Billard






Größenvergleich verschiedener Billardkugeln (von links nach rechts): Russisches Billard (68 mm), Karambolage (61,5 mm), Poolbillard (57 mm), Blackball (56 mm), Snooker (hier: 54 mm, Standard ist jedoch 52,5 mm), Miniatur-Poolbillard (51 mm)


Billard [.mw-parser-output .IPA atext-decoration:noneˈbɪljaʁt] ist ein Spiel, bei dem zwei Personen oder zwei Teams gegeneinander spielen.


Mit dem Queue werden die Billardkugeln (oft auch Bälle genannt) auf einem mit Billardtuch bespannten Billardtisch gestoßen. Dabei stößt der Spieler mit dem Queue nur die weiße Kugel (Spielkugel), die ihrerseits andere Kugeln (Objektkugeln) anstoßen kann. Die Kugeln bestehen heute meist aus einem hochwertigen Phenolharz.


Die deutsche Schreibweise Billard entspricht der französischen Herkunft. Das französische Wort bille bezeichnet eine kleine Kugel, einen Ball oder eine Murmel.


Beim Billard unterscheidet man bis zu 35 Spielarten. Die populärsten davon sind Poolbillard, Snooker, Karambolage, Kegelbillard, Russisches Billard und English Billiards.




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Geschichte

    • 1.1 Namensherkunft


    • 1.2 Urformen


    • 1.3 16. bis 18. Jahrhundert


    • 1.4 19. Jahrhundert


    • 1.5 20. Jahrhundert



  • 2 Spieltechnik

    • 2.1 Nach-/Rückläufer


    • 2.2 Effet


    • 2.3 Ablauf des Spielballs



  • 3 Spielarten

    • 3.1 Poolbillard


    • 3.2 Snooker


    • 3.3 Karambolage


    • 3.4 Kegelbillard


    • 3.5 Russisches Billard


    • 3.6 English Billiards


    • 3.7 Multicolore



  • 4 Billard bei internationalen Sportveranstaltungen


  • 5 Billard und Doping


  • 6 Literatur


  • 7 Siehe auch


  • 8 Weblinks


  • 9 Einzelnachweise




Geschichte |




Ludwig XIV. beim Billardspiel, Schloss Versailles, 1694



Namensherkunft |


Die Ursprünge des Billard-Begriffs sind nicht eindeutig geklärt. Eine Geschichte weist sowohl auf Billard als auch auf das Queue hin: So soll der englische Pfandleiher Bill KewKew und Queue klingen im Englischen gleich (Homophone) – um 1550 mit einem hölzernen Yard (damals die Bezeichnung für ein englisches Messinstrument) Bälle gezielt auf dem Boden seines Büros hin- und hergeschlagen haben. Daraus könnten die Begriffe „Bill’s Yard“ und „Cue“ entstanden sein.[1] Eine weitere, angesichts des deutlich älteren Vorkommnisses des Wortes Billard im Jahre 1399[2] wahrscheinlichere Möglichkeit ist das französische Wort Bille mit seinen möglichen Bedeutungen im Deutschen, „Holzstück“ beziehungsweise „Kugel“.[3] Eine manchmal angenommene Verbindung aus den Wörtern Bille und Yard wäre nicht nötig, da zahlreiche französische Wörter auf -ard enden.[4]



Urformen |


Die meisten heutigen Theorien zu den Ursprüngen lassen auf eine Verwandtschaft des Billardspiels mit anderen Ballspielen wie Cricket, Croquet und Golf schließen. Ab dem 13. Jahrhundert finden sich Hinweise auf Ballspiele, die auf dem freien Feld gespielt und bei dem die Bälle mit einem Schläger oder Stock geschlagen wurden. Um auch in Gegenden mit meist schlechtem Wetter das Spiel betreiben zu können, verlegte man das Geschehen nach und nach in geschlossene Räume und dort schließlich auf einen Tisch. Auch wenn die Spielfläche sich dadurch erheblich verkleinerte, blieb die Grundidee des Spiels die gleiche. Damit die Bälle nicht vom Tisch fielen, befestigte man an den Rändern Leisten. Bei diesen ersten Formen eines Ballspiels auf einem Tisch gehörten diverse Schikanen wie Tore, Bögen, Kegel und Löcher zur Ausstattung, wobei die Bälle mit dem dicken Ende des Schlägers geschlagen wurden, vergleichbar etwa mit dem heutigen Hockey. Ob die Ursprünge in Frankreich oder Großbritannien liegen, ist nicht eindeutig geklärt. Eine der frühesten Erwähnungen eines Billardtisches jedoch beschreibt, dass der französische König Ludwig XI. einen solchen Tisch 1470 vom Kunsttischler Henri de Vigne erwarb.



