Amateurfunkdienst




Griechische Amateurfunkstation




US-amerikanische Funkamateurin




Portable Station beim SOTA-Betrieb in Schottland





Reiserad mit Einspuranhänger, welches mit Amateurfunkgeräten und Antennen ausgerüstet ist


Der Amateurfunkdienst (kurz: Amateurfunk; englisch amateur radio service oder umgangssprachlich ham radio) ist im Sinne der Internationalen Fernmeldeunion ein von Amateuren ausgeübter globaler nichtkommerzieller 2-Wege-Funkdienst (englisch service) mit den Selbstzwecken:



  • Selbststudium der Funktechnik

  • Kommunikation untereinander

  • technische Untersuchungen

Daneben gibt es für denselben Personenkreis einen zweiten Funkdienst, den Amateurfunkdienst über Satelliten, der von Stationen an Bord von Amateurfunksatelliten oder Raumstationen genutzt wird.


Funkamateure werden nach einer Prüfung zum Amateurfunkdienst zugelassen und betreiben die Funktechnik als Hobby und nicht aus finanziellem Interesse.


Nur in Notfällen und bei Katastrophen dürfen Nachrichten auch von und an Dritte übermittelt werden. Die Regelungen der ITU berühren ausdrücklich keine politischen Aspekte wie die Meinungsfreiheit oder die Souveränität der Mitgliedsstaaten. Amateurfunk ist unmittelbare Völkerverständigung[1] über Grenzen hinweg und dient nichtkommerziellen persönlichen Interessen wie Freundschaftspflege, Weiterbildung, Forschung, Wissenschaft und Technik aber auch der Befriedigung der Sammelleidenschaft.


Das völkerrechtliche Vertragswerk der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) ist die Vollzugsordnung für den Funkdienst (in Österreich und Deutschland: VO Funk, in der Schweiz: Radioreglement, aktuell in der Fassung von 2016). Dieser internationale Vertrag reglementiert den Sendeempfangsbetrieb aller Funkdienste, um gegenseitige Störungen an den Landesgrenzen und über diese hinweg auszuschließen. Das internationale Recht wird über Amateurfunkgesetze, Verordnungen und nationale Frequenzpläne in Landesrecht umgesetzt. Die jeweilige Landesverwaltung erlässt auch Vorschriften über die Ausbildung, Prüfung, Zulassung und Erteilung von Rufzeichen. Die Regeln unterliegen Änderungen, z. B. ist die Morse-Prüfung in Deutschland seit 2003 auf Kurzwelle auch im Amateurfunk nicht mehr zwingend erforderlich[2].


In der VO Funk wird der Amateurfunkdienst wie folgt definiert:


1.56 amateur service: A radiocommunication service for the purpose of selftraining, intercommunication and technical investigations carried out by amateurs, that is, by duly authorized persons interested in radio technique solely with a personal aim and without pecuniary interest.

1.57 amateur-satellite service: A radiocommunication service using space stations on earth satellites for the same purposes as those of the amateur service.

Die Amateurfunklizenzen (in Deutschland Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst) sind entsprechend dem Schwierigkeitsgrad der abgelegten Prüfung in mehrere Klassen abgestuft mit Einschränkungen bei der Frequenznutzung, Sendeleistung, Modulation oder bei der Betriebsart. Zunächst wird eine Prüfung bei der zuständigen Landesstelle abgelegt. In Deutschland ist es die Bundesnetzagentur BNetzA, in Österreich das Bundesministerium für Verkehr, Information und Technologie, in der Schweiz das Bundesamt für Kommunikation BAKOM. In den USA prüft ausnahmsweise der Amateurfunkverband ARRL selbst. Nach der Prüfung kann der Inhaber des Prüfzeugnisses seine Lizenz beantragen, sofern er das Amateurfunkrufzeichen nicht schon nach bestandener Prüfung erhielt.


Das personalisierte Rufzeichen dient der eindeutigen Identifikation einer Sendefunkstelle und besteht aus einer alphanumerischen Kombination. Die ITU-Präfixe der Rufzeichen sind einzelnen Staaten, davon abhängigen oder unabhängigen Gebieten und internationalen Organisationen zugeordnet. Einige Länder haben mehrere Präfixe.


Auch dem Präfix folgende Zeichen werden Suffix genannt, können eine regionale Bedeutung haben, in Österreich entspricht die dem Landespräfix OE folgende Zahl 1–9 einem Bundesland. Steht an der ersten Stelle nach der Zahl ein X Handelt es sich dabei um eine Club- oder Relaisfunkstelle




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Regelungen für lizenzfreien Sendebetrieb


  • 2 Das Hobby Amateurfunk

    • 2.1 QSL-Karten


    • 2.2 Amateurfunkdiplome


    • 2.3 Modulationsarten, Betriebsarten und Übertragungsarten


    • 2.4 Frequenzen


    • 2.5 Jugendarbeit



  • 3 Wege zum Amateurfunk


  • 4 Die Entstehung des Amateurfunkdienstes

    • 4.1 Pionierzeit


    • 4.2 Deutschland bis 1945


    • 4.3 Bundesrepublik Deutschland nach 1945


    • 4.4 DDR


    • 4.5 Österreich


    • 4.6 Schweiz



  • 5 Leistungen des Amateurfunkdienstes

    • 5.1 Amateurfunk im Not- und Katastrophenfall


    • 5.2 Gegenwärtiges Angebot in Deutschland


    • 5.3 Künftiges Angebot



  • 6 Siehe auch


  • 7 Literatur


  • 8 Dokumentationen (Film)


  • 9 Weblinks


  • 10 Einzelnachweise




Regelungen für lizenzfreien Sendebetrieb |


Der reine Empfang des Amateurfunks ist wie beim Rundfunk allgemein erlaubt.


Der Sendeempfangsbetrieb mit Funkgeräten ist von den Landesbehörden mehr oder weniger streng reglementiert, so gibt es lizenzfreie Allgemeinzuteilungen beim Jedermannfunk, daneben gibt es weitere lizenzfreie Funkanwendungen kleiner Reichweite mit Allgemeinzuteilungen für Sprache im Kfz oder in der Wohnung, Funkkopfhörer, Babyphon, Funkmikrofone oder zur Datenübertragung Bluetooth, Funkmaus, Wetterstation, Funkfernsteuerungen und Funkanwendungen für industrielle, wissenschaftliche und medizinische Zwecke. Die gehandelten Geräte bedürfen einer Konformitätserklärung für die der verantwortliche Inverkehrbringer wie Hersteller, Importeur oder Händler haftet und sie dürfen für den Sendebetrieb nicht geändert werden.


