Groß-Berlin
Groß-Berlin ist eine Bezeichnung für die Stadtgemeinde bzw. Einheitsgemeinde Berlin in den Grenzen des 1920 entstandenen Stadtgebiets, wie es bis heute mit nur wenigen Änderungen besteht.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich teils ohne koordinierte Infrastruktur- und Stadtplanung der industrielle Ballungsraum Berlin, wobei der Hobrecht-Plan schließlich ab 1862 metropolische Strukturen regionsübergreifend ermöglichte. Nachdem sich ein 1911 gebildeter Zweckverband[1] als nicht ausreichend erwiesen hatte, schuf die Bildung des Stadtgebiets auf einer Fläche von 878 km² mehr Möglichkeiten abgestimmter Planung und eines Ausgleichs großer finanzieller und sozialer Ungleichgewichte zwischen Teilen des Gebietes.
Mit seiner Entstehung zum 1. Oktober 1920 war Groß-Berlin mit 3,8 Millionen Einwohnern nach London und New York die bevölkerungsreichste und mit 878 km² nach Los Angeles die am weitesten ausgedehnte Gemeinde der Welt.[2] Deren Einwohnerzahl stieg in der Folge bis Ende 1942 noch einmal um rund ein Sechstel bis zum Höchststand von fast 4,5 Millionen an. Direkt nach Kriegsende lag die Bevölkerungszahl dann bei 2,8 Millionen und stieg in der Nachkriegszeit wieder auf rund 3,4 Millionen an. Nach leichtem Absinken in den 1990er Jahren stieg mit Beginn des 21. Jahrhunderts die Einwohnerzahl wieder bis auf rund 3,5 Millionen im Jahr 2015 an. Prognosen aus dieser Zeit gehen davon aus, dass in den 2020er Jahren wieder die Bevölkerungszahlen der 1920er Jahre erreicht werden. Die Ausdehnung Groß-Berlins hat sich unter Berücksichtigung der zwischenzeitlichen Teilung, der politischen Umbrüche und administrativen Neuordnungen währenddessen nicht wesentlich geändert und liegt nach einigen Gebietsaustäuschen und -anpassungen heute bei 891,68 km².
Inhaltsverzeichnis
1 Entwicklung zu Groß-Berlin
2 Das Groß-Berlin-Gesetz
3 Weitere Verwendung der Bezeichnung „Groß-Berlin“
4 Änderungen seit 1920
4.1 Stadtgrenze
4.2 Bezirksgrenzen und -benennungen
4.3 Änderung der Grenzfunktion
4.4 Straßennamen
5 Siehe auch
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Entwicklung zu Groß-Berlin |
Seit Beginn der industriellen Revolution, besonders aber während der Hochindustrialisierung nach der Gründung des Deutschen Reichs im Jahr 1871 wies Berlin ein immer stärkeres Bevölkerungswachstum auf. Freie Flächen der Hauptstadt Preußens und des Deutschen Reichs, die an Nachbargemeinden grenzten und bisher überwiegend landwirtschaftlich genutzt wurden, benötigte man zunehmend für Wohn- und Industriezwecke.
Bereits seit etwa 1820 war diskutiert worden, ob das Berliner Stadtgebiet durch Eingemeindung der Vororte Moabit und Wedding, des Tiergartens sowie der südlich an Berlin angrenzenden Ackerflächen von Schöneberg und Tempelhof erweitert werden könnte. Die Akteure in Stadt und Umland vertraten ausschließlich kurzfristige Eigeninteressen: Der Landkreis Niederbarnim befürwortete eine Eingemeindung von Moabit und Wedding, weil die dortigen hohen Sozialausgaben die Kreiskasse belasteten, der Landkreis Teltow war gegen die Angliederung der Schöneberger und Tempelhofer Gebiete, weil die dortige bürgerliche Bevölkerung eine wichtige Quelle von Steuereinnahmen war. Die Berliner Stadtverordnetenversammlung lehnte ihrerseits die Übernahme der finanzschwachen Arbeitergemeinden Moabit und Wedding ab, war aber an den wohlhabenden Schöneberger und Tempelhofer Gebieten sehr interessiert.[3][4] Nach 40 Jahren ergebnisloser kommunalpolitischer Diskussion wurden die genannten Gebiete durch königlichen Kabinettsbeschluss vom 28. Januar 1860 zum 1. Januar des Folgejahres in die Stadt Berlin eingemeindet.[5]
Um die gegenläufigen Interessen von Stadt und Umland in einer gemeinsamen Instanz zu einen, schlug Oberbürgermeister Arthur Johnson Hobrecht 1875 vor, aus den Städten Berlin, Charlottenburg, Spandau und Köpenick sowie den Landkreisen Teltow und Niederbarnim eine neue „Provinz Berlin“ zu gründen.[6][7] Um den Interessen der Landkreise entgegenzukommen, wollte Berlin im Gegenzug auf Eingemeindungen verzichten. Der Plan wurde jedoch von den Landkreisen sowie in den Parlamenten der Stadt und des Landes abgelehnt.[8][9] Auch die preußische Regierung hatte kein Interesse an einem Ausscheiden der Hauptstadtregion aus ihrer Kernprovinz Brandenburg.