16. bis 18. Jahrhundert |





The Compleat Gamester vom englischen Schriftsteller Charles Cotton


Ab Mitte des 16. Jahrhunderts war das Billardspiel bereits an zahlreichen Königshäusern Europas etabliert und Bestandteil des Gesellschaftslebens. Überlieferungen zufolge war das Spiel unter anderem der schottischen Königin Maria Stuart und dem französischen König Karl IX. bekannt. Ende des 16. Jahrhunderts erreichten mit den Spaniern die ersten Billardtische auch Amerika. Etwa in der gleichen Zeit findet das Spiel erste Erwähnungen seitens englischer Schriftsteller. In Mother Hubberd’s Tale von Edmund Spenser (erschienen 1591) heißt es: „… With dice, with cards, with billiards far unfit …“[5] In Antony and Cleopatra von William Shakespeare (1606) spricht Cleopatra: „Let it alone, let’s to billiards. Come, Charmian.“[1][6]
Die erste genauere Beschreibung eines Billardspiels sowie seiner Verbreitung findet sich in The Compleat Gamester vom englischen Schriftsteller Charles Cotton aus dem Jahr 1674.[7] Cotton beschrieb darin weiterhin, dass Billard ein überaus verbreitetes Spiel in den Ballhäusern in ganz Europa sei.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde mehr und mehr das dünnere Ende des Spielstocks zum Bewegen der Bälle benutzt, womit allmählich die Entwicklung des Queues hin zu seiner heutigen Form einsetzte.
Im 18. Jahrhundert ging die Entwicklung des Spiels in Europa in zwei Richtungen. Während im Zuge des Geistes der Französischen Revolution spätestens ab den 1780er-Jahren in Frankreich alle Hindernisse und somit auch die Taschen vom Tisch verschwanden und das heutige Karambolage entstand, wurde in England das Lochbillard weiterentwickelt zum heute bekannten English Billiards. James Beaufort erwähnt im Buch An Epitome of Hoyle (1791)[8] sowohl den Begriff Carambole als auch die Verwendung eines roten Balls für ein Spiel mit drei Bällen.



19. Jahrhundert |




Tübinger Studenten beim Billardspiel im frühen 19. Jahrhundert




Billardspiel in Frankreich am Ende des 19. Jahrhunderts


Nachdem im Jahr 1807 der Franzose François Mingaud während seiner Inhaftierung auf die Idee gekommen war, ein Stück Leder auf die Queue-Spitze aufzubringen,[9] wodurch auch Effet-Stöße möglich wurden, machte im Zuge der Industriellen Revolution das Billardspiel im 19. Jahrhundert schnelle Fortschritte. Auf die Lederspitze folgte kurze Zeit später die Entwicklung spezieller Billardkreide, um das Abrutschen des Queues am Ball zu verhindern. 1827 stellte der englische Tischbauer John Thurston erstmals einen Billardtisch mit einer Schieferplatte als Untergrund vor (statt der bis dahin benutzten Holzplatte), was einen stark verbesserten Lauf der Bälle zur Folge hatte. Thurston war es auch, der eine Neuerung die Banden betreffend einführte. Wurden bis dahin diverse Materialien wie Baumwolle, Pferdehaar oder Tierfelle als Überzug der Holzleisten benutzt, stellte Thurston 1835 zum ersten Mal eine Bande mit einer Kautschuk-Innenseite vor. Das Problem der Temperatur-Abhängigkeit dieses Materials wurde zunächst mit permanenter Erhitzung oder Kühlung zu bekämpfen versucht. 1845 meldete Thurston das Patent für die letztendliche Lösung an, als er vulkanisierten Kautschuk verwendete, eine Erfindung von Charles Goodyear aus dem Jahr 1839. Die Billardkugeln bestanden inzwischen fast überall aus afrikanischem Elfenbein, welches das bis dahin übliche Holz ersetzte.


