University of Chicago
University of Chicago | |
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Motto | Crescat scientia; vita excolatur |
Gründung | 1890 |
Trägerschaft | privat |
Ort | Chicago, USA |
Präsident | Robert Jeffrey Zimmer |
Studierende | 15.000 |
Mitarbeiter | 2.350 |
davon Professoren | ca. 2.160 |
Stiftungsvermögen | 6,2 Mrd. US-Dollar |
Hochschulsport | UAA |
Netzwerke | Association of American Universities |
Website | www.uchicago.edu |
Die Universität Chicago entstand im ausgehenden 19. Jahrhundert und gilt als eine der wichtigsten privaten Universitätsgründungen in den USA während dieser Epoche. Sie wurde nach dem Vorbild deutscher Universitäten Humboldtscher Prägung angelegt. Die Elitehochschule ist Gründungsmitglied der Association of American Universities, eines seit 1900 bestehenden Verbundes führender forschungsintensiver nordamerikanischer Universitäten. Sowohl das Shanghai-Ranking als auch das Times-Ranking – die zwei bekanntesten internationalen Vergleichsstudien – führen die Universität seit Jahren innerhalb der Top Ten der weltbesten Universitäten. Einen besonderen Ruf genießen die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, die Fakultät für Rechtswissenschaft sowie die Fakultät für Physik.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
1.1 Alte Universität
1.1.1 Dearborn Observatorium
1.2 Neue Universität
2 Organisation
2.1 Studienangebot
2.1.1 Divisions
2.1.2 Schools
2.2 Weitere Einrichtungen
2.3 Wissenschaftliche Zentren
2.4 Bibliotheken
3 Sport
4 Sehenswürdigkeiten auf dem Campus
5 Persönlichkeiten
5.1 Nobelpreisträger
5.1.1 Physik
5.1.2 Chemie
5.1.3 Medizin
5.1.4 Literatur
5.1.5 Wirtschaftsnobelpreis
5.1.6 Friedensnobelpreis
5.2 Sonstige
6 Publikationen
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Geschichte |
Alte Universität |
1856 bot Senator Stephen A. Douglas den Führern der Baptisten in Chicago ein Gelände für den Bau einer Universität an. Zehn acres (ca. 4 ha) für einen Campus direkt gegenüber von „Oakenwald“, dem ausgedehnten Besitz von Douglas. Die Führer der Gemeinde akzeptierten in Erwartung finanzieller Hilfen vom Senator und seinen reichen Freunden. Der Südflügel des Hauptgebäudes wurde 1859 fertiggestellt und der Unterricht konnte beginnen. Zusätzlich zu den College-Kursen wurde eine Prep school eingerichtet zusammen mit den Studienfächern Medizin und Jura.[1]
Das neu gegründete Baptist Union Theological Seminary (BUTS) bot ihre erste Klasse 1867 in Douglas Hall an.
Für jeden Beobachter schien die Lage der beiden Einrichtungen ideal, um von dem Wohlstand der Baptisten-Gemeinde und dem stetigen Wachsen der Stadt profitieren zu können. 1861 starb jedoch Senator Douglas, der erste Präsident der Alten Universität, ohne dieser eine Schenkung zu hinterlassen. Und so verschlechterte sich deren Lage. Als Nächstes zerstörte der verheerende Brand 1871 das Handelszentrum von Chicago und 1873 setzte eine finanzielle Panik ein, so dass die reichen Unterstützer der Universität plötzlich wegbrachen. Außerdem hatte der Amerikanische Bürgerkrieg Leben und Vermögen von potentiellen Spendern zerstört. Als dann auch noch Camp Douglas, eines der größten Gefängnisse der Union für gefangene Konföderierte, direkt nördlich an der Grenze zur Alten Universität errichtet wurde, wurde deren Situation bedrohlich.[2]
Angesichts der wachsenden Schulden akzeptierte das Theologische Seminar BUTS das Angebot ihres Treuhänder George C. Walker von einem Stück Land ca. 16 km südlich der Stadt und baute ein neues Domizil. 1877 zogen die Fakultät, Studenten und Bücherei in den Vorort Morgan Park um. Die Alte Universität hatte indessen kein Glück. Sie konnte ihre Zinsen für die Hypothek auf den Bau von Douglas Hall nicht mehr bezahlen und verlor die Hypothek an die Gläubiger. Im Frühjahr 1887 musste sie ihre Tore schließen.