Seit den 1890er Jahren nahm die Diskussion über die unabgestimmte Entwicklung bei der Stadt- und Verkehrsplanung und die unsolidarische Finanzierung von Gemeinschaftsaufgaben wieder zu. Die reichen Vororte im Süden und Westen profitierten von den geringen Sozialkosten ihrer wohlhabenden Bevölkerung, was ihnen Steuersenkungen ermöglichte, in der Kernstadt und den östlichen Vororten trat der gegenteilige Effekt ein.
Im Januar 1906 stellten der Regierungsbaumeister Emanuel Heimann, der Architekt Albert Hofmann und der Baurat Theodor Goecke in der Vereinigung Berliner Architekten den Antrag für einen Ideenwettbewerb für die Erstellung eines einheitlichen Grundlinienplans. In Kooperation mit dem Architektenverein zu Berlin wurde im selben Jahr unter Vorsitz des Geheimen Baurats Otto March ein Architekten-Ausschuß Groß-Berlin gegründet. Dieser gab 1907 die „Anregungen zur Erlangung eines Grundplanes für die städtebauliche Entwicklung von Groß-Berlin“ heraus, die einen einheitlichen Bebauungsplan empfahlen und grundlegende Leitsätze formulierten. Daraufhin wurde ein internationaler „Wettbewerb um einen Grundplan für die Bebauung von Groß-Berlin“, kurz „Wettbewerb Groß-Berlin“, ausgeschrieben, der von 1908 bis Dezember 1909 lief. Kurz vor Einsendeschluss wurde noch beschlossen die Präsentation um eine „Allgemeine Städtebau-Ausstellung“ zu erweitern, die in der Hochschule für Bildende Künste in Charlottenburg von Mai bis Juni 1910 stattfand.[10] Prämiert wurden die Projekte der Gruppen von Hermann Jansens, Josef Brix und Felix Genzmer in Zusammenarbeit mit der Hochbahngesellschaft, Bruno Möhring, Rudolph Eberstadt und Richard Petersen.[11]
Mit der Bildung eines Zweckverbandes Groß-Berlin (Gesetz vom 19. Juli 1911) wurde versucht, einerseits einige der Probleme zu überwinden, andererseits aber eine beherrschende Stellung des „roten“ Berlin in der preußischen und Reichspolitik weiterhin zu verhindern. Dieser Zweckverband war jedoch so unverbindlich, dass er die in ihn gesetzten Erwartungen kaum erfüllen konnte. Die immer stärkere soziale Differenzierung zwischen den Gemeinden bereitete zusätzliche Probleme und der Zweckverband hatte in Fragen des sozialen Ausgleichs keine Kompetenzen.
Im Jahr 1912 erreichte die Bevölkerungszahl der Stadt Berlin, die seit der Jahrhundertwende nur noch langsam zugenommen hatte, mit rund 2,1 Millionen einen Höchststand.[12]
Es bedurfte letztlich des Zusammenbruchs des Kaiserreichs durch den Ersten Weltkrieg und der Revolution, um die Schaffung von Groß-Berlin endgültig politisch durchzusetzen. Als bleibender Erfolg des Zweckverbandes sind die ausgedehnten Wälder im Berliner Weichbild bis heute erhalten geblieben. Sie gehen auf den Dauerwaldvertrag von 1915 zurück.
Das Groß-Berlin-Gesetz |
Treibende Kraft für das Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin vom 27. April 1920, kurz Groß-Berlin-Gesetz, war der amtierende Oberbürgermeister Adolf Wermuth[13]
Bei der Abstimmung am 25. April 1920 in der Verfassungsgebenden Preußischen Landesversammlung votierten SPD, USPD und Teile der DDP dafür, DNVP, DVP und Zentrum dagegen. Das Gesetz wurde mit 164 gegen 148 Stimmen bei fünf Enthaltungen beschlossen und trat am 1. Oktober 1920 in Kraft. Damit wurden in die bisherige Stadtgemeinde Berlin die sechs kreisfreien Städte Berlin-Lichtenberg,[14]Berlin-Schöneberg,[14]Berlin-Wilmersdorf,[14]Charlottenburg, Neukölln und Spandau sowie aus den umliegenden Kreisen Niederbarnim, Osthavelland und Teltow die Stadtgemeinde Cöpenick, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke eingemeindet.