Durch technische Innovationen, Regelanpassungen und -festlegungen sowie die Entdeckung des monetären Potentials des Billardspiels erfolgten ab 1850 die ersten Formen von Spieler-Organisierung und Turnierszenen, beginnend im frühen 19. Jahrhundert in England. Das Herausforderungs-Match blieb auch später noch ein unabdingbarer und teils beliebter Bestandteil, besonders der Profis. Lange vor Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Meisterschaften in Turnierform ausgetragen. Besonders in Großbritannien und in den USA begann in dieser Zeit ein reges Interesse am Billardspiel, das nicht selten mehrere Tausend Zuschauer in die Salons und Veranstaltungshallen lockte.


Etwa um 1880 waren alle heute populären Billard-Varianten in ihren Grundzügen etabliert. Spätere Weiterentwicklungen führten zu neuen Versionen und zu teils neuen Untervarianten.


Als erste Meilensteine gelten die Herausforderungs-Matches zwischen Michael Phelan und John Seereiter 1859 in Detroit im Four-Ball (eine amerikanische Variante von English Billiards mit 4 Bällen, die damals vorherrschende Disziplin in den USA),[10] sowie zwischen William Cook und John Roberts Sen. 1870 in London im English Billiards.[11] 1873 fand ferner die erste Profi-Weltmeisterschaft in der Karambolage-Variante Freie Partie in New York City statt.[12] 1878 folgte die erste US-Pool-Meisterschaft; Austragungsort war ebenfalls New York.[13]


Während in den USA und in Großbritannien die Impulse maßgeblich von den Profis ausgingen, war der Billardsport in dieser Zeit in Kontinental-Europa vom Geiste des Amateursports geprägt, bedingt auch durch die Einflüsse der Französischen Revolution und des neu belebten Olympischen Gedankens – wenngleich es vor allem im Karambolage auch europäische Profis und eine ausgedehnte Amateurlandschaft in den USA gab.


Eine letzte große Änderung bezüglich des Materials setzte sich im ausgehenden 19. Jahrhundert durch, indem das vorher verwendete Elfenbein der Bälle durch Kunstharze ersetzt wurde. Mit Ausnahme der Disziplin Billard Artistique werden heute für Billard ausschließlich Bälle aus hochwertigen Phenolharzen verwendet.



20. Jahrhundert |


Die Amateur-Weltmeisterschaft 1903 im Cadre 45/2 in Paris wird heute als das erste Großereignis in Kontinental-Europa angesehen. Der Erste Weltkrieg und der damit verbundene langjährige Stillstand von Karambolage in Europa ließ nicht nur die Begegnungen zwischen Spielern beider Kontinente zum Erliegen kommen, sondern auch zwei mehr oder weniger getrennte Linien entstehen – natürlich auch vor dem Hintergrund, dass Kontinentalreisen nach wie vor sehr aufwändig waren.


Billard war inzwischen auch in Asien zur Bewegung geworden – vor allem japanische Dreiband-Spieler waren seit dem frühen 20. Jahrhundert in den USA unterwegs, später auch in Europa. Sowohl in Großbritannien, Festland-Europa, Amerika als auch in Asien hinterließen die beiden Weltkriege, die Weltwirtschaftskrise von 1929 sowie die Alkoholprohibition in den USA von 1919 bis 1933 im Billardsport ihre Spuren; vor allem bei den Profis, deren Existenz direkt vom zahlenden Zuschauer abhängig war. Eine aufkommende Krise vor allem in den USA, aber auch in Großbritannien, wurde in den 1950er- und 60er-Jahren noch verstärkt durch das aufkommende Fernsehen, das den Spielern zunächst ihr Publikum nahm.
Poolbillard erlebte jedoch bald darauf eine Renaissance mit dem Erscheinen des Kinofilms Haie der Großstadt (1961), der in den USA für eine neue Begeisterungswelle für diese Variante sorgte. Gemeinsam mit dem 1986 erschienenen Spielfilm Die Farbe des Geldes waren beide Filme an der Begeisterung für Poolbillard später auch in Asien und Europa beteiligt.
Ein neues Zeitalter von Billard in Großbritannien brach Ende der 1960er-Jahre an, als die BBC ein Format suchte, um den Zuschauern die Überlegenheit des Farbfernsehens deutlich zu machen – und sich hierfür Snooker aussuchte.
Die Präsenz amerikanischer und britischer Militär-Garnisonen in Festland-Europa nach dem Zweiten Weltkrieg sorgte spätestens seit den 1970er- und 80er-Jahren dafür, dass sich neben Karambolage auch Poolbillard und Snooker dort etablierten.


Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde eine weitere Welle in Bewegung gesetzt, als vor allem Poolbillard, aber auch Snooker den Weg nach Osteuropa fanden und seitdem in dieser Region mehr und mehr Anhänger finden.


Man kann heute noch die Einflüsse von Politik und Auswanderungswellen auf die Bedeutung der einzelnen Varianten in verschiedenen Regionen der Welt erkennen, doch spätestens mit dem Einsetzen der Globalisierung in den 1990er-Jahren sowie begünstigt durch die zunehmende digitale Vernetzung ist der Billardsport inzwischen in allen Teilen der Welt vertreten – manifestiert durch entsprechende Welt-, Kontinental- und Nationalverbände.



Spieltechnik |





Korrekte Armhaltung beim Stoß




Treffpunkte für den Spielball (weiß) aus der Sicht des Spielers:
•12:00: Nachläufer
•01:30–04:30: Rechtseffet
•06:00: Rückläufer
•07:30–10:30: Linkseffet
•Grau: Stoppball




Queuehaltung bei den verschiedenen Stößen (Seitenansicht):
1: Normalstoß (Zentrum)
2: Nachläufer
3: Rückläufer
4: Sprungball/Jump shot (Poolbillard)
5: Masséstoß (Karambolage)




Balllauf des Spielballs nach dem Carom (Zusammenstoß der Bälle):
1: Spiel-/Stoßrichtung
2: Carom/Treffpunkt
3: Ablaufrichtung


Beim Ausführen des Stoßes sollte der Unterarm gerade bleiben und es sollte ein rechter Winkel (90°) zwischen Unter- und Oberarm entstehen, beim Schwung sollte nur der Ellenbogen bewegt werden, ähnlich einem Uhrpendel, Schulter- und Handgelenk bleiben dabei steif (siehe Foto).


Es gibt mehrere Stoßtechniken. Zunächst ist zwischen einem ideal elastischen Stoß, der die weiße Kugel exakt in der Mitte trifft (in Fortsetzung einer Geraden) und einem Effetstoß (dezentral) zu unterscheiden. Der Effetstoß dreht die weiße Kugel an und ermöglicht so, die Kugel zu einem bestimmten Laufverhalten zu veranlassen (zum Beispiel Bogenstoß) oder eine bessere Ablage zu erhalten (zum Beispiel Rückläufer). Im geringen Maße überträgt sich ein negativer Effet auch auf die angespielte Kugel.



Nach-/Rückläufer |


Trifft man die Kugel von waagerecht her in der (vertikalen und horizontalen) Mitte, so wird sie zunächst ein wenig vom Queue geschoben, danach rutscht sie – abhängig von der Stärke des Effets – über das Tuch. Nach einer vom Material abhängigen Laufdistanz beginnt sie, wegen der Reibung auf dem Tuch, zu rollen. Ein Stoß, der die weiße Kugel außerhalb der Mitte trifft, führt zu einer Drehung der Kugel um ihre eigene Achse. Zusätzlich zum Impuls, mit dem man die primäre Laufrichtung bestimmt, wird die Kugel in Rotation versetzt. Je nachdem, wo die Kugel mit dem Queue getroffen wird, hat dies unterschiedliche Wirkungen:


Oberhalb der Mitte

Die weiße Kugel wird, nachdem sie eine andere Kugel zentral getroffen hat, dieser nachlaufen. Daher heißt dieser Stoß Nachläufer oder auch Laufball.

Unterhalb der Mitte

Die weiße Kugel wird nach dem zentralen Auftreffen auf eine andere Kugel zurücklaufen (daher heißt dieser Stoß Rückläufer oder Zugball) oder ihren Lauf verlangsamen oder – beim sogenannten Stoppball – genau an dieser Position liegen bleiben, falls die weiße Kugel nach dem Auftreffen auf die farbige Kugel keine vorwärts- oder rückwärtsrotierende Energie besitzt.