Die Regulierungen bezüglich Betriebsmodus, Leistung und Frequenzzuweisung sind streng geregelt und ändern sich bei Bedarf.


Für lizenzierte Funkanwendungen in Sicherheitsbereichen wie Betriebsfunk, Behördenfunk und Flugfunk gelten von Land zu Land unterschiedliche Abhörverbote.



Das Hobby Amateurfunk |




Französische Station




Amateurfunkstelle in Deutschland


Amateurfunk ist ein sehr vielfältiges Hobby:


  • Fokussierung auf die eigentliche Funkverbindung, das Gespräch mit anderen Funkamateuren auf der ganzen Welt.

  • Technikinteressierte bauen kleinere oder größere Teile ihrer Funkanlage selbst. Bau, Test und Weiterentwicklung der Geräte sind hier der wichtigste Aspekt.

  • „Hochleistungssportler“ nehmen an Wettbewerben der unterschiedlichsten Art teil, etwa Conteste oder Peilwettbewerbe.

Über spezialisierte Händler ist eine Vielzahl an Amateurfunkgeräten verfügbar. Die dort verwendete Technik ist häufig sehr kompliziert; selbst das Modifizieren dieser Geräte stößt schnell an Grenzen.


Damit sich Funkamateure leichter mit der einschlägigen Technik auseinandersetzen können, bieten verschiedene Firmen und Funkamateure Bausätze an. Dieser Weg erspart die teilweise schwierige Bauteilbeschaffung und erleichtert mit den zugehörigen Unterlagen Aufbau, Erweiterung und Modifikation. Selbstbaugeräte besitzen häufig nur eine geringe Sendeleistung.


Das Funken mit geringer Leistung (bis 5 Watt Senderausgangsleistung) nennt man QRP-Betrieb. („QRP“ ist ein Betriebszeichen aus der Telegrafie und bedeutet im eigentlichen Sinne: „Reduzieren Sie Ihre Sendeleistung.“)


Die funktionstüchtige Zusammenstellung von Funkgerät, Antenne und messtechnischem Zubehör nennt man Amateurfunkstelle oder in der Amateurfunkwelt auch Rig (engl. Anlage). Die Räumlichkeit, in der diese Geräte aufgestellt bzw. betrieben werden, wird als Shack bezeichnet (engl. Bude, Hütte).


Den Funkamateuren stehen verschiedene Frequenzbereiche, die sogenannten Amateurfunkbänder, zwischen 135 kHz und 250 GHz im Langwellen-, Mittelwellen-, Kurz- und Ultrakurzwellen- bis in den Gigahertz-Bereich zur Verfügung. Auch im optischen Bereich und im Bereich der Terahertzstrahlung sind Funkamateure aktiv und insbesondere in diesem Bereich auch aktiv an der Forschung beteiligt.


Alle Funkamateure haben einen gemeinsamen Verhaltenskodex, den so genannten Ham Spirit; exemplarisch ist der vom US-amerikanischen Verband ARRL zu Beginn des 20. Jahrhunderts publizierte Text.


Wegen der besonders zu Morse-Zeiten eher langsamen Übertragung hat sich eine ausgeprägte Kultur der Abkürzungen entwickelt.[3][4][5] Die Abkürzungen stammen durchweg aus dem englischen Sprachraum und sind weltweit gültig. Beispielsweise steht „OM“ (von old man) für einen männlichen Funkamateur sowie „YL“ (von young lady) für eine Funkamateurin.



QSL-Karten |





QSL-Karte aus dem Jahr 1951


Die Funkverbindungen werden mit QSL-Karten bestätigt. Besonders begehrt sind QSL-Karten aus Amateurfunk-Ländern, in denen es sehr wenige oder keine Funkamateure gibt, aber auch von selten arbeitenden oder schwer zu erreichenden Amateurfunk-Stationen wie der Internationalen Raumstation ISS[6] oder von prominenten Funkamateuren wie Juan Carlos von Spanien.[7] Die Jagd nach weit entfernten Amateurfunk-Stationen wird DXen genannt. Die QSL-Karten werden entweder über den eigenen Amateurfunk-Verband an die Amateurfunk-Verbände im jeweiligen Land geschickt – oder direkt an die Adresse geschickt, die man aus dem Callbook erhält.


Mittlerweile gibt es auch Websites für diesen Zweck: Wenn beide Kommunikationspartner zueinander passende Verbindungsdaten eingeben, gilt die Verbindung als bestätigt.



Amateurfunkdiplome |




Amateurfunkdiplome eines polnischen Funkamateurs


Für bestimmte Leistungen, beispielsweise für Funkkontakte in eine bestimmte Anzahl Gebiete, werden Amateurfunkdiplome ausgestellt. Dafür ist meist vorher das Sammeln von QSL-Karten oder elektronische Bestätigungen für die Beantragung erforderlich.



Modulationsarten, Betriebsarten und Übertragungsarten |


Es kommen traditionelle Modulationsarten und Betriebsarten wie Telegrafie und Telefonie genauso zum Einsatz, wie Funkfernschreiben und moderne digitale Übertragungsverfahren wie Packet Radio, Pactor, APRS oder PSK31, welche hauptsächlich für die Textübertragung Verwendung finden. Auch Bild- und Videoübertragungen sind mit Betriebsarten wie FAX, SSTV (Slow Scan Television) und ATV (Amateurfunk-Fernsehen) möglich. Auch eine Amateurfunk-Version des neuen digitalen Kurzwellenrundfunks Digital Radio Mondiale (DRM) wurde entwickelt. Seit kurzem gibt es auch digitalen Sprechfunk, wie der in Japan entwickelte digitale Übertragungsstandard D-STAR.


Viele der modernen Betriebsarten lassen sich mit Hilfe von zum Teil kostenloser, von Funkamateuren entwickelter Software betreiben. Dazu verbindet man lediglich das Funkgerät mit der Soundkarte eines handelsüblichen PC.





Meteorscatter auf 144 MHz


Neben direkten Verbindungen sind auch Kontakte via Relaisstationen, Echolink, Amateurfunksatelliten (z. B. OSCAR), Erde-Mond-Erde oder auch Meteorscatter möglich. Damit kann man auch auf den UKW-Bändern, mit denen man terrestrisch nur Entfernungen bis 300 km zurücklegen kann, mit fast der ganzen Welt sprechen. Funkamateure haben eigene Satelliten gebaut, die man als Relaisstation nutzen kann. Aber auch nur kurzzeitig vorhandene natürliche Erscheinungen, wie beispielsweise Aurora (Reflexion der Funkwellen an Polarlichtern) oder die Reflexion von Funkwellen an Flugzeugen, werden zur Überwindung größerer Entfernungen auf UKW genutzt.