Dearborn Observatorium |
Die Astronomische Gesellschaft von Chicago kaufte 1863 vom Linsenhersteller Alvin Clark in Cambridge, Massachusetts, für 18.187 $ ein Reflektor-Teleskop mit einer 18-1/2-Inch-Linse, der damals größten auf der Welt, die ursprünglich von der University of Mississippi in Auftrag gegeben worden war. Die Gesellschaft versprach der Universität die Nutzung des Teleskops, wenn diese ein Observatorium baut. Der Rechtsanwalt J.Y. Scammon spendete das Geld für Bau, der 1864 bezugsfertig war, und das Observatorium erhielt den Namen nach dessen verstorbener Frau, Mary Ann Haven „Dearborn“. Sherburne Wesley Burnham arbeitete hier von 1877 bis 1884.
Das 18-1/2-Zoll-Refraktor-Teleskop im Dearborn-Observatorium der Astronomischen Gesellschaft von Chicago wurde zur Northwestern University in Evanston gebracht, wo durch die Spende von J.B. Hobbs 1889 ein neues Observatorium fertiggestellt wurde, das noch heute den Namen „Dearborn“ trägt.
[3]
Neue Universität |
Die Führer der Baptisten-Gemeinden in Chicago und im ganzen Mittleren Westen fühlten sich gedemütigt durch diese Katastrophe. Sie waren jetzt ohne akademische Basis, um gegen die Erfolge der Presbyterianer mit ihrem Lake Forest College oder den Methodisten mit ihrer Northwestern University in Evanston anzutreten.
Das Baptist Union Theological Seminary (BUTS) hatte in Morgan Park die Katastrophe überlebt und hier bildete sich eine Gruppe von Pastoren und Laien, die das Ziel verfolgte, in Chicago wieder eine Universität aufzubauen. Zu diesem Kreis gehörten: George C. Walker, Henry A. Rust, Frederick A. Smith, der Präsident des BUTS, Rev. George W. Northrup, der Präsident der Baptist Theological Union, E. Nelson Blake, und der Schatzmeister des BUTS, Rev. Thomas W. Goodspeed. Letzterer wollte unbedingt zwei Laien mit engen Bindungen zu Chicago für dieses Ziel gewinnen: William Rainey Harper, Professor für Semitische Sprachen in Yale, der 1886 die Fakultät des BUTS verlassen hatte, und John D. Rockefeller, den Ölmagnaten und Baptisten, der als Vizepräsident im Aufsichtsrat des BUTS saß. Beides gelang. Als sie von Marshall Field ein Grundstück in der Stadt für die neue Universität erhielten, stellte auch Rockefeller 600.000 $ bereit und die kirchlichen Gemeinden und Bürger trugen – wie von Rockefeller gefordert - bis zum 1. Juni 1890 mit 400.000 $ dazu bei. Schließlich einigten sich auch Rockefeller und William Rainey Harper dahingehend, dass auch das Theologische Seminar (BUTS) von Morgan Park auf den Campus umziehen sollte und Rockefeller dafür noch einmal eine Million zusagte, so dass Harper im September 1890 zum Präsidenten gewählt wurde und am 1. Juli 1891 sein Amt antrat. Bis 1910 weist das General Education Board, das die Rockefeller Spenden bewilligte, für die Chicago University 21.400.000 $ aus - zuzüglich 600.000 $ für die William R. Harper Library. 1912 Rockefeller seine letzte Zuwendung von 10 Mio. $, von der auch eine Kapelle erbaut werden sollte. Nun stand die Universität endlich auf eigenen Füßen. Obwohl er nicht wollte, dass sie seinen Namen trage, galt sie als „Rockefeller University“.
Die damaligen Neugründungen, zu denen auch die Clark University (Worcester, Massachusetts) und die Johns Hopkins University (Baltimore, Maryland) zählten, revolutionierten die amerikanische Hochschullandschaft: Das vorrangige Ziel der neuen Universitäten lag in der Forschung und in der Lehre auf der Stufe des Hauptstudiums (Graduate Studies). Im Gegensatz dazu verlängerten die traditionellen Ivy-league Colleges der amerikanischen Ostküste lediglich eine gymnasiale Oberstufe oder fungierten als protestantische Predigerschulen. Erst im 20. Jahrhundert gelang es diesen renommierten Schulen, zu vollen Forschungsuniversitäten heranzuwachsen.
