächte eintauchten. Ihr Auftrieb war genauso groß wie das Gewicht des Troges, welches unabhängig von der Größe des Schiffes immer gleich bleibt, denn das Schiff verdrängt beim Einfahren in den Trog so viel Wasser, wie es wiegt. Somit genügte ein relativ kleiner elektrischer Motor, mit etwa 110 kW, zum Überwinden der Reibungswiderstände, um den Trog aufwärts oder abwärts in Bewegung zu setzen. Den Bewegungsablauf steuerten vier über 20 m lange Gewindespindeln aus Stahl mit einem Außendurchmesser von 280 mm. Die Spindeln erhielten eine Längsbohrung von 110 mm Innendurchmesser, um eventuelle Fehler im Material aufzuspüren und um sie bei Frosttemperaturen mit Abdampf vor dem Einfrieren zu schützen.



Museum |


Nach der Inbetriebsetzung des neuen Hebewerkes wurde das alte Hebewerk 1969 endgültig stillgelegt. Danach verfiel es. Auch ein Abriss wurde zunächst erwogen. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) beschloss jedoch 1979, das technische Denkmal als Standort des Westfälischen Industriemuseums zu nutzen, heute LWL-Industriemuseum. Nach Restaurierung und Rekonstruktion ist das alte Schiffshebewerk ohne Wiederherstellung der ursprünglichen Funktion zusammen mit seinem unteren Vorhafen (Unterwasser), dem oberen Vorhafen und einem Stück Kanal (Oberwasser) als Museum eröffnet. Der untere Vorhafen wird auch als Marina genutzt.


Das alte Schiffshebewerk ist eine Eisenfachwerkkonstruktion mit fünf Schwimmerschächten. Der Trog und die steinernen Oberhaupt- und Unterhaupttürme sind begehbar. Im ehemaligen Kessel- und Maschinenhaus sind Maschinen, Modelle und Bilder zu sehen. Im oberen Vorhafen liegen das Polizei- und Feuerlöschboot Cerberus von 1930 und im unteren Vorhafen das Motorgüterschiff Franz-Christian von 1929 mit der Ausstellung Ein Arbeitsleben an Bord im Laderaum. Auf einem 400 m langen Kanalabschnitt im Anschluss an den oberen Vorhafen zeigt das Museum eine europaweit einzigartige Sammlung historischer Schiffe, darunter der Dampfschlepper Fortuna und das einzige europaweit noch existierende Dampftankschiff Phenol. Dazu befinden sich hier schwimmende Arbeitsgeräte, eine Anlege- und Verladestelle für Güterschiffe, eine Hellinganlage zur Schiffsreparatur mit historischem Drehkran von 1906 und der Kanaldurchlass mit altem Klapptor von 1914 sowie eine historische Hubbrücke von 1897. Im rekonstruierten Hafengebäude sind wechselnde Sonderausstellungen zu sehen.[1]


Das Schiffshebewerk liegt an den Radwegen Dortmund-Ems-Kanal-Route, Emscher-Weg und an der Route der Industriekultur per Rad. Das Alte Schiffshebewerk Henrichenburg ist heute zentraler Ankerpunkt der Route der Industriekultur.



Das neue Hebewerk |




Das neue Hebewerk
Aufnahme: 2004


Das neue Hebewerk wurde 1962 eröffnet und hat eine Troglänge von 90 m bei einer Breite von 12 m und 3 m Wassertiefe. Die Nutzgröße beträgt 85 m × 11,40 m × 2,50 m (Nutzlänge × Nutzbreite × Tiefgang). Diese Abmessungen ermöglichten dem damals aufkommenden Europaschiff die Durchfahrt.


Technisch gesehen besitzt das neue Hebewerk das gleiche Bauprinzip wie das alte, jedoch wurde die Konstruktion vereinfacht. Die Zahl der Schwimmer in 52,5 m tiefen Schächten wurde für den Ausgleich des Troggewichtes von 5000 t auf zwei reduziert und ein Unterhaupt entfällt, weil Trog- und Haltungstor als Drehsegmenttore ausgeführt sind (sie drehen nach unten weg). Die Spindeln befinden sich in vier einzeln stehenden Türmen, auf ein verbindendes Hebewerksgerüst wurde verzichtet.