Zu den bis dahin 1,9 Millionen Berlinern kamen damit nochmals 1,9 Millionen Einwohner; knapp 1,2 Millionen davon allein durch die sieben umliegenden Städte. Das Stadtgebiet vergrößerte sich von 66 km² auf 878 km². Damit war Berlin – nach Los Angeles – die flächenmäßig zweitgrößte und an der Einwohnerzahl gemessen – nach London (7,3 Millionen) und New York (5,6 Millionen) – die drittgrößte Stadt der Welt.[15][16]
Nachdem der Stadtkreis Berlin bereits 1881 aus der Provinz Brandenburg ausgeschieden war, bildete er nunmehr mit den eingegliederten Gebietskörperschaften im Freistaat Preußen einen eigenen Regierungsbezirk mit provinzähnlichen Funktionen. Es entstand Groß-Berlin mit 20 fortlaufend nummerierten Bezirken,
- aus dem alten Stadtgebiet Berlins (Alt-Berlin) wurden sechs Bezirke gegründet;
- aus den eingemeindeten Stadtgemeinden, Landgemeinden und Gutsbezirken wurden 14 Bezirke gegründet, wobei diese nach den jeweils an der Einwohnerzahl gemessen größten Stadt- oder Landgemeinde benannt wurden.
Ort[A 1] | Körperschaft (Nummer) | Bezirk | Bezirksnummer |
---|---|---|---|
Berlin-Mitte | Stadtgemeinde (1) | Mitte | 1 |
Berlin-Tiergarten | Stadtgemeinde (1) | Tiergarten | 2 |
Berlin-Wedding | Stadtgemeinde (1) | Wedding | 3 |
Berlin-Prenzlauer Tor | Stadtgemeinde (1) | Prenzlauer Tor [A 2] | 4 |
Berlin-Friedrichshain | Stadtgemeinde (1) | Friedrichshain | 5 |
Berlin-Hallesches Tor | Stadtgemeinde (1) | Hallesches Tor [A 3] | 6 |
Charlottenburg | Stadtgemeinde (2) | Charlottenburg | 7 |
Cöpenick | Stadtgemeinde (3) | Cöpenick | 16 |
Berlin-Lichtenberg | Stadtgemeinde (4) | Lichtenberg | 17 |
Neukölln | Stadtgemeinde (5) | Neukölln | 14 |
Berlin-Schöneberg | Stadtgemeinde (6) | Schöneberg | 11 |
Spandau | Stadtgemeinde (7) | Spandau | 8 |
Berlin-Wilmersdorf | Stadtgemeinde (8) | Wilmersdorf | 9 |
Adlershof | Landgemeinde (01) | Treptow | 15 |
Alt-Glienicke | Landgemeinde (02) | Treptow | 15 |
Biesdorf | Landgemeinde (03) | Lichtenberg | 17 |
Blankenburg | Landgemeinde (04) | Pankow | 19 |
Blankenfelde | Landgemeinde (05) | Pankow | 19 |
Bohnsdorf | Landgemeinde (06) | Cöpenick | 16 |
Berlin-Britz | Landgemeinde (07) | Neukölln | 14 |
Buch | Landgemeinde (08) | Pankow | 19 |
Berlin-Buchholz | Landgemeinde (09) | Pankow | 19 |
Buckow-Ost[A 4] | Landgemeinde (10) | Neukölln | 14 |
Buckow-West[A 5] | Landgemeinde (10) | Tempelhof | 13 |
Cladow | Landgemeinde (11) | Spandau | 8 |
Falkenberg | Landgemeinde (12) | Weißensee | 18 |
Berlin-Friedenau | Landgemeinde (13) | Schöneberg | 11 |
Berlin-Friedrichsfelde | Landgemeinde (14) | Lichtenberg | 17 |
Friedrichshagen | Landgemeinde (15) | Cöpenick | 16 |
Gatow | Landgemeinde (16) | Spandau | 8 |
Grünau | Landgemeinde (17) | Cöpenick | 16 |
Berlin-Grunewald | Landgemeinde (18) | Wilmersdorf | 9 |
Heiligensee | Landgemeinde (19) | Reinickendorf | 20 |
Berlin-Heinersdorf | Landgemeinde (20) | Pankow | 19 |
Hermsdorf bei Berlin | Landgemeinde (21) | Reinickendorf | 20 |