Zusätzlich zu den Besonderheiten der Gründung sind die geographischen Bedingungen bedeutsam: Geographisch ist Chicago als Metropole weitgehend isoliert, während die traditionsreichen Schulen der Ostküste (Brown University, Columbia University, Cornell University, Dartmouth College, Harvard University, Princeton University, Yale University, Clarks und Johns Hopkins) in räumlicher Nähe zueinander angesiedelt sind und gleichsam einen akademischen Cluster bilden.
Zumindest teilweise begünstigte die geographische Isolation Chicagos in mehreren Disziplinen das Entstehen klar unterscheidbarer Schulen: In der Philosophie war Chicago unter der Ägide John Deweys ein Zentrum des amerikanischen Pragmatismus. An der theologischen Fakultät verschrieb man sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts einem sozio-historischen Ansatz. In den Sozialwissenschaften – dem herausragenden Schwerpunkt Chicagos – entwickelte sich in den 1920er Jahren unter Robert E. Park eine empirisch ausgerichtete Soziologie (Chicagoer Schule der Soziologie), in der Politikwissenschaft formte Charles Edward Merriam eine Schule eigener Prägung und schließlich entstand in der Ökonomie die berühmte Chicago School of Economics (Chicagoer Schule).
Organisation |
Studienangebot |
Divisions |
- Biologie
- Geisteswissenschaften
- Physikalische Wissenschaften
- Sozialwissenschaften
Schools |
- Medizin
- Öffentliche und Politikwissenschaften Harris School of Public Policy Studies
- Rechtswissenschaften (University of Chicago Law School)
- Sozialwesen
- The College
- Theologie
- Wirtschaftswissenschaften
Weitere Einrichtungen |
Akademische Einrichtungen
- Argonne National Laboratory
- Fermi National Accelerator Laboratory in Batavia, Ill. (Fermilab)
Enrico Fermi Institute (EFI)- Laboratory Schools
- Uni-Kliniken
- Yerkes-Observatorium am Geneva Lake in Williams Bay, Wisconsin
- Allgemeine Studien
- Institute des Dept. of Physics
- das Oriental Institute
- Angegliederte und kooperierende Einrichtungen
- University of Chicago Charter School
Wissenschaftliche Zentren |
- Internationale Studien
- Lateinamerika-Studien
- Studien des Mittleren Ostens
- Ostasien-Studien
- Russische und Osteuropäische Studien
- Südasien-Studien
Bibliotheken |
Die University of Chicago Library beinhaltet folgende Universitätsbibliotheken: Crerar Library (Naturwissenschaften), D’Angelo Law Library (Rechtswissenschaften), Eckhart Library (Mathematik und Informatik), Regenstein Library (Humanistische Studien, größte Bibliothek auf dem Campus).
Sport |
Die Sportteams der University of Chicago sind die Maroons.[4] Die Hochschule ist Mitglied in der University Athletic Association.
Sehenswürdigkeiten auf dem Campus |
Auf dem Gelände der Universität befinden sich Gebäude von über 70 verschiedenen Architekten:
- Bond Chapel
Rockefeller Memorial Chapel (Architekt: Bertram Goodhue)
Robie House im Stil der Prairie-Schule von Frank Lloyd Wright- Midway Plaisance
- Cobb Gate
- Das Smart Museum of Art (westliche Kunst)
Oriental Institute Museum (Die ägyptische Sammlung gehört zu den größten der USA)- Das Gebäude der Law School von Eero Saarinen
- Das Gebäude der School of Social Service Administration von Ludwig Mies van der Rohe
- Graduate School of Business, entworfen von Raphael Vinoly
- Gerald Ratner Athletics Center, erbaut 2003 von Cesar Pelli
- Joe and Rika Mansueto Library, eine Glaskuppel mit unterirdischer Bibliothek, Teil der Regenstein Library
Persönlichkeiten |
Nobelpreisträger |
Die University of Chicago hat mehr Nobelpreisträger als das MIT oder Harvard vorzuweisen. Insgesamt lehren, lehrten oder lernten an der University of Chicago 84 Nobelpreisträger, ebenfalls verfügt die Universität über diverse Pulitzerpreisträger und andere ausgezeichnete Wissenschaftler.