Effet |


In beiden genannten Fällen wie auch beim Rechts- beziehungsweise Linkseffet wird annähernd die gesamte Translationsenergie (die Energie, die in der Vorwärtsbewegung steckt) auf den getroffenen Ball übertragen, während die im Spielball enthaltene Rotationsenergie zu dem beschriebenen Effekt führt. Wird nicht völlig zentral getroffen, teilt sich – in Relation zur Abweichung des Anspielpunktes von der Mitte – die Translationsenergie zwischen den Bällen auf und diese laufen in unterschiedliche Richtungen. Das ruhige Nachführen des Queues ist hierbei wichtig. Ein kurzer, abgehackter Stoß führt dazu, dass der Effet nur kurz anhält und vor Erreichen des Zielballs in zusätzliche Translationsenergie übergegangen ist (Nachläufer) oder von der Reibung kompensiert wurde (Rückläufer). Solange der Effet wirkt, rollt der Ball nicht seinen Umfang auf dem Tuch ab, sondern rutscht im Idealfall über das Tuch bis zum Erreichen des anvisierten Balls.


Rechts oder links der Mitte (seitlicher Effet)

Die weiße Kugel wird nach geradem Auftreffen auf eine Bande nicht gerade zurücklaufen. Dieser seitliche Effet ändert den Winkel zu der Seite, auf der man die weiße Kugel angespielt hat.

Besonders bei den technischen Disziplinen im Karambolage (Freie Partie, Cadre) wird dieser Effet dazu eingesetzt, um den angespielten Ball 2 wieder korrekt zu positionieren. Die Rotation wird beim Auftreffen – wie zwischen zwei verbundenen Zahnrädern – als Gegeneffekt übertragen und wirkt sich nach dem Berühren einer Bande sichtbar aus (Serienspiel).

Alle diese Möglichkeiten lassen sich kombinieren, um beispielsweise der weißen Kugel nach dem Versenken einer anderen Kugel eine ganz bestimmte Laufrichtung zu geben. Nur so lassen sich exakte Positionen erreichen, um das Spiel fortzusetzen.


Die höchste Trefferwahrscheinlichkeit erreicht man immer, wenn man die Kugel in der Mitte anspielt.


Weiterhin gibt es Kopfstöße, die besonders bei Trick-Shots und beim Kunststoß (heute: Billard Artistique), aber auch regelmäßig bei den technischen Disziplinen des Karambolage Anwendung finden. Kopfstöße (Massé, Piqué) bewirken beispielsweise, dass die Kugel einen deutlich sichtbaren Bogen beschreibt, sich zunächst vorwärts und dann ohne weiteren Ball- oder Bandenkontakt rückwärts bewegt, dieselbe Bande oder angrenzende Banden gleich mehrfach hintereinander berührt oder gar von der Tischplatte abhebt. Die weiße Kugel wird hierzu mit einem Winkel von ungefähr 30 bis 90° von oben gestoßen. Es gibt jedoch Regeln, die diese und andere Trickstöße wie zum Beispiel den Jump-Stoß beim Pool begrenzen.



Ablauf des Spielballs |


Der Ablauf des ohne Effet gestoßenen Spielballs nach dem Carom beträgt 90° zur Laufrichtung des getroffenen Objektballs (OB), wenn der OB nicht mittig getroffen wird.


Wird der OB beispielsweise nur etwas von der Mitte versetzt getroffen, so dass er einen um wenige Grad von der Spielrichtung abweichenden Weg nimmt, so wird der Spielball fast rechtwinkligen Weg zur Spielrichtung laufen (siehe Grafik, linker Teil). Wird der OB jedoch nur ganz schwach seitlich getroffen, so dass er einen Weg fast rechtwinklig zur Spielrichtung nimmt, so wird der Stoßball danach nahezu in Spielrichtung weiterlaufen (siehe Grafik, rechter Teil).


Auf diese Weise kann in zahlreichen Spielsituationen der Ablauf des Spielballs beeinflusst und seine exakte Ablage für den nächsten zu spielenden Ball erreicht werden. Zusätzlich kann der Stoß mit Nachläufer-Effet (10:30 – 01:30) oder Rückläufereffet (04:30 – 07:30) ausgeführt werden, um auf die Laufweite des Spielballs Einfluss zu nehmen. Dabei ist, je voller der OB getroffen wird, desto mehr Stoßkraft notwendig, um den Spielball entsprechend weit laufen zu lassen, beziehungsweise je dünner der OB angeschnitten wird, desto weniger.