Berlin-Hohenschönhausen | Landgemeinde (22) | Weißensee | 18 |
Berlin-Johannisthal | Landgemeinde (23) | Treptow | 15 |
Karow | Landgemeinde (24) | Pankow | 19 |
Kaulsdorf | Landgemeinde (25) | Lichtenberg | 17 |
Berlin-Lankwitz | Landgemeinde (26) | Steglitz | 12 |
Lichtenrade | Landgemeinde (27) | Tempelhof | 13 |
Berlin-Lichterfelde | Landgemeinde (28) | Steglitz | 12 |
Lübars | Landgemeinde (29) | Reinickendorf | 20 |
Mahlsdorf | Landgemeinde (30) | Lichtenberg | 17 |
Malchow | Landgemeinde (31) | Weißensee | 18 |
Berlin-Mariendorf[A 6] | Landgemeinde (32) | Tempelhof | 13 |
Berlin-Mariendorf-Südende[A 7] | Landgemeinde (32) | Steglitz | 12 |
Berlin-Marienfelde | Landgemeinde (33) | Tempelhof | 13 |
Marzahn | Landgemeinde (34) | Lichtenberg | 17 |
Müggelheim | Landgemeinde (35) | Cöpenick | 16 |
Berlin-Niederschöneweide | Landgemeinde (36) | Treptow | 15 |
Berlin-Niederschönhausen | Landgemeinde (37) | Pankow | 19 |
Nikolassee | Landgemeinde (38) | Zehlendorf | 10 |
Berlin-Oberschöneweide | Landgemeinde (39) | Treptow | 15 |
Berlin-Pankow | Landgemeinde (40) | Pankow | 19 |
Pichelsdorf | Landgemeinde (41) | Spandau | 8 |
Rahnsdorf | Landgemeinde (42) | Cöpenick | 16 |
Berlin-Reinickendorf | Landgemeinde (43) | Reinickendorf | 20 |
Berlin-Rosenthal-Ost[A 8] | Landgemeinde (44) | Pankow | 19 |
Berlin-Rosenthal-West[A 9] | Landgemeinde (44) | Reinickendorf | 20 |
Rudow | Landgemeinde (45) | Neukölln | 14 |
Berlin-Schmargendorf | Landgemeinde (46) | Wilmersdorf | 9 |
Schmöckwitz | Landgemeinde (47) | Cöpenick | 16 |
Staaken | Landgemeinde (48) | Spandau | 8 |
Berlin-Steglitz | Landgemeinde (49) | Steglitz | 12 |
Berlin-Stralau | Landgemeinde (50) | Friedrichshain | 5 |
Berlin-Tegel | Landgemeinde (51) | Reinickendorf | 20 |
Berlin-Tempelhof | Landgemeinde (52) | Tempelhof | 13 |
Tiefwerder | Landgemeinde (53) | Spandau | 8 |
Treptow | Landgemeinde (54) | Treptow | 15 |
Wannsee | Landgemeinde (55) | Zehlendorf | 10 |
Wartenberg | Landgemeinde (56) | Weißensee | 18 |
Weißensee | Landgemeinde (57) | Weißensee | 18 |
Berlin-Wittenau | Landgemeinde (58) | Reinickendorf | 20 |
Zehlendorf | Landgemeinde (59) | Zehlendorf | 10 |
Berlin-Schloß | Gutsbezirk (01) | Mitte | 1 |
Biesdorf | Gutsbezirk (02) | Lichtenberg | 17 |
Blankenburg | Gutsbezirk (03) | Pankow | 19 |
Blankenfelde | Gutsbezirk (04) | Pankow | 19 |
Buch | Gutsbezirk (05) | Pankow | 19 |
Cöpenick-Forst | Gutsbezirk (06) | Cöpenick | 16 |
Berlin-Dahlem | Gutsbezirk (07) | Zehlendorf | 10 |
Falkenberg | Gutsbezirk (08) | Weißensee | 18 |
Frohnau | Gutsbezirk (09) | Reinickendorf | 20 |
Grünau-Dahmer Forst | Gutsbezirk (10) | Cöpenick | 16 |
Grunewald-Forst | Gutsbezirk (11) | Wilmersdorf | 9 |
Heerstraße-Ost[A 10] | Gutsbezirk (12) | Charlottenburg | 7 |
Heerstraße-West[A 11] | Gutsbezirk (12) | Spandau | 8 |
Hellersdorf mit Wuhlgarten | Gutsbezirk (13) | Lichtenberg | 17 |
Klein-Glienicke-Forst | Gutsbezirk (14) | Zehlendorf | 10 |
