Generalvikar




Wappenmuster eines Generalvikars


Ein Generalvikar (lateinisch vicarius generalis, vicarius „Stellvertreter“) ist in der römisch-katholischen Kirche sowie der altkatholischen Kirche der Stellvertreter eines residierenden Bischofs und ist für die Verwaltung der Diözese zuständig. Er leitet das Generalvikariat, die zentrale Verwaltungsbehörde der Diözese.




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Geschichte


  • 2 Römisch-katholische Kirche

    • 2.1 Aufgabe und Vollmacht


    • 2.2 Erfordernisse und Amtszeit


    • 2.3 Generalvikare in den deutschen Bistümern


    • 2.4 Generalvikare in den österreichischen Bistümern


    • 2.5 Generalvikare in den schweizerischen Bistümern


    • 2.6 Generalvikare in Ordensgemeinschaften


    • 2.7 Militärseelsorge



  • 3 Anglikanische Kirche


  • 4 Altkatholische Kirche


  • 5 Weltliche Generalvikare


  • 6 Ähnliche Amtsbezeichnungen


  • 7 Literatur


  • 8 Weblinks


  • 9 Einzelnachweise




Geschichte |


Bereits im Mittelalter setzten Diözesanbischöfe Generalvikare oder Bischofsvikare, seinerzeit Archidiakon oder Erzdiakon genannt, ein, die mit der Verwaltung des entsprechenden bischöflichen Gebiets betraut wurden. Sie konnten auch Aufgaben des Bischofs ausüben, etwa das Abhalten von Liturgien (beispielsweise bestimmte Heilige Messen, Andachten, Wallfahrten), das Weihen von Kirchen oder das Einsetzen von Pfarrern.



Römisch-katholische Kirche |



Aufgabe und Vollmacht |


Der Codex Iuris Canonici (CIC), das kirchliche Gesetzbuch, widmet den Generalvikaren und Bischofsvikaren einen eigenen Artikel (cann. 475–481 CIC).


Der Generalvikar (vicarius generalis) „unterstützt den Diözesanbischof bei der Leitung der ganzen Diözese“ (Can. 475,1 CIC) und ist dazu nach Maßgabe des geltenden Kirchenrechts mit stellvertretender ordentlicher Gewalt oder Vollmacht (potestas ordinaria vicaria, im Sinne von Can. 131,2 CIC) ausgestattet.


In aller Regel ist nur ein Generalvikar zu ernennen, es sei denn, die Größe der Diözese, die Zahl der Einwohner oder andere pastorale Gründe legen etwas anderes nahe. (can. 475 §2 CIC).


Dem Generalvikar kommt kraft Amtes in der ganzen Diözese die ausführende Gewalt (potestas executica) zu, die der Diözesanbischof von Rechts wegen hat, um alle Verwaltungsakte erlassen zu können, ausgenommen jene, die sich der Bischof selbst vorbehalten hat oder die von Rechts wegen ein Spezialmandat des Bischofs erfordern. (can. 479 §2 CIC).


Dem Generalvikar kommt also von Amts wegen die Erledigung der allgemeinen Verwaltungsangelegenheiten zu, wie auch außerdem die Erledigung der Aufgaben, die ihm vom Bischof übertragen worden sind (potestas executica a ordinario delegata, im Sinne von can. 479 §1 CIC). Die Aufgaben und Amtsbefugnisse des Generalvikars sind also immer auch von der Definition und Delegation des jeweiligen Diözesanbischofs abhängig.


Die Aufgaben und Vollmachten eines Generalvikars werden teilweise interpretativ ausgeweitet, indem er als „persönlicher“ Stellvertreter des Diözesanbischofs oder gar als dessen Alter Ego bezeichnet wird. Beide Auffassungen widersprechen jedoch der objektiv-funktionalen Aufgabenstellung, aus der kein persönliches Näheverhältnis abgeleitet werden kann. Trotzdem hat ein Generalvikar als Stellvertreter noch vor den Weihbischöfen das zweithöchste Amt in einer Diözese nach dem des Diözesanbischofs. Er ist jedoch stets von diesem abhängig und hat seinen Anordnungen und Weisungen Folge zu leisten.


Das Amt des Bischofsvikars (vicarius episcopalis) ist dem Generalvikar administrativ gleichgesetzt, hat aber eine jurisdiktionelle Einschränkung auf ein bestimmtes Segment innerhalb einer Diözese. Der Diözesanbischof kann einen oder mehrere Bischofsvikare einsetzen, die in einem genau festgelegten Gebietsteil der Diözese, in einem näher umschriebenen Geschäftsbereich oder für die Gläubigen eines bestimmten Ritus oder eines bestimmten Personenkreises dieselbe ordentliche Gewalt haben, die dem Generalvikar zukommt. (can. 476 CIC).


Ein Offizial ist der Vorsteher eines Kirchengerichtes (tribunal ecclesiasticum) und als Gerichtsvikar Vertreter des Diözesanbischofs am Gericht, in dessen Namen er Recht spricht.



Erfordernisse und Amtszeit |


Ein Generalvikar muss Priester sein, mindestens 30 Jahre alt und Doktor oder Lizentiat (Lic. theol.) im kanonischen Recht oder der Theologie, oder wenigstens in diesen Disziplinen wirklich erfahren, „ausgewiesen durch Rechtgläubigkeit, Rechtschaffenheit, Klugheit und praktische Verwaltungserfahrung“ (can. 478 §1 CIC) und mit dem Bischof höchstens im fünften Grad blutsverwandt (can. 478 §2 CIC).


In jeder Diözese ist vom Diözesanbischof ein Generalvikar zu ernennen, der dem Bischof bei der Leitung der ganzen Diözese zur Seite steht (can. 475 §1 CIC). Der Generalvikar wird gemäß can. 477 CIC vom Diözesanbischof frei ernannt und kann von ihm abberufen werden. Die Gewalt des Generalvikars erlischt mit Zeitablauf der Beauftragung, mit Amtsverzicht oder mit Abberufung durch den Diözesanbischof. Da der Generalvikar der Stellvertreter des Diözesanbischofs ist, verliert er bei Tod, Verzicht, Versetzung, Absetzung oder Suspendierung des Diözesanbischofs ebenfalls sofort sein Amt (can. 481 CIC).



Generalvikare in den deutschen Bistümern |




















































































































Bistum
Kirchenprovinz
Generalvikar
seit

Erzbistum Bamberg
Bamberg

Georg Kestel
1. April 2006

Bistum Eichstätt
Bamberg
Isidor Vollnhals

Michael Huber


1. August 2010

ab 1. September 2019



Bistum Speyer
Bamberg
Andreas Sturm
10. Juni 2018

Bistum Würzburg
Bamberg
Thomas Keßler
10. Juni 2018

Erzbistum Berlin[1]
Berlin

Manfred Kollig[2]
1. Februar 2017

Bistum Dresden-Meißen
Berlin
Andreas Kutschke
12. November 2013

Bistum Görlitz
Berlin
Alfred Hoffmann
1. September 2012

Erzbistum Freiburg
Freiburg
Axel Mehlmann
1. Februar 2015

Bistum Mainz
Freiburg
Udo Bentz
27. August 2017

Bistum Rottenburg-Stuttgart
Freiburg
Clemens Stroppel
1. Januar 2005

Erzbistum Hamburg
Hamburg
Ansgar Thim
8. April 2013

Bistum Hildesheim
Hamburg
Heinz-Günter Bongartz
1. September 2018

Bistum Osnabrück
Hamburg
Theo Paul
Januar 1997

Erzbistum Köln
Köln
Markus Hofmann
1. Mai 2018

Bistum Aachen
Köln
Andreas Frick
9. Januar 2015

Bistum Essen
Köln
Klaus Pfeffer [3]
1. November 2012

Bistum Limburg
Köln
Wolfgang Rösch
23. Oktober 2013

Bistum Münster
Köln
Klaus Winterkamp
1. Oktober 2018

Bistum Trier
Köln
Ulrich Graf von Plettenberg
1. Juli 2016

Erzbistum München und Freising
München und Freising
Peter Beer
1. Januar 2010

Bistum Augsburg
München und Freising

Harald Heinrich
5. Juni 2012

Bistum Passau
München und Freising

Klaus Metzl
22. Februar 2005

Bistum Regensburg
München und Freising
Michael Fuchs
26. Januar 2013

Erzbistum Paderborn
Paderborn
Alfons Hardt
2004

Bistum Erfurt
Paderborn

Raimund Beck
1. September 2010

Bistum Fulda
Paderborn
vakant


Bistum Magdeburg
Paderborn

Bernhard Scholz
1. September 2016


Generalvikare in den österreichischen Bistümern |












































Bistum
Kirchenprovinz
Generalvikar
seit

Erzdiözese Salzburg
Salzburg

Roland Rasser


Diözese Feldkirch
Salzburg

Rudolf Bischof


Diözese Graz-Seckau
Salzburg

Erich Linhardt


Diözese Gurk-Klagenfurt
Salzburg
vakant


Diözese Innsbruck
Salzburg

Florian Huber


Erzdiözese Wien
Wien

Nikolaus Krasa
2011

Diözese Eisenstadt
Wien

Martin Korpitsch


Diözese Linz
Wien

Severin Lederhilger
18. September 2005

Diözese St. Pölten
Wien

Eduard Gruber
1. September 2008


Generalvikare in den schweizerischen Bistümern |








































Bistum
Kirchenprovinz
Generalvikar
seit

Bistum Basel
Exemtion

Markus Thürig


Bistum Chur
Exemtion

Martin Grichting
8. Dezember 2009

Bistum Lausanne, Genf und Freiburg
Exemtion

Rémy Berchier


Bistum Lugano
Exemtion

Ernesto Storelli


Bistum Sitten
Exemtion

Richard Lehner

Pierre-Yves Maillard




Bistum St. Gallen
Exemtion

Guido Scherrer


Kloster Einsiedeln
Exemtion
Dekan: Daniel Emmenegger
9. April 2018

Abtei Saint-Maurice
Exemtion

Roland Jaquenoud


Generalvikare in Ordensgemeinschaften |


Ordensgemeinschaften, die an ihrer Spitze einen Generaloberen haben, kennen für dessen Stellvertreter ebenfalls den Titel Generalvikar. In diesem Kontext gibt es in einigen Schwesternkongregationen auch Generalvikarinnen.



Militärseelsorge |


Da die Militärseelsorge einem Militärbischof unterstellt ist, hat dieser einen Generalvikar.



Anglikanische Kirche |


In der Anglikanischen Kirche ist ebenfalls die Amtsbezeichnung vicar general üblich. Im Gegensatz zur Römisch-katholischen Kirche wird ein anglikanischer Generalvikar jedoch nur bei Verhinderung des Bischofs tätig.



Altkatholische Kirche |


Der Generalvikar der katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland ist Jürgen Wenge.[4]



Weltliche Generalvikare |



Im Mittelalter bezeichnete man mit Vikar auch die Stellvertreter weltlicher Machthaber. Der Generalvikar insbesondere war der Stellvertreter des Königs oder Kaisers in einem Gebiet, das keiner direkten herzoglichen Gewalt unterstand.



Ähnliche Amtsbezeichnungen |


  • Koadjutor

  • Patriarchalvikar

  • Kapitularvikar

  • Provikar

  • Militärvikar


Literatur |



  • Vikar/Vikarin I. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017781-1, S. 85 f.

  • Heinrich Molitor: Der Kompetenzbereich von Generalvikar und Offizial der Erzdiözese Köln während des 17. und 18. Jahrhunderts. Köln 1960.


Weblinks |



 Wiktionary: Generalvikar – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


  • Was ist ein Generalvikar?, Radio Vatikan, 23. Oktober 2013.


Einzelnachweise |



  1. siehe auch: Liste der Berliner Generalvikare


  2. Erzbistum Berlin: Generalvikar. Abgerufen am 15. März 2017. 


  3. https://www.bistum-essen.de/presse/artikel/domkapitular-klaus-pfeffer-erst-journalist-dann-priester/


  4. [1], abgerufen am 15. Februar 2016








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