Saalkirche






Innenraum der Saalkirche in Garz





Kathedrale von Angers, Spätromanik




Die ehem. Kathedrale St.-Maurice in Mirepoix hat mit 21,40 m Breite das breiteste gotische Kirchenschiff des Mittelalters





Kathedrale von Albi, Abseitensaal




Grundriss der Französisch-reformierten Kirche in Frankfurt





St.-Jürgens-Kirche bei Lilienthal, um 1190, Saalkirche mit Gewölbejochen





Kathedrale von Angers, Spätromanik, Gewölbejoche und kreuzförmiger Grundriss





Französische Kirche in Potsdam, Saalkirche und Zentralbau


Eine Saalkirche ist ein Kirchengebäude, dessen Innenraum nicht durch freistehende Stützen unterteilt ist. Neben der Hallenkirche, der Basilika, dem Zentralbau und der Querkirche ist sie einer der Grundtypen des Kirchenbaus. Die Klassifizierungen Zentralbau und Saalkirche schließen einander ebenso wenig aus wie Kreuzkirche und Saalkirche.




Inhaltsverzeichnis





  • 1 Grundrisse


  • 2 Decken


  • 3 Geschichte


  • 4 Besondere Formen

    • 4.1 Wandpfeilerkirche und Abseitensaal


    • 4.2 Querschiffiger Saal



  • 5 Saalkirchen (Auswahl)

    • 5.1 Querschiffige Saalkirchen (Auswahl)



  • 6 Siehe auch


  • 7 Weblinks


  • 8 Einzelnachweise




Grundrisse |


Der Innenraum der Kirche kann, muss aber nicht rechteckig sein; ein Querschiff ist folglich möglich. Bei einem großen Teil der heutigen wie auch der archäologisch nachgewiesenen Saalkirchen ist der Altarraum leicht eingezogen, also etwas schmaler als der Gemeindesaal. Auch ein polygonaler, ein kreisrunder und ein ovaler Kirchenraum ohne freistehende Stützen ist eine Saalkirche. Je schmaler und länger der Innenraum ist, desto eher spricht man von einer einschiffigen Kirche. Kirchen ohne Säulen und Pfeiler, aber mit kreuzförmigem Grundriss werden sowohl als „kreuzförmige Saalkirchen“ wie auch als „einschiffige Kreuzkirchen“ bezeichnet.



Decken |


Saalkirchen können eine Holzdecke oder einen zum Kirchenraum hin offenen Dachstuhl haben. Sie können aber auch gewölbt sein, wobei dies der Breite einer Kirche meist abträglich ist. Dabei finden sich außer Tonnengewölben oder den ganzen Raum überspannenden Zeltgewölben auch Gliederungen der Decke in mehrere Joche, die von Kreuzgrat- oder Kreuzrippengewölben überspannt werden. Das Rippengewölbe der Kirche St.-Maurice in der südfranzösischen Kleinstadt Mirepoix überspannt mit 21,40 m Breite das breiteste gotische Kirchenschiff des Mittelalters.



Geschichte |


Vielerorts waren die ersten, heute oft nur noch archäologisch nachweisbaren Kirchen, Saalkirchen (siehe z. B. die karolingischen Dreiapsidenkirchen). Lange Zeit war den Raumbreiten, die man ohne Stützen überdachen konnte, enge Grenzen gesetzt. Daher wurden viele Saalkirchen mit Zunahme der Bevölkerung im Kirchspiel durch mehrschiffige Kirchen ersetzt oder zu solchen ausgebaut. Mancherorts ersetzte man einfach eine Außenwand durch eine Arkade und baute ein zweites Schiff neben das alte.


Mit der Entwicklung neuer Techniken und besserer Baustoffe konnten ab der Spätgotik jedoch auch größere Räume überspannt werden. Außerdem entdeckte man mit der Reformation die christliche Bescheidenheit wieder. Daher wurden etliche im Dreißigjährigen Krieg oder z. B. im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörte Hallenkirchen und Pseudobasiliken als Saalkirchen wiederaufgebaut. Dabei wurde die äußere Erscheinung des Kirchenschiffs oft kaum abgewandelt. Säulen wurden unbeliebt, weil sie die Sicht auf den Altar verstellten und weil man sich insgesamt von der Gotik absetzen wollte. Daher hatte ein sehr großer Teil der Kirchenneubauten die Form von Saalkirchen.


Im Historismus wurden wieder einige Hallenkirchen und Basiliken gebaut. Von den zahlreichen im Zweiten Weltkrieg zerstörten mehrschiffigen Kirchen wurden wiederum einige beim Wiederaufbau zu Saalkirchen.



Besondere Formen |



Wandpfeilerkirche und Abseitensaal |


Um die seitlichen Kräfte abzufangen, die bei der Überwölbung breiter Räume auftreten, verwendete man in der Renaissance und im Barock vorzugsweise Wandverstärkungen auf der Innenseite der Außenmauern. Stehen diese Wandverstärkungen nur wenig vor, so spricht man von einer Wandpfeilerkirche. Auch einige Hallenkirchen sind Wandpfeilerkirchen, so die Frauenkirche in München. Stehen die Mauerrippen weiter vor, so entstehen Nischen, die man als Abseiten bezeichnet. Bei katholischen Bauten waren diese Abseiten zur Einrichtung von Kapellen beliebt. Daher wurden Abseitensäle vor allem in katholischen Kirchen errichtet. Diese Nischen können bis zur Saaldecke reichen, aber auch so niedrig enden, dass sich darüber auf die Vorderenden der Trennwände ein Obergaden mit Fenstern stützt. So ähnelt der Raumeindruck dem einer Basilika, obwohl es keine Seitenschiffe gibt.



Querschiffiger Saal |


Saalkirchen sind in der Regel der Länge nach ausgerichtet, Altar und Chor befinden sich an einer der schmaleren Seiten und sind im Mittelalter stets nach Osten ausgerichtet (geostet). Seit der Reformation gibt es Predigtkirchen und so genannte querschiffige Saalkirchen, kurz Querkirchen, deren Kanzel und vermehrt dann auch Altarbereich die Längsseite einnimmt.



Saalkirchen (Auswahl) |



  • Kathedrale von Albi, gotischer Abseitensaal


  • Kathedrale Saint-Maurice von Angers, einschiffige Kreuzkirche mit Kreuzgratgewölben


  • Bonifatius-Kirche Arle[1]

  • Kapelle St. Agatha Disentis


  • Christuskirche in Dresden-Strehlen, Jugendstil


  • Johanniskirche in Frankfurt-Bornheim, eine barocke Saalkirche.


  • Kathedrale Saint-Léonce von Fréjus

  • Ev.-luth. Kirche zu Friedersdorf (Spree), Ortsteil der Stadt Neusalza-Spremberg, Landkreis Görlitz

  • Kath. St. Johannes Evangelist Kirche in Gernsdorf


  • Providenzkirche in Heidelberg


  • Jakobikirche in Hildesheim.


  • Seminarkirche in Hildesheim.


  • St.-Sixtus- und Sinicius-Kirche Hohenkirchen[2]

  • Saalkirche in Ingelheim


  • St. Maurinus in Leverkusen-Lützenkirchen


  • Pfarrkirche St. Vitus in Löningen, größte pfeilerlose Saalkirche Deutschlands

  • Hofkirche von Ludwigslust

  • Osloer Dom


  • Kirche zum Heiligen Kreuz Pakens[2]


  • Sainte-Chapelle der Conciergerie von Paris, oberer der beiden Kirchenräume


  • Französische Kirche in Potsdam, 1752/53, ovaler Grundriss, Altarbereich ist die leere Mitte


  • Heilandskirche am Port von Sacrow bei Potsdam, welche durch den umlaufenden Gang jedoch von Außen den Eindruck einer Basilika vermittelt


  • Pfarrkirche Obritzberg, Niederösterreich


  • Pfarrkirche St. Jakobus in Rüdesheim


  • Stiftskirche in Stuttgart, bis zum Zweiten Weltkrieg eine gotische Staffelhalle, seit dem Wiederaufbau ein Abseitensaal, jedoch ohne Obergaden.


  • St.-Martin-Kirche Tettens[2]


  • Konstantinbasilika in Trier, etwa 305–311 als Palastaula errichtet, Deutschlands älteste Saalkirche


  • St.-Johannes-Kirche Waddewarden[2]


  • St.-Elisabeth-Kirche Westrum[2]


  • St.-Cosmas- und Damian-Kirche Wiarden[2]


  • Evangelisch-lutherische Kirche Wiefels[2]


  • Evangelisch-lutherische Kirche Wüppels[2]


Querschiffige Saalkirchen (Auswahl) |


  • Evangelisch-lutherische St.-Pauls-Kirche in Dinkelsbühl, 1840–1843 in einem historisierenden, damals byzantinisch genannten Stil erbaut


  • Reformierte Kirche in Lübeck in klassizistischer Revolutionsarchitektur


  • St.-Petri-Kirche in Ratzeburg

  • Evangelisch-lutherische Kreuzkirche in Sehnde

  • Evangelische Schlosskapelle im Alten Schloss in Stuttgart


  • Evangelisch-reformierte Kirche in Wölfersheim


Siehe auch |


  • Querkirche


Weblinks |



 Wiktionary: Saalkirche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

  • baugeschichte.a.tu-berlin.de, Das Mittelalter – ottonische, salische und staufische Architektur

  • www.baufachinformation.de, Beispielliste von Saalkirchen mit Links zu näheren Beschreibungen


Einzelnachweise |



  1. Kirchengemeindelexikon: Arle, abgerufen am 2. März 2019.


  2. abcdefgh Axel Bürgener, Klaus Siewert: Saalkirchen im Wangerland, Verlag "Auf der Warft", Münster – Hamburg – Wiarden 2015, ISBN 978-3-939211-97-6.









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