Malchow | Gutsbezirk (15) | Weißensee | 18 |
Niederschönhausen mit Schönholz | Gutsbezirk (16) | Pankow | 19 |
Pfaueninsel | Gutsbezirk (17) | Zehlendorf | 10 |
Pichelswerder | Gutsbezirk (18) | Spandau | 8 |
Plötzensee | Gutsbezirk (19) | Charlottenburg | 7 |
Potsdamer Forst | Gutsbezirk (20) | Zehlendorf | 10 |
Berlin-Rosenthal | Gutsbezirk (21) | Pankow | 19 |
Spandau-Zitadelle | Gutsbezirk (22) | Spandau | 8 |
Jungfernheide-Nord[A 12] | Gutsbezirk (23) | Reinickendorf | 20 |
Jungfernheide-Süd[A 13] | Gutsbezirk (23) | Charlottenburg | 7 |
Tegel-Forst-Nord | Gutsbezirk (24) | Reinickendorf | 20 |
Tegel-Schloß | Gutsbezirk (25) | Reinickendorf | 20 |
Wartenberg | Gutsbezirk (26) | Weißensee | 18 |
Wuhlheide | Gutsbezirk (27) | Treptow | 15 |
Düppel | Gutsbezirk[A 14] | Zehlendorf | 10 |
Anmerkungen
↑ Die bisherige Stadt Berlin wurde in sechs Bezirke eingeteilt
↑ Der Bezirk wurde 1921 von Prenzlauer Tor in Prenzlauer Berg umbenannt
↑ Der Bezirk wurde 1921 von Hallesches Tor in Kreuzberg umbenannt
↑ Die Landgemeinde Berlin-Buckow wurde aufgeteilt und deren östlicher Teil dem Bezirk Neukölln zugeordnet
↑ Die Landgemeinde Berlin-Buckow wurde aufgeteilt und deren westlicher Teil dem Bezirk Tempelhof zugeordnet
↑ Von der Landgemeinde Berlin-Mariendorf wurde Südende abgeteilt und das übrige Gebiet dem Bezirk Tempelhof zugeordnet
↑ Das von der Landgemeinde Berlin-Mariendorf abgeteilte Südende wurde dem Bezirk Steglitz zugeordnet
↑ Die Landgemeinde Berlin-Rosenthal wurde aufgeteilt und deren östlicher Teil dem Bezirk Pankow zugeordnet
↑ Die Landgemeinde Berlin-Rosenthal wurde aufgeteilt und deren westlicher Teil dem Bezirk Reinickendorf zugeordnet
↑ Der Gutsbezirk Heerstraße wurde aufgeteilt und dessen östlicher Teil dem Bezirk Charlottenburg zugeordnet
↑ Der Gutsbezirk Heerstraße wurde aufgeteilt und dessen westlicher Teil dem Bezirk Spandau zugeordnet
↑ Der Gutsbezirk Jungfernheide wurde aufgeteilt und dessen nördlicher Teil dem Bezirk Reinickendorf zugeordnet
↑ Der Gutsbezirk Jungfernheide wurde aufgeteilt und dessen südlicher Teil dem Bezirk Charlottenburg zugeordnet
↑ Der Gutsbezirk Düppel wurde 1928 der Stadtgemeinde Berlin (Groß-Berlin) und deren Bezirk Zehlendorf angeschlossen
Bei der Bildung der Verwaltungsbezirke, denen eine Reihe von Selbstverwaltungsaufgaben zugeordnet wurde, achtete man darauf, dass sich „bürgerliche“ und „proletarische“ Bezirke in etwa die Waage hielten. Trotzdem gab es bis 1923 „Los-von-Berlin-Bewegungen“, die jedoch alle scheiterten. Durch das Gesetz gelang es, eine integrierte Stadtplanung und städtebauliche Gestaltung zu realisieren. Damit war auch eine wichtige Grundlage für den Aufstieg Berlins zu einer Metropole mit Weltgeltung in den 1920er Jahren geschaffen worden.
Das Gesetz entfaltet noch heute juristische Wirkung, denn in den amtlichen Kommentaren zum Einigungsvertrag von 1990 wird darauf Bezug genommen, um die Ausdehnung und die Grenzen des Bundeslandes Berlin zu definieren.