Die Ablauftechnik ist das Grundwissen und die wichtigste Technik beim Karambolage, insbesondere beim Einband und Dreiband.



Spielarten |




Pooltisch mit Zubehör




Snookertisch im Hotel Cromlix House in Schottland




Karambolage-Tische




Spielsituation im Kegelbillard




Tisch für russisches Billard




Englisch-Billards-Tisch



Poolbillard |



Poolbillard wird mit einem Spielball (die Weiße) und 15 Objektbällen (die Farbigen) gespielt.
Davon gibt es jeweils sieben Halbe, sieben Volle plus die schwarze Acht. Die Namensgebung bezieht sich auf die Art der Farbgebung.


Der Spielball darf als einzige Kugel direkt mithilfe des Queues gespielt werden. Die Spieler haben abwechselnd je eine Aufnahme. Die Aufnahme ist beendet, wenn der Spieler mit seinem Stoß keine Kugel regelgerecht lochen konnte.


Die populärsten Unterarten von Poolbillard sind 8-Ball, 9-Ball, 10-Ball und 14/1 endlos.



Snooker |



Das Spielprinzip beim Snooker besteht darin, 15 rote und 6 andersfarbige Kugeln (die Farbigen) nach bestimmten Regeln zu versenken.


Ähnlich wie im Poolbillard darf nur die Weiße mit dem Queue berührt werden, und die Spieler haben abwechselnd je eine Aufnahme. Allerdings ist der Snookertisch um einiges größer als der Poolbillardtisch, und die Taschen sind kleiner und mit abgerundeten statt geraden Kanten geformt.



Karambolage |



Beim Karambolage, auch Karambol, wird nur mit drei Kugeln gespielt, die in der Regel die Farben Rot, Weiß und Gelb haben.


Im Gegensatz zum Poolbillard oder Snooker werden keine Kugeln in Taschen versenkt, der Tisch hat keine Löcher. Stattdessen geht es darum, mit dem Spielball die anderen beiden Kugeln nach bestimmten Regeln zu treffen.


Die bekanntesten Variationen sind die Freie Partie, Cadre, Einband, Dreiband sowie Billard Artistique



Kegelbillard |



Beim Kegelbillard ist es das Ziel, mit dem bespielten Ball möglichst viele Kegel umzuwerfen.


Als Spieltisch wird ein kleinerer Karambolage-Tisch mit den Maßen 180 × 90 Zentimeter verwendet. In der Mitte des Tisches werden fünf oder neun Kegel aufgestellt. Das Spiel wird mit drei Karambolage-Bällen gespielt.


Die bedeutendsten Variationen 5-Kegel-Billard, 9-Kegel-Billard sowie das Billard-Kegeln.



Russisches Billard |



Russisches Billard ist eine Billardvariante, die vor allem in Russland und den übrigen GUS-Staaten sehr populär ist.


Gespielt wird auf einem 12-Fuß-Tisch mit 16 Kugeln, die mit 68 Millimeter Durchmesser noch größer sind als Karambolage-Kugeln. In den nur 73 Millimeter breiten Einlauf der Ecktaschen ist eine Kugel somit nicht zu versenken, wenn zu einer der beiden Seiten der Tasche der Abstand mehr als 5 Millimeter beträgt.



English Billiards |



Gespielt wird auf einem 12-Fuß-Tisch mit sechs Taschen. Zwei Spieler spielen gegeneinander, und beide haben einen eigenen Spielball, der entweder weiß oder gelb ist. Der dritte Ball auf dem Tisch ist rot, und er ist der Objektball. Das Spiel verbindet Elemente verschiedener Spielarten. So kann man zum Beispiel Punkte erzielen, indem man eine der beiden anderen Kugeln versenkt, seine eigene nach einer Karambolage mit mindestens einer Kugel einlocht, oder wie bei Karambolage beide anderen Kugeln mit seinem Spielball trifft. Diese Möglichkeiten können kombiniert werden, um mehr Punkte zu bekommen.