Physik |
Yōichirō Nambu, 2008
Frank Wilczek, 2004
Masatoshi Koshiba, 2002
Daniel C. Tsui, 1998
Jerome I. Friedman, 1990
Jack Steinberger, 1988
Leon Max Lederman, 1988
Subrahmanyan Chandrasekhar, 1983
James Cronin, 1980
John Robert Schrieffer, 1972
Murray Gell-Mann, 1969
Luis W. Alvarez, 1968
Julian Schwinger, 1965
Eugene P. Wigner, 1963
Maria Goeppert-Mayer, 1963
Owen Chamberlain, 1959
Chen Ning Yang, 1957
Tsung-Dao Lee, 1957
Ernest Lawrence, 1939
Enrico Fermi, 1938
Clinton Davisson, 1937
Werner Heisenberg, 1932
Arthur Holly Compton, 1927
James Franck, 1925
Robert Andrews Millikan, 1923
Albert A. Michelson, 1907
Chemie |
Robert S. Mulliken, 1966
Medizin |
Bruce Beutler, 2011
Roger W. Sperry, 1981
George Wald, 1967
Charles Brenton Huggins, 1966
Konrad Bloch, 1964
Sir John Carew Eccles, 1963
James Dewey Watson, 1962
Edward Lawrie Tatum, 1958
George Wells Beadle, 1958
Hermann Joseph Muller, 1946
Edward Adelbert Doisy, 1943
Alexis Carrel, 1912
Dan Fortmann, 1940
Literatur |
J. M. Coetzee, 2003
Saul Bellow, 1976
Bertrand Russell, 1950
Wirtschaftsnobelpreis |
Richard Thaler, 2017
Lars Peter Hansen, 2013
Eugene Fama, 2013
Roger B. Myerson, 2007
Edward C. Prescott, 2004
James Heckman, 2000
Daniel McFadden, 2000
Robert Mundell, 1999
Myron S. Scholes, 1997
Robert E. Lucas Jr., 1995
Robert Fogel, 1993
Gary Becker, 1992
Ronald Coase, 1991
Merton H. Miller, 1990
Harry Markowitz, 1990
Trygve Haavelmo, 1989
James M. Buchanan Jr., 1986
Gérard Debreu, 1983
George Stigler, 1982
Lawrence Klein, 1980
Theodore W. Schultz, 1979
Herbert A. Simon, 1978
Milton Friedman, 1976
Tjalling C. Koopmans, 1975
Friedrich August von Hayek, 1974
Kenneth Arrow, 1972
Paul A. Samuelson, 1970
Friedensnobelpreis |
Barack Obama, 2009, 44. Präsident der Vereinigten Staaten und Professor der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der University of Chicago (seit seiner Kandidatur für das Präsidentenamt von der Lehrtätigkeit freigestellt)
Sonstige |
Hannah Arendt, Philosophin
Jay Berwanger, American-Football-Spieler
Misha Collins, Schauspieler
Willie Davis, American-Football-Spieler und Unternehmer
Elena Kagan, Richterin am Obersten Gerichtshof
Steven Levitt, Ökonom
Martha Nussbaum, Philosophin
Edith Potter, Pathologin
Gil Stein, Archäologe
Julius Stieglitz, Chemiker
Leo Strauss, Philosoph
Birgit Vennesland, Biochemikerin
Publikationen |
Die Chicago-Universität betreibt den größten Universitäts-Verlag der USA, die University of Chicago Press, mit Sitz am Midway Plaisance im Campus.
Die Universität ist Herausgeber des The Chicago Manual of Style (2003, 15th ed.). Chicago: Univ. of Chicago Press. ISBN 0-226-10403-6. Das Werk gilt als Referenzwerk im Buch- und wissenschaftlichen Zeitschriftendruck und im Verlagswesen (Layout, Herausgeberschaft, Copyediting etc. Auch als Online-Version verfügbar: The Chicago Manual of Style Online. 2007. Die erste Auflage erschien 1906. Zurzeit wird eine neue Auflage herausgegeben, 2010.)
Weblinks |
Commons: University of Chicago – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- www.uchicago.edu/about
- Liste der Nobelpreisträger mit deren Arbeiten
David Allan Robertson: The University of Chicago; an official guide. Verlag: The University of Chicago press, Chicago 1916. 2nd edition 1918. 3rd edition 1919. - im Internet Archive
Einzelnachweise |
↑ Zeitungsausschnitt
↑ Lageplan Alte Universität mit Camp Douglas im Hintergrund
↑ Teleskop der Astronomischen Gesellschaft von Chicago
↑ Sport
41.789444444444-87.599444444444Koordinaten: 41° 47′ 22″ N, 87° 35′ 58″ W