Weitere Verwendung der Bezeichnung „Groß-Berlin“ |
Im Laufe der Jahrzehnte verschwand der Begriff Groß-Berlin immer mehr aus dem Sprachgebrauch, war aber in der Verwaltung weiterhin präsent. So wurde er auch in das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949 aufgenommen, wo er bis zur deutschen Wiedervereinigung und der damit verbundenen Aufhebung des damaligen Artikels 23 im Jahr 1990 stand, und sich zwar de jure auf die ganze Stadt, aber faktisch nur auf Berlin (West) bezog. Auch nannte sich die Stadtverwaltung in Ost-Berlin bis 1977 noch Magistrat von Groß-Berlin und im Ministerium für Staatssicherheit existierte für Berlin neben den Bezirksverwaltungen für die 14 Bezirke der DDR die Verwaltung für Staatssicherheit Groß Berlin.[17] Die Verfassung Berlins aus dem Jahr 1950 nannte Stadt und Land bereits nur Berlin. Der Begriff Groß-Berlin war in ihr die abgrenzende Bezeichnung „der bisherigen Gebietskörperschaft Groß-Berlin“.
Änderungen seit 1920 |
Stadtgrenze |
Auch wenn die äußere Stadtgrenze Berlins heute immer noch weitgehend identisch zu der 1920 festgelegten ist, gab es doch über die Jahre aus verschiedenen Gründen Grenzänderungen:
- 1928: Der Gutsbezirk Düppel wurde zu Berlin eingemeindet.
- 1945: Die britische und die sowjetische Besatzungsmacht vereinbarten einen Gebietsaustausch am westlichen Stadtrand. West-Staaken kam zunächst zum sowjetischen Sektor (kurze Zeit später zur Sowjetischen Besatzungszone), der Flugplatz Gatow und der Ostteil von Groß Glienicke kamen zum Berliner Bezirk Spandau, der dem britischen Sektor angehörte.
- 1972: Erster Gebietsaustausch zwischen West-Berlin und der DDR, u. a. mit einem Korridor nach Steinstücken, Beseitigung mehrerer kleiner Exklaven und diverse andere Grenzkorrekturen.
- 1988: Zweiter Gebietsaustausch zwischen West-Berlin und der DDR, mit Beseitigung bzw. Anschluss der restlichen Exklaven und weiteren Grenzkorrekturen.
- 1990: Mehrere Grenzkorrekturen laut Einigungsvertrag: Die Ausgemeindung West-Staakens von 1945 wurde rückgängig gemacht; der Flugplatz Gatow sowie der östliche Teil von Groß Glienicke blieben jedoch bei Berlin und damit Groß Glienicke weiterhin geteilt. Die in Hönow und Ahrensfelde über die Stadtgrenze gebauten Neubaugebiete von Hellersdorf und Marzahn wurden nach Berlin eingemeindet.[18]
Bezirksgrenzen und -benennungen |
- 1921 Umbenennungen: Prenzlauer Tor zu Prenzlauer Berg, Hallesches Tor zu Kreuzberg
- 1933 Umbenennung Friedrichshain zu Horst-Wessel-Stadt (nach dem NS-„Märtyrer“ Horst Wessel), ab 1936 Verwaltungsbezirk Horst-Wessel
- 1938 umfangreiche Begradigung fast aller Bezirksgrenzen
- 1945 Rückbenennung des Verwaltungsbezirks Horst-Wessel in Friedrichshain
- 1972 Erster Gebietsaustausch: diverse Grenzkorrekturen an der Sektorengrenze, u. a. am Potsdamer Bahnhof
- 1979 Marzahn wurde neu gebildet aus Teilen von Lichtenberg und Weißensee
- 1985 Hohenschönhausen wurde neu gebildet aus Teilen von Weißensee. Dieser erhielt zum Ausgleich Teile von Pankow.
- 1986 Hellersdorf wurde neu gebildet aus Teilen von Marzahn
- 1988 Zweiter Gebietsaustausch: weitere Grenzkorrekturen an der Sektorengrenze, u. a. am Lenné-Dreieck und an der Lohmühlenbrücke
- 2001 Bezirksreform: Durch Zusammenlegungen wurde die Zahl der Bezirke von zuvor 23 auf 12 verringert.[18]
Änderung der Grenzfunktion |
Obwohl im Verlauf annähernd unverändert, hat sich der Charakter der 1920 festgelegten Stadtgrenze mehrfach einschneidend geändert.
- 1920–1945 Stadtgrenze und Grenze zwischen preußischen Provinzen
- 1945–1990 Grenze zwischen der sowjetischen Besatzungszone (ab 1949 der DDR) und der Viersektorenstadt Berlin; zahlreiche der im Groß-Berlin-Gesetz festgelegten innerstädtischen Bezirksgrenzen wurden außerdem zur Grenze zwischen Besatzungssektoren (Konferenz von Jalta, Potsdamer Konferenz).
- 1949–1990 war die Grenze West-Berlins zum Umland die Staatsgrenze der DDR und damit Teil des Eisernen Vorhangs nach der Berlin-Blockade.