Auch das neue Hebewerk wurde bald zu klein für die Anforderungen der Kanalschifffahrt. So wurde 1989 unmittelbar nebenan die heutige Sparschleuse mit einer Länge von 190 m, 12 m Breite und einer Drempeltiefe von 4 m errichtet.


Das neue Hebewerk wurde bis Dezember 2005 genutzt, dann wegen technischer Probleme außer Betrieb genommen. Eine erneute Inbetriebnahme ist aus Kostengründen fraglich, zumal der Dortmunder Hafen heute nicht mehr das Frachtaufkommen früherer Tage hat. Kommt es allerdings – wie im Frühjahr 2006 – zu Problemen oder Wartungsarbeiten an der modernen Schleuse, kann der Dortmunder Hafen nicht mehr angelaufen werden.


Um für den Erhalt des Hebewerks zu „kämpfen“, hat sich zwischenzeitlich ein Förderverein gegründet. Er möchte das Hebewerk nicht nur als Bauwerk erhalten, sondern auch in betriebstüchtigem Zustand.


Seit dem 5. Dezember 2005 ist das neue Hebewerk als Baudenkmal in Teil A der Denkmalliste der Stadt Waltrop eingetragen.



Siehe auch |


  • Schiffshebewerk

  • Schiffshebewerk Lüneburg

  • Schiffshebewerk Niederfinow

  • Schiffshebewerk Rothensee


Einzelnachweise |



  1. LWL-Industriemuseum: Aktuelle und vergangene Sonderausstellungen im Schiffshebewerk Henrichenburg. Abgerufen am 30. Oktober 2014. 


Literatur |


  • Eckhard Schinkel: Schiffshebewerke in Deutschland. Münster 1991, ISBN 3-921980-37-2.

  • E. Junker: Der Bau des neuen Hebewerkes bei Henrichenburg. In: Wasser- und Schiffahrtsdirektion Münster (Hrsg.): Zur Freigabe des vollausgebauten Dortmund-Ems-Kanals am 2. April 1959. Münster 1959, DNB 451354028.

  • W. R. Krabbe: Arbeitssituation und soziale Lage der Arbeiter beim Bau des Dortmund-Ems-Kanals. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Das Schiffshebewerk Henrichenburg. Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Hagen 1985.

  • H. F. Schierk: Konstruktion und Bau des Mehrschwimmerhebewerks bei Henrichenburg. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Das Schiffshebewerk Henrichenburg. Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Hagen 1985.

  • M. Eckoldt (Hrsg.): Flüsse und Kanäle, Die Geschichte der deutschen Wasserstraßen. DSV-Verlag 1998, DNB 954164873.

  • LWL-Industriemuseum (Hrsg.): Museumsführer: Schiffshebewerk Henrichenburg. Essen 2011, ISBN 978-3-89861-131-2.

  • Herbert Niewerth: Das Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop – das wichtigste Einzelbauwerk des Dortmund-Ems-Kanals. In: Michael Braun u. a. (Hrsg.): Der Schleusenpark Waltrop. Waltrop 2010, ISBN 978-3-936083-18-7.


  • Beschreibung des Schiffshebewerkes bei Henrichenburg am Dortmund-Ems-Kanal. Dortmund 1897. (Digitalisat)


Weblinks |



 Commons: Schleusenpark Waltrop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

  • Offizielle Website

  • Schleusen-Park

  • Kanalstufe Henrichenburg bei Medienwerkstatt Wissenskarten




  • Beschreibung dieser Sehenswürdigkeit auf der Route der Industriekulturhttp://vorlage.rik.test/~7~10741


  • Bilder des Schiffshebewerks und des Schleusenwerks im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen


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51.6188777777787.3336472222222Koordinaten: 51° 37′ 8″ N, 7° 20′ 1,1″ O







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