Mekka

























مكة المكرّمة Makka al-Mukarrama
Mekka


Mekka (Saudi-Arabien)


Red pog.svg




Koordinaten

21° 25′ N, 39° 50′ O21.422539.826111111111Koordinaten: 21° 25′ N, 39° 50′ O
Basisdaten

Staat

Saudi-Arabien

Provinz



Mekka

Höhe
300 m

Fläche
850 km²

Einwohner
1.484.858 (2010)

Dichte
1.746,9 Ew./km²

Website

www.holymakkah.gov.sa (arabisch)
Politik

Bürgermeister
Osama Al-Bar

Die al-Haram-Moschee im Zentrum Mekkas

Die al-Haram-Moschee im Zentrum Mekkas



Die Kaaba nach dem Freitagsgebet


Mekka (arabisch مكة, DMG Makka) ist eine Stadt mit 1.484.858 Einwohnern (Stand 2010)[1] im westlichen Saudi-Arabien und mit dem Heiligtum der Kaaba der zentrale Wallfahrtsort des Islams. Jedes Jahr pilgern rund 2,5 Millionen Muslime zur Haddsch nach Mekka, während Nicht-Muslimen das Betreten der Stadt verboten ist. Mekka ist Hauptstadt der Provinz Mekka in der Region Hedschas. Aufgrund der großen religiösen Bedeutung, die die Stadt im Islam hat, wird sie im Arabischen üblicherweise mit einem ehrenden Beinamen versehen und als مكة المكرّمة Makka al-Mukarrama ‚Mekka, die Ehrwürdige‘ bezeichnet.




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Bedeutung für den Islam


  • 2 Nichtmuslime in Mekka


  • 3 Geographie


  • 4 Bevölkerung


  • 5 Stadtentwicklung


  • 6 Verkehr


  • 7 Klima


  • 8 Geschichte

    • 8.1 Die Frühgeschichte der Stadt nach der islamischen Überlieferung


    • 8.2 Die Machtübernahme der Quraisch


    • 8.3 Islamisierung Mekkas


    • 8.4 Geschichte in islamischer Zeit



  • 9 Siehe auch


  • 10 Literatur


  • 11 Weblinks


  • 12 Einzelnachweise




Bedeutung für den Islam |


Mekka gilt als die Geburtsstadt Mohammeds, des Propheten des Islam. Das wichtigste Wallfahrtsziel bildet die Kaaba, ein fensterloses, würfelförmiges Gebäude im Hof der Hauptmoschee, das nach islamischer Auffassung erstmals vom Propheten Adam erbaut und dann vom Propheten Abraham wiedererbaut wurde. Historisch gesichert ist, dass die Kaaba schon in vorislamischer Zeit ein zentrales Heiligtum der arabischen Stämme des Umlandes war. In ihrer südöstlichen Ecke befindet sich ein schwarzer Stein – möglicherweise ein Meteorit (Hadschar al-Aswad), den der Überlieferung nach der Prophet Abraham vom Engel Gabriel empfing.



Nichtmuslime in Mekka |


Um die Stadt Mekka erstreckt sich ein heiliger Bezirk, der von Nichtmuslimen nicht betreten werden darf; seit dem Beginn des Huthi-Konflikts (2015) auch nicht mehr von Jemeniten.[2] Straßensperren schirmen die Stadt vor dem Besuch von Nichtmuslimen ab.