- 1952–1990 war die Stadtgrenze von Ost-Berlin Grenze zu den DDR-Bezirken Potsdam und Frankfurt (Oder).
- 1961–1990 war die Grenze West-Berlins zum Umland Teil der Berliner Mauer.
- Seit 1990 besteht die durch den Einigungsvertrag festgeschriebene Landesgrenze zwischen Berlin und Brandenburg.
Straßennamen |
Durch die Zusammenlegung von mehreren Ortskernen kam es zu mehrfachen Doppelungen üblicher Straßennamen, wie Dorf-, Haupt- oder Bahnhofstraße.[19] In den 1930er Jahren wurde in mehreren Umbenennungsaktionen – insbesondere in den Jahren 1931 und 1938 – begonnen, einige der mehrfach vorhandenen Straßennamen durch ortsnahe Bezüge zu ersetzen. Vorzugsweise wurde die jeweilige Dorfstraße, auch Hauptstraße, durch den Zusatz Alt- vor den jeweiligen Ortsteil ersetzt. Besonders 1938 wurden Straßen mit den Namen von Mitgliedern der Hohenzollernfamilie nach Personen benannt, die dem Nationalsozialismus nahestanden. 1950 erfolgte eine weitere umfangreiche Änderung (vorwiegend) von mehrfach existierenden Straßennamen. In den Ost-Berliner Bezirken wurden 1951 etwa 150 Straßennamen „nazistischer, militaristischer oder sonstiger unzeitgemäßer Art“ beseitigt.[20]
Umbenennungen sind immer an Behördenaktionen gebunden, so gibt es in den 2010er Jahren weiterhin fünf Birkenalleen, fünf Birkenstraßen und drei Birkenwege, drei Akazienalleen und zwei Akazienstraßen, vier Eichenstraßen oder sieben Straßen mit dem Namen Kastanienallee. Von den anfangs durch die Eingliederung der Ortsteile in Berlin vorhandenen 30 Bahnhofstraßen entfielen zwei, rund 20 wurden in den hundert Jahren umbenannt. Doch 2014 gab es in Berlin immer noch neun Bahnhofstraßen in Alt-Hohenschönhausen, Blankenburg, Blankenfelde, Französisch Buchholz, Karow, Köpenick, Lichtenrade, Lichterfelde und Schöneberg.
Mit der Teilung der Stadt gab es zwei unabhängige Stadtverwaltungen, die Straßennamen jeweils selbständig vergaben. Ein Beispiel ist die Namensgebung Hansastraße für einen neuen Straßenzug im Stadtbezirk Weißensee, obwohl der Name Hansastraße schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts im Groß-Berliner Verwaltungsbezirk Reinickendorf bestand.
Das Straßenverzeichnis Berlins wird zentral geführt, jedoch sind in den Bezirken die jeweils zuständigen Ämter eigenständig zur Vergabe von Straßennamen ermächtigt. Um Doppelungen im Weiteren zu vermeiden, schreibt das Berliner Straßengesetz für die Widmung von Straßen einen Verwaltungsakt vor. Dabei ist in den anderen Bezirken zu klären, ob der gewünschte Straßenname (vom Bezirk oder bei Privatstraßen dem Eigentümer) nicht bereits im Land Berlin vorhanden ist.[21]
Siehe auch |
- Geschichte Berlins
- Groß-Hamburg-Gesetz
Literatur |
in der Reihenfolge des Erscheinens
- Theodor Koehn: Der Verband Groß-Berlin. Vortrag im Architekten-Verein zu Berlin, 20. Februar 1911. Carl Heymanns, Berlin 1911.
- Rudolf Reinhardt: Die schwere Geburt von Groß-Berlin. Möllers Vorbild für eine Regionalstadt Frankfurt / Viele Widersacher drinnen und draußen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27. Februar 1971, S. 35.
- Andreas Splanemann: Wie vor 70 Jahren Groß-Berlin entstand. Aus: Reihe Berliner Forum, Band 3/90, Berlin 1990.
- Stefan Krappweis: Entwicklungsachse Berlin – Sperenberg. Regionale Siedlungspotentiale. Diplomarbeit, Institut für Stadt- und Regionalplanung, Technische Universität Berlin 1992.
- Edition Gauglitz: Karte Die neuen Berliner Bezirke und die Geschichte des Berliner Stadtgebiets. 2000.
- Herbert Schwenk: Es hing am seidenen Faden. Berlin wird Groß-Berlin. In: Berlinische Monatsschrift 6/2000 beim Luisenstädtischen Bildungsverein.
Wolfgang Ribbe (Hrsg.): Geschichte Berlins. 2 Bände (Berlin 1987). 3., erweiterte und aktualisierte Auflage, Berlin 2002 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Standardwerk anlässlich des 750-Jahre-Jubiläums).