Multicolore |



Multicolore ist ein französisches Glücksspiel, das Elemente des Roulette mit dem Billard verbindet und verschiedentlich in Billard Cercles genannten Spielklubs angeboten wird.



Billard bei internationalen Sportveranstaltungen |


Billard ist seit dem 5. Februar 1998 eine olympisch anerkannte Sportart, gehört aber nicht zum olympischen Programm. Der Weltdachverband des Billardsports WCBS wird in seinen Bemühungen um Aufnahme in das olympische Programm von der ARISF (Association of IOC Recognized International Sports Federations) gegenüber dem IOC vertreten.


Billard ist Teil des Sportprogramms bei den World Games seit 2001 in Akita sowie seit 1991 bei den Südostasienspielen. Zudem war Billard von 1998 bis 2010 Bestandteil der Asienspiele.



Billard und Doping |


Als Voraussetzung für die Anerkennung als olympische Sportart und als Mitglied des DOSB unterliegt Billard allen nationalen Anti-Doping-Regelungen der NADA bzw. der WADA.


Auf nationalen und internationalen Meisterschaften werden daher Doping-Proben genommen – ebenso werden Trainingskontrollen durchgeführt.


Der erste offizielle Dopingfall im deutschen Billard erregte 2007 Aufsehen und betraf Axel Büscher, den Deutschen Meister im Einband, der während der deutschen Meisterschaften in Bad Wildungen positiv auf eine verbotene Verschleierungssubstanz getestet wurde, die sich in einem ärztlich verordneten, aber nicht angegebenen Medikament befand. Es erfolgte unter anderem eine Aberkennung des Titels sowie eine Sperre.[14]


Bei der Deutschen Meisterschaft 2009 in Bad Wildungen wurde ein weiterer Sportler der Einnahme verbotener Substanzen überführt und für zwei Jahre gesperrt.[15]



Literatur |



  • L’Hombre, 1783, Seiten 171–189, abgerufen am 13. Juli 2012


  • Gaspard Gustave de Coriolis: Théorie mathématique du jeu billard. 1835.


  • Maurice Vignaux: Le Billard. Libriare-Editeur, Paris, Delarue 1889 und 1895.


  • William Hendricks' history of billiards : a compleat historie of Billiard evolution. Roxana, Illinois 1974.


  • Rolf Kalb: Billard verständlich gemacht. Copress, München 2003, ISBN 3-7679-0556-6.


  • Andreas Huber: richtig billard. BLV, München 2007, ISBN 978-3-8354-0132-7.


Siehe auch |



 Portal: Billard – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Billard


  • Billard-Terminologie, mit Listen der gebräuchlichen Fachbegriffe.


Weblinks |



 Commons: Billard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


 Wiktionary: Billard – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


 Wikinews: Billard – in den Nachrichten

  • Deutsche Billard-Union

  • Schweizerischer Billardverband

  • Billardsportverband Österreich

  • Poolbillardverband Österreich

  • World Confederation of Billiard Sports (WCBS)

  • Association of Recognized IOC International Sports Federations (ARISF)


Einzelnachweise |



  1. ab The origin of the game of Billiards (Memento vom 29. Mai 2009 im Internet Archive) von cuesnviews.co.uk


  2. O. Bloch, W. von Wartburg: Französisches Etymologisches Wörterbuch (FEW), Presses Universitaires de France, Paris 1932, ISBN 2-13-044065-7


  3. Übersetzung „bille“ (französisch-deutsch) von dict.leo.org


  4. Suffixe -ard von Wiktionary


  5. The poetical works of Edmund Spenser. S. 103, J. Nichol, Edinburgh, Schottland, 1859


  6. 2. Akt, 5. Szene, Alexandria


  7. The Compleat Gamester in Wikimedia Commons


  8. An Epitome of Hoyle. S. 18–26


  9. Forgotten History – The story of François Mingaud auf snookergames.co.uk.


  10. New York Times, 14. April 1859


  11. EABA: The Professional Championship February 1870


  12. New York Times, 25. Juni 1873


  13. New York Times, 21. April 1878


  14. Doping-Skandal beim Billard Bild.de vom 18. März 2008


  15. Positiver Dopingfall bei DM 2009 Veröffentlichung der DBU vom 17. Februar 2010


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