In den vergangenen Jahrhunderten gelang es jedoch einigen europäischen Reisenden, meist als Muslime getarnt, nach Mekka zu kommen. Dazu gehörten der versklavte Landsknecht Hans Wild (zwischen 1607 und 1609), der deutsche Forschungsreisende Ulrich Jasper Seetzen (1809), der Basler Jean Louis Burckhardt (1814), der unter anderem durch die Entdeckung der alten Nabatäerhauptstadt Petra bekannt wurde, sowie der deutsche Orientalist und Forschungsreisende Heinrich von Maltzan, der im Jahre 1860 als Muslim getarnt mit einem durch Bestechung eines Arabers erhaltenen Pass Mekka besuchte, worüber er in einem 1865 erstmals erschienenen und bis heute mehrfach neu aufgelegten Buch berichtete. 1853 lieferte der englische Abenteuerreisende Richard Francis Burton eine detaillierte Beschreibung von Mekka, nachdem er dort als Derwisch verkleidet an allen wichtigen religiösen Zeremonien teilgenommen hatte. Der niederländische Islamwissenschaftler Christiaan Snouck Hurgronje hielt sich im ausgehenden 19. Jahrhundert ebenfalls unter falscher Identität in Mekka auf. Ergebnis seiner Studienreise war ein zweibändiges Werk (Mekka, erschienen 1889), das aus einem Text- und einem Bildband mit Fotografien besteht.


1979 waren Angehörige der französischen Groupe d’intervention de la gendarmerie nationale mit einer Ausnahmegenehmigung des saudischen Militärs an der Niederschlagung der Besetzung der Großen Moschee in Mekka beteiligt.[3]



Geographie |


Mekka liegt ca. 90 km vom Roten Meer entfernt zwischen der Küstenebene und dem Hochland in einem wüstenartigen Becken, eingeschlossen zwischen zwei Bergketten. Der tiefer gelegene Teil der Stadt um die Kaaba ist der ältere Siedlungskern; die Oberstadt liegt im Norden. Wegen der zahlreichen in das Stadtgebiet hineinragenden Berge und Hügel war es erforderlich, mehrere Straßentunnel zu bauen.



Bevölkerung |


Die Bevölkerung Mekkas wuchs in den letzten Jahren rasant an. Sie überschritt in den 1990er Jahren erstmals die Millionengrenze und liegt im Jahre 2017 bei 1,9 Millionen für die Agglomeration. Bis 2035 wird von einer weiteren Steigerung auf 2,5 Millionen Einwohner gerechnet.


Bevölkerungsentwicklung der Agglomeration laut UN




















Jahr
Einwohnerzahl[4]
1950
148.000
1960
157.000
1970
272.000
1980
501.000
1990
856.000
2000
1.168.000
2010
1.543.000
2017
1.908.000


Stadtentwicklung |


In den letzten Jahren war ein deutliches Wachstum Mekkas um jährlich fast 200.000 Einwohner zu beobachten, damit geht ein Stadtumbau einher, der sich z. B. um die Heiligen Stätten herum besonders bemerkbar macht. Der Großraum Mekka wird heute geprägt von den infrastrukturellen Einrichtungen, die die Pilger beherbergen, verköstigen und transportieren.[5] Ganze bisher niedrig und locker bebaute Hügelsiedlungen wurden abgetragen und die Flächen begradigt, um Platz für Großbauten, vor allem Pilgerhotels zu schaffen. Südlich der Großen Heiligen Moschee entstand bis Ende 2012 ein massiger Hotelkomplex, in dessen Mittelpunkt der höchste der Abraj Al Bait Towers mit 601 Metern die neue Stadtkrone bildet.




Verkehr |


Mekka hat nur einen kleinen Flughafen ohne Linienverkehr. Der Jeddah King Abdulaziz International Airport und der Hafen von Dschidda sind daher wichtige Infrastrukturen für die Pilger. Eine Metro zwischen den Pilgerstätten wurde 2010 eröffnet, weitere Metrolinien sind geplant. Seit 11. Oktober 2018 verbindet eine Hochgeschwindigkeitsstrecke Mekka mit Dschidda und Medina[6].