Harald Bodenschatz, Klaus Brake (Hrsg.): 100 Jahre Groß-Berlin. Wohnungsfrage und Stadtentwicklung. Lukas Verlag, Berlin 2017.- Markus Tubbesing: Der Wettbewerb Groß-Berlin 1910. Die Entstehung einer modernen Disziplin Städtebau. Verlag Ernst Wasmuth, Tübingen-Berlin 2017.
Weblinks |
@1@2Vorlage:Toter Link/www.verfassungen.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Groß-Berlin-Gesetz 1920 mit Änderungen bis 1990)
Wie Groß-Berlin entstand. In: Der Tagesspiegel, 13. Januar 2019
@1@2Vorlage:Toter Link/www.berlin.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Seite des Landes Berlin zu den Gebietsaustauschen ab 1971)
@1@2Vorlage:Toter Link/www.verfassungen.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Gebietsaustausch 1972)
@1@2Vorlage:Toter Link/www.berlin.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Karte zum Gebietsaustausch 1988 (PDF; 3,8 MB))
@1@2Vorlage:Toter Link/www.verfassungen.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Einigungsvertrag 1990 mit Regelung der Grenzen des Landes Berlin)
Einzelnachweise |
↑ Vororte von Berlin. In: Berliner Adreßbuch, 1913, Teil 5, Vororte (Liste der einbezogenen Vororte).
↑ Berliner Stadtentwicklung. In: Spiegel Online, 16. August 2017
↑ Schwenk 2000, S. 9
↑ Splanemann 1990, S. 9
↑ Koehn 1911, S. 1
↑ Schwenk 2000, S. 10
↑ Krappweis 1992, S. 23
↑ Reinhardt 1971
↑ Splanemann 1990, S. 11
↑ Elfi Bendikat: Öffentliche Nahverkehrspolitik in Berlin und Paris 1890–1914, Walter de Gruyter, 1999, ISBN 3-11-015383-1, S. 538–540 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche); Rezension: 100 Jahre Allgemeine Städtebau-Ausstellung in Berlin. (Memento vom 16. August 2014 im Internet Archive) In: Bauwelt 36, 24. September 2010.
↑ Markus Tubbesing: Der Wettbewerb Groß-Berlin: Die Suche nach der Einheit im Großstadt-Chaos, in: Harald Bodenschatz (u. a.): Stadtvisionen 1910/2010, Berlin 2010.
↑ Ruth Glatzer (Hrsg.): Das Wilhelminische Berlin. Panorama einer Metropole. Berlin 1997, S. 57.
↑ Berlins vergessener Vater. Abgerufen am 22. Januar 2019.
↑ abc Die Städte Lichtenberg, Schöneberg und Wilmersdorf waren bereits zur Gebietsreform 1912 schon einmal in Berlin-Lichtenberg, Berlin-Schöneberg bzw. Berlin-Wilmersdorf umbenannt worden.
↑ Große Stadt, gesundes Land
↑ Nur Los Angeles war größer
↑ Bezirksverwaltung (BV, BVfS)
↑ ab Gauglitz-Plan
↑ Im ersten Groß-Berliner Adressbuch sind beispielsweise fünf Fritz-Reuter-Straßen, aber auch siebenmal Friedenstraße. In: Berliner Adreßbuch, 1922, IV., S. VI. aufgenommen. 1) Friedrichshainer Friedenstraße im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, 2) Mariendorfer Straße im Bezirk Tempelhof-Schöneberg, 3) Köpenicker und Adlershofer Friedenstraße im Bezirk Treptow-Köpenick, 4) Wannseer Friedenstraße im Bezirk Steglitz-Zehlendorf, 5) Mahlsdorfer Friedenstraße im Bezirk Marzahn. 6) Die Lankwitzer Friedensstraße wurde 1938 umbenannt. Mit den Vororten kam vierzehnmal der Name Kaiser-Wilhelm-Straße. In: Berliner Adreßbuch, 1922, IV., S. VIII. zu Groß-Berlin. Seither wurden 13 umbenannt und es besteht nur noch die eine Kaiser-Wilhelm-Straße in Lankwitz (Bezirk Steglitz-Zehlendorf).
↑ Berlin bereitet sich auf seine Gäste vor. Die Aufgaben des Magistrats von Groß-Berlin in der Vorbereitung der III. Weltfestspiele. In: Neues Deutschland, 7. Juli 1951, S. 4
↑ alt-berlin.info: Straßensuche
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52.5170613.40804Koordinaten: 52° 31′ N, 13° 24′ O