SSTV-Standbild, gesendet aus Knić, Serbien, auf Kurzwelle


Eine Funkverbindung kann mit einer der oben erwähnten Betriebsarten aufgebaut werden:


  • Die ursprünglichste Betriebsart ist Telegrafie (Friedrich Clemens Gerke, Samuel Morse). Die vormals obligatorische Morseprüfung für die Kurzwellenlizenzen ist in fast allen Staaten abgeschafft worden. Man hatte deswegen zunächst die Befürchtung, dass die Aktivität in dieser Betriebsart schnell abnehmen werde. Speziell bei Selbstbauern ist Morsen aber weiterhin sehr beliebt, weil man mit sehr einfachen Geräten (der Sender muss nur den Träger ein- und ausschalten können) und sehr geringen Empfängerbandbreiten (200 Hz gegenüber mindestens 2100 Hz bei Sprechfunk) arbeiten kann. Die nötige Übung vorausgesetzt, kann man weit über 200 Buchstaben pro Minute mit dem Gehör aufnehmen – das schnelle Geben ist mit einer elektronischen Morsetaste nicht das entscheidende Problem. Manche jüngere Funkamateure betrachten Morsen als eine digitale Betriebsart unter vielen, d. h., sie erzeugen Morsesignale mit dem Rechner und decodieren sie auch maschinell. Das betrachten die meisten „alten Hasen“, die noch eine Morseprüfung ablegen mussten, als grob unsportliches Verhalten. Es zeichnet sich ab, dass diese sehr ursprüngliche Form der Nachrichtenübermittlung auch weiterhin einen festen Platz im Amateurfunk haben wird.[8][9][10]

  • Telefonie (Sprechfunk) mit verschiedenen Übertragungsverfahren ist die üblichste Kommunikationsart.

  • Diverse Bildübertragungsverfahren von Faksimile bis Amateurfunk-Fernsehen sind üblich.

  • In den letzten Jahrzehnten gewinnen digitale Amateurfunk-Betriebsarten immer größere Bedeutung. Ständig werden von Funkamateuren neue digitale Übertragungsverfahren erdacht, die dann weltweit mit anderen Funkamateuren ausprobiert werden.

Unmittelbar neben den in der WLAN-Technik genutzten ISM-Bändern bei 2,4 und 5,8 GHz gibt es Amateurfunk-Zuweisungen. Das macht es möglich, mit sehr preiswerter, nur geringfügig modifizierter WLAN-Ausrüstung breitbandige Richtfunkstrecken zu betreiben. Häufig werden dabei neben handelsüblichen WLAN-Komponenten lediglich Richtantennen mit hohem Gewinn benutzt. Unter der Bezeichnung HAMNET entsteht seit einiger Zeit eine breitbandige Richtfunk-Infrastruktur, die vor allem in Österreich schon recht weit ausgebaut ist.




Amateurfunk-Sender in Röhrentechnik, 1957 in Deutschland erbaut. Als Eigenbau-Gerät aus Komponenten der Nachkriegszeit ist der Sender beim Förderverein Amateurfunkmuseum erhalten geblieben. Foto 1957.



Frequenzen |


Die einzelnen Frequenzbereiche des elektromagnetischen Spektrums, die der Amateurfunkdienst nutzen darf, nennt man auch Amateurfunkbänder.


Die Bänder werden bestimmten Funkdiensten auf primärer oder sekundärer Basis zugewiesen. So ist der Frequenzbereich 144–146 MHz im 2-Meter-Band in Europa der Nutzung für Amateurfunkdienste vorbehalten. Dort dürfen also nur Funkamateure senden. Das 23-cm-Band (1240–1300 MHz) ist dem Amateurfunk auf sekundärer Basis zugewiesen. Funkamateure haben ihren Sendebetrieb dort so einzurichten, dass die primären Funkdienste nicht gestört werden, und müssen ihrerseits Störungen hinnehmen.


Grundsätzlich werden Frequenzbereiche durch die Internationale Fernmeldeunion (ITU) in der VO Funk international zugewiesen. Das Entscheidungsgremium dafür ist die Weltfunkkonferenz. Die für das Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland verbindlichen Regelungen und Festlegungen enthält die Frequenzverordnung vom 27. August 2013 (BGBl. I S. 3326).


Meist werden Frequenzbereiche für die ITU-Region 1 (Europa, Afrika, Russland), Region 2 (Amerika) und/oder 3 (restliches Asien und Ozeanien) zugewiesen unter der Überlegung, dass sich Funkwellen nicht von politischen Grenzen aufhalten lassen. Insbesondere in höheren Frequenzbereichen, bedingt durch Verringerung der Ausbreitung EM-Wellen, sind nationale abweichende Frequenzbereichzuweisungen für den Amateurfunkdienst zulässig, wenn dies durch andere Funkdienste hinnehmbar ist. So ist in Skandinavien das 70-cm-Amateurfunkband nur 6 MHz breit (432–438 MHz), während es im restlichen Europa 10 MHz breit ist (430–440 MHz).


Für Deutschland legt die Bundesregierung die Frequenzbereichszuweisung in der Frequenzverordnung fest (§ 53 Abs. 1 TKG).[11]


Innerhalb der einzelnen Amateurfunkbänder stellen die Amateurfunkverbände Bandpläne auf.[12] Auf Kurzwelle wird traditionell der unterste Bandabschnitt exklusiv dem Morsen zugeteilt, am oberen Ende wird auch Sprechfunk betrieben. In den letzten Jahren geht man langsam von einer Sortierung nach einzelnen Betriebsarten über zu einer Sortierung nach benutzten Bandbreiten. Die Überlegung dahinter ist, dass Modulationsarten mit geringen Bandbreiten auch geringere Sendeleistungen erfordern und sich schwächere Sender gegenseitig weniger stören, als das sehr starke Sender gegenüber schwachen Sendern tun. Zudem gibt es durch die Digitalisierung eine Vielzahl von Betriebsarten, für die keine exklusiven Bandabschnitte mehr zur Verfügung gestellt werden können.



Jugendarbeit |




Indische Amateurfunkstation


Innerhalb des Amateurfunks sind diverse Projekte und Angebote für junge Funkamateure und Funkamateurinnen entstanden. Nachfolgend sind einige internationale Veranstaltungen aufgeführt:



  • Youngsters On The Air – YOTA Eine Gruppe von jungen Funkamateuren der IARU Region 1.[13] Die meisten sind unter 26 Jahre alt. Es gibt eine Vielzahl an Aktivitäten, wie zum Beispiel der YOTA Month im Dezember. Das Youth Contesting Program (YCP) ermöglicht Youngsters die Contestteilnahme an hervorragenden Stationen. Die YOTA (Subregional) Camps bieten einen Rahmen für Austausch in allen Bereichen des Amateufunks mit anderen Youngstern.


  • Kids' Day am ersten Sonntag im Januar und dritten Samstag im Juni (eine Idee der American Radio Relay League ARRL)[14]


  • Europatag der Schulstationen jeweils am 5. Mai, initiiert vom deutschen Arbeitskreis Amateurfunk und Telekommunikation in der Schule e. V., findet seit Mai 2001 statt. (vgl. Europatag)


  • Young Helpers on the Air – YHOTA jeweils am zweiten Maiwochenende und am letzten Samstag im September, ein internationales Treffen der Jugendgruppen der Hilfsorganisationen und Schulsanitätsdiensten auf den Amateurfunkbändern, seit Mai 2006[15]


  • Summits on the Air – SOTA Jugendpokal


  • Jamboree on the Air – JOTA World Scout, am dritten vollständigen Oktoberwochenende, ein weltweites Treffen von Pfadfindern mit Hilfe von Amateurfunk-Stationen, es findet seit 1958 statt.


  • Thinking Day on the Air – TDOTA WAGGGS (World Association of Girl Guides and Girl Scouts), am Wochenende vor dem 22. Februar findet jährlich der TDOTA statt, Pfadfinderinnen (Girl Guides und Girl Scouts) nehmen über den Amateurfunk Kontakt miteinander auf. In Kanada heißt diese Veranstaltung GOTA (Guides on the Air).

Dazu kommen noch viele weitere regionale und lokale Veranstaltungen, wie etwa Jugendfielddays, Ferienspaßaktionen, Bastelaktionen und Jugendgruppen. An Schulen und Hochschulen gibt es oftmals Klubstationen (Schulstationen) sowie Projekte für Funkkontakte mit der Internationalen Raumstation ISS (Amateur Radio on the International Space Station – ARISS).


Die Interessen von jugendlichen Funkamateuren sieht ein Magazin (Stand November 2006) so: „Eine niederländische Befragung unter Jugendlichen darüber, was ihnen denn am Amateurfunk besonders läge, brachte als Ergebnis folgende Reihung der Interessen: Conteste, Diplome, QRP (!), Funkgerät und PC, Amateurfunk in Gruppen, Notfunk, Naturerscheinungen, Funk und Astronomie. Keine Technik …“[16] QRP bezieht sich dabei allerdings auf den Selbstbau von einfachen Funkgeräten kleiner Leistung und repräsentiert den Großteil des heutigen Selbstbaus.



Wege zum Amateurfunk |


Der Empfang von Aussendungen des Amateurfunkdienstes ist in Deutschland jedermann gestattet. Die Frequenzbänder im Kurzwellenbereich können in einfacher Weise mit einem Taschen-Weltempfänger empfangen werden, vorzugsweise in der Einstellung SSB. Die aktive Teilnahme am Amateurfunkdienst, d. h. der Betrieb eines Senders, ist an ein qualifizierendes Zeugnis und eine Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst mit gleichzeitiger Rufzeichenzuteilung gebunden (Ausnahme: Betrieb unter Aufsicht mit Ausbildungsrufzeichen). Das Amateurfunkzeugnis erwirbt man durch eine Prüfung bei der nationalen Fernmeldeverwaltung, in Deutschland der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen.


Damit unterscheidet sich der Amateurfunkdienst von diversen Funkanwendungen für Jedermann, die ohne Prüfung genutzt werden dürfen (CB-Funk, PMR-Funk, SRD-Funk).


Kurse zur Vorbereitung auf die Amateurfunkprüfung bieten verschiedene Vereine und Organisationen an. Die meisten Kurse werden von den Amateurfunk-Verbänden angeboten, organisiert oder gefördert:


  • in Deutschland: DARC e.V. (Deutscher Amateur-Radio-Club e.V.) und VFDB e.V. (Verband der Funkamateure in Telekommunikation und Post e.V.)

  • in Österreich: ÖVSV (Österreichischer Versuchssenderverband)

  • in der Schweiz: USKA (Union Schweizerischer Kurzwellen-Amateure)

  • in Luxemburg: RL (Réseau Luxembourgeois des Amateurs d’Ondes Courtes)

Häufig finden die Kurse an Schulen, Volkshochschulen oder an Universitäten statt. Besonders hervorzuheben ist die Bücherreihe von E. Moltrecht, die eine Vorbereitung auf die Prüfung auch mit wenig Vorwissen ermöglicht.[17] Die Nutzung eines Ausbildungsrufzeichens bietet dabei die Möglichkeit, schon vor der Amateurfunkprüfung unter Aufsicht eines Funkamateurs Funkbetrieb zu beobachten und so das erworbene Wissen auszuprobieren und zu festigen.



Die Entstehung des Amateurfunkdienstes |




Pionierzeit |


Die Pioniere der Funktechnik wie Heinrich Hertz oder Guglielmo Marconi schufen in den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die Grundlagen der heutigen Funktechnik. In der Pionierzeit gab es nur wenige Regulierungen. Das führte in vielen Ländern zu einem Chaos auf den Frequenzen. 1906 wurde in Berlin die Convention Radiotélégraphique Internationale beschlossen,[18] die beispielsweise größere Schiffe zum Betrieb einer Funkstation verpflichtete. Diese Konvention ratifizierten die USA erst wenige Monate vor der Titanic-Katastrophe.


Als die RMS Titanic 1912 sank, hätte eine bessere Kommunikation die Zahl der Opfer deutlich senken können. Das führte in den USA zum Radio Act of 1912, der u. a. „private Funkstationen“ auf Wellenlängen unterhalb von 200 m (über 1,5 MHz) verwies, ihre Sendeleistung auf 1 kW Input begrenzte und offizielle Rufzeichen einführte.[19] Diese Kurzwellen-Frequenzen hielt man damals für wertlos, da man irrtümlich nur eine geringe Reichweite vermutete. Der 2. Weltfunkvertrag von 1912 spricht erstmals von „privaten Funkstationen“, ohne den Begriff näher zu definieren. Offiziell taucht der Begriff „Funkamateur“ bei der Washingtoner Welt-Wellenkonferenz 1927 auf.[20]


In den USA gab es bis 1939 Experimentalstationen, deren Rufzeichenschema dem bis heute bei den US-Funkamateuren üblichen entspricht (1–2 Buchstaben aus dem ITU-Rufzeichenblock der USA, 1 Zahl, 1–3 Buchstaben). 1939 durften solche Experimentalstationen ins kommerzielle Lager wechseln[21], dann natürlich mit den Rufzeichen aus 3–4 Buchstaben, die auch bis heute üblich sind.


Die Geschichte des Amateurfunkdienstes verlief in der Anfangszeit in den einzelnen Staaten sehr unterschiedlich. Viele Länder, wie die USA, Großbritannien und Frankreich standen dem Thema sehr liberal gegenüber und förderten die Entwicklung. So gab der britische Generalpostmeister 1905 die ersten gedruckten Experimentierlizenzen an Amateure aus.[22]


Andere Länder, wie beispielsweise Deutschland, sahen den Amateurfunk misstrauisch und waren eher bestrebt, die staatliche Fernmeldehoheit und das Postmonopol zu schützen.


In den USA gab es ab 1905 für $8,50 den „Telimco-Telegraphen“[23] frei zu kaufen, mit dem man etwa eine Meile überbrücken konnte. Bedingt durch den Ersten Weltkrieg war der private Funkbetrieb auch in den USA von 1914 bis 1919 verboten.[24]



Deutschland bis 1945 |


Bis 1924 galt allein das „Gesetz über das Telegrafenwesen des Deutschen Reiches“ vom 6. April 1892, das dem Staat das absolute Fernmeldemonopol sicherte. Am 24. Mai 1924 veröffentlichte das Reichspostministerium eine Verfügung, die das Rundfunkwesen neu regelte. Ab da konnten Privatpersonen die „Audionversuchserlaubnis“ erwerben, die den Besitz und den Betrieb eines einfachen Empfängers erlaubte. Das war eine reine Empfangserlaubnis. Bis dahin war selbst der Besitz eines Empfängers verboten. In Deutschland wurden einige wenige Clubstationen lizenziert, während es in Großbritannien zur gleichen Zeit schon 1200 offiziell lizenzierte Funkamateure gab. Ende Mai 1933 wurden 180 alte „Schwarzfunker“ offiziell lizenziert – wohl aus Propagandagründen. Mit Kriegsbeginn am 1. September 1939 wurden alle 529 erteilten Lizenzen eingezogen.


Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine niedrige dreistellige Zahl von Kriegsfunkgenehmigungen (KFSG) ausgegeben. Während des Krieges erkannte man auch den Wert der Kenntnisse, die sich Funkamateure erworben hatten, und versuchte, sie in der Industrie oder Funkdienststellen nutzbar zu machen.



Bundesrepublik Deutschland nach 1945 |


Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches galt zunächst, für jede der vier Zonen getrennt, alliiertes Militärrecht. Unkontrollierte Kommunikation ist in solchen Fällen immer suspekt. Zonen-übergreifende Organisationen waren nicht möglich, Kommunikation und Reisen nur schwer möglich. Die französische Verwaltung war bedeutend restriktiver als die britische und vor allem die amerikanische. Die sowjetische Zone war fast völlig isoliert. Die erste Kurzwellentagung nach dem Krieg fand am 7. und 8. Juni 1947 in Stuttgart statt und hatte rund 500 Teilnehmer. In der amerikanischen und britischen Zone war manches Gentlemen’s Agreement möglich. So konnte schon 1947 die QSL-Karten-Vermittlung „Box 585, Stuttgart“ eröffnet werden.


Ihre Bewährungsprobe mussten Organisation und Disziplin der deutschen Funkamateure in der Zeit von 23. bis 30. April 1948 bestehen: Die deutschen Funkamateure verpflichteten sich gegenüber der Militärregierung zu absoluter Funkstille, die auch fast vollständig eingehalten wurde. Anschließend überschlugen sich die Ereignisse: Vom 8. bis 9. Mai 1948 fand in Bad Lauterberg eine Kurzwellentagung statt, bei der sich die Amateurfunkverbände der Westzonen vereinigten. Kurz darauf kündigte die Deutsche Post an, dass ab Mai 1948 Amateurfunk-Lizenzprüfungen stattfinden sollten. Das Amateurfunkgesetz ließ dann aber doch noch bis zum 19. Januar 1949 auf sich warten. Damit konnten im Vereinigten Wirtschaftsgebiet offiziell Amateurfunklizenzen ausgegeben werden. Das erste Amateurfunkgesetz ist also älter als das Grundgesetz.


Das Saarland war nach dem Krieg von Frankreich annektiert worden, galt also nicht mehr als Teil Deutschlands. Hier trat das erste Amateurfunkgesetz erst am 4. April 1951 in Kraft. Am 1. Januar 1954 waren in der Bundesrepublik Deutschland 3389 Funkamateure lizenziert.[25] Am 31. Dezember 2017 waren bei der Bundesnetzagentur 64.548 Funkamateure der Klasse A und E registriert.[26] Höhepunkt der Anzahl war der Stichtag (31. Dezember) des Jahres 2002 mit 80.874 Amateurfunkzulassungen.[27] Seitdem geht diese Anzahl stetig zurück.



DDR |




DDR-Funkamateur im Jahre 1978 an einem Teltow 215B


Die erste offizielle Erwähnung des Amateurfunks auf dem Gebiet der DDR gab es 1950 im Rahmen der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Dort gab es „Interessengemeinschaften für Sondersportarten“, aus denen die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) hervorging. Ein Schreiben des Initiativkomitees zur Gründung der GST erwähnt die Forderung Jugendlicher nach Ausübung des Amateurfunks. Die GST gab dann die Zeitschrift Sport und Technik heraus, die regelmäßig nachrichtentechnische Beiträge enthielt. Daraus entstand die Zeitschrift Funkamateur, die nach der Wende privatisiert wurde und bis heute existiert.


Am 6. Februar 1953 wurde die „Verordnung über den Amateurfunk“ verkündet. Die ersten Lizenzen wurden am 14. Juli 1953 ausgegeben. Eine Amateurfunklizenz war in der DDR immer an die Mitgliedschaft in der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) gebunden.[28]


Die GST förderte durch materielle Zuwendungen die Errichtung sogenannter Klubstationen, an denen mehrere Funkamateure die meist selbst gebaute Technik gemeinsam nutzen konnten. Mitunter wurden den Klubstationen neue kommerzielle Geräte – Beispiele sind der KW-Empfänger Dabendorf sowie der Transceiver Teltow 215B – sowie auch ausgesonderte Geräte der bewaffneten Organe der DDR zur Verfügung gestellt. Neben dem Klubstationsleiter (Chefoperator) gab es lizenzierte sogenannte Mitbenutzer der Amateurfunkstelle, deren Rufzeichen aus dem Stationsrufzeichen abgeleitet wurde. Die Klubstationen haben sich bei der Ausbildung am Amateurfunk Interessierter sehr verdient gemacht. Unter besonderen Bedingungen wurden Privatlizenzen an Einzelpersonen erteilt.



Österreich |


Am 23. April 1954 wurde die erste Lizenzurkunde ausgegeben an den Präsidenten des OeVSV, Erwin Heitler, OE1ER.[29]


Die Amateurfunk-Aktivitäten in Österreich sind aber bedeutend älter: Der Österreichische Versuchssenderverband (OeVSV) wurde 1926 (nach anderer Quelle: Oktober 1925) gegründet.[30] Die „OEM“, das Mitteilungsblatt des OeVSV erschien 1933 bis 1938 (also wohl bis zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich) und dann wieder ab 1945.[31]



Schweiz |


Wie damals üblich begann der Amateurfunk auch in der Schweiz um den Ersten Weltkrieg als „Schwarzfunk“. Juristisch konnte man ab dem 1. Juli 1925 an der Obertelegraphen-Direktion die Prüfung für eine Sendekonzession ablegen. Die erste Lizenz wurde im April 1926 ausgegeben. Die ersten offiziellen Rufzeichen hatten das Präfix H9, der noch vor 1930 durch HB9 ersetzt wurde.[32]



Leistungen des Amateurfunkdienstes |


Der Amateurfunk hat vielen technisch interessierten Menschen den Zugang zu Elektronik und Nachrichtentechnik geebnet. Damit leistete der Amateurfunk einen erheblichen Beitrag zur Förderung des technisch-wissenschaftlichen Nachwuchses. Entsprechend förderten Institutionen wie die Deutsche Bundespost, Deutsche Telekom, das Technische Hilfswerk oder die Bundeswehr den Amateurfunk. In der Deutschen Demokratischen Republik gehörte der Amateurfunk zur paramilitärischen Ausbildung; der Zugang zum Amateurfunk war nur über die Gesellschaft für Sport und Technik möglich.


Eine wichtige Aufgabe des Amateurfunks ist die Völkerverständigung. Verbindungen zwischen Funkamateuren aus West und Ost waren auch zu Zeiten des Kalten Krieges möglich, wobei die Nachrichteninhalte system- und vorschriftsbedingt stark eingeschränkt waren. Heute bieten Internet und niedrige Telefon- oder Flugkosten hierzu Alternativen, nicht jedoch in Schwellenländern mit niedriger Internetabdeckung. Der Reiz des Amateurfunks liegt ebenfalls darin, den Standort der Gegenstelle zu kennen und dadurch Rückschlüsse auf die Verbindung zu ziehen.



Amateurfunk im Not- und Katastrophenfall |



Der Amateurfunk hat sich große Verdienste bei der Katastrophenhilfe erworben. Besonders in Ländern mit großen Entfernungen und teilweise recht fragiler Infrastruktur, wie beispielsweise den USA oder in den Alpen, führen Naturkatastrophen und Großschadensereignisse immer wieder zum vollständigen Ausfall der normalen Kommunikations-Infrastruktur. Beispiele in Mitteleuropa sind Einsätze wie anlässlich der Hamburger Sturmflut oder der Lawinenkatastrophe von Galtür; Amateurfunk bietet häufig eine schnelle Möglichkeit, einen Notruf abzusetzen.[33] Bei der nach der Flutkatastrophe von 1953 modellierten multinationalen Übung FloodEx waren 2009 Notfunker vor allem aus den Niederlanden und Großbritannien fest eingebunden, weil die Lage den weitgehenden Ausfall des zellularen TETRA vorsah; das Technische Hilfswerk hatte allerdings angemeldeten deutschen Notfunkern abgesagt. In Frankreich wird das Abhören von Notruffrequenzen und die Unterstützung bei der Suche nach abgestürzten Flugzeugen mit Peilgeräten vom Amt für Zivilschutz besonders gefördert. Amateurfunk ist ebenfalls ein wichtiges Standbein der Kommunikation von im Ausland eingesetzten Helfern mit dem Heimatland.[34]Satellitentelefone haben sich durch die begrenzten Bandbreiten, die vor allem von der Presse und privaten Firmen mit Priorität angekauft werden, als nur bedingt tauglich erwiesen. Weiteres hierzu unter Notfunk.




Indische Amateurfunkstation VU4RBI einige Tage vor der Tsunami-Katastrophe 2004, in der sie durch ihre Notfunk-Aktivitäten bekannt wurde


In dünn besiedelten Regionen der Erde mit mangelhafter Telekommunikations-Infrastruktur kann der Amateurfunk in Not- oder Katastrophenfällen ein erstes Mittel zur Nachrichtenübermittlung darstellen. Die Freiräume des Amateurfunkdienstes ermöglichen auch unkonventionelle Lösungen wie ein 2-m- bzw. 80-m-Relais in Namibia:[35] Rund um Windhoek kann man es wie ein ganz normales UKW-Relais nutzen, während Funkamateure im restlichen Land den 80-m-Zugang nutzen können. Über den Echolink-Anschluss ist der Rest der Welt problemlos zu erreichen.


Manch ein Leben ist durch die Übermittlung eines Notrufes durch Funkamateure gerettet worden, und so mancher Angehörige eines Katastrophenopfers konnte auf diesem Wege etwas über den Verbleib eines Verwandten erfahren (welfare traffic).


In den dicht besiedelten Regionen der Erde, also etwa den Industrieländern der nördlichen Halbkugel, existiert heute eine Vielzahl öffentlicher und behördlicher Kommunikationsmittel. Katastrophen von der Hamburger Sturmflut 1962 bis zu den Erdbeben- und Tsunami-Katastrophen im Indischen Ozean Dezember 2004 und in Japan im Jahr 2011 haben gezeigt, dass diese hochtechnologischen öffentlichen Kommunikationsnetze anfällig gegenüber Störungen sind.


Selbst wenn die Hilfsdienste mit ihren eigenen Funksystemen vor Ort sind, kann der Amateurfunk eine wichtige Rolle übernehmen: Viele der benutzten Funksysteme sind nicht interoperabel, der Hilfsdienst A kann keinen Funkkontakt mit Hilfsdienst B aufnehmen. Funkamateure können diese Grenze häufig entweder mit ihrer eigenen Technik oder mit den beim Hobby erworbenen Kenntnissen überbrücken.



Gegenwärtiges Angebot in Deutschland |


Seit etwa 1990 wird der Amateurfunk in der Gesellschaft weniger deutlich wahrgenommen, was sich deutlich am geringen Nachwuchs bemerkbar macht. Die Gründe hierfür sind vielfältig:


  • Junge Menschen haben heute viele Alternativen, wenn sie sich für ein technisches Hobby interessieren – etwa Computer und Internet. Zudem wird die Einstiegsschwelle (Amateurfunkzeugnisprüfung, Antennenmöglichkeiten) als hoch empfunden.

  • Drahtlose Kommunikation ist für Anwender einfacher und allgegenwärtig geworden. Die dahinterstehenden digitalen Systeme sind allerdings komplexer und ermöglichen dem Benutzer kaum eine Beschäftigung mit der zugrundeliegenden (Hardware-)Technik.

  • Die Faszination des Funkkontakts mit unbekannten Funkpartnern aus der ganzen Welt wird heute ebenso in Chatrooms und Internet-Foren erlebt.

  • Durch die Verbreitung von Mobiltelefonen ist es jedermann möglich, schnell Informationen mit Gesprächspartnern auszutauschen, was vorher ein Privileg der Funkamateure mit ihren portablen Funkgeräten war.

  • Klassische, einfache (niederschwellige) und kostengünstige Einsteigerquellen wie SWL bis Mitte der 1970er oder CB-Funk bis Ende der 1990er sind versiegt, ohne dass sich bisher ein Ersatz herauskristallisiert.

  • Die starke Verbreitung mangelhafter und billiger elektronischer Geräte führt zu immer mehr Problemen mit deren Nichteinhaltung der Elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV). So treten im Amateurfunk Störungen durch beispielsweise das Kabelfernsehen oder durch Störabstrahlungen aus elektronischen Geräten durch mangelhaft ausgeführte Installationen auf. Insbesondere Powerline Communication (PLC) ist ein sehr großes Problem, bei dem Amateurfunk-Verbände auch Musterklagen anstrengen.

  • Der Eigenbau von Amateurfunkgeräten ist seit etwa 1970 zurückgegangen und wurde vielfach durch das Kaufen von fertigen Geräten oder das Kombinieren von fertigen Baugruppen und Komponenten ersetzt. Dies wurde dadurch erleichtert, dass diese Komponenten nur noch einen Bruchteil ihrer früheren Preise kosteten. Funkamateure, die sich ausschließlich kommerzieller Produkte bedienen und kaum bis gar nicht mehr selbst bauen, werden scherzhaft auch als „Steckdosenamateure“ bezeichnet.[36] Moderne Konzepte wie Software Defined Radio fördern den Selbstbau einfacher Konstruktionen bei ausgezeichneter Performance.

Auch heute sind aus dem Bereich des Amateurfunks Veröffentlichungen in wissenschaftlicher Qualität zu beobachten.[37][38] In Amateurfunksatelliten werden innovative Techniken erforscht. An vielen Universitäten gibt es Vereinigungen von Funkamateuren, deren Mitglieder, meist Studenten und Mitarbeiter technischer Fachrichtungen, in selbstorganisierter Teamarbeit teils sehr anspruchsvolle und aufwändige Projekte realisieren. Beispiele:



  • Digitales Amateurfunkfernsehen.[39] der Uni Wuppertal

  • Satellitenkommunikation an der TU München.[40] Die Verbindung ist hier, dass solche Satelliten gerne Amateurfunkbänder nutzen und folglich nur von Funkamateuren gesteuert werden dürfen.

  • Amateurfunk-Gruppe der RWTH Aachen am Institut für Hochfrequenztechnik[41]. Ausrichtung der HAMNET-Tagung 2016.[42]


Künftiges Angebot |


Der Amateurfunk bietet auch künftig die Möglichkeit, die Grundlagen der Elektronik und der Funktechnik näher kennenzulernen. Gerade in der Hochfrequenztechnik kann dadurch eine für die praktische Arbeit notwendige Intuition erworben werden, die in den hoch verdichteten Studiengängen an den Universitäten und Fachhochschulen nicht vermittelt wird.


Durch die allgemeine Verfügbarkeit von Computern und Elektronik sowie des Internets und der drahtlosen Vernetzung hat die Amateurfunktechnik einen Teil ihres besonderen Reizes verloren. Die allgemeine Verfügbarkeit von Kommunikationstechnik und von Mobilfunktechnik bedient einen großen Teil der Bedürfnisse technisch Interessierter ohne weitere Erlaubnisse.


Ein gegenläufiger Trend zeigt das steigende Interesse an QRP, dem Senden mit sehr kleiner Leistung. Seit etwa 2003 steht zunehmend das Thema Software Defined Radio im Fokus der Funkamateure, was mit einer deutlichen Wiederbelebung des Selbstbaus von Funkgeräten und deren Eigen- bzw. Weiterentwicklung einhergeht. Mit den im Internet zugänglichen WebSDR[43] können auch Amateurfunkbänder im Internet ohne physisches Empfangsgerät am Computer empfangen werden.


Noch nicht so recht abzuschätzen ist der Einfluss der Digitalisierung auf den Amateurfunk. Einerseits gibt es immer mehr digitale Übertragungsverfahren von PSK31 bis HAMNET. Andererseits wird die Digitaltechnik immer billiger und leistungsfähiger, so dass die benutzten Geräte immer weniger Funktionen in herkömmlicher Analogtechnik verwirklichen. Dies zeigt sich ganz deutlich beim Software Defined Radio. Die Eigenbauaktivitäten von Funkamateuren werden also deutlich weggehen vom Lötkolben und hin zum Einsatz von Computern.



Siehe auch |



 Portal: Amateurfunkdienst – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Amateurfunkdienst


  • Deutscher Amateur-Radio-Club (DARC)


  • Runder Tisch Amateurfunk (AFM)

  • Österreichischer Versuchssenderverband


  • Union Schweizerischer Kurzwellen-Amateure (USKA)


  • American Radio Relay League (ARRL)


  • International Amateur Radio Union (IARU)

  • Staatliche Dienststellen: Bundesnetzagentur (Deutschland), bmvit (Österreich), BAKOM (Schweiz)


Literatur |


  • Ernst Fendler (DL1JK), Günther Noack (DL7AY): Amateurfunk im Wandel der Zeit. DARC Verlag, Baunatal 1986, ISBN 3-88692-008-9.

  • Otto A. Wiesner: CW-Handbuch für Funkamateure – Grundlagen, Technik, Praxis. 2. Auflage. Verlag für Technik und Handwerk, Baden-Baden 1999, ISBN 3-88180-326-2.

  • Antonio B. Barreto, Alda S. Niemeyer: Ein Tal ruft um Hilfe. Debras Verlag, 2004, ISBN 3-937150-00-5.

  • Stan Gülich (SM7WT): Thanks to Amateur Radio. Debras Verlag.

  • Thor Heyerdahl (LI2B): Kon-Tiki. Ein Floß treibt über den Pazifik. Ullstein-Verlag, 2000, ISBN 3-548-36261-3.

  • Wolfram Felix Körner (DL1CU): Geschichte des Amateurfunks. Seine Anfänge – Seine Entwicklung in Deutschland. Gerlingen 1963.


Dokumentationen (Film) |



  • Walter Koppel: CQ-DX-Funkamateure (Dokumentarfilm über die Arbeit der Funkamateure der Welt), Real-Film, 1955 (Online bei YouTube)


Weblinks |



 Commons: Amateurfunk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Amateurfunk-Behelf unter GFDL


  • Ham Radio Friedrichshafen – Bedeutendste jährliche Amateurfunk-Messe für den deutschen Sprachraum


  • Dokumentationsarchiv Funk (Wien) – Amateurfunk – Geschichte und Persönlichkeiten

  • Überblick zum Thema Amateurfunk

  • DM0TMH – Multimedia-Amateurfunk-Relais-Projekt mit VOIP-Lösung

  • Amateurfunkausstellung im Deutschen Museum (München) und Sendestation DL0DM5

  • Amateurfunk Club Deutschland (AFCD)

  • Amateurfunk-Portal


  • Amateurfunk-Magazin – Online-Magazin für Funkamateure


Einzelnachweise |



  1. Gesetz über den Amateurfunk. § 2 Begriffsbestimmungen. Abgerufen am 18. Oktober 2018. 


  2. Information von DK5KE


  3. Abkürzungen im Amateurfunk im Amateurfunk-Wiki des Deutschen Amateur-Radio-Clubs und des Adacom Fachverbands für Amateur-Datenfunk e. V.


  4. Telegrafie-Abkürzungen im Amateurfunkdienst


  5. Hans Schwarz: Jahrbuch für den Funkamateur 2009 (= DARC Buchreihe Amateurfunk-Ratgeber. Band 24). DARC Verlag, Baunatal 2008, 3.2 Andere Abkürzungen, S. 21–36. 


  6. Amateurfunk auf der Internationalen Raumstation (ISS)


  7. Prominente Funkamateure


  8. Radio Telegraphy High Speed Club


  9. DA sending closing message on Night of Nights 10


  10. Aktivitätswoche. AGCW-DL Arbeitsgemeinschaft Telegrafie e.V., abgerufen am 25. August 2013. 


  11. Frequenzverordnung (FreqV)


  12. Deutscher Amateur Radio Club: Funkpraxis


  13. Youngsters On The Air


  14. Informationen zum Kids' Day


  15. Informationen zu Young Helpers on the Air


  16. Editorial des Magazins „Funkamateur“, Heft 10/2006.


  17. Amateurfunklehrgang von DJ4UF. Abgerufen am 15. Oktober 2014. 


  18. International Wireless Telegraph Convention 1906


  19. S. K. Keane (K1SFA): 100 Years of Amateur Radio Licensing. In: QST. [Zeitschrift der ARRL], August 2012, S. 68 ff.


  20. F. W. Körner (DL1CU): Geschichte des Amateurfunks. Seine Anfänge – Seine Entwicklung in Deutschland. Gerlingen 1963, S. 159.


  21. — (Memento des Originals vom 18. März 2016 im Internet Archive) i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.radioworld.com


  22. Amateurfunkdienst heute. In: QSP. Organ des Österreichischen Amateurfunkverbandes, 2–3/1977, S. 2ff.


  23. Scientific American Telimco Advertisement (1905). Abgerufen am 15. Oktober 2014. 


  24. Peter von Bechen, Hugo Gernsback: Der Mann, der die Zukunft erfand. In: Funkgeschichte. 208 (April/Mai 2013), S. 40ff. Siehe www.gfgf.org


  25. Old Man. Mitteilungsblatt der Union Schweizerischer Kurzwellen-Amateure, Heft 4/1954, S. 135.


  26. Bundesnetzagentur: Teilnehmerzahlen im Amateurfunkdienst 2017. (PDF) Bundesnetzagentur, 23. Januar 2018, abgerufen am 7. April 2018 (Auf der Webseite "https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/Frequenzen/Amateurfunk/Statistiken/2017.pdf" steht u. a. das Erstellungsdatum des Dokuments.). 


  27. Bundesnetzagentur: Teilnehmerzahlen im Amateurfunkdienst 2002. (PDF) Bundesnetzagentur, 29. Februar 2016, abgerufen am 7. April 2018 (Die zugehörige Webseite zu diesem PDF findet sich unter der URL "https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Telekommunikation/Unternehmen_Institutionen/Frequenzen/Amateurfunk/Statistiken/2002.pdf".). 


  28. W. Hegewald, P. Petermann: 60 Jahre Funkamateur – 23 Jahre unabhängig. In: Funkamateur. 10/2012, S. 1024.


  29. Old Man. Mitteilungsblatt der Union Schweizerischer Kurzwellen-Amateure, Heft 6/1954, S. 203.


  30. 50 Jahre Österreichischer Versuchsenderverband 1926–1976. In: qsp. Organ des Österreichischen Versuchsverbandes, 4/1976, S. 2ff.


  31. Old Man. Mitteilungsblatt der Union Schweizerischer Kurzwellen-Amateure, Heft 9/1954, S. 322.


  32. Old Man, Mitteilungsblatt der Union Schweizerischer Kurzwellen-Amateure, Heft 7–8/1954, S. 211 f.


  33. Deutscher Amateur-Radio-Club e.V. Distrikt Württemberg – Notfunk Referat


  34. THW-Karlsruhe: Funk im Katastrophenschutz


  35. 2 m/80m-Relais in Namibia@1@2Vorlage:Toter Link/www.nam-arc.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) i Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.


  36. Zu viele „Steckdosenamateure“: Klassiker beim Funker-Flohmarkt. In: Frankfurter Neue Presse. 27. Mai 2009.


  37. UKW-Berichte (ISSN 0177-7513)


  38. Magazin DUBUS


  39. DATV-Historie


  40. Satellitentechnik in der WARR (Memento vom 4. Dezember 2013 im Internet Archive)


  41. Home – RWTH Amateurfunkgruppe. In: afu.rwth-aachen.de. 4. November 2016, abgerufen am 4. Dezember 2016. 


  42. Ralf Wilke: HAMNET-Tagung 2016 – Home. In: hamnettagung.de. 24. August 2016, abgerufen am 4. Dezember 2016. 


  43. WebSDR Website mit einer globalen Liste von WebSDR Servern







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