Klima |


Mekka
Klimadiagramm
























JFMAMJJASOND


 

 

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31

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Temperatur in °C,  Niederschlag in mm

Quelle: wetterkontor.de

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Mekka




























































































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Apr
Mai
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Sep
Okt
Nov
Dez


Max. Temperatur (°C)
30,4
31,5
35,2
38,0
41,6
43,8
43,1
42,6
42,8
39,6
35,1
31,2

Ø

37,9
Min. Temperatur (°C)
18,1
18,1
20,8
23,6
26,9
27,6
28,6
28,6
28,3
25,3
22,6
19,5

Ø

24


Niederschlag (mm)
5
2
6
14
0
0
0
6
2
4
10
27

Σ

76


Sonnenstunden (h/d)
8,4
8,7
9,1
9,4
9,8
10,7
10,1
9,6
9,4
9,7
8,8
8,0

Ø

9,3


Luftfeuchtigkeit (%)
58
54
49
44
39
34
34
37
45
50
59
61

Ø

47

























T
e
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r


30,4

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31,5

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35,2

20,8


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41,6

26,9


43,8

27,6


43,1

28,6


42,6

28,6


42,8

28,3


39,6

25,3


35,1

22,6


31,2

19,5
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
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Nov
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Mär
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Okt
Nov
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Quelle: wetterkontor.de

Eine Konstante in der Geschichte Mekkas sind die durch Regenfälle verursachten gewaltigen Überschwemmungen, die die Stadt in regelmäßigen Abständen heimsuchen. Der moderne Gelehrte Ruschdī as-Sālih Malhas zählt insgesamt 85 große Überschwemmungen, die von den Anfängen des Islams bis zum Jahr 1931 Mekka überflutet haben.[7] Das Wasser strömte dabei meistens von Minā her durch das Wādī Ibrāhīm in den unteren Bereich der Stadt hinab.[8] Zum Schutz der Stadt vor diesen Überschwemmungen wurden im Laufe der Geschichte immer wieder verschiedene Dämme in Mekka angelegt, die das Wasser an den Heiligen Stätten vorbeileiten sollten, allerdings nie vollständigen Schutz boten.



Geschichte |




Bild aus Mekka; gemalt im 18. Jahrhundert



Die Frühgeschichte der Stadt nach der islamischen Überlieferung |


Die Frühgeschichte Mekkas liegt im Dunkeln. Sicher ist, dass schon in vorislamischer Zeit hier ein Heiligtum bestand, das Ziel einer Wallfahrt war.[9] Nach der islamischen Überlieferung begann die Besiedlung Mekkas, als der Stammvater Abraham seine Nebenfrau Hagar und den gemeinsamen Sohn Ismael an diesen Ort brachte. Er bat Gott darum, seine Familie zu versorgen und ihnen die Herzen der Menschen zugeneigt sein zu lassen. Hierauf wird das Koranwort in Sure 14:37 bezogen: „Unser Herr, ich habe (einige) aus meiner Nachkommenschaft in einem Tal ohne Pflanzungen bei Deinem geschützten Haus wohnen lassen, unser Herr, damit sie das Gebet verrichten. So lasse die Herzen einiger der Menschen sich ihnen zuneigen und versorge sie mit Früchten, auf dass sie dankbar sein mögen.“ Weiter erzählt die Sage: „Als die Wasservorräte zu Ende gingen, lief Hagar insgesamt sieben Mal zwischen den Hügeln Safa und Marwa hin und her, um nach Wasser oder Karawanen Ausschau zu halten.“ Nachdem sie zu ihrem Zelt zurückkehrte, fand sie neben ihrem Sohn Ismael eine sprudelnde Quelle vor, die bis heute existiert und unter dem Namen Zamzam bekannt ist.


Um die gleiche Zeit siedelten sich zwei Stämme aus dem Jemen, Dschurhum und Qatūrā, in Mekka an. Ismael heiratete später eine Frau aus dem Stamm der Dschurhum. Als Abraham später nach Mekka zurückkehrte, errichtete er gemeinsam mit Ismael die Kaaba. Ismael behielt zeit seines Lebens die Kontrolle über die Kaaba und auch über den Stamm der Dschurhum. Nach seinem Tod übernahm sein Schwiegervater Mudād ibn ʿAmr die Aufsicht über das Heiligtum und auch die Führung des Stammes. Die Dschurhum ließen sich im Gebiet oberhalb der Kaaba nieder, während die Qatūrā unter ihrem Führer as-Sumaidiʿ den unteren Teil der Stadt in Besitz nahmen.[10]


Nach einiger Zeit brachten Gruppen aus dem südarabischen Stamm der Azd die Niederung von Mekka in ihren Besitz. Während die meisten Azd-Gruppen von dort aus in andere Gebiete der arabischen Halbinsel weiterzogen, blieb alleine die Gruppe der Chuzāʿa in Mekka zurück.[11] Die Chuzāʿa, die sich selbst zu einem eigenen Stamm entwickelten, werden in der islamischen Überlieferung für die Einführung des Götzendienstes in Mekka verantwortlich gemacht. Sie sollen darüber hinaus auch den ersten Damm zum Schutz der Stadt vor Überschwemmungen errichtet haben.[12]



Die Machtübernahme der Quraisch |




Blick auf die Stadt Mekka (im Vordergrund die große Moschee) von der Spitze der Abraj Al Bait Towers


Während des frühen 6. Jahrhunderts übernahm der Stamm der Quraisch die Kontrolle über die Stadt Mekka. Die Quraisch konnten sich als erfolgreiche Händler etablieren und mit anderen arabischen Stämmen ein System von Bündnissen aufbauen. Enge Beziehungen bestanden vor allem mit dem Stamm der Banū Sulaim, dessen Hauptwohngebiet zwischen Mekka und Medina lag.[13] Im Inneren war der Stamm der Quraisch allerdings von Clanrivalitäten geprägt.


Die Kaaba war in dieser Zeit bereits Zielpunkt einer Wallfahrt und wurde von den arabischen Stämmen als Heiligtum des Gottes Hubal verehrt. Zum vorislamischen Kaaba-Kult gehört neben der Verehrung von Allah die Verehrung der altarabischen Gottheiten al-Lāt, Manāt und Uzza. Politisches und gesellschaftliches Zentrum der Stadt war die Dār an-Nadwa, ein Versammlungshaus, in dem die Ratsversammlung der Quraisch stattfand und die wichtigsten Übergangsriten gefeiert wurden.


Die Pilgerströme haben möglicherweise dazu beigetragen, dass sich Mekka zu einem Handelszentrum entwickelte, obwohl es selber wenig produzierte und nur geringen strategischen Wert hatte. Einige Historiker vertreten allerdings die Ansicht, dass Mekka seine Bedeutung vor allem wegen seiner Lage gewann. Es lag auf dem Weg der zweimonatigen Reise von Byzanz zu den jemenitischen Königreichen Saba, Ma'in, Qataban, Ausan und Hadramaut, die enge Handelskontakte mit Indien und Ostafrika hatten. Inwieweit Mekka vom Weihrauchhandel profitierte, ist strittig. Zusammen mit Ta'if und Yathrib bildete Mekka in dieser Zeit eine der drei großen Städte des Hedschas. Da die Stadt in einem trockenen und unfruchtbaren Tal lag, war sie vollständig von den Nahrungsmitteln, die in Tāʾif produziert wurden, abhängig.[14]



Islamisierung Mekkas |


Um 610 begann der Begründer des Islam, Mohammed, in Mekka öffentlich zu predigen und zu einer neuen monotheistischen Religion aufzurufen. Aufgrund des hartnäckigen Widerstands der Quraisch gegen seine neue Lehre wanderte er im Sommer 622 mit seinen Anhängern in die Stadt Yathrib (später als Medina bekannt) aus, wo sich bereits zahlreiche Angehörige der Stämme Aus und Chazradsch seiner Religion angeschlossen hatten. Von Yathrib aus nahm Mohammed den Kampf gegen die nichtislamischen Mekkaner auf. Die militärische Auseinandersetzung zwischen ihm und der Stadt Mekka lässt sich in vier Phasen[15] einteilen:


  1. In der ersten Phase, die bis 624 andauerte, überfiel Mohammed mit seinen aus Mekka ausgewanderten Anhängern mekkanische Handelskarawanen. Da die Anzahl der Teilnehmer an diesen Aktionen relativ gering war und die Mekkaner ihre Karawanen gut geschützt hatten, blieben diese Maghāzī genannten Überfälle relativ erfolglos.[16]

  2. Die zweite Phase, in der offene Schlachten geführt wurden, begann im März 624 mit einem Überfall der Muslime auf eine von Abū Sufyān ibn Harb geführte Handelskarawane. Eine etwa 800 oder 900 Mann starke Armee der Mekkaner, die der Karawane zur Hilfe eilte, wurde bei dem Ort Badr (ca. 130 km südwestlich von Yathrib) von einer erheblich geringeren Anzahl von Muslimen besiegt. Da die Mekkaner in dem Ruf gestanden hatten, die mächtigste Gruppe in Arabien zu sein, und auch der Erfolg ihrer Geschäfte davon abhing, dass sie diese Reputation aufrechterhielten, war die Niederlage bei der Schlacht von Badr für sie eine große Gefahr. Sie rüsteten deshalb zu einem Gegenschlag, um das Blut derjenigen, die bei Badr gefallen waren, zu rächen. Beim Berg Uhud im Nordwesten der Oase von Yathrib kam es im März 625 zu einer Schlacht, bei der diesmal die Mekkaner den Sieg davontrugen. In der Folgezeit schmiedeten die Mekkaner mit mehreren nomadischen sowie verschiedenen jüdischen Stämmen ein Bündnis und bereiteten eine Invasion Yathribs vor. Mit etwa 10.000 Mann erschienen sie im März 627 vor der Stadt und begannen mit deren Belagerung. Da jedoch die Muslime mit der Aushebung von Gräben eine neue Verteidigungsstrategie entwickelt hatten und außerdem den Stamm Ghatafān zum Ausstieg aus dem Bündnis mit Mekka bewegen konnten, mussten die Mekkaner schließlich abziehen, ohne etwas erreicht zu haben.[17]

  3. Die dritte Phase, die ungefähr knapp drei Jahre (März 627 bis Ende 629) andauerte, war von relativ friedlichen Beziehungen zwischen den Muslimen und den Mekkanern geprägt. Im März 628 schlossen die beiden Parteien bei al-Hudaibiya einen zehnjährigen Waffenstillstandsvertrag ab.[18] Demzufolge waren sowohl Mohammed als auch die Mekkaner berechtigt, neue Gruppen in ihr Bündnis aufzunehmen. Während sich die Kināna daraufhin den Mekkanern anschlossen, verbündeten sich die Chuzāʿa mit Mohammed.[19]

  4. Die vierte, relativ kurze Phase, an deren Ende die Kapitulation der Stadt stand, begann mit einem Überfall der zu den Kināna gehörenden Bakr ibn ʿAbd Manāt auf Angehörige der Chuzāʿa. Zur Verhinderung einer Eskalation der Situation schickten die Mekkaner Abū Sufyān ibn Harb, der seit der Heirat seiner Tochter Umm Habība mit Mohammed im Jahre 627 verwandtschaftlich mit diesem verbunden war, nach Yathrib, um den Friedensvertrag mit den Muslimen zu erneuern. Die Verhandlungen blieben jedoch erfolglos. Als Mohammed im Januar 630 mit einer Armee von ca. 10.000 Mann, die neben Muhādschirūn und Ansār auch zahlreiche Angehörige anderer Stämme wie den Banū Sulaim und Muzaina einschloss, vor Mekka aufmarschierte, kam ihm Abū Sufyān entgegen und führte die Kontaktgespräche. Im Gegenzug für seine Konversion zum Islam erhielt er eine Sicherheitsgarantie für all diejenigen Bewohner Mekkas, die keinen bewaffneten Widerstand leisteten. Die weitreichenden Garantien führten dazu, dass Mohammeds Armee bei ihrem Einrücken in die Stadt fast keinerlei Widerstand vorfand. Zu einem Interessenausgleich mit den Mekkanern trug bei, dass Mohammed seine Armee wenig später gegen die Hawāzin lenkte, einen mächtigen Stamm, der sowohl Muslimen als auch Mekkanern feindlich gegenüberstand, und nach dem Sieg in der Schlacht von Hunain die Mekkaner bei der Beuteverteilung sehr großzügig bedachte. Ein rascher Interessenausgleich mit früheren Gegnern aus Mekka wurde auch dadurch erleichtert, dass Mohammed die Familien aus den Quraisch, die bisher die kultischen Ämter in Mekka ausgeübt hatten, in diesen Ämtern bestätigte.[20]


Geschichte in islamischer Zeit |




Übersichtsplan von Mekka von 1814




Mekka, 1889. Auf dem Hügel links die ehemalige Adschjad-Festung.




Die Abraj Al Bait Towers sind das dritthöchste Gebäude der Welt.


Der Islam hat den Kult des Schwarzen Steins der Kaaba aus der altarabischen Religion in den Islam übernommen, ebenso die Wallfahrt nach Mekka. Die mit der Wallfahrt verbundenen Riten wurden jetzt allerdings auf Abraham zurückgeführt.[21]


Nachdem im Jahre 638 erneut ein heftiger Regen die Stadt überschwemmt hatte, ließ ʿUmar ibn al-Chattāb im oberen Teil der Stadt einen neuen Damm anlegen, der die Heilige Moschee vor weiteren Überschwemmungen schützen sollte.[22] In der Folgezeit wurde die Moschee von Mekka mehrere Male vergrößert, so zum Beispiel während der Herrschaft des abbasidischen Kalifen al-Mahdi (reg. 775-785) durch dessen Statthalter Dschaʿfar ibn Sulaimān.[23]


Ab dem späten 10. Jahrhundert wurde die Stadt von den Scherifen von Mekka regiert. Sie unterstellten sich nacheinander verschiedenen Herrscherhäusern, zunächst den Fatimiden, dann den Ayyubiden, den Rasuliden und den Mamluken von Ägypten. Ab dem Jahr 1517 stand Mekka unter der Oberhoheit der Osmanen. In dieser Zeit erhielt die Stadt eine besonders große Bedeutung für die Muslime Südostasiens. Mehrere Sultane des malaiischen Archipels ließen sich Einsetzungsschreiben von den Scherifen von Mekka geben. Außerdem war hier das Motiv der Islamisierung der eigenen Dynastie durch Gesandte aus Mekka ein wichtiges Element in der Herrschaftslegitimation.[24] Muslime aus Südostasien stellten im 19. Jahrhundert das größte Kontingent der Pilger in Mekka.[25]


Der Großscherif Hussein ibn Ali, der später König des Hedschas wurde, warf 1916 die türkische Herrschaft über Mekka nieder. Im Oktober 1924 nahmen die wahhabitischen Ichwān von Sultan Abd al-Aziz ibn Saud Mekka ein, und König Husain musste fliehen. Schon kurz nach diesem Ereignis lud ʿAbd al-ʿAzīz zu einem Kongress nach Mekka ein, der die Muslime mit der saudischen Herrschaft versöhnen sollte. Nachdem ʿAbd al-ʿAzīz im Januar 1926 zum König erhoben worden war, nahmen die Planungen für diesen Kongress konkretere Formen an. ʿAbd al-ʿAzīz schickte Telegramme an verschiedene muslimische Politiker und Organisationen und forderte sie dazu auf, an der Veranstaltung teilzunehmen, um die Zukunft der Wallfahrtsstätten zu sichern und den Komfort für die Pilger zu verbessern. Im Juni/Juli 1926 fand der Kongress dann statt.[26]



Siehe auch |


  • Liste der Städte in Saudi-Arabien

  • Liste islamischer Kunstzentren


Literatur |


Quellen

  • Richard Francis Burton: Persönlicher Bericht einer Pilgerreise nach Mekka und Medina. Edition Erdmann, Lenningen 2005, ISBN 3-86503-029-7.

  • Gerd Frank: Nach Mekka! Verbotene Reisen in die Heilige Stadt. Bad Honnef: Horlemann 1998. ISBN 3-89502-075-3 (Sammlung von siebzehn Reiseberichten über Besuche von Europäern in Mekka (1504–1955)).


  • Al-Balādhurī: Kitāb Futūḥ al-Buldān. Hrsg. von Michael Jan de Goeje. Brill, Leiden 1866, S. 35–55. - Dt. Übers. von Oskar Rescher: El-Beladori's „Kitâb futûh el-buldân“ (Buch der Eroberung der Länder). Leipzig 1917, S. 33–52. Digitalisat

Sekundärliteratur

  • Patricia Crone: Meccan Trade And The Rise Of Islam. Princeton University Press, Princeton NJ 1987, ISBN 1-59333-102-9.

  • Walter Dostal: „Mecca before the time of the prophet – attempt of an anthropological Interpretation“ in Der Islam 68/2 (1991) 193–231.

  • Suraiya Faroqhi: Herrscher über Mekka. Die Geschichte der Pilgerfahrt. Artemis & Winkler, Düsseldorf u. a. 2000, ISBN 3-7608-1227-9.

  • Barbara Finster: Mekka und Medina in frühislamischer Zeit. In: Roads of Arabia – Archäologische Schätze aus Saudi-Arabien. [Ausstellungskatalog]. Hrsg.: Museum für Islamische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin. Berlin 2011, ISBN 978-3-88609-721-0, S. 225–235.

  • G.R. Hawting: „Origins of the Muslim Sanctuary at Mecca“ in G.H.A. Juynboll (ed.): Studies on the First Century of Islamic Society. Carbondale/Edwardsville 1982. S. 23–40.

  • John W. Jandora: "The Rise of Mecca. Geopolitical factors" in Muslim World 85 (1995) 333-344. - Wiederabdruck in Abdullah Saeed (ed.): Islamic Political Thought and Governance. Critical Concepts in Political Science. 4 Bde. Routledge, London and New York, 2011. Bd. I, S. 41–51.

  • Barbara Keller-Heinkele: Die Heiligen Stätten Mekka und Medina in osmanischer Zeit. In: Roads of Arabia – Archäologische Schätze aus Saudi-Arabien. [Ausstellungskatalog]. Hrsg.: Museum für Islamische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin. Berlin 2011, ISBN 978-3-88609-721-0, S. 239–257.

  • Ali Kazuyoshi Nomachi / Seyyed Hossein Nasr: Mekka. Frederking und Thaler, München 1997, ISBN 3-89405-369-0


  • Christiaan Snouck Hurgronje: Mekka. Band I: Die Stadt und ihre Herren; Den Haag 1888. Band II: Aus dem heutigen Leben. Den Haag 1889.


  • Ferdinand Wüstenfeld: Geschichte der Stadt Mekka, nach den arabischen Chroniken bearbeitet. Leipzig 1861. Hier online einsehbar: https://archive.org/stream/diechronikender01wsgoog#page/n6/mode/2up


Weblinks |



 Wiktionary: Mekka – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


 Commons: Mekka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


  • Literatur zum Schlagwort Mekka im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek


  • Aux origines de La Mecque, le regard de l’historien par Jacqueline Chabbi, Professeur à l’université Paris VIII-Saint-Denis.


  • Tage in Mekka Abdellah Hammoudi in Lettre International, LI70, Herbst 2005

  • Patricia Crone: Meccan Trade and the Rise of Islam


Einzelnachweise |



  1. Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/bevoelkerungsstatistik.dehttp://bevoelkerungsstatistik.de


  2. http://www.dailystar.com.lb/News/Middle-East/2015/Sep-11/314892-sanaa-demo-protests-saudi-banning-yemenis-from-hajj.ashx


  3. Eine unmögliche Mission. In: Der Spiegel, 22. Juni 1981.


  4. World Urbanization Prospects - Population Division - United Nations. Abgerufen am 23. Juli 2018. 


  5. Ingrid Thurner: Destination Mekka. In: Hans Hopfinger, Harald Pechlaner, Silvia Schön, Christian Antz (Hrsg.): Kulturfaktor Spiritualität und Tourismus. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-503-14116-6, S. 115–142.


  6. Meldung auf der englischsprachigen Website von El País, abgerufen am 22. Juli 2011


  7. Vgl. seine Edition von al-Azraqī: Aḫbār Makka wa-mā ǧāʾa fī-hā min al-āṯār. 2 Bde. Beirut: Dār al-Andalus o. D. Bd. II, S. 310–326.


  8. Vgl. Malhas S. 166.


  9. Vgl. Hawting 23.


  10. Vgl. Wüstenfeld §§ 8–9.


  11. Vgl. Al-Balādhurī: Kitāb Futūḥ al-Buldān. Hrsg. von Michael Jan de Goeje. Brill, Leiden 1866, S. 16f - Dt. Übers. von Oskar Rescher. Leipzig 1917, S. 14. Digitalisat.


  12. Vgl. Wüstenfeld § 119.


  13. Vgl. Michael Lecker: The Banū Sulaym. A Contribution to the Study of Early Islam. Jerusalem 1989. S. 107–140.


  14. William Bernstein: A Splendid Exchange – How Trade shaped the World. London: Atlantic Books 2009. ISBN 978-1-84354-803-4, S. 68.


  15. Die Einteilung folgt Elias Shoufany: Al-Riddah and the Muslim Conquest of Arabia. Toronto: University of Toronto Press 1973. S. 15–27.


  16. Vgl. Shoufany: Al-Riddah and the Muslim Conquest of Arabia. 1973, S. 16.


  17. Vgl. Shoufany: Al-Riddah and the Muslim Conquest of Arabia. 1973, S. 17–20.


  18. Vgl. Shoufany: Al-Riddah and the Muslim Conquest of Arabia. 1973, S. 20–22.


  19. Vgl. al-Balāḏurī: Kitāb Futūḥ al-Buldān. 1866, S. 35. - Dt. Übers. von Oskar Rescher. Leipzig 1917, S. 33.


  20. Vgl. Shoufany: Al-Riddah and the Muslim Conquest of Arabia. 1973, S. 22–27.


  21. Vgl. Hawting 23.


  22. Vgl. Wüstenfeld § 120.


  23. Vgl. al-Balādhurī: Kitāb Futūḥ al-Buldān. Ed. Michael Jan de Goeje. Brill, Leiden, 1866. S. 7. – Dt. Übers. Oskar Rescher. S. 5.


  24. Fritz Schulze: Abstammung und Islamisierung als Motive der Herrschaftslegitimation in der traditionellen malaiischen Geschichtsschreibung. Wiesbaden 2004. S. 85–92.


  25. Vgl. Snouck Hurgronje II 295–393.


  26. Vgl. dazu Martin Kramer: Islam Assembled. The Advent of the Muslim Congresses. New York: Columbia University Press 1986. S. 106